Thaddeus von Twer
Gedächtnis: 18. Dezember, Synaxis der Neomärtyrer von Russland und 26. Oktober (Auffindung der Gebeine)
Der Hieromärtyrer Thaddeus (Faddej, mit weltlichen Namen Iwan Wassiljewitsch Uspenskij) wurde am 12. November 1872 in der Familie eines Landpriesters des Bistums Nishhnij Nowgorod geboren. Nach seiner Ausbildung am geistlichen Seminar in seiner Heimatstadt und an der Moskauer Geistlichen Akademie wurde er l897 Mönch und darauf Mönchspriester. 1902 wurde er zum Inspektor ernannt. Es folgte, bereits im Rang eines Archimandriten, seine Berufung zum Rektor des geistlichen Seminars von Olonez. In dieser Zeit war er befasst mit der Herausgabe seiner theologischen Schriften "Die Einheit im Buch des Propheten Jesaja" und "Jehova", die im Geiste orthodoxer Bibelkunde geschrieben waren. Seine wissenschaftlichen Werke trugen ihm den Grad eines Doktors der Theologie ein. Archimandrit Thaddeus erhielt 1908 die Bischofsweihe und wurde Oberhirte im Bistum Wladimir-Wolynskij.
Auch als Hierarch änderte er seine monastische asketische Regel nicht, sondern betete und fastete wie zuvor. Seine Herde sah in ihrem neuen Erzhirten einen Mann voll heiligem Leben, ein Vorbild an Sanftmut, Demut und Reinheit. In den ersten, schwersten Monaten der russischen Revolution hat er seine Herde geistlich betreut und ihr mutig beigestanden, In seiner Person erhielten die Orthodoxen einen furchtlosen Fürsprecher.
Zu Beginn des Jahres 1922 wurde Bischof Thaddeus verhaftet und aus dem Gouvernement Wolynien ausgewiesen. Nach kurzer Gefängnishaft traf er sich mit Patriarch Tichon in Moskau. Nach einer weiteren Festnahme wurde Bischof Thaddeus verbannt. Bekannt ist, dass er in der Verbannung viele geistlich ermunterte und materiell unterstützte. Nach der Verbannung wurde er im Dezember 1923, nunmehr bereits im Rang eines Erzbischofs, auf den Bischofsstuhl von Astrachan erhoben, Erzbischof Thaddeus traf in der Stadt ein, als die Erneuerer-Bewegung voll entbrannt war und der Orthodoxie nur noch zehn Kirchen geblieben waren. Während seines Aufenthaltes vermied der Hierarch die offene Auseinandersetzung mit den Erneuerern, er entlarvte sie am Beispiel seines eigenen Lebens. Der sittliche Einfluss des Oberhirten auf die Gläubigen war immens. Neben den Ikonen standen an den häuslichen Ikonostasen Photographien Seiner Eminenz. Er führte ein wahrhaft selbstloses Leben äußerster Bescheidenheit, war einfach und offen im Umgang. Er empfing in seiner Freizeit Gäste und hielt morgens und abends die vorgeschriebenen Gottesdienste ab.
Im Oktober 1926 wurde der Patriarchenstatthalter, Metropolit Sergius (Stragorodski), verhaftet. Seine Nachfolge trat Erzbischof Iosif (Petrowykh) von Rostow an, der Erzbischof Thaddeus zu einem seiner Stellvertreter ernannte. Da nach der Festnahme von Erzbischof Iosif das Amt eines Patriarchenstatthalters frei wurde, begab Seine Eminenz Thaddeus sich Mitte Dezember 1926 nach Moskau, um die ihm übertragenen Pflichten in der Kirchenleitung zu übernehmen. Er kam indessen nicht bis Moskau, weil er von den Behörden in Saratow festgehalten und dann nach Kusnezk verbracht wurde, wo man ihn bis März 1928 festhielt.
Der inzwischen aus der Haft entlassene Metropolit Sergius bestimmte ihn für den Bischofsstuhl von Saratow. Doch bereits im November wurde Seine Eminenz Thaddeus nach Twer versetzt und führte auch hier ein Leben in Gebet und Askese. Er hatte stets ein Ohr für Leidende und Kranke und stärkte all diejenigen geistlich, die den Weg zu ihm gefunden hatten. Als 1936 die Verfolgung der orthodoxen Bevölkerung zunahm, verwehrten ihm die Behörden die Ausübung seines Amtes, so dass Seine Eminenz am Jahresende in den Ruhestand versetzt wurde. Ein Jahr später wurde Erzbischof Thaddeus am 20. Dezember 1937 festgenommen. Zehn Tage befand er sich in Untersuchungshaft, wo er mutig die sittlichen und physischen Leiden ertrug, bevor er am 31. Dezember 1937 erschossen wurde.
Er ging zum Herrn als Bekenner der Orthodoxie und Märtyrer für Christus. Sein Gedächtnis wird auch heute noch unter den Orthodoxen verschiedener Eparchien bewahrt, in denen er seinen bischöflichen Dienst versah, aber auch unter den Orthodoxen, die von dem gerechten Leben des Erzbischofs aus den Erzählungen der Zeitgenossen erfahren hatten.
Am 26. Oktober 1993 wurden zum Fest der Gottesmutterikone von Iveron seine ehrbaren Gebeine aufgefunden. Sie befinden sich heute in der Himmelfahrtskathedrale zu Twer.