Theotokoszentrum

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Das Theotokoszentrum (rus. «Богородичный центр»; auch als „Gottesmutterzentrum“ übersetzt) ist eine destruktive pseudochristliche Sekte (andere Namen: «Церковь Божией Матери преображающейся» „Kirche der sich transformierenden Gottesmutter“, zur Zeit «Православная церковь Божией Матери Державная» „Orthodoxe Kirche der Regierenden Gottesmutter“).

Entstehung

Ihr Gründer ist Ioann Bereslawskij (Weniamin Jankelman). Geboren 1946, wurde Bereslawskij zwischen 1971 und 1990 mehrmals in die Psychiatrie eingeliefert; zweimal befand er sich in stationärer Behandlung in psychiatrischen Kliniken in Moskau.

Mitte der 1970er Jahre wurde Bereslawskij in der Orthodoxen Kirche getauft, beschäftigte sich aber weiterhin mit Okkultismus. Bald schloss er sich den Anhängern der „Potschajew-Stariza-Ewfrosinjuschka“ an, die sich am Ende ihres Lebens als „vierte Hypostase“ der Dreiheit bezeichnete.

1984 will Bereslawskij in Smolensk vor der Hodegetria-Ikone eine Vision gehabt haben, die er als Erscheinung der Gottesmutter interpretiert und nach der er sich zum Propheten ernannte, eine Gruppe Gleichgesinnter um sich scharte und mit ihnen zusammen die „Lehre über das dritte Testament“, das „Testament der Theotokos“, erarbeitete, das alle vorherigen außer Kraft setze und eine neue Epoche in der Geschichte der Menschheit einläute. Bereslawskij behauptet, dass ihm fast täglich die Theotokos erscheine und Offenbarungen diktiere, über die er Ende 2002 bereits über 40 Bände geschrieben hatte.

Bereslawskij behauptet auch, er sei 1985 auf den Namen Ioann als Mönch geweiht und in einem Katakombenkloster durch die Erzbischöfe der Katakombenkirche, die „Schema-Metropoliten Gennadij (Sekatsch) Feodossij (Gumennikow) und Grigory“, zum Priester ernannt worden. Allerdings wurden Bereslawskij und sein engster Gefolgsmann „Pjotr“ Bolschakow, laut „Sendschreiben der Hierarchie der Tichoner Wahren Orthodoxen Katakombenkirche“ («Окружное послание иерархии Тихоновской катакомбной Истинной православной Церкви») vom 21. Mai/3.Juni 1992, unterzeichnet durch den „Schema-Metropoliten Feodossij“ und den „Metropoliten Epifanij“, und der Urkunde der „Wahren Orthodoxen (Katakomben-)Kirche der Moskauer Diözesanverwaltung“ vom 13.02. 1993, unterzeichnet durch „Bischof Nikon (Lamekin)“, erst 1988 „geweiht“, nämlich durch den „Metropoliten Feodossij“, der, gemeinsam mit dem „Metropoliten Epifanij“, sie im Jahre 1992 suspendierte und dann des Amtes enthob und exkommunizierte, wegen der „parakletischen Häresie des dritten Testaments“.

Zunächst hieß die durch Bereslawskij gegründete Organisation „Russische Autokephale Orthodoxe Kirche“ («Российская автокефальная Православная Церковь»), doch ließ sich diese Gruppe in Moskau als „Moskauer städtische gewerkschaftliche Organisation der Priester und Mönche“ («Московская городская профсоюзная организация священникови монашествующих», 1991) registrieren und wurde später in die öffentlich-aufklärerische Stiftung „Theotokoszentrum“ («Богородичный центр») umbenannt (seit 27.April 1993 heißt sie „Stiftung des Neuen Heiligen Russland“ «Фонд Новой святой Руси»). 1992 errichtete Bereslawskij noch eine Struktur – die „Kirche der sich transformierenden Gottesmutter“. Im Februar 1887 wurde durch das russische Justizministerium als zentralisierter religiöser Verein die „Orthodoxe Kirche der Regierenden Gottesmutter“ registriert. In Moskau tauchten die Sektierer zum ersten Mal im Jahre 1988 unter den Mitgliedern der Gemeinde des Gotteshauses zu Ehren der Gottesmutterikone „Aller Betrübten Freude“ auf der Großen Ordynka Straße auf. 1989 entstanden die ersten „monastischen“ Siedlungen in der Ukraine und in der Nähe der Wolga. Im Juni 1991 fand in Moskau das erste „Theotokoskonzil“ statt, auf dem die offizielle Bezeichnung „Kirche der Gottesmutter“ («Церковь Божией Матери») angenommen wurde. Insgesamt fanden bislang 19 Konzile statt.

Tätigkeit

Das Theotokoszentrum bemühte sich aktiv um den Aufbau von Beziehungen zur Römisch–Katholischen Kirche, von der es Anfang der 1990er Jahre materielle Unterstützung erhielt. Doch behauptet die Römisch-Katholische Kirche zur Zeit, mit Bereslawskij nichts zu tun zu haben. Das Zentrum sucht nach Verbündeten bei den sog. „Marianischen Kirchen“ und marginalen katholischen Gruppen, die der Verehrung der Jungfrau Maria besondere Aufmerksamkeit widmen, sowie auch bei Sekten, die sich von der Römisch–Katholischen Kirche abgespaltet haben. Ihr Hauptmerkmal ist, dass in ihren soteriologischen Doktrinen die Stelle Christi von der Jungfrau Maria besetzt wird, und das Christentum damit in ein „Marientum“ umgewandelt wird.

Nach Angaben der Leitung des Theotokoszentrums waren im Jahre 2002 in der Russischen Föderation 30 Gemeinden und 100 „Geistliche“ (darunter sieben „Bischöfe) registriert. Ende 1999 gab es im Moskauer Konvent für Frauen zwölf Personen und in dem für Männer fünfzehn (das Gelübde des Mönchstum kann sowohl vorübergehend für ein bis drei Jahre als auch für unbegrenzte Zeit abgelegt werden). Im Tschekhowskij-Kreis des Bezirks Moskau kaufte die Sekte ein großes Grundstück, auf dem der Klosterkomplex „Getsemani“ errichtet wurde. In der Akademie „Mariä Licht“ («Свет Марии»), die über Abteilungen sowohl für Präsenz- als auch Fernstudium sowie eine Niederlassung in St. Petersburg verfügt, werden neue „Theotokos-Geistliche“ vorbereitet. Bis 1999 wurden mehr als 250 Bezeichnungen von Autorenbüchern und Übersetzungen veröffentlicht (abgesehen von den Periodika). Der Verlag «Новая святая Русь» („Das neue heilige Russland“) veröffentlicht die Zeitungen «Милосердие Богородицы» („Die Barmherzigkeit der Theotokos“, Auflage 10.000 bis 30.000) und «Рыцарь веры»(„Der Ritter des Glaubens“) sowie die Zeitschriften «Оазис мира» („Oase des Friedens“, Auflage in den Jahren 1995 und 1996 ca. 5.000) und «Церковный календарь Державной» („Kirchenkalender der Regierenden“). Er unterhält auch ein gut ausgestattetes Studio für Audio- und Videoaufnahmen. Seit 1991 veranstaltete die Sekte mindestens 50 „Ausstellungen“ zu Themen wie „Erscheinungen der Gottesmutter im 20. Jahrhundert“, „Der Chorus der heiligen Neomärtyrer“ u.ä.

Lehre

Die Lehre des Theotokoszentrums beruht auf den Offenbarungen Bereslawskijs, welche für die Herde durch den „Generalbischof“ Bolschakow überarbeitet wurden. Vor der Ankunft des Reiches, das 1.000 Jahre dauern werde, sei für die Menschen das Dritte Testament der Jungfrau Maria notwendig, welches durch den „Matriarchen und Propheten“ Ioann Bereslawskijs zugänglich gemacht worden sei. Gott manifestiere sich in der Welt nur noch über die Theotokos, der Merkmale einer „vierten Hypostase Gottes“ zugeschrieben werden. Sie wird die „Vor-Ewige Jungfrau, die bei der Erschaffung der Welt dabei gestanden“ und „dem vor-ewigen Rat der Dreiheit angehört“ haben soll.

Maria verfüge über eine besondere Quelle mystischer Gnade, da die eucharistische Gnade, die Christus gewähre, nicht mehr gültig sei. Die Erlösungsmission Christi werde durch die Erlösungsmission Mariä ergänzt und allmählich ersetzt, deren Herz beim Anblick auf die gefallene Welt leide. Sie sei mit ihrem Sohn mitgekreuzigt worden und zur Mit-Erlöserin der Welt und Teilhaberin am Leiden Christi geworden, die „den sündigen Kelch des alten Adam getragen“ habe. Daher sei sie eben diejenige, der das Gericht über diese gefallene Welt auferlegt sei. Um der Welt zu helfen, zeige Maria durch ihre Erscheinungen in Lourdes, Fatima, Medjugorje und Kairo der Menschheit, dass die Erlösung in der Transformation der Kirche liege. Diese müsse durch fünf mystische Marksteine geschehen, von denen sich drei bereits manifestiert haben sollen, nämlich: die Erscheinung der Gottesmutterikone „Die Regierende“ (1917), „der große Sieg Mariä über den ‚roten kommunistischen Drachen‘“ (1991) und die „Gründung der Kirche der Makellosen Jungfrau“ (das sogenannte Theotokoszentrum). Zwei weitere Zeichen werden in nächster Zukunft erwartet: eine Erscheinung der Ikone der Muttergottes, die groß wie der Himmel sein werde, und die Ausgießung eines sogenannten „Sonnenpfingsten“.

Eine charakteristische Besonderheit der Lehre des „Matriarchen und Propheten“ Bereslawskij ist die Wahrnehmung der Welt als sexuelle Problemzone. Er behauptet, dass der Mann nur frei werden könne, wenn er sich vom Kult der Frau, Ehefrau oder Mutter befreie. Auf dem Menschen lägen die Sünden seines ganzen Stammes, die bei der Zeugung über die Frau weitergegeben würden. Das sündige weibliche Element konzentriere sich im obskuren weiblichen Wesen, genannt die „heimische Vortheotokos“, „Gegnerin“, „Teufelin der sieben Blute“, „Fürstin der kosmischen Sphäre“, „Mutter des Antichristus“, „Hure Babylon“ usw.

In den Texten, die die Einzelheiten der Mann-Frau-Beziehungen (bis hin zur Physiologie) erklären, werden auch obszöne Ausdrücke verwendet. Die Frau sei ein Mensch 2. Klasse, ein niederes unvollständiges Wesen, eine quasi pflanzliche Existenz. Gott habe Adam und Eva fleischlos erschaffen; danach sei der Satan in Eva eingedrungen, in der er „seinen Thron durch die Spiegelung seines Bildes – die magische Transplantation des Schreckgespenstes der buhlerischen Entzündung in Evas Lende“ errichtet habe. Auf diese Weise sei die Frau ein halbsatanisches Wesen geworden, dem Einfluss von Vampiren unterworfen und mit einer Neigung zum Vampirismus und Untergang geboren. Frauen, die gerettet werden wollen, müssten auf ihre Individualität verzichten und dem Manne dienen. Das sündige weibliche Element wirke auf den Mann, indem es ihn in ein weibisches Wesen umwandele, das ebenso dem „ewigen Untergang“ unterworfen sei wie die Frau selbst. Daher ist die Lossagung von der Familie und der Mutter (wobei für die Ideologen des Theotokoszentrums „Mutter“ der negativste Begriff ist) die notwendige und unvermeidbare Schlussfolgerung der Lehre der „Theotokisten“. Eines der Mittel, Adepten bei ihrer Weihung zu Mitgliedern des Theotokoszentrums zum Gehorsam zu bringen, ist die Ordnung der Lossagung von der Mutter, welche häufig die Aufgabe enthält, die eigene Mutter ins Gesicht zu schlagen oder auf ihr Grab zu spucken.

Verhaltens- und Gedankenkontrolle

Nach Angaben von Augenzeugen werden die Mitglieder des Theotokoszentrums einer strengen Kontrolle ihres Verhaltens und Denkens unterzogen, ausgenutzt und misshandelt; Kinder werden brutal körperliche gezüchtigt. Tierische Lebensmittel sind verboten, es gibt nur Trocken- und Rohkost, geschlafen wird nicht länger als zwei bis drei Stunden pro Tag. Ein Familienleben war den Adepten bis vor kurzem ganz verboten, jetzt wird davon nur noch dringend abgeraten. All diese Regeln gelten allerdings nicht für die Leiter der Sekte.

Offizien („kosmische Liturgien“) beinhalten sog. „plastische Gebete“ (langsames synchrones Wippen, Armschwingen und Schaukeln), welche die Sektenanhänger durchführen, während sie sich vor der Statue der Theotokos im Kreis bewegen und allmählich in einen ekstatischen Zustand verfallen. All das wird von mehrstündigen exaltierten und unlogischen, häufig obszönen Ansprachen Bereslawskijs begleitet. In den Offizien werden orthodoxe Symbole, Ikonen und Gebete mit eigenen Ergänzungen verwendet. Dadurch nehmen viele Menschen, die nicht ins kirchliche Leben integriert sind, das Theotokoszentrum als eine neue orthodoxe Kirche wahr.

Weblinks