Monastische Ränge
Überblick
Es gibt drei monastische Ränge: Rjasophor (Jung-Mönch und Jung-Nonne bzw. MönchsanwärterIn), Kleines Schema bzw. Staurophor (KreuzträgerIn) und Schema-Mönch bzw. Schema-Nonne. Jeder dieser drei Grade steht für eine bestimmte Stufe der Askese. In den frühen Tagen des Mönchstums (die ersten Mönche lebten auch außerhalb von Klöstern) gab es nur eine Stufe – das Große Schema.
Der Prozess der Mönchs- bzw. Nonnenwerdung geht beabsichtigt langsam vonstatten, da die Gelübde als lebenslang gültige Versprechen an Gott betrachtet werden und nicht leichtfertig abgelegt werden sollen. Nachdem das Noviziat abgeschlossen ist, gibt es drei monastische Ränge. Es gibt allerdings nur ein monastisches Gewand in der Orthodoxen Kirche (mit geringfügigen regionalen Unterschieden), und es ist auch dasselbe für Mönche und Nonnen. Jeder Grad entspricht einem Teil dieses Gewandes, und nur diejenigen tragen ein vollständiges Gewand, die den höchsten Grad erreicht haben, der aus diesem Grund „Großes Schema“ oder „Großes Gewand“ genannt wird. Jedem Mann und jeder Frau steht es frei, in ein Kloster eigener Wahl einzutreten; aber nach der Aufnahme durch den Abt und der Ablegung des Gelübdes bedarf es des Segens des kirchlichen Vorgesetzten, um von Ort zu Ort zu gehen.
Das Wort „Schema“ kommt vom altgriechischen "σχήμα" [sçima], was „Gestalt“ oder „Entwurf“ bedeutet.
Die verschiedenen Profess-Zeremonien, auch „Zeremonien zur Mönchsweihe“ genannt werden normalerweise vom Abt geleitet, aber nach manchen Traditionen muss dieser erst zum Priester geweiht worden sein. In solchen Fällen, wenn er noch nicht ordiniert wurde oder es sich um ein Nonnenkloster handelt, führt ein Priestermönch die Zeremonie durch. Der Abt oder Priestermönch, der eine Mönchsweihe durchführt, muss mindestens den Rang innehaben, den er weiht. Mit anderen Worten, nur ein Priestermönch, der selber das Große Schema erreicht hat, kann selber einen Schemamönch weihen. Ein Bischof dagegen kann jeden Rang weihen, unabhängig von seinem eigenen.
Orthodoxe Mönche werden als “Väter” bezeichnet, auch wenn sie keine Priester sind; im Umgang miteinander sprechen sie sich gegenseitig als „Bruder“ an. Novizen werden allgemein als „Brüder“ bezeichnet. Bei den Griechen werden ältere Mönche aus Respekt für ihre treue Hingabe oft als gheronda („Älterer”) bezeichnet. In der slawischen Tradition ist der Titel eines Älteren („Starez“) normalerweise denen vorbehalten, die im geistlichen Leben weit fortgeschritten sind und anderen als Führer dienen.
Nonnen, die den Rang einer Staurophoren oder höher erreicht haben, werden als “Mutter” angesprochen. Novizinnen und Rjasophor-Nonnen nennt man „Schwester“. Nonnen führen dasselbe asketische Leben wie Mönche und werden deshalb auch monachai (Feminin plural von griech. monachos “Mönch“ – also etwa „Mönchinnen“) genannt, und ihre Gemeinschaft heißt ebenfalls Monasterium (Kloster).
Mönche, die die Priesterweihe erhalten haben, heißen Priestermönche (Hieromönche); Mönche, die die Diakonsweihe erhalten haben, nennt man Mönchsdiakone (Hierodiakone). Ein Schemamönch, der auch Priester ist, heißt Hieroschemamönch. Die meisten Mönche üben keine solchen Ämter aus; eine Gemeinde stellt normalerweise nur so viele Kandidaten für die Ordination auf, wie sie für die Liturgie benötigt.
Laut den Heiligen Kanonen der Orthodoxen Kirche sind Bischöfe aus dem klösterlichen Klerus zu wählen.
Novize
Novize (послушник, poslushnik), wörtlich: "jemand im Gehorsam"
Wer in ein Kloster eintreten möchte, beginnt als Novize bzw. Novizin. Nach der Ankunft im Kloster und dem Status als Gast für mindestens drei Tage kann der Abt bzw. die Äbtissin den Kandidaten bzw. die Kandidatin zum Novizen segnen. Bei der Einkleidung gibt es keine bestimmte Zeremonie, es wird lediglich die Erlaubnis erteilt, die Novizenkluft zu tragen. In der östlichen monastischen Traditionen können Novizen den schwarzen inneren Talar (griechisch: anterion, eisorasson; slawisch: podriasnik) und die weiche Mönchskappe (griechisch: skoufos; slawisch: skufia), je nach örtlicher Tradition und in Übereinstimmung mit den äbtlichen Anordnungen tragen. Innerer Talar und Skoufos sind die ersten Teile des orthodoxen Mönchsgewands. In einigen Gemeinden tragen Novizen auch einen Ledergürtel, der als Symbol der Demut verstanden wird. Sie bekommen auch die Einführung in das Jesusgebet und eine Gebetsschnur. Die letztere dient als Erinnerung an das Notwendigkeit des unablässigen Gebets, die den Betenden mit Gott wie eine Schnur verbindet, sowie auch als Mittel zur Konzentration der Aufmerksamkeit auf das Beten.
Wenn ein Novize sich dafür entscheidet, das Kloster wieder zu verlassen, kann er das straflos tun. Er kann auch jederzeit gebeten werden zu gehen, wenn sein Verhalten nicht dem monastischen Leben entspricht oder sein Vorgesetzter zu dem Schluss kommt, dass er nicht zum klösterlichen Leben berufen sei. Wenn Abt bzw. Äbtissin jemanden für würdig erachten, fragen sie ihn bzw. sie nach der Bereitschaft, sich dem Kloster anzuschließen. Manche ziehen es aus Demut vor, ihr Leben lang Novize zu bleiben. Jede Stufe des monastischen Lebens muss aus freiem Willen erstiegen werden.
Rjasophor
Rjasophor (рясофор, rjasofor), wörtlich: "Robenträger"; auch Jung-Mönch bzw. Jung-Nonne, MönchsanwärterIn (russ.: inok, inikinja) genannt
Wenn ein Novize beschließt, Mönch werden zu wollen, wird er gemäß dem ersten Grad des Mönchstums eingekleidet, wobei er die Tonsur erhält. Obwohl dabei keine bestimmten Gelübde abgelegt werden, ist der Kandidat normalerweise gehalten, seine ernsthafte Absicht, dem Klosterleben treu zu bleiben, zu bekunden. Der Abt führt daraufhin die Tonsur durch, indem er kreuzförmig an vier Stellen des Kopfes ein wenig Haar abschneidet. Das Abschneiden der Haare bedeutet die Ablegung und Diestanzierung von irdischen Gedanken, die in die Welt hinausziehen.
Daraufhin wird der äußere Talar (griechisch: rasson, exorasson oder mandorrason; slawisch: rjassa) übergeben, eine Robe mit weiten Ärmeln, von der sich der Name Rjasophor ableitet. Dies ist das Kleid der Buße. Aus dem Griechischen übersetzt, bedeutet„Rasson“ ein abgewetztes, abgetragenes Kleid, wie es die Mönche der alten Kirche trugen.
Zu den Rjasophor-Gewänden gehört ein Kamilavkion, eine zylindrische, randlose Kappe. Symbolisch bedeutet das Kamilavkion den Dornenkranz Christi und die Abtötung bzw. Zähmung des Leibes. Ein Ledergürtel wird dem Rjasophor um die Taille gelegt, wenn er diesen nicht schon vorher erhalten hatte. Sein Gewand ist normalerweise schwarz, was bedeutet, dass er für die Welt nun gestorben ist, und er erhält einen neuen Namen.
Obwohl der Rjasophor keine besonderen Gelübde ablegt, ist er moralisch dazu verpflichtet, sein restliches Leben als Mönch bzw. Nonne zu verbringen. Manche steigen nicht auf in die höheren Grade und bleiben ständig Rjasophoren.
Kleines Schema bzw. Staurophor
Kleines Schema (griech.: mikronschemos) oder Staurophor (крестоносец, krestonosets), wörtlich: “Kreuzträger”
Die nächste Stufe für östliche Mönche kommt einige Jahre nach der ersten Tonsur, wenn der Abt spürt, dass der Mönch ein angemessenews Maß an Disziplin, Hingabe und Demut erreicht hat. Sie heißt auch „Kleines Schema“ und wird als „Verlobung“ vor dem Großen Schema angesehen. Dabei legt der Mönch bzw. die Nonne formale Gelübde ab, nämlich zu Ortstreue, Keuschheit, Gehorsam und Armut. Dann erfolgt die Tonsur und die Einkleidung ins neue Gewand, zu welchem jetzt ein quadratisches Stück Stoff (griechisch: paramandya; slawisch: paraman) hinzukommt. Der Paraman wird dem Mönch als immerwährende Erinnerung an das sanfte Joch Christi und seine leichte Last, also an die Zügelung und Bindung aller Begierden und leiblichen Wünsche, gegeben.
Der Paraman wird auf dem Rücken getragen; er ist mit den Leidenswerkzeugen (Kreuz, Gefäß als Symbol der Händewaschung von Pilatus, Lanze zur Erinnerung an die Lanzenstichwunde, Leitern, Hämmern mit Kreuznägeln, Essigschwamm an einem Rohr, Zange zur Erinnerung an Kreuzabnahme, Hahn wegen der Verleugnung Christi durch Petrus, Kelch) bestickt und mit einem hölzernen Kreuz verbunden, das über dem Herzen getragen wird. Es steht für das Leiden Christi. Durch dieses zusätzlichen Bestandteils des Gewandes wird man zum Staurophor oder Kreuzträger. Diesem wird auch ein hölzernes Kruzifix überreicht, welches in der Ikonen-Nische aufbewahrt werden sollte, und eine Kerze aus Bienenwachs, die die monastische Bereitschaft symbolisiert, sich selbst für Gott zu opfern. Bei seinem Begräbnis wird der Mönch bzw. die Nonne das Kreuz in Händen halten, und die Kerze wird abgebrannt.
Der Talar (Rjassa) des Staurophoren ist großzügiger geschnitten als der eines Rjassophoren. Nach slawischer Tradition trägt ein Staurophor auch den monastischen Mantel, der die Obhut Gottes sowie die Verähnlichung mit den Engeln symbolisiert. Da der Mantel keine Ärmel hat, erinnert er dem Mönch daran, dass er nicht gewillt ist, die Werke eines weltlichen Menschen zu tun.
Der zu weihende Staurophor bekommt ein Epanokamelavkion (russ.: podkapnik). Das ist ein Schleier, der das Kamilavkion bedeckt. In der griechischen Tradition sind dies verschiedene Kleidungsstücke, aber nach der russischen Tradition sind beide fest vernäht und werden zusammen Klobuk genannt. So wie ein Krieger sich vor dem Kampf den Helm anschnallt, so zieht der Jung-Mönch den Klobuk an als Zeichnen dessen, dass er im Mönchstum den Schutz vor den Verführungen anstrebt.
Nach der Zeremonie wird der frisch geweihte Staurophor fünf Tage in der Kirche in Andacht verbringen, von allen Aufgaben außer der geistlichen Lektüre befreit. Der Abt erhöht seine Gebetregeln und –anforderungen, gewährt eine strengere persönliche Askesepraxis und überträgt dem Mönch mehr Verantwortung.
Großes Schema
Großes Schema (griechisch: megaloschemos, slawisch: Схима, skhima)
Wenn ein Abt merkt, dass ein Mönch vorzügliche spirituelle Fortschritte gemacht hat und sich durch einen besonders hohen Grad an geistlicher Hingabe auszeichnet, kann er ihn auf die höchste Stufe befördern: das Große Schema. Das Große Schema bedeutet, das der Mönch anstrebt, sich von der Welt völlig abzuscheiden, um bei Christo zu sein.
Die Tonsur eines Schemamönchs bzw. einer Schemanonne erfolgt in der gleichen Weise wie die zum Staurophoren, und es werden die gleichen Gelübde abgelegt. Zusätzlich zur Bekleidung des Staurophoren aber gibt es noch den Schulterumhang (griechisch: analavos, slawisch: analav), der die Kleidung des Großen Schemas dominiert und daher manchmal auch selbst als „Großes Schema“ bezeichnet wird. Er wird über den Schultern getragen und hängt hinten und vorne (dort etwas länger) herab und ist mit den Leidenswerkzeugen und dem Trisagion bestickt. Bei der Auflegung des Analavs sagt der Abt, dass der Megaloschemos das Kreuz auf seine Schulter nimmt und Christus dem Herrn folgt. Es erinnert daran, dass der Mönch mit Christus fest verbunden und nicht länger in weltliche Aktivitäten verstrickt ist, sondern nur noch für das Himmlische Königreich Dienst tut. Bei den Griechen wird bei dieser Stufe der Mantel verliehen.
Anstatt dem Klobuk trägt der Megaloschemos einen Koukoulion. Dies ist eine spitzförmige Kappe mit Brüststücken, dessen Schleier meist mit Kreuzen bestickt ist.
Der Schemamönch soll ebenfalls einige Tage in Andacht in der Kirche verbringen. Am achten Tag nach der Tonsur erfolgt ein besonderer Gottesdienst zur „Aufhebung des Koukoulion“. Diese symbolisiert die Demut des Megaloschemos und seine Rückkehr zum täglichen monastischen Gehorsam.
In einigen monastischen Überlieferungen wird das Große Schema nur Mönchen und Nonnen auf dem Sterbebett gewährt, in anderen frühestens nach 25 Jahren Klosterdienst.
Wenn der Träger eines monastischen Titels das Große Schema erreicht, wird seinem Titel der Bestandteil “Schema” hinzugefügt. So wird ein Priestermönch mit dem Großen Schema Schema-Priestermönch (Hieroschemamönch) genannt, ein Archimandrit wird zum Schema-Archimandriten, ein Hegumen zum Schema-Hegumen usw. In der russischen Tradition wird das Wort „Schema“ zu „схи“ („skhi“) verkürzt, und die Titel entsprechend схимонах (skhimonakh) oder auch cхимник (skhimnik), иеросхимонах (ieroskhimonakh) схиархимандрит (skhiarkhimandrit) und схиигумен (skhiigumen) ausgesprochen. Ein Bischof, der in das Große Schema geweiht wird, muss auf bischöfliche Macht und Leitung verzichten und bis zum Ende seiner Tage ein Schema-Mönch blieben.
Siehe auch: Mönchsweihe