Askese
Askese ist das Streben des menschlichen Willens zur Erlangung der Göttlichen Gnade mittels Übungen (Podwigen), also der Göttlichen Energie, die die menschliche Natur, die dem Sündenfall unterworfen wurde, rettet, heilt, verklärt und erneuert. Askese ist die Anstrengung des Menschen zur Erlangung des Heiligen Geistes als Sicherung der Rettung und des Himmelreiches.
Das Wort „Askese“ kam aus der antiken Kultur ins Christentum. Es kommt von griech. Askeo, was in der antiken Kultur die kunstfertige und strebsame Behandlung eines groben Materiales, die Ausschmückung oder Ausstattung einer Wohnung oder auch eine Übung, die körperliche und seelische Kräfte entwickelt, bezeichnete. Das Christentum übernahm dieses Wort in der Bedeutung Anstrengung, Tun, Mühe und Übung. Zugleich hat es diesem Wort einen neuen Sinn verliehen, den die heidnische Welt vorher nicht kannte.
Die christliche Askese wurde zur Anstrengung im Erwerb der Tugenden, die sich in den Geboten der Liebe zu Gott und den Nächsten äußert und der heidnischen Welt unbekannt waren. Die christliche Askese begann, eine besondere Willenshandlung zu bezeichnen, nämlich die Willenshandlung eines Menschen, der durch die Wirkung Gottes unterstützt wird, welcher die innere Verklärung und Umwandlung des Menschen wünscht und ihm auf dem Wege der Erfüllung der Gebote durch Seine Gnade hilft. Dieser Synergismus (= Zusammenarbeit, Übereinstimmung) der zwei Willen - dem Göttlichen und dem menschlichen - ist das grundlegende Prinzip der christlichen Askese.
Laut der Lehre der heiligen Väter führen asketische Anstrengungen (Podwigen) an sich noch nicht zur Vollkommenheit. Indem sie die Podwigen in körperliche und seelische unterteilen (das körperliche und das seelische bzw. innere Tun), postulieren die heiligen Väter ihre Notwendigkeit zur Bestätigung des Eifers und des Wunsches des Menschen im Werk der Rettung, weisen aber auch darauf hin, dass asketische Anstrengungen keinen Eigenwert haben, sondern nur die Göttliche Gnade die menschliche Natur retten, verklären, heilen und erneuern kann. Nur durch ihre Erscheinung und Wirkung ergeben die menschlichen Podwigen Sinn. Der Hl. Theophan der Klausner betont, dass alle menschlichen Übungen - Fasten, Arbeit, Wachen, Einsamkeit, Einkehr, Entfernung von der Welt, Bewahrung der Gefühle, Lektüre der Heiligen Schrift u.a. - immer nur vergebliche Bemühung bleiben, wenn die Göttliche Gnade nicht durch sie geht. „Wenn du in den Podwig eintrittst, richte deine Aufmerksamkeit und dein Herz nicht darauf“, lehrte der Hl. Theophan der Klausner, „sondern gehe an ihm vorbei als etwas Seitlichem; öffne dich für die Gnade, indem du dich als bereitwilliges Gefäß Gott anheimgibst“. Die Answesenheit der Gnade in der menschlichen Seele kennzeichnet sich durch die Freude an allem Geistlichen, an der Liebe zu Gott und den Nächsten und durch die Fülle der spirituellen Kräfte zur Erfüllung der evangelischen Gebote. Die Erlangung der Gnade ist die lebendige Gemeinschaft mit Gott. Sie ist die Einwohnung Gottes in den Menschen, - das letzte Ziel der Suche des menschlichen Geistes“ (Hl. Johannes Klimakos).
Askese ist nicht „Leben in einer Höhle und ständiges Fasten“, sondern die Fähigkeit, die eigenen Instinkte zu regulieren. (Seine Heiligkeit Patriarch Kyrill).
Siehe auch
Weblinks
- Archimandrit Simeon (Tomachinsky): Die Tugend der Internet-Enthaltsamkeit (21. Mai 2015)
- Kallistos Ware: Der geistliche Kampf in der modernen Welt
- Priester Oleg Mumrikov: DÜber das patristische Prinzip der Nüchternheit und christliches Verhalten im Internet (28. Oktober 2013)
- Alexei Osipov: Die Lehre über das Jesusgebet nach dem Hl. Hierarchen Ignatius (Brjantschaninow)
- Alexander Blud: Das geistige Tun als Art des Seins