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Der [[Heilige Amphilochius]], der noch in seiner Jugend ins Mönchstum eintrat, wurde in seinen reiferen Jahren und im Alter gewürdigt, das Leben eines Eremiten in der Wüste zu führen. Er zog sich in eine Höhle zurück, übte sich in Schweigsamkeit und erreichte große Fortschritte. Als vierzig Jahre seines Lebens als Eremit vollendet waren, erschien ihm in der Nacht ein Engel und sprach: „Amphilochius! Gehe in die Stadt und weide die geistlichen Schafe.“ Amphilochius blieb weiterhin auf sich selbst konzentriert und schenkte der Anordnung des Engels keine Aufmerksamkeit. In der nächsten Nacht erschien der Engel erneut und wieder holte die Anordnung und fügte hinzu, dass sie von Gott komme. Und wieder übte Amphilochius ihm gegenüber keinen Gehorsam, da er fürchtete, verleitet zu werden, und sich an die Worte des Apostels erinnerte, dass auch der Satan die Gestalt des Engels des Lichtes annimmt (2 Kor. 11, 14). In der dritten Nacht erschien der Engel wieder, und indem er sich durch die Lobpreisung des Herrn identifizierte, welche für ausgestoßene Geister unsagbar ist, nahm er die Hand des [[Starez|Starzen]], brachte ihn aus seiner Zelle heraus und zur naheliegenden Kirche. Die Kirchentüren öffneten sich von selbst. Die Kirche wurde von einem himmlischen Licht beleuchtet, und darin waren viele heilige Männer in weißen Gewändern, und ihre Gesichter waren wie die Sonne. Sie weihten Amphilochius zum Bischof der Stadt Ikonien. ([[Menäon]], für den 23. Novembertag)
Der [[Heilige Amphilochius]], der noch in seiner Jugend ins Mönchstum eintrat, wurde in seinen reiferen Jahren und im Alter gewürdigt, das Leben eines Eremiten in der Wüste zu führen. Er zog sich in eine Höhle zurück, übte sich in Schweigsamkeit und erreichte große Fortschritte. Als vierzig Jahre seines Lebens als Eremit vollendet waren, erschien ihm in der Nacht ein Engel und sprach: „Amphilochius! Gehe in die Stadt und weide die geistlichen Schafe.“ Amphilochius blieb weiterhin auf sich selbst konzentriert und schenkte der Anordnung des Engels keine Aufmerksamkeit. In der nächsten Nacht erschien der Engel erneut und wieder holte die Anordnung und fügte hinzu, dass sie von Gott komme. Und wieder übte Amphilochius ihm gegenüber keinen Gehorsam, da er fürchtete, verleitet zu werden, und sich an die Worte des Apostels erinnerte, dass auch der Satan die Gestalt des Engels des Lichtes annimmt (2 Kor. 11, 14). In der dritten Nacht erschien der Engel wieder, und indem er sich durch die Lobpreisung des Herrn identifizierte, welche für ausgestoßene Geister unsagbar ist, nahm er die Hand des [[Starez|Starzen]], brachte ihn aus seiner Zelle heraus und zur naheliegenden Kirche. Die Kirchentüren öffneten sich von selbst. Die Kirche wurde von einem himmlischen Licht beleuchtet, und darin waren viele heilige Männer in weißen Gewändern, und ihre Gesichter waren wie die Sonne. Sie weihten Amphilochius zum Bischof der Stadt Ikonien. ([[Menäon]], für den 23. Novembertag)


- Im Falle des entgegengesetzten Verhaltens brachten die Hl. [[Isaak]] und [[Nikitas]] vom [[Kiewer Höhlenkloster]], die im Eremitenleben neu und unerfahren waren, über sich ein grausamstes Übel, nachdem sie sich einer Erscheinung unbedacht anvertrauten. Dem Ersten erschien eine Menge von illuminierten Dämonen; einer der Dämonen nahm die Gestalt Christi an, und die anderen die Gestalt der heiligen Engel. Den Zweiten verführte der Dämon zunächst durch den Wohlgeruch und die Stimme, die göttlich wirkte, und dann erschien er ihm sichtbar in Gestalt eines Engels ([[Paterikon]] vom [[Kiewer Höhlenkloster]]). Die im monastischen Leben erfahrenen Mönche, die wahrlich heiligen Mönche fürchten sich viel mehr vor der ''Prelest'', viel weniger vertrauen sie sich selbst als die Neulinge, insbesondere diese, die vom fieberhaften Streben nach [[Askese]] (''[[Podwig]]'') befallen sind. Mit herzlicher Liebe warnte der Hl. Mönch [[Gregor von Sinai]] einen Schweiger, für den er sein Buch geschrieben hatte, vor der ''Prelest'': „Ich möchte, dass du über die ''Prelest'' eine bestimmte Vorstellung hast, damit du dich vor ihr hüten kannst,und damit du dir bei deinen Bestrebungen, die noch nicht durch das notwendige Wissen erleuchtet sind, nicht größten Schaden antuest und deine Seele verlierst. Das freie Belieben des Menschen neigt leicht zur Gemeinschaft mit unseren Gegnern, insbesondere das Belieben der Unerfahrenen und der Neulinge in der [[Askese]] (''[[Podwig]]''), da sie noch von Dämonen beherrscht werden.“ Wie wahr ist das! Unser freies Belieben neigt zur ''Prelest'', es ist von ihr angezogen, da jede ''Prelest'' unserer Anmaßung, unserem Ehrgeiz und unserem Stolz schmeichelt. „Die Dämonen befinden sich in der Nähe der Neulinge und Eigenwilligen, wobei sie Netze von Gedanken und todbringenden Phantasien auswerfen und Fallgruben bauen. Die Stadt der Neulinge - ihr ganzes Wesen also - befindet sich immer noch in der Herrschaft der Barbaren… Gebe dich nicht aus Leichtsinn jedem hin, das sich dir vorstellt, sondern verbleibe, indem du das Gütige mit viel Nachsinnen behältst und das Lügnerische ablehnst… Wisse, dass die Wirkungen der Gnade klar sind; ein Dämon kann sie nicht spenden: er kann weder Sanftmut, noch Stille, noch Demut, noch Hass auf die Welt spenden; er zähmt weder Leidenschaft noch Lüsternheit, wie die Gnade es tut“. Seine Wirkungen sind: „Eingebildetheit“, - also Arroganz, Überheblichkeit – „Hochmütigkeit, Beängstigung,  also alle Arten der Bosheit. An seiner Wirkung kannst du das Licht erkennen, das in deiner Seele erscheint - ob es von Gott ist oder vom Satan.“ (Philokalie. Über die ''Prelest'' u a.) Man muss wissen, dass so ein Nachsinnen den fortgeschrittenen Mönchen zugehört, nicht aber den neu eingestiegenen. Auch wenn der [[Gregor von Sinai|Heilige Sinait]] mit den neu Eingestiegenen spricht, sind sie bezüglich des Leben in Schweigsamkeit neu eingestiegen; einer von denen, der sowohl nach seinem Verbleiben im Mönchstum als auch nach dem körperlichen Alter ein [[Starez]] war, so wie es aus dem Buch sichtbar ist.  
- Im Falle des entgegengesetzten Verhaltens brachten die Hl. [[Isaak]] und [[Nikitas]] vom [[Kiewer Höhlenkloster]], die im Eremitenleben neu und unerfahren waren, über sich ein grausamstes Übel, nachdem sie sich einer Erscheinung unbedacht anvertrauten. Dem Ersten erschien eine Menge von illuminierten Dämonen; einer der Dämonen nahm die Gestalt Christi an, und die anderen die Gestalt der heiligen Engel. Den Zweiten verführte der Dämon zunächst durch den Wohlgeruch und die Stimme, die göttlich wirkte, und dann erschien er ihm sichtbar in Gestalt eines Engels ([[Paterikon]] vom [[Kiewer Höhlenkloster]]). Die im monastischen Leben erfahrenen Mönche, die wahrlich heiligen Mönche fürchten sich viel mehr vor der ''Prelest'', viel weniger vertrauen sie sich selbst als die Neulinge, insbesondere diese, die vom fieberhaften Streben nach [[Askese]] (''[[Podwig]]'') befallen sind. Mit herzlicher Liebe warnte der Hl. Mönch [[Gregor von Sinai]] einen Schweiger, für den er sein Buch geschrieben hatte, vor der ''Prelest'': „Ich möchte, dass du über die ''Prelest'' eine bestimmte Vorstellung hast, damit du dich vor ihr hüten kannst,und damit du dir bei deinen Bestrebungen, die noch nicht durch das notwendige Wissen erleuchtet sind, nicht größten Schaden antuest und deine Seele verlierst. Das freie Belieben des Menschen neigt leicht zur Gemeinschaft mit unseren Gegnern, insbesondere das Belieben der Unerfahrenen und der Neulinge in der [[Askese]] (''[[Podwig]]''), da sie noch von Dämonen beherrscht werden.“ Wie wahr ist das! Unser freies Belieben neigt zur ''Prelest'', es ist von ihr angezogen, da jede ''Prelest'' unserer Anmaßung, unserem Ehrgeiz und unserem Stolz schmeichelt. „Die Dämonen befinden sich in der Nähe der Neulinge und Eigenwilligen, wobei sie Netze von Gedanken und todbringenden Phantasien auswerfen und Fallgruben bauen. Die Stadt der Neulinge - ihr ganzes Wesen also - befindet sich immer noch in der Herrschaft der Barbaren… Gebe dich nicht aus Leichtsinn jedem hin, das sich dir vorstellt, sondern verbleibe, indem du das Gütige mit viel Nachsinnen behältst und das Lügnerische ablehnst… Wisse, dass die Wirkungen der Gnade klar sind; ein Dämon kann sie nicht spenden: er kann weder Sanftmut, noch Stille, noch Demut, noch Hass auf die Welt spenden; er zähmt weder Leidenschaft noch Lüsternheit, wie die Gnade es tut“. Seine Wirkungen sind: „Eingebildetheit“, - also Arroganz, Überheblichkeit – „Hochmütigkeit, Beängstigung,  also alle Arten der Bosheit. An seiner Wirkung kannst du das Licht erkennen, das in deiner Seele erscheint - ob es von Gott ist oder vom Satan.“ ([[Philokalie]]) Man muss wissen, dass so ein Nachsinnen den fortgeschrittenen Mönchen zugehört, nicht aber den neu eingestiegenen. Auch wenn der [[Gregor von Sinai|Heilige Sinait]] mit den neu Eingestiegenen spricht, sind sie bezüglich des Leben in Schweigsamkeit neu eingestiegen; einer von denen, der sowohl nach seinem Verbleiben im Mönchstum als auch nach dem körperlichen Alter ein [[Starez]] war, so wie es aus dem Buch sichtbar ist.  
 
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[[Kategorie:Geistliches Leben]]
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[[Kategorie:Theologie]]
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Version vom 1. März 2010, 01:28 Uhr

Ein Beispiel der Prelest: die Verführung der ersten Menschen

Das kirchenslawische Wort „Prelest” (прелесть, wörtl.: „All-Lüge“), auch heute noch in Bezug auf spirituelles Leben viel verwendet, bedeutet „Irrnis, Täuschung, Verleitung, Blendwerk, Lüge, Betrug“ und ist ein Begriff, zu dem es in den europäischen Sprachen kein Äquivalent gibt. Es wird als „spirituelle Täuschung“ ("spiritual delusion”)," „spiritueller Irrtum” ("spiritual deception“) oder "Illusion" übersetzt, also die irrige Annahme einer Illusion als Wirklichkeit im Gegensatz zu spiritueller Nüchternheit. Außerhalb des spirituellen Kontexts wird dieses Wort auf Russisch häufig im Sinne von „Charme“, „Attraktivität“ verwendet.

Konnotativ beinhaltet Prelest die Verlockung in dem Sinne, wie die Schlange Eva über die verbotene Frucht täuschte. Der Hl. Ignatios Brjantschaninow versteht Prelest viel breiter, vgl. dazu: „Wir sind alle in Prelest“. Laut Prof. Dr. Alexei Osipov bedeutet dieser Satz vor allem, dass wir alle unsere eigenen Sünden und Fehltritte meist nicht bemerken und uns in einer trügerischen Selbstüberschätzung befinden.




Aus dem Buch "Über Prelest" vom Hl. Hierarchen Ignatios (Brjantschaninow)

Heiliger Erleuchter Ignatios (Brjantschaninow).jpg

Jünger: Erkläre mir bitte genau und ausführlich den Begriff Prelest. Was ist Prelest?

Starez: Prelest ist die Beschädigung der menschlichen Natur durch die Lüge. Prelest ist der Zustand aller Menschen, ohne Ausnahme, der durch den Sündenfall unserer Ahnen bewirkt wurde. Wir sind alle in Prelest (Anfang der 3. Homilie des Ehrwürdigen Symeon dem Neuen Theologen, veröffentlicht 1852 im Optina-Pystun-Kloster). Das Wissen darüber ist die größte Verhütung gegen Prelest. Die größte Prelest ist es, sich von Prelest frei zu dünken. Wir sind alle betrogen, alle verleitet, befinden uns alle im falschen Zustand und benötigen die Befreiung durch die Wahrheit. Diese WAHRHEIT ist unser Herr Jesus Christus (Joh.8,32; 14,6). Mögen wir uns dieser Wahrheit durch den Glauben zu eigen machen; flehen wir zu dieser Wahrheit im Gebet, und sie wird uns aus der Untiefe der Selbsttäuschung und Täuschung durch die Dämonen herausziehen. Bitterlich ist unser Zustand! Er ist ein Gefängnis, aus dem wir unsere Seele herauszuführen flehen, damit wir den Namen des Herrn preisen (Ps. 142,8). Er ist jene finstere Erde, in die unser Leben durch den Feind niedergeworfen wurde, der uns beneidet und verfolgt hat (Ps. 143,8). Er ist die Gesinnung des Fleisches (Röm.8,6) und die fälschlich so genannte Kenntnis (1 Tim.6, 20), mit der die ganze Welt verseucht ist, die die eigene Krankheit nicht anerkennt und sie als blühende Gesundheit ansieht. Er ist Fleisch und Blut, die das Reich Gottes nicht ererben können (1 Kor.15,50). Er ist der ewige Tod, welchen der Herr Jesus Christus heilt und vernichtet, der die Auferstehung und das Leben ist (Joh.11,25). Solcherart ist unser Zustand. Die Erkenntnis dessen ist ein neuer Anlass zu Tränen. Mögen wir in Tränen zu dem Herrn Jesus flehen, damit ER uns aus dem Gefängnis herausführt, aus den irdischen Ungründen herauszieht, aus dem Maul des Todes herausreißt. „Unser Herr Jesus Christus“, sagt der Ehrwürdige Symeon der Neue Theologe, „ist eben darum zu uns herniedergestiegen, weil er uns aus dem Gefängnis und der bösesten Prelest herausnehmen wollte“ (Anfang der 3. Homilie).

Jünger: Diese Erklärung ist meinen Begriffen nicht zugänglich. Ich brauche eine Erklärung, die einfacher und meinem Verständnis näher ist.

Starez: Als Mittel zur Vernichtung der Menschheit wurde von dem gefallenen Engel die Lüge angewendet (Gen.3,13). Aus diesem Grund nannte der HERR den Teufel einen Lügner, den Vater der Lüge und einen Menschenmörder von Anfang (Joh. 8,44). Den Begriff der Lüge hat der HERR mit dem Begriff des Menschenmordes eng verbunden, da das letztere eine unvermeidbare Folge des ersteren ist. Mit den Worten „von Anfang“ wird darauf hingewiesen, dass die Lüge für den Teufel von Anfang an als Instrument für den Menschenmord diente; sie dient ihm ständig als Instrument für den Menschenmord, zur Vernichtung der Menschen. Der Beginn aller Arten des Bösen ist ein lügnerischer Gedanke! Die Quelle der verführerischen Selbsttäuschung und der dämonischen Prelest ist ein lügnerischer Gedanke! Mittels der Lüge erschlug der Teufel die Menschheit in ihrer ersten Wurzel, in den Urahnen, mit dem ewigen Tod. Unsere Urahnen ließen sich zu Prelest verleiten, das heißt, sie nahmen die Lüge für die Wahrheit, und nachdem sie die Lüge hinter der Maske für die Wahrheit nahmen, beschädigten sie sich mit der unheilbar todbringenden Sünde, was auch unsere Urmutter bezeuge. Die Schlange betrog mich, und ich aß (Gen.3, 13). Seit jener Zeit strebt unsere Natur, mit dem Gift des Bösen verseucht, willkürlich und unwillkürlich das Böse an, das sich dem verzerrten Willen, dem verkehrten Verstand und dem verkehrten Gefühl des Herzens als Gutes und Genuss darstellt. Willkürlich, da es in uns noch einen Rest an Freiheit in der Wahl des Guten und des Bösen gibt. Unwillentlich, da dieser Rest an Freiheit nicht als volle Freiheit agiert, sondern unter dem unentziehbaren Einfluss der Beschädigung durch die Sünde. Solcherart werden wir geboren; es ist uns unmöglich, nicht solcherart zu sein, und daher befinden wir uns alle, ohne jegliche Ausnahme, im Zustand der verführerischen Selbsttäuschung und der dämonischen Prelest. Aus dieser Sicht auf den Zustand der Menschen in Bezug auf das Gute und das Böse, auf den Zustand, der notwendigerweise jedem Menschen zugehört, ergibt sich folgende Definition von Prelest, die sie hinreichend erklärt: Prelest ist die Aneignung der Lüge, die der Mensch für die Wahrheit hält. Ursprünglich wirkt Prelest auf die Denkweise; nachdem sie akzeptiert ist und die Denkweise verdorben hat, wird sie sofort dem Herzen mitgeteilt und verkehrt die Gefühle des Herzens; nachdem sie das Wesen des Menschen beherrscht hat, durchflutet sie all seine Aktivitäten, sie vergiftet selbst seinen Körper, der vom SCHÖPFER mit der Seele untrennbar verbunden ist. Der Zustand der Prelest ist der Zustand des Unterganges bzw. des ewigen Todes.

Seit der Zeit des Falls des Menschen erhielt der Teufel zu ihm einen ständigen Zugang (Zitat aus dem Ehrwürdigen Symeon des Neuen Theologen, [vorhanden] in der Homilie des Nikephoros dem Mönch: Ehrwürdiger Makarios der Große, Homilie 7, Kap. 2). Der Teufel hat Recht auf diesen Zugang, denn der Mensch hatte sich seiner Gewalt willkürlich durch Gehorsam unterworfen, er hatte den Gehorsam an Gott verworfen. Gott hat den Menschen erlöst, freigekauft. Dem erlösten Menschen ist die Freiheit gegeben, entweder Gott oder dem Teufel Gehorsam zu leisten, und damit diese Freiheit sich ungezwungen äußern kann, ist dem Teufel der Zugang zum Menschen gelassen. Sehr natürlich ist es, dass der Teufel sich alle Mühe gibt, um den Menschen im alten Verhältnis festzuhalten, oder sogar in noch größere Versklavung hineinzuführen. Dabei setzt er seine alte und immerwährende Waffe ein: die Lüge. Er bemüht sich, uns zu verleiten und zu betrügen, indem er sich auf unseren Zustand der verführenden Selbsttäuschung stützt, unsere Leidenschaften. Diese krankhaften Triebe bringt er in Bewegung; ihre tödlichen Erfordernisse verkleidet er als Anmut; er bemüht sich, uns zur Befriedigung unserer Leidenschaften zu bewegen. Einer, der dem Wort Gottes treu ist, gestattet sich diese Befriedigung nicht; er zügelt die Leidenschaften, indem er die Angriffe des Feindes abwehrt (Jak.4,7): indem er nach dem Evangelium gegen die eigene verführende Selbsttäuschung handelt, die Leidenschaften zähmt und dadurch den Einfluss der gefallenen Geister auf sich allmählich vernichtet, kommt er allmählich aus dem Zustand der Prelest in den Bereich der Wahrheit und der Freiheit (Joh. 8,32), deren Fülle durch den Hauch der Göttlichen Gnade geliefert wird. Einer, der der Lehre Christi untreu ist und dem eigenen Willen und dem eigenen Verstand folgt, unterwirft sich dem Feind und geht vom Zustand der verführenden Selbsttäuschung zum Zustand der dämonischen Prelest über; er verliert den Rest seiner Freiheit und unterwirft sich vollständig dem Teufel. Die Zustände der Menschen, die in der dämonischen Prelest sind, können sehr unterschiedlich sein, indem sie der Leidenschaft entsprechen, mit der Menschen verleitet und versklavt werden, und auch dem Ausmaß der Versklavung des Menschen durch die jeweilige Leidenschaft. Aber alle, die der dämonischen Prelest verfallen sind - also durch die Entwicklung der eigenen verführenden Selbsttäuschung in Gemeinschaft mit dem Teufel und in die Sklaverei eingetreten sind - befinden sich in der Prelest, das heißt, sie sind Tempel und Instrumente der Dämonen, Opfer des ewigen Todes, des Daseins in den Kerkern der Hölle.

Jünger: Zähle bitte die Arten der dämonischen Prelest, die aus falscher Gebetsübung stammt.

Starez: Alle Arten der dämonischen Prelest, denen der Gebetspraktiker unterworfen werden kann, alle Arten der dämonischen Prelest entstehen dadurch, dass in die Grundlage des Gebets keine Buße hineingelegt wird, und dass die Buße nicht zur Quelle, zur Seele, zum Zweck des Gebets geworden ist. Jeder, der sich in der Gebetsübung (Podwig des Gebets) aufgrund von etwas, was er gehört oder gelernt hat, übermäßig anstrengt, geht zugrunde als einer, der für sich keinen Leiter gewonnen hat. „Wenn jemand“, sagt der Ehrwürdige Gregor von Sinai in dem oben erwähnten Artikel, „mit der selbstüberschätzenden Anmaßung, die sich auf Einbildung beruht, (im Original: wenn jemand träumt, mit seiner Meinung die Höhen zu erlangen (“аще кто мечтает высокая со мнением доспети”)), träumt, die Zustände des hohen Gebets zu erreichen und sich nicht den wahren Eifer, sondern den satanischen angeeignet hat, den fängt der Teufel bequem mit seinen Netzen als eigenen Diener“. Jeder, der sich bemüht, zur Hochzeit des Sohnes Gottes nicht in reinen und hellen Kleidern zu erscheinen, die durch die Buße erlangt werden, sondern in seinen Lumpen, im Zustand des Alten Menschen, der Sündhaftigkeit und der verführenden Selbsttäuschung, wird hinausgeworfen in die äußere Finsternis , also in die dämonische Prelest. Ich rate dir, - sagt der Heiland an denjenigen, der zur mystischen Priesterschaft berufen ist, - Gold von mir zu kaufen, geläutert im Feuer, auf dass du reich werdest; und weiße Kleider, auf dass du bekleidet werdest, und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, auf dass du sehen mögest. Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe. Sei nun eifrig und tue Buße ! (Offenb.3,18-19). Die Buße und alles, woraus sie besteht, also: Zerknirschung bzw. Reue des Geistes, Weinen des Herzens, Tränen, Selbstverurteilung, Gedenken und Vorgefühl des Todes, des Gerichtes Gottes und der ewigen Qual, Empfindung der Präsenz Gottes, Gottesfurcht - all dies sind die Gaben Gottes, die Gaben, deren Preis sehr hoch ist, die Gaben, die primär und grundlegend sind, die Sicherheiten der höchsten und den ewigsten Gaben. Bevor sie erworben werden, ist eine Bescherung mit weiteren Gaben unmöglich. „Wie auch immer unsere Askese erhoben sein mag“, sagte der Heilige Johannes der Klimakos, „aber wenn wir nicht ein bereuendes Herz haben, ist diese ganze Askese sowohl falsch als auch vergeblich“ (Klimax, Teil 7). Buße, Zerknirschung des Geistes, Weinen - das sind die Zeichen, die Zeugnisse der Richtigkeit der Übung des Gebets (молитвеннаго подвига), und ihre Abwesenheit ist ein Zeichen der Abweichung in eine falsche Richtung, ein Zeichen verführender Selbsttäuschung, der Prelest oder der Fruchtlosigkeit. Beides, sowohl Prelest als auch Fruchtlosigkeit, sind unvermeidliche Folge der falschen Gebetsübung, und die falsche Gebetsübung ist von der verführenden Selbsttäuschung nicht zu trennen.

Die gefährlichste der falschen Arten des Gebets besteht darin, dass der Betende durch seiner Einbildungskraft Phantasien oder Bilder ersinnt, die er anscheinend aus der Heiligen Schrift entnimmt. In der Tat entnimmt er sie aber aus seinem eigenen Zustand, seinem eigenen Fall, seiner eigenen Sündhaftigkeit, seiner eigenen Selbsttäuschung, Mit diesen Bildern schmeichelt er seiner Eingebildetheit, seinem Ehrgeiz, seiner Hochmütigkeit, seinem Stolz; er belügt sich selbst. Offenbar ist, dass alles, was durch die Träumerei unserer Natur, unserer durch den [Sünden]fall verzehrten Natur ersonnen ist, in der Tat nicht existiere - es ist Fiktion und Lüge, dem gefallenen Engel so innewohnend, von ihm so geliebt. Von seinem ersten Schritt auf dem Weg des Betens geht ein Träumer aus dem Bereich der Wahrheit heraus, er betritt den Bereich der Lüge, in den Bereich des Satans und unterwirft sich willkürlich dessen Einfluss.

Der Heilige Symeon der Neue Theologe beschreibt das Gebet eines Träumers und seine Früchte wie folgt: „Er hebt seine Arme, seine Augen und seinen Verstand zum Himmel empor, er bildet sich in seinem Versand“, - ähnlich Klopstock und Milton, - „Göttliche Ratschlüsse, himmlische Freuden, Chöre der heiligen Engel, Einsiedlungen der Heiligen, - kurz gesagt, in seiner Einbildung sammelt er alles, was er in der Heiligen Schrift gehört hat, er betrachtet das während des Betens, schaut zum Himmel empor, und bei all dem regt sich seine Seele im Sehnen und zur Liebe zum Göttlichen, manchmal vergießt er Tränen und weint. Auf diese Weise, nach und nach, wird sein Herz eingebildet, ohne das dies vom Verstand eingesehen wird; er meint, dass das von ihm Vollzogene eine Frucht der Göttlichen Gnade sei, die zu seinem Trost diene, und er betet zu Gott darum, dass ER ihn würdige, immer in diesem Tun zu verbleiben. Dies ist ein Zeichen von Prelest. Für solch einen Menschen, auch wenn er in perfekter Schweigsamkeit verbleibt, ist es kaum möglich, dass er Geistesverwirrung und Verrücktheit entgeht. Wenn ihm das nicht geschehen sollte, ist es für ihn jedenfalls nicht möglich, die spirituellen Würden der Vernunft und der Tugend oder auch der Leidenschaftslosigkeit zu erreichen. Auf diese Weise ließen sich diejenigen verführen, die das Licht und sein Scheinen mit diesen körperlichen Augen sahen, die mit ihrem Geruchssinn liebliche Gerüche rochen, die mit ihren Ohren Stimmen hörten. Einige von denen wurden besessen und gingen, beschädigt in ihrem Verstand, von Ort zu Ort; die Anderen empfingen den Dämon, der die Gestalt des hellen Engels angenommen hatte, wurden getäuscht und blieben sogar bis zum Ende unberichtigt, ohne von einem der Brüder einen Ratschlag anzunehmen; einige von denen, vom Teufel angestiftet, töteten sich selbst: einige andere stürzten in Bergschlünde hinunter; andere erdrosselten sich. Und wer kann die verschiedenen Täuschungen durch den Teufel aufzählen, mit denen er täuscht und die unsagbar sind? Allerdings kann jeder vernünftiger Mensch aus dem, was von uns gesagt wird, lernen, welcher Schaden aus dieser Art des Gebets entsteht. Wenn aber jemand von denen, die sie praktizieren, keinem der oben genannten Unheile unterzogen wird (aufgrund dessen, dass sie mit ihren Brüdern zusammenleben, da solche Unheile meist alleine wohnenden Eremiten widerfahren), verbringt er sein ganzes Leben erfolglos“ (Über die erste Art der Aufmerksamkeit und des Gebets)

Alle heiligen Väter, welche die Übung (Podwig) des inneren Gebets beschrieben, verboten nicht nur, willkürlich Phantasien zu entwickeln, sondern warnten uns auch davor, uns den Phantasien und Erscheinungen, die uns plötzlich, unabhängig von unserem Belieben, überkommen mögen, auszuliefern. Dieses kann während der Übungen (Podwig) des Gebets geschehen, insbesondere in der Schweigsamkeit. „Nehme es keinesfalls an“, sagt der Hl. Gregor von Sinai, „wenn du etwas siehst, ob mit deinen sinnlichen Augen oder mit dem Verstand, ob innerhalb oder außerhalb dir, ob es das Bild Christi oder eines Engels oder irgendeines Heiligen ist, oder ob sich dir Licht darbietet… Sei aufmerksam und zurückhaltend! Erlaube dir nicht, solchem zu vetrauen; äußere weder Mitgefühl noch Zustimmung, traue keiner Erscheinung, auch wenn sie wahr und gütig wäre; bleibe ihr gegenüber kalt und fremd, halte deinen Verstand frei von Vorstellungen, auf dass er sich nichts einbilde und von keinem Bild vereinnahmt werde. Einer, der etwas in Gedanken oder sinnlich gesehen hat, auch wenn es von Gott wäre, und dies voreilig annimmt, verfällt leicht in Prelest; zumindest zeigt er seine Neigung und Fähigkeit zur Prelest auf, als einer, der Erscheinungen voreilig und leichtsinnig annimmt. Ein Neueinsteiger soll seine gesamte Aufmerksamkeit nur auf die Wirkung in seinem Herzen richten; nur diese Wirkung soll er für nicht-täuschend (nicht-prelesthaft) halten - den Rest soll er nicht annehmen, bevor er in die Leidenschaftslosigkeit eintritt. Gott entzürnt sich nicht über diejenigen, die, indem sie sich vor der Prelest fürchten, sich mit größter Vorsicht beobachten; und auch wenn sie etwas, was von Gott gesandt ist, nicht annehmen, bevor sie das Gesandte mit aller Sorgfalt betrachtet haben, lobt Gott solche sogar für ihre Vernünftigkeit.“ (Quelle s. oben)

Der Heilige Amphilochius, der noch in seiner Jugend ins Mönchstum eintrat, wurde in seinen reiferen Jahren und im Alter gewürdigt, das Leben eines Eremiten in der Wüste zu führen. Er zog sich in eine Höhle zurück, übte sich in Schweigsamkeit und erreichte große Fortschritte. Als vierzig Jahre seines Lebens als Eremit vollendet waren, erschien ihm in der Nacht ein Engel und sprach: „Amphilochius! Gehe in die Stadt und weide die geistlichen Schafe.“ Amphilochius blieb weiterhin auf sich selbst konzentriert und schenkte der Anordnung des Engels keine Aufmerksamkeit. In der nächsten Nacht erschien der Engel erneut und wieder holte die Anordnung und fügte hinzu, dass sie von Gott komme. Und wieder übte Amphilochius ihm gegenüber keinen Gehorsam, da er fürchtete, verleitet zu werden, und sich an die Worte des Apostels erinnerte, dass auch der Satan die Gestalt des Engels des Lichtes annimmt (2 Kor. 11, 14). In der dritten Nacht erschien der Engel wieder, und indem er sich durch die Lobpreisung des Herrn identifizierte, welche für ausgestoßene Geister unsagbar ist, nahm er die Hand des Starzen, brachte ihn aus seiner Zelle heraus und zur naheliegenden Kirche. Die Kirchentüren öffneten sich von selbst. Die Kirche wurde von einem himmlischen Licht beleuchtet, und darin waren viele heilige Männer in weißen Gewändern, und ihre Gesichter waren wie die Sonne. Sie weihten Amphilochius zum Bischof der Stadt Ikonien. (Menäon, für den 23. Novembertag)

- Im Falle des entgegengesetzten Verhaltens brachten die Hl. Isaak und Nikitas vom Kiewer Höhlenkloster, die im Eremitenleben neu und unerfahren waren, über sich ein grausamstes Übel, nachdem sie sich einer Erscheinung unbedacht anvertrauten. Dem Ersten erschien eine Menge von illuminierten Dämonen; einer der Dämonen nahm die Gestalt Christi an, und die anderen die Gestalt der heiligen Engel. Den Zweiten verführte der Dämon zunächst durch den Wohlgeruch und die Stimme, die göttlich wirkte, und dann erschien er ihm sichtbar in Gestalt eines Engels (Paterikon vom Kiewer Höhlenkloster). Die im monastischen Leben erfahrenen Mönche, die wahrlich heiligen Mönche fürchten sich viel mehr vor der Prelest, viel weniger vertrauen sie sich selbst als die Neulinge, insbesondere diese, die vom fieberhaften Streben nach Askese (Podwig) befallen sind. Mit herzlicher Liebe warnte der Hl. Mönch Gregor von Sinai einen Schweiger, für den er sein Buch geschrieben hatte, vor der Prelest: „Ich möchte, dass du über die Prelest eine bestimmte Vorstellung hast, damit du dich vor ihr hüten kannst,und damit du dir bei deinen Bestrebungen, die noch nicht durch das notwendige Wissen erleuchtet sind, nicht größten Schaden antuest und deine Seele verlierst. Das freie Belieben des Menschen neigt leicht zur Gemeinschaft mit unseren Gegnern, insbesondere das Belieben der Unerfahrenen und der Neulinge in der Askese (Podwig), da sie noch von Dämonen beherrscht werden.“ Wie wahr ist das! Unser freies Belieben neigt zur Prelest, es ist von ihr angezogen, da jede Prelest unserer Anmaßung, unserem Ehrgeiz und unserem Stolz schmeichelt. „Die Dämonen befinden sich in der Nähe der Neulinge und Eigenwilligen, wobei sie Netze von Gedanken und todbringenden Phantasien auswerfen und Fallgruben bauen. Die Stadt der Neulinge - ihr ganzes Wesen also - befindet sich immer noch in der Herrschaft der Barbaren… Gebe dich nicht aus Leichtsinn jedem hin, das sich dir vorstellt, sondern verbleibe, indem du das Gütige mit viel Nachsinnen behältst und das Lügnerische ablehnst… Wisse, dass die Wirkungen der Gnade klar sind; ein Dämon kann sie nicht spenden: er kann weder Sanftmut, noch Stille, noch Demut, noch Hass auf die Welt spenden; er zähmt weder Leidenschaft noch Lüsternheit, wie die Gnade es tut“. Seine Wirkungen sind: „Eingebildetheit“, - also Arroganz, Überheblichkeit – „Hochmütigkeit, Beängstigung, also alle Arten der Bosheit. An seiner Wirkung kannst du das Licht erkennen, das in deiner Seele erscheint - ob es von Gott ist oder vom Satan.“ (Philokalie) Man muss wissen, dass so ein Nachsinnen den fortgeschrittenen Mönchen zugehört, nicht aber den neu eingestiegenen. Auch wenn der Heilige Sinait mit den neu Eingestiegenen spricht, sind sie bezüglich des Leben in Schweigsamkeit neu eingestiegen; einer von denen, der sowohl nach seinem Verbleiben im Mönchstum als auch nach dem körperlichen Alter ein Starez war, so wie es aus dem Buch sichtbar ist.

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