Beichte

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Das Sakrament der Buße – die Beichte

Die Buße ist das Sakrament, in dem der Mensch, der seine Sünden bekennt, von Gott selbst Verzeihung erlangt, obwohl ihn sichtbar der Priester nach der Beichte von den Sünden losspricht. Die Buße ist für jeden Christen erforderlich, wenn er ein echtes Mitglied der Heiligen Kirche sein will, denn die Sünden trennen den Menschen von Gott, dem Quell alles Guten, und entfremden ihn Christus, der das Haupt der Kirche ist.

Sogar die Heiligen haben ihre Sünden bekannt, denn je näher ein Mensch Gott ist, desto klarer sieht er seine Unwürdigkeit vor Ihm. Nur Gott ist ohne Sünde, die Menschen aber fallen seltener oder häufiger – aber ausnahmslos – in kleinere oder größere Sünden. Die Sünde ist ein furchtbares Übel, aber die Kirche lehrt, dass nicht die Sünde an sich so furchtbar ist, sondern wenn der Mensch nicht bereut und vor dem Priester in der Kirche seine Sünden nicht bekennt.

Unser Herr Jesus Christus hat die Sünden der Menschen der ganzen Welt auf dem Kreuz gesühnt, und jetzt kann auch der größte Sünder, wenn er von Herzen bereut, auf Erlösung hoffen. Erinnern wir uns, dass auf Golgota neben dem Kreuz Christi auch zwei andere Kreuze gestanden sind, an denen die beiden Schächer hingen. Und jener Schächer, der auf dem Kreuz seine Sünden bereute und Christus bat “Denk an mich, wenn Du in Dein Reich kommst”, ging als Erster in das Himmelreich ein. Ohne Reue ist Erlösung unmöglich, deshalb wird es verständlich, welch große Bedeutung dieses Sakrament in der Kirche hat.

“Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist Er treu und gerecht; Er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht.”

Die Beichte bestand in der Kirche schon seit Beginn. Schon zu den Aposteln kamen Menschen “und bekannten offen, was sie (früher) getan hatten”. In jener Zeit war die Beziehung der Menschen zur Kirche so offen und das Bemühen um die Erlösung von den Sünden so stark, dass überall die allgemeine Beichte verbreitet war: der Sünder beichtete offen vor allen. Die Bußdisziplin war sehr streng. Für große Sünden wurden strenge Strafen auferlegt, bis hin zum Ausschluss aus der Kirche für lange Zeit, manchmal sogar bis zur Todesstunde. Für die Wiedereingliederung in die Kirche musste man nach einer schweren Sünde Werke der Buße vollbringen, nicht nur in Worten Reue zeigen, sondern auch in Taten und die Sünden durch einen reinen und untadeligen Lebenswandel wieder gutmachen. Der Sinn der Buße liegt nicht im Bekenntnis, dass man Sünder ist – dies wäre zu einfach, sondern in der Veränderung der Lebensweise, die zur Sünde führt. Sonst könnte man bei der Beichte sagen: “Verzeih mir, o Herr!” und zur nächsten Beichte mit den gleichen Sünden kommen. Deshalb überprüften die Christen in früheren Zeiten die Aufrichtigkeit der Buße, bevor die Absolution erteilt wurde.

Die Büßer wurden früher in vier Kategorien eingeteilt. Die Weinenden wagten das Kirchengebäude, wo die Gottesdienste gefeiert wurden, nicht zu betreten und baten bloß die Vorbeigehenden, für sie zu beten. Ihren Namen bekamen sie daher, da sie die Vorbeigehenden mit Tränen baten für sie zu beten. Die Hörenden standen im Vorraum und hörten die Worte des Gottesdienstes. Es war ihnen erlaubt, den Segen zu erbitten, aber genauso wie die Katechumenen durften sie an der Liturgie der Gläubigen nicht teilnehmen und verließen die Kirche unter Tränen bei den Worten: “Ihr Katechumenen, gehet hinaus!” Die Zu-Boden-fallenden standen schon in der Kirche selbst, wenn auch nur in ihrem hinteren Teil, und durften ebenfalls an der Liturgie der Gläubigen nicht teilnehmen, nur die IN-DER-GEMEINSCHAFT-stehenden blieben die ganze Zeit beim Gottesdienst. Sie durften aber nicht kommunizieren. Da aber früher alle Gläubigen kommunizierten, die bei der Liturgie anwesend waren, erlebten die Büßenden ihren Ausschluss von den Heiligen Gaben als besonders schwer.

So streng behandelte die Kirche die Menschen, die sich freiwillig durch ihre Sünden von Christus trennten. Mit Beginn des IX. Jahrhunderts wurde die private Beichte überall eingeführt, und die Kategorien der Büßer wurden abgeschafft, aber auch damals wurde man für schwere Sünden auf Jahre exkommuniziert.

Die allgemeine und die persönliche Beichte

Nach den kirchlichen Regeln erfolgt die Beichte vor einem Priester. Das Sündenbekenntnis geschieht jedoch vor Gott selbst. Der Priester ist nur Zeuge unserer Reue. Auf einem Pult vor ihm liegen ein Evangeliar und ein Kreuz als Zeichen der unsichtbaren Gegenwart Christi, der selbst alles hört und weiß, wie tief unsere Reue ist und ob wir nicht etwas aus falscher Scham oder absichtlich verschweigen. Eine solche Beichte heißt persönliche Beichte.

Gewöhnlich erfolgt davor eine allgemeine Beichte: Der Priester liest bestimmte Gebete und spricht mit allen, die sich zum Empfang dieses Sakramentes versammelt haben, über die Sünden. Er schafft eine Stimmung der Reue und erinnert an die Sünden, welche die Anwesenden aus Vergesslichkeit oder Unwissenheit bei der Beichte vor dem Angesicht Gottes vielleicht gar nicht bekennen wollten.

Manchmal kommt es vor, dass sich Gläubige nur mit diesem Teil der Beichte begnügen und nach der Aufzählung der Sünden durch den Priester nur zum Absolutionsgebet kommen, jedoch vernehmbar vor ihm und dem Herrn keine Sünden bekennen. Kann man eine solche Bußpraxis als aufrichtig bezeichnen? Natürlich nicht! Es wäre dann nämlich so, dass der Priester vor den Anwesenden ein Sündenbekenntnis spricht, nicht aber die Gläubigen vor ihm.

Man kann immer Zeit und Ort für eine Beichte finden. Man muss sich vorher sorgfältig vorbereiten und sich seine Sünden in Erinnerung rufen; man kann sie auch auf einen Zettel schreiben, um sie nicht zu vergessen. Natürlich, wenn man nur in der Großen Fastenzeit oder in der Karwoche zur Beichte in die Kirche kommt, wo es hunderte Beichtende gibt, und der Priester jedem einzelnen nicht genügend Aufmerksamkeit zu widmen vermag, kann man kaum hoffen, dass die Beichte vollwertig sein wird. Man kann aber eine Zeit auswählen, wo es keinen so großen Andrang gibt und der Priester freier ist. Aber auch die Priester sind verschieden, und deshalb ist es besser, einen Priester auszuwählen, den man kennt, und dann nur zu ihm zur Beichte zu gehen. Dies ist auch deshalb wertvoll, weil sich dann zwischen dem Priester und dem Beichtkind eine geistliches Nähe bildet, das in eine geistliche Verwandtschaft übergehen kann. Der Beichtvater kennt dann die Besonderheiten seiner geistlichen Kinder und kann sie auf dem Weg der Erlösung in das Himmelreich führen, indem er ihnen Ratschläge gibt und sie vor Versuchungen bewahrt. Die Heiligen Väter sagen, dass man alle Anstrengungen unternehmen muss, um einen geistlichen Vater zu finden, da ohne ihn der Weg zur Erlösung sehr schwierig ist.

Vorbereitung auf die Beichte

Obwohl die Buße ein eigenständiges Sakrament ist und bei Bedarf unabhängig von anderen Sakramenten empfangen werden kann, sogar außerhalb eines Gottesdienstes, ist sie doch der Tradition und dem Sinn nach mit der Vorbereitung auf den Empfang der Heiligen Gaben Christi verbunden. Das Gefäß der Seele muss gereinigt sein, bevor es die Heiligen Geheimnisse des Leibes und Blutes Christi aufnehmen kann.

Damit die Beichte nicht zu einer bloßen Formalität vor dem Kommunionempfang wird, ist es notwendig, sich auf die Beichte entsprechend vorzubereiten. Bei den orthodoxen Christen ist es üblich, vor der Beichte und Kommunion Kanon- und Buß-Akathistos-Hymnen zu lesen sowie besondere Gebete, welche die Seele in die entsprechende Stimmung versetzen. Die großen Heiligen der Kirche, die Verfasser dieser Gebete, waren gleichzeitig auch Meister der Reue, deshalb sind alle ihre Gebete vom Geist der Buße durchdrungen. Die Reue ist der Schlüssel zum echten christlichen Leben, ohne sie ist es nicht möglich, in Eintracht mit Gott zu leben, da wir ständig von Ihm abfallen, diese oder jene Sünden begehen und der Wiedervereinigung und Vergebung bedürfen. Die Sünde sollte uns verhasst werden, dann wird auch unsere Reue aufrichtig sein.

Wenn wir nicht den ehrlichen Wunsch haben, von unseren Sünden befreit zu werden und Gott um Verzeihung der Sünden zu bitten, wird uns alles Aufsagen der verschiedensten Sünden nach den Zehn Geboten oder auf andere Art und Weise nichts bringen. Oft kann aber eine solche Aufzählung von Sünden für diejenigen nützlich sein, die etwas vergessen haben, oder für Anfänger, die oft aus Unwissenheit meinen, dass sie keine Sünden haben und auch nicht wissen, was eine Sünde ist und was nicht. Einige Beichtväter empfehlen, bei der Vorbereitung zur Beichte die Zehn Gebote durchzulesen und so auch seiner eigenen Sünden gewahr zu werden und sie aufzuschreiben, um sie bei der Beichte nicht zu vergessen. Man muss wissen, dass vergessene, nicht gebeichtete Sünden – obwohl sie die Sünde nicht vertiefen wie die wissentlich verschwiegenen – dennoch im Gewissen bleiben, die Seele belasten und oft die Ursache für schlechte Laune, seelisches Leid, aber auch verschiedene physische und psychische Krankheiten sind.

Die Regeln für das Lesen der Kanon-, Akathistos-Hymnen und Gebete vor der Beichte und Kommunion finden Sie im Orthodoxen Gebetbuch im Kapitel “Vorbereitung auf die heilige Kommunion” und auch im “Regelbuch” (pravil'nik) und “Kanonbuch” (kanonik).

Die Beichte in der Kirche

Beichtgelegenheit gibt es in den Kirchen zu verschiedenen Zeiten, morgens und abends, aber wenigstens vor jeder Liturgie. Man soll frühzeitig in die Kirche kommen, um den Anfang der allgemeinen Beichte nicht zu versäumen, denn hier liest der Priester besondere Reuegebete und erteilt Ratschläge. Wer zu spät kommt, muss unter Umständen sehr lange auf seine Beichte warten und könnte die wichtigsten Momente der Liturgie versäumen. Dies ist aber nicht zulässig, besonders für diejenigen, die an diesem Tag kommunizieren wollen.

Der Ritus des Sakraments

Der Priester steht vor den Ikonen und dem Pult, auf dem ein Evangeliar und ein Kreuz liegen, und liest hörbar die Gebete für die Beichtenden. Beichtstühle wie in der römisch-katholischen Tradition sind in der orthodoxen Kirche unbekannt. Nach dem Ende dieser Gebete wendet sich der Priester den Anwesenden zu und spricht folgende Ermahnung: “Mein Kind! Christus steht unsichtbar hier und nimmt deine Beichte an. Schäme dich nicht, fürchte dich nicht, verheimliche nichts vor mir, sondern sage alles, was du gesündigt hast, sei nicht verlegen, um die Vergebung (der Sünden) von unserem Herrn Jesus Christus zu erlangen. Hier ist Sein Bild vor uns: ich bin nur der Zeuge, um vor Ihm alles zu bezeugen, was du mir sagen wirst. Wenn du mir etwas verheimlichen wirst, so wirst du die doppelte Sünde haben. Verstehe, dass du zu einer Heilstätte gekommen bist, so sollst du nicht ungeheilt von hier fortgehen.”

Danach nennt der Priester gewöhnlich die Sünden, die Beichtende begangen haben könnten, und ruft zur aufrichtigen Reue auf. Dann beginnt die eigentliche Beichte. Die Beichtenden gehen einer nach dem anderen zum Priester, der mit dem Epitrachelion (Stola) bekleidet vor dem Pult mit dem Kreuz und dem Evangeliar steht und jeden Herantretenden anhört.

Furcht und Scham sind hier fehl am Platz. Der Ort der Beichte ist eine geistliche Heilstätte. Man soll sich vor dem Priester überhaupt nicht schämen. Er hört so viele Beichten, dass er sich daran gewöhnt hat, den Sünder nicht zu verurteilen, sondern sich über seine Reue zu freuen. Viele Beichtväter sagen, dass sie diejenigen Menschen mehr lieben, die aufrichtig ihre Sünden bekennen, und nicht versuchen, sich zu rechtfertigen, oder von ihren Sünden undeutlich sprechen und sie nicht direkt benennen.

Nach dem Sündenbekenntnis legt der Priester sein Epitrachelion (Stola) auf das Haupt des Beichtenden, spricht das Absolutionsgebet und segnet ihn während der letzten Worte. Im Unterschied zur abendländischen Tradition hat die Formel der Lossprechung fürbittend-deprekativen Charakter. So weiß sich auch der Priester als Sünder grundsätzlich mit dem Beichtenden solidarisch. Der eigentlich Handelnde bei der Lossprechung ist Gott selbst.

Bis heute nehmen die Mönche und Klöster eine wichtige Stelle in der Beichtseelsorge ein – eine Praxis, die auf die frühchristliche Tradition der Ostkirche zurückgeht und in der die Vorstellung zum Ausdruck kommt, dass der Seelenarzt sich auch durch persönliche Heiligkeit auszeichnen muss.

Manchmal gibt der Priester vor dem Gebet noch nützliche Ratschläge, wie man die Sünde überwinden kann oder verhängt eine kirchliche Buße (Epitimie). Epitimie ist ein griechisches Wort und bedeutet “auferlegte Strafe”. Heute ist diese “Strafe” oft nicht mehr der Ausschluss von der Kommunion für eine bestimmte Zeit, sondern der Auftrag, Gebete oder eine bestimmte Anzahl von Kniefällen zu machen, Akathistos-Hymnen mehrmals zu lesen, zu fasten, Wohltätigkeit zu üben oder ähnliche geistliche Übungen zu verrichten.

Der Priester kann die Lossprechung von den Sünden auch solange verweigern, bis die Epitimie erfüllt ist. Wenn die in der Beichte bekannten Sünden gegen einen anderen Menschen gerichtet waren, kann und muss der Priester fordern, sich mit diesem Menschen zu versöhnen und ihn um Verzeihung zu bitten. Unversöhntheit ist nämlich ein Haupthindernis für den Empfang der heiligen Kommunion.

Nach dem Absolutionsgebet bekreuzigt sich der Beichtende und küsst das Kreuz und das Evangeliar auf dem Pult.

So beichten alle Mitglieder der Kirche etwa ab dem siebenten Lebensjahr. Die Beichte stärkt nicht nur ihre seelische, sondern auch ihre körperliche Gesundheit und bereitet sie auf das große Sakrament der Eucharistie vor. “Fürchte dich nicht, wenn du auch jeden Tag gefallen bist und dich von den Wegen Gottes entfernt hast, sagt der heilige Johannes Klimakos, sei geduldig, tapfer, und der Engel, der dich schützt, wird deine Ausdauer belohnen.”

Orthodoxes Glaubensbuch

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Artikel: Das Mysterium der Beichte

1. Wer kann Sünden vergeben?

„Nur Gott kann Sünden vergeben“, dieser Satz ist für Christen eine selbstverständliche Wahrheit. Es ist jedoch ein Irrtum, wenn dazu gesagt wird : „aber nicht der Priester“. Diese Ergänzung erhebt Gott in eine so hohe Geistigkeit, dass er von den Menschen und der Welt isoliert wird. Wer so denkt und glaubt, widerspricht dem, was Christus zu seinen Jüngern und Aposteln gesagt hat:

Nehmet hin den heiligen Geist ! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten (Joh 20,22-23 und Mt 16,19; 18,18).


Christus hat so viel Vertrauen zu seinen berufenen Dienern, dass er sie an der göttlichen Macht, Sünden zu vergeben, teilhaben lässt, wie er sie auch teilhaben ließ an der Vollmacht, Kranke zu heilen (Mt 10,1; Mt 10,8; Mk 6,7; Mk 6,12; Lk 9,1; Lk 9,6). Wozu hat er die Jünger gesandt und mit dieser Vollmacht versehen, wenn wir meinen, wir können uns selbst bekehren und durch Gebet Vergebung der Sünden beschaffen?


2. Woher kommt das Bekennen von Sünden?

Das Bekennen von Sünden begegnet uns im Neuen Testament bei den Menschen, die den Propheten und Vorläufer Johannes den Täufer aufsuchen. Es sind Menschen in einer Zeit großer innerer Not und nationaler Zerrissenheit, die zu Johannes kommen, um ihr Leben auf Gott hin auszurichten. Dass sie diesen Entschluss sehr ernst nehmen, lässt sich daran erkennen, dass sie hinausgehen in die Wüste, wo Johannes lebt. Sie kamen zu ihm, um ihre Sünden zu bekennen (Mk 13,5).-


Johannes predigt eine Reinigungstaufe zur Vergebung der Sünden. In Israel waren es rituelle Waschungen, die man bei besonderen Verfehlungen zu vollziehen hatte. Das Neue an der Johannestaufe war, dass er zwischen den Sünden keinen Unterschied mehr machte. Alle Menschen sind vor Gott unrein, auch die Frömmsten. In seiner Predigt weist er jedoch die Pilger auf den hin, der nach ihm kommt, der wird sie „mit dem heiligen Geist taufen“(Mk 1,8).


Beim Evangelisten Johannes ist diese Buße angedeutet in den Worten Jesu im Gespräch mit dem Schriftgelehrten Nikodemus, der ihn bei Nacht besuchte (Joh 3,3): Es sei denn, dass jemand von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.

Das „Von-neuem-geboren-werden“ meint eine neue Haltung, eine neue Gesinnung: Abkehr von der alten Lebensweise und geistlicher Neuanfang.

Anschließend wird die Taufe erwähnt (Joh 3,5): Es sei denn dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.

Hier geschieht etwas. Während im Vers 3 gesagt wird, dass der Mensch „das Reich Gottes sehen kann“, spricht der Vers 5 davon, dass der Mensch „in das Reich Gottes kommen kann“. Der ganze Mensch mit Seele, Geist und Leib „kommt ins Reich Gottes“. In diesem Nachtgespräch des Herrn mit Nikodemus ist die Situation des Ungläubigen angesprochen, der sich Christus anschließen will. Das Bekennen der Sünden mit der anschließenden Sündenvergebung durch den berufenen Diener Gottes führt hin zum Mysterium der Taufe. Aber auch der Christ ist auf Sündenvergebung angewiesen, da er im Leben nach der Taufe nicht frei ist von Sünden ist. Der Lossprechung von den Sünden durch den geistlichen Vater geht voraus das Bekennen der Sünden und der Vorsatz, Gottes Gebote zu halten. Beides geschieht in der Beichte.

3. Was ist die Beichte?

Die Beichte besteht aus drei Teilen:

1. dem Sündenbekenntnis.

Da sind die Sünden beim Namen zu nennen, ohne andere zu beschuldigen.

2. der Reue

und dem Vorsatz, sich von den begangenen Sünden abzuwenden

3. der Lossprechung von den Sünden.

Zur Lossprechung durch den Geistlichen gehören von Seiten des Gläubigen der Glaube, dass die Sünden vor Gott wirklich vergeben sind, so, als hätte Gott selbst gesprochen.

4. Wie bekenne ich meine Sünden?

Als Orientierung für das Beichten der eigenen Sünden kann eine Einteilung in drei Arten dienen. In ihnen spiegeln sich die 10 Gebote, die Gott Moses in zwei Tafeln auf dem Sinai mitteilte:


1. Tafel: Sünden gegen Gott

1. Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

Gibt es etwas, was mir wichtiger ist als Gott (Menschen, Dinge, Ideen)?

2. Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen

Habe ich den Namen Gottes miss braucht, geflucht, geschworen, ihn ausgesprochen, ohne zu Gott zu beten? Seinen Namen sollen wir nur in den Mund nehmen um:

ihm zu danken,

ihn um seine Hilfe anzurufen,

um Fürbitte für andere Menschen zu tun,

oder ihn zu bekennen, von ihm zu erzählen.

3. Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen.

Habe ich vergessen, den Feiertag zu heiligen durch Teilnahme an der Liturgie?

Halte ich regelmäßig meine Gebete (morgens, abends vor dem Schlafen, vor und nach dem Essen))?

2. Tafel : Sünden gegen den Nächsten

Ehren von Eltern, Lehrern, Vorgesetzten, unterlassen

(4. Gebot),

Töten von Menschen, Tieren Pflanzen

(5. Gebot),

Ehebruch, Unkeuschheit begangen

(6. Gebot) ,

Jemanden belogen, falsche Urkunden verwendet (7. Gebot),

Jemandem etwas entwendet, was ihm gehört

(8. Gebot),

Alle Unwahrhaftigkeit, alle Gier nach fremdem Besitz, Hass, Neid. Intrigen

(9. und 10. Gebot).

Sünden gegen sich selbst


Alle Schäden, die man seinem eigenen Körper zufügt:

Anhängen an schlechte Gedanken,

zu wenig Ruhe, Überbelastung durch Arbeit oder Sport, Drogen, wie Alkohol, Rauchen, zu viel Essen, Nichteinhalten der Fasten

Diese Aufreihung soll als Hilfsmittel dienen, nicht als Vorschrift. Man kann auch nur die Dinge beichten, die einen von Gott trennen nach diesen drei Arten.

Autor und Copyright

Priester Johannes R. Nothhaas, Orthodoxe Gemeinde des Hl. Christophorus, Mainz. Bei Fragen an den Autor zum Artikel und den orthodoxen Glauben: nothhaas@googlemail.com.

Siehe auch