Septuaginta
Die Septuaginta (griech. μετάφρασις τῶν ἑβδομήκοντα, „Übersetzung der Siebzig“, bezugnehmend auf das römische Zahlensystem auch LXX) ist eine Übersetzung der hebräisch-aramäischen Bibel (das Alte Testament aus dem 3. Jahrhundert vor Christus in die damalige altgriechische Alltagssprache, die Koine. Damit ist die Septuaginta die älteste durchgehende Übersetzung und Grundlage des von der orthodoxen Kirche verwendeten Alten Testamentes. In Griechenland und Zypern wird sie bis heute im Gottesdienst gebraucht.[1] Die meisten anderen Orthodoxen Kirchen benutzen ein Altes Testament, das aus der Septuaginta in die jeweilige Landessprache übersetzt ist.
Geschichte
Die älteste, noch erhaltene Fassung des Alten Testamentes stammt aus dem dritten Jahrhundert vor Christus aus Alexandria und wird Septuaginta (oder LXX) genannt. Der ägyptische König Ptolemäus, der die berühmte Bibliothek von Alexandria um die Weisheit aller alten Religionen der Welt erweitern wollte, gab die Übersetzung in Auftrag, denn Griechisch war damals die Sprache in Alexandria. Ptolemäus versammelte siebzig[2] oder zweiundsiebzig[3] jüdische Gelehrte in Alexandria. Er setzte sie in voneinander getrennte Kammern, ohne ihnen den Grund zu verraten. Dann trat er zu jedem einzelnen und bat ihn, die Tora zu übersetzen. Gott gab es dabei ins Herzen eines jeden einzelnen, die Tora nach 72 Tagen absolut identisch zu übersetzen. Später bezog man den Namen auch auf alle weiteren übersetzten griechischsprachigen jüdischen heiligen Schriften. Zur Zeit unseres Herrn Jesus Christus wurde die Septuaginta von den meisten hellenischen Juden benutzt. Wenn die Apostel also die Heilige Schrift in ihren Werken zitieren, stammen diese Zitate mit großer Mehrheit aus der Septuaginta. Da die Verbreitung des Evangeliums am erfolgreichsten unter den Heiden und den hellenischen Juden war, war es sinnvoll, dass die LXX zur Bibel der frühen Kirche wurde. Dieser Tradition folgend betrachtet die Orthodoxe Kirche die LXX als einzigen kanonischen Text des Alten Testamentes. Es gibt eine Reihe von Unterschieden zwischen dem Kanon der LXX und der römisch-katholischen Kirche oder protestantischen Kirchen. Diese basieren hauptsächlich auf Unterschieden in Übersetzung, Tradition oder Lehre.
Kanon
Die Septuaginta enthält alle Bücher des Tanach, die Juden und Christen als kanonisch anerkennen sowie eingie Zusätze, die im Judentum nicht zum Kanon gehören, weil sie entweder verlorene oder gar keine hebräischen Vorlagen hatten. Sie entstand, bevor sich der dreiteilige Kanon des Tanachs durchgesetzt hatte. Die Bücher wurden nach ihrer literarischen Gattung (Pentateuch, Geschichtsbücher, Weisheitsbücher und Prophetenbücher) sortiert. Zudem gehen in der LXX die „kleinen“ den „großen“ Propheten voraus und werden nicht wie im Tanach als ein gemeinsames Zwölfprophetenbuch, sondern als einzelne Bücher gezählt. Somit bilden die großen Prophetenbücher in der LXX das Kanonende und konnten demgemäß noch stärker als offene Zukunftsansage verstanden werden.[4] Die römisch-katholische Kirche erkennt nur die LXX-Zusätze zu Ester und Daniel, die Bücher Tobit, Judit, die ersten beiden Makkabäerbücher, Jesus Sirach, das Buch der Weisheit, Baruch und den Brief des Jeremia als deuterokanonische Schriften an, das 3. und 4. Makkabäerbuch sowie das 3. Buch Esdras hingegen nicht. Das 2. Buch Esdras unterteilt sie in die Bücher Esra und Nehemia. Weiterhin gibt es dort nur 150 Psalmen in einer anderen Zählung: Die lateinische Vulgata beruhte noch auf der Septuaginta, der moderne römische Kanon (seit dem 2. Vat. Konzil) bezieht sich auf den hebräischen masoretischen Text. Der Protestantismus hat nur die Bücher der hebräischen Bibel anerkannt. In manchen Ausgaben werden Teile der LXX-Zusätze als Apokryphen gesondert dargestellt. Dies beruht auf einem Missverständnis Luthers, der dachte, die älteste Quelle des Alten Testamentes müsste in Hebräisch zu finden sein. Deshalb benutzte er den Masoretischen Text (MT) aus dem 9. Jhdt., ein jüdischer Kanon, der vor allem als Reaktion auf christliche Ansprüche (die alttestamentlichen Schriften gehören der Kirche) zusammengestellt wurde.
Sprachlicher Stil
Es gibt zahlreiche Unterschiede zwischen der LXX und dem MT, nicht nur im Kanon sondern auch sprachlich. Diese Unterschiede zeigen einen stärkeren christologischen Stil der LXX, auf den die Masoreten bewusst verzichtet haben. Die Entdeckung des prä-masoretischen Textes aus der Zeit Christi in den Schriftrollen vom Toten Meer zeigt eine engere Verwandschaft zwischen der LXX und dem prä-MT, als zum MT.[5]
Buchtitel und Sortierung
griechisch | latinisiert, deutsch |
---|---|
ΓΕΝΕΣΙΣ | Genesis |
ΕΞΟΔΟΣ | Exodus |
ΛΕΥΙΤΙΚΟΝ | Levitikus |
ΑΡΙΘΜΟΙ | Numeri |
ΔΕΥΤΕΡΟΝΟΜΙΟΝ | Deuteronomium |
ΙΗΣΟΥΣ | Josua |
ΚΡΙΤΑΙ | Richter |
ΡΟΥΘ | Rut |
ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Α | 1. Buch der König(reich)e (1Sam) |
ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Β | 2. Buch der König(reich)e (2Sam) |
ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Γ | 3. Buch der König(reich)e (1Kön) |
ΒΑΣΙΛΕΙΩΝ Δ | 4. Buch der König(reich)e (2Kön) |
ΠΑΡΑΛΕΙΠΟΜΕΝΩΝ Α | 1. Buch Paralipomenon/der ausgelassenen Dinge (1Chron) |
ΠΑΡΑΛΕΙΠΟΜΕΝΩΝ Β | 2. Buch Paralipomenon/der ausgelassenen Dinge (2Chron) |
ΕΣΔΡΑΣ Α | 1. Buch Esras |
ΕΣΔΡΑΣ Β | 2. Buch Esdras (sonst: 1., 2. Esra bzw. Esra, Nehemia) |
ΕΣΘΗΡ | Ester |
ΙΟΥΔΙΘ | Judit |
ΤΩΒΙΤ | Tobit (Tobias) |
ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Α | 1. Buch der Makkabäer |
ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Β | 2. Buch der Makkabäer |
ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Γ | 3. Buch der Makkabäer |
ΜΑΚΚΑΒΑΙΩΝ Δ | 4. Buch der Makkabäer |
ΨΑΛΜΟΙ | Psalmen |
ΩΔΑΙ (darin ΠΡΟΣΕΥΧΗ ΜΑΝΑΣΣΗ) |
Oden (mit Gebet des Manasse) |
ΠΑΡΟΙΜΙΑΙ | Sprüche (Sprichwörter, Sprüche Salomos) |
ΕΚΚΛΗΣΙΑΣΤΗΣ | Ecclesiastes (Kohelet, Prediger) |
ΑΣΜΑ | Hoheslied |
ΙΩΒ | Job (Ijob, Hiob) |
ΣΟΦΙΑ ΣΟΛΟΜΩΝΤΟΣ | Weisheit Salomos |
ΣΟΦΙΑ ΣΕΙΡΑΧ | Jesus Sirach (Ecclesiasticus) |
ΨΑΛΜΟΙ ΣΟΛΟΜΩΝΤΟΣ | Psalmen Salomos (keine LXX-Handschrift, nur im Codex Alexandrinus erwähnt) |
ΩΣΗΕ | Osee (Hosea) |
ΑΜΩΣ | Amos |
ΜΙΧΑΙΑΣ | Michäas (Micha) |
ΙΩΗΛ | Joel |
ΟΒΔΙΟΥ | Buch Obadja |
ΙΩΝΑΣ | Jonas (Jona) |
ΝΑΟΥΜ | Buch Nahum |
ΑΜΒΑΚΟΥΜ | Habakuk |
ΣΟΦΟΝΙΑΣ | Sophonias (Zefanja) |
ΑΓΓΑΙΟΣ | Aggäus (Haggai) |
ΖΑΧΑΡΙΑΣ | Zacharias (Sacharja) |
ΜΑΛΑΧΙΑΣ | Malachias (Maleachi) |
ΗΣΑΙΑΣ | Isaias (Jesaja) |
ΙΕΡΕΜΙΑΣ | Jeremias (Jeremia) |
ΒΑΡΟΥΧ | Baruch |
ΘΡΗΝΟΙ | Klagelieder Jeremias |
ΕΠΙΣΤΟΛΗ ΙΕΡΕΜΙΟΥ | Brief des Jeremia |
ΙΕΖΕΚΙΗΛ | Buch Ezechiel (Hesekiel) |
ΣΩΣΑΝΝΑ | Susanna im Bade |
ΔΑΝΙΗΛ | Daniel (mit Zusätzen) |
Weblinks
- OrthodoxWiki:Septuagint
- Wikipedia (EN):Septuagint
- Wikipedia:Septuaginta
- Textausgaben
- Septuaginta Editio altera (Volltext in Griechisch) (nach A. Rahlfs, überarbeitet von R. Hanhart, Stuttgart 2006)
- Titus-Projekt (Volltext in Griechisch)
- Εβδομήκοντα εκδοχή (Septuaginta)
- Sekundärliteratur
- Septuagint Texts and Aids
- Einführung in die Septuaginta-Forschung mit Literaturhinweisen
- Literatur zur Septuaginta in BiBIL
- C. Ziegert / S. Kreuzer: Septuaginta. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
- Heinz-Josef Fabry: Neue Aufmerksamkeit für die Septuaginta (PDF-Datei; 195 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. auch zum Folgenden Wikipedia:Septuaginta.
- ↑ Die Siebzig erinnern an die siebzig Auserwählten, die mit Gottes Geist begabt wurden, um Mose bei der Rechtsprechung zu helfen ([www.bibleserver.com/text/ELB/4.Mose11,24-25 Num 11,24-25 ELB]).
- ↑ So schrieb Philo von Alexandrien, dass die Zahl der Wissenschaftler in der Auswahl von sechs Wissenschaftler aus jedem der zwölf Stämme Israels begründet liege.
- ↑ Vgl. dazu Wikipedia: Septuaginta.
- ↑ Eine (englische) Vergleichstabelle findet sich z.B. im Orthodoxwiki.