Tobit
Orthodoxes Glaubensbuch - Die Bücher Tobit, Judit und Ester
In der slawisch-russischen Bibel folgen diese Bücher den historischen Büchern und bilden eine eigene Gruppe. Die Textquelle ist nicht sicher bekannt. Der Übersetzung des Buches Tobit liegt ein verloren gegangener hebräischer Text zugrunde. Es gibt drei unterschiedliche Varianten des griechischen Textes.
Das Buch Ester existiert in einer kurzen hebräischen Version und in einer längeren griechischen. Die slawisch-russische Bibel hält sich an den griechischen Text. Die Bücher Tobit und Judit sind in der hebräischen Bibel nicht enthalten. Sie werden auch in protestantischen Bibelausgaben nicht gedruckt, genauso wie die griechischen Beifügungen zum Text des Buches Ester. Die Orthodoxen halten diese Bücher für fromm, nutzbringend und lehrreich, aber der Würde nach sind sie den anderen Büchern der Bibel nicht gleichwertig, und sie gelten deshalb als unkanonisch, d. h. sie sind nicht Teil des Kanons der Heiligen Schrift. Diese drei Bücher sind dem Genre nach erbauliche historische Erzählungen.
In diesen Büchern gibt es offensichtliche historische und geographische Fehler. Zum Beispiel wird im Buch Judit Nebukadnezzar als König der Assyrer in Ninive bezeichnet, obwohl er König von Babylon war und die Stadt Ninive schon durch seinen Vater zerstört worden war. Es gibt in ihnen auch andere willkürliche Darstellungen. Wenn man diese Bücher liest, sollte man die Ziele der Verfasser kennen. Es sind keine historischen Chroniken, sondern Bücher, die gleichzeitig unterhaltsam und erbaulich sein sollen. Irgendwie ähneln sie modernen historischen Romanen, in denen die Ereignisse ziemlich frei beschrieben werden.
Das Buch Tobit
Es ist eine Familienchronik. In ihr sind Erzählungen über Tobit, seinen Sohn Tobias und ihre Verwandten enthalten. Besonderes Augenmerk legt der Autor auf die Beschreibung von guten Bräuchen – die Verpflichtung, die Toten zu begraben, milde Gaben zu geben und den Willen der Eltern zu erfüllen. Gleichzeitig wird in dem Buch auch über die Nähe Gottes und Seiner Boten – der Engel – in der Gestalt des Engels Rafael gesprochen. Inhaltlich gibt es im Buch Tobit Anklänge an die Geschichte der sieben Erzväter, über die im Buch Genesis erzählt wird.
Höchstwahrscheinlich wurde das Buch Tobit etwa um 200 v. Chr. in Palästina in aramäischer Sprache geschrieben.
Das Buch Judit
Das Buch Judit wurde ebenfalls in Palästina in der Mitte des II. Jahrhunderts v. Chr. verfasst. Es erzählt vom Sieg des auserwählten Volkes über seine Feinde. In literarischer Hinsicht zeichnet es sich durch die Harmonie seines Aufbaus aus, aber auch für dieses Buch ist der freie Umgang mit den Fakten charakteristisch. Der Verfasser des Buches hat versucht, in der dargestellten Episode das religiöse und historische Drama seines Volkes aufzuzeigen. Holofernes verkörpert die Kräfte des Bösen, und Judit (d. h. Jüdin) symbolisiert die Vertreter des Volkes Gottes. Dieses Volk ist vom Schicksal bedrängt, aber der Herr hilft ihm, seine Feinde zu besiegen, indem Er eine Frau als schwaches Werkzeug erwählt und es in Seine Stadt Jerusalem führt.
Das Buch Ester
Im Buch Ester wird ebenfalls über die Errettung des Volkes durch eine Frau erzählt. Der Text wurde wahrscheinlich im II. Jahrhundert v. Chr. verfasst. In ihm wird die schwere Lage der Juden in der Alten Welt beschrieben, die sich von ihren Nachbarn in alltäglichen und religiösen Belangen so sehr unterschieden, dass sie manchmal mit der staatlichen Ordnung jener Orte in Konflikt kamen, an denen sie lebten. In diesem Buch wird gleichsam das Recht der Juden im Exil auf Selbstverteidigung bestätigt. Die Thematik des Buches Ester erinnert an die Geschichte Josefs in Ägypten, die im Buch Genesis beschrieben ist.
Das Buch ist nach dem Namen einer Frau benannt, die mit Gottes Hilfe ihr Volk vor der vollständigen Vernichtung bewahrt hat. Das Buch hat das Ziel, die Entstehung des Purimfestes zu erklären.
Der Inhalt des Buches Ester
Die Entstehung und Zunahme der Gefahr für die Juden, die nicht in die Heimat zurückgekehrt waren.
Das königliche Dekret, sie im ganzen Reich des Artaxerxes zu vernichten.
Die Heldentat der Ester und die Erlassung eines neuen Dekretes.
Die Hinrichtung des bösartigen Haman und die Erhöhung des rechtschaffenen Mordechai.
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