Diadochus von Photice

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Diadochus von Photice.jpg

Gedächtnis: 31. August

Der Heilige Diadochus von Photice war ein Asket im 5. Jahrhundert, dessen Werk Bestandteil der Philokalia ist.

Experten schreiben ihm großen Einfluss auf spätere byzantinische Heilige zu, etwa auf Maximos den Bekenner, Johannes Klimakos, Simeon den Neuen Theologen und generell die hesychastische Bewegung im 14. Jahrhundert. Er hatte auch im Westen großen Einfluss, vermittelt durch das Werk „Vom kontemplativen Leben“ (De vita contemplativa) von Julian Pomerius (†498).

Leben

Diadochus kam um das Jahr 400 zur Welt und starb vor 486. Er war Bischof von Photice, einer kleinen Stadt in der Provinz Alt-Epirus im heutigen Nordgriechenland. Im Jahr 451 nahm er am Konzil von Chalcedon teil.

Er war sehr wahrscheinlich Teil einer Gruppe hochrangiger Epiräer, die bei einem Vandalenüberfall zwischen 467 und 474 gefangengesetzt wurden. Diese Gruppe wurde später nach Nordafrika in die Nähe von Karthago verschleppt, wo sich die Spur verliert. Datum und Ort seines Todes sind deshalb nicht genau bekannt, aber es wird angenommen, dass er vor 486 starb.

Schriften

Die Schriften des Diadochus und seine asketische Praxis waren stark beeinflusst von Evagrius dem Einsiedler (auch bekannt als Evagrios Pontikos) und dem Heiligen Makarios von Ägypten (dem Großen), vor allem von deren Konzept der Hesychia (gr. ἡσυχία „Ruhe“, „Stille“), der intensiven spirituellen Erfahrung und dem Eifer im Kampf gegen die Dämonen.

Die Hundert Kapitel

In all seinen Werken erweist sich Diadochus als Großmeister der Doktrin von Chalcedon. Sein bekanntes Werk, Gespür für Gott: Hundert Kapitel über die christliche Vollkommenheit (auch bekannt als „Hundert Kapitel“ oder „Hundert Texte“) hat er tatsächlich für seine Mönchsbrüder geschrieben, als Reaktion auf die fremden Lehren der häretischen Massalianer-Sekte in Mesopotamien (auch als „Euchiten“ bekannt). Einige Autoren haben in Verkennung der Rolle des Heiligen Makarios in Mesopotamien irrtümlich angenommen, Diadochus habe sein Hauptwerk gegen diesen verfasst. Dies war jedoch nicht der Fall, denn die Rolle des Makarios war es, diejenigen aus der massalianischen Ketzerei herauszulösen, die dort zufällig bzw. fehlgeleitet durch die widersprüchlichen Diskurse zwischen den unorthodoxen Lehren gelandet waren.

In den Hundert Kapiteln zeigt sich Diadochus als Bischof, der über die Orthodoxie seiner Herde besorgt ist, und als klar positionierten Streiter in den spirituellen Auseinandersetzungen seiner Zeit. In den Kapiteln 13 und 91 erscheint er auch als wahrhaft christlicher Mann des Gebets, vereint mit Gott, der das Leben in Christum“ entdeckt hat und dieses Gut mit seinen Lesern teilen möchte.

Manchmal werden diese Teile seines Werkes als die “Gnostischen Kapitel” bezeichnet; dies kann allerdings irreführend sein, da sich „gnostisch“ in diesem Fall auf die Theorie (die Erkenntnis Gottes) bezieht und nichts mit dem Gnostizismus zu tun hat, der von den Orthodoxen als Häresie betrachtet wird.

Zitate aus den Kapiteln elf und zwölf:

Der spirituelle Diskurs hält die Seele stets frei von Selbstüberschätzung, denn er gibt der gesamten Seele einen erleuchteten Sinn, so dass sie nicht länger das Lob der Menschen benötigt. Auf die selbe Weise hält solch ein Diskurs den Geist frei von Hirngespinsten, da er vollständig mit göttlicher Liebe angefüllt ist. Diskurse, die von weltlichem Wissen herstammen, führen dagegen immer zu Selbstüberschätzung, denn sie sind nicht geeignet, uns zu spiritueller Wahrnehmung zu geleiten; sie verleiten ihre Teilnehmer dazu, sich zu preisen, und dienen so nur der Hervorbringung selbstgefälliger Männer. Daraus folgt, dass wir mit Bestimmtheit wissen, wann wir in der geeigneten Verfassung sind, über Gott zu sprechen – wenn wir nämlich in den Stunden, in denen wir nicht sprechen, ein inbrünstiges Gedenken an Gott in ruhiger Stille verspüren.

Wer sich selber liebt, kann Gott nicht lieben; wenn aber durch ‚den überschwenglichen Reichtum‘ von Gottes Liebe ein Mensch sich selbst nicht liebt, dann liebt er wahrhaftig Gott (Eph 2,7). Solch ein Mensch strebt nie nach eigenem Ruhm, sondern nach dem Ruhm Gottes. Ein Mensch, der sich selbst liebt, strebt nach eigenem Ruhm, während jener, welcher Gott liebt, auch den Ruhm seines Schöpfers liebt. Es ist bezeichnend für die Seele, welche die Liebe Gottes bewusst verspürt, Gottes Ruhm in jedem eingehaltenen Gebot zuzustreben und glücklich mit dem eigenen niedrigen Status [in der Welt] zu sein. Denn der Ruhm steht Gott zu wegen seiner Herrlichkeit, während die Niedrigkeit dem Menschen ansteht, da sie uns mit Gott vereint. Wenn wir dies begreifen und uns an Gottes Ruhm erfreuen, dann werden auch wir, wie Johannes der Täufer, unaufhörlich sagen: ‚Er muß wachsen, ich aber abnehmen‘ (Joh 3,30).

Eine deutsche Übersetzung ist erschienen unter dem Titel: Gespür für Gott. Hundert Kapitel über die christliche Vollkommenheit (De perfectione spirituali capita centum); hrsg. von Karl Suso Frank; Christliche Meister, 19; Einsiedeln: Johannes 1982