Orthodoxe Kirchen byzantinischer Tradition in Deutschland

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Mehr als eine Million orthodoxe Christen unterschiedlicher Herkunft, Nationalität, Sprache und Kultur leben heute in Deutschland. Die große Mehrheit sind Griechen und Serben, die seit den sechziger Jahren nach Deutschland kamen, aber auch nicht wenige Deutsche gehören inzwischen der orthodoxen Kirche an.

Alle Orthodoxen verstehen sich als „Glieder einer Kirche“, obgleich diese eine Kirche aus einer Vielzahl von einzelnen, nationalen Kirchen besteht, die sich kulturell, sprachlich, geographisch und geschichtlich voneinander unterscheiden. Das Verbindende der orthodoxen Kirchen byzantinischer Tradition ist derselbe Glaube, gebunden an die Heilige Schrift, das altkirchliche Glaubensbekenntnis, kirchliche Überlieferungen und die Ökumenischen Konzile der geeinten frühen Kirche. Vereint sind die Kirchen auch durch dieselbe Kirchenordnung, das gottesdienstliche Leben und gleiche kirchenrechtliche Bestimmungen.

Die weitgehend synodale Struktur betont die Selbständigkeit der Ortskirchen. Die lokale Vielgestaltigkeit der einzelnen nationalen Kirchen wird über den Gedanken der „Abendmahlsgemeinschaft“, in der sich die Wesensgleichheit der gesamten Kirche wiedererkennt, aufgehoben.

Drei Organisationsprinzipien herrschen vor, durch die die einzelnen orthodoxen Kirchen ihr Verhältnis zueinander bestimmen:

1. Das Prinzip der Gleichheit, unabhängig von ihrer Große, wobei dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel ein Ehrenprimat, der Vorsitz und das Recht, in gesamtorthodoxen Angelegenheiten initiativ zu werden, eingeräumt ist (Primus inter pares). Ihm obliegt auch die Rechtshoheit über sehr viele Exarchate (Auslandskirchen) in der ganzen Welt. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel gehört zu den Gründungsmitgliedern des Ökumenischen Rates der Kirchen (ORK, 1948).

2. Das Prinzip der Selbständigkeit, das jeder Kirche erlaubt, in eigener Verantwortung das kirchliche Leben zu regeln und im Gottesdienst die jeweilige Landessprache zu verwenden. An der Spitze jeder einzelnen orthodoxen Kirche steht ein eigenes Oberhaupt (Patriarch), weshalb sie als „Autokephale orthodoxe Kirchen“ bezeichnet werden.

3. Das Prinzip der Kongenial, d. h. der konziliaren und synodalen Gemeinschaft, in dem der gemeinsame Glaube, derselbe Gottesdienst und dieselbe kirchliche Ordnung die volle Kirchengemeinschaft unter allen orthodoxen Kirchen herstellen. Zwischen den Orthodoxen Kirchen byzantinischer Tradition besteht Kirchen- und damit auch Sakramentsgemeinschaft. Gemeinsame Konzile ist ein weiteres Merkmal der orthodoxen Gesamtkirche.Weltweit gibt es ca. 400 Millionen Gläubige. Zur Gemeinschaft der Orthodoxen Kirche byzantinischer Tradition gehören heute die Autokephalen Orthodoxen Kirchen von

Im byzantinischen oder oströmischen Reich entwickelte sich die orthodoxe Kirche von Konstantinopel zu einem Zentrum, in dem die wichtigsten altkirchlichen Glaubensbekenntnisse festgelegt wurden. In Konstantinopel fanden mehrere der für die spätere Kirchengeschichte wichtigen ersten ökumenischen Konzilen statt. Konstantinopel blieb auch nach seiner Eroberung durch die Türken (1453) geistiger Bezugspunkt der Orthodoxie. Nach der Spaltung von Ost- und Westkirche (1054) und unter dem späteren Osmanischen Reich blieb die orthodoxe Kirche identitätsstiftende Bewährerin ihrer religiös-kulturellen Tradition.

Nach © "Orthodoxe Gemeinden im Bereich der EKHN", Frankfurt/Main, September 2002.