Arsenios der Große
Gedächtnis: 8. Mai
Der Ehrwürdige Arsenios wurde im Jahre 354 in Rom geboren und war einer der großen Wüstenväter. Nachdem er zum Diakon geweiht worden war, wurde er 383 von Kaiser Theodosios (379-395) zur Erziehung seiner Söhne nach Konstantinopel berufen. Aber der Ruhm und die Ehre, welche ihn umgaben, waren eine Last für seine Seele. Er strebte nach der Einsamkeit und Demut des Mönchtums. Mit Tränen betete er zu Gott, damit ER ihn auf den Weg der Erlösung bringe. Und eines Tages hörte er die Stimme von oben, die ihm sagte: „Arsenios! Fliehe die Menschen, und du wirst gerettet werden.
Dann entfloh er dem prunkvollen höfischen Leben, ging nach Ägypten in die sketische Wüste und kam zur Zelle von Johannes dem Kurzen (Gedächtnis: 9. November) ein. Der Ehrwürdige Johannes hatte sofort erkannt, dass aus dem Hl. Arsenios ein großer Asket werden würde. Hier führte er über 50 Jahre lang ein besonders entsagungsvolles Leben. Geleitet durch den Ehrwürdigen Johannes den Kurzen übertraf der Ehrwürdige Arsenios in seiner Askese viele Wüstenväter. Während er wieder darum betete, dass Gott ihn sich zu retten lehre, kam als Antwort darauf die Stimme vom Himmel, die sagte: „Arsenios! Verberge dich vor den Menschen und verbleibe im Schweigen; das ist die Wurzel der Tugend“. Seitdem wohnte der Ehrwürdige Arsenios außerhalb der Skite, in einer einsamen Zelle, wo er die Askese des Schweigens aufnahm. Nur Sonntags und an den Feiertagen kam er in die Kirche; doch unterhielt er sich mit niemandem und bewahrte so vollständiges Schweigen. Wenn die Asketen der sketischen Wüste ihn fragten, warum er sich sogar vor ihnen verberge, antwortete der Heilige: „Gott weiß, wie sehr ich euch liebe; doch kann ich nicht gleichzeitig mit Gott und mit den Menschen verbleiben, da im Himmel, obwohl es da sehr viele obere Heerscharen – Tausende von Tausenden oder Zehntausenden – gibt, alle eines Willens sind und daher Gott einstimmig verherrlichen; aber auf der Erde gibt es viele menschliche Willen, und jeder Mensch hat eigene Gedanken und Absichten, und daher kann ich nicht Gott verlassen und unter den Menschen wohnen“. Der Ehrwürdige Arsenios sagte, dass er nichts brauche, weil er für die Welt gestorben sei und niemand möge ihn für lebendig (also für die Welt lebend) halten.
Ein wandernder Mönch besuchte den Ehrwürdigen Arsenios, doch hörte er von ihm kein Wort, und als er zum Ehrwürdigen Moses (Gedächtnis: 28. August) kam, empfing dieser ihn mit Freude und bat ihn, sich zu erholen und sich mit Nahrung zu stärken, und so dachte der Mönch, dass der Ehrwürdige Moses, der größere Liebe an den Tag legte, der Bessere sei. Als ein anderer Mönch dies erfuhr, begann er zu Gott zu beten und sprach: „O Herr! Sage mir, wer von den beiden vollkommener ist und mehr von deinem Segen verdient. Derjenige, der sich von den Menschen um deiner Willen verbirgt, oder derjenige, der alle um deiner Willen empfängt“. Als Antwort auf sein Gebet hatte dieser weisheitsliebende Mönch folgende Vision: Er sah zwei Schiffe, die einen sehr großen Fluss dahinfuhren. Auf einem der beiden Schiffe befand sich der Ehrwürdige Arsenios, und der Geist Gottes steuerte sein Schiff und hielt ihn in großer Stille, und auf dem anderen war der Ehrwürdige Moses, und sein Schiff wurde von Engeln gesteuert, die Honig in den Mund Moses‘ hineinlegten. Dieser Mönch erzählte anderen, erfahrenen Asketen von seiner Vision, und alle fanden, dass der Ehrwürdige Arsenios vollkommener sei als der Ehrwürdige Moses, der Wanderer empfing, da er mit Gott selbst verblieb, mit Moses aber nur die heiligen Engel.
Der Ehrwürdige Arsenios lehrte: „Es gibt viele solche Menschen, die sich тщеславия auf jede erdenkliche Art und Weise bemühen, ihre körperliche Reinheit zu bewahren, und dafür ihre Leiber durch Fasten, Wachen und andere Dinge kasteien; doch gibt es wenige Menschen, die ihre Seelen von Sünden wie Eitelkeit, Stolz, Habgier, Neid, Zorn, Groll und Verurteilung freizuhalten vermögen. Solche sind nach außen rein am Leib, doch sind ihre Seelen schmutzig; sie ähneln Särgen, die von außen war schön scheinen, im inneren aber voll übelriechender Verwesung sind. Selig ist derjenige, der sich bemüht; sowohl seinen Leib als auch seine Seele vor der Befleckung zu bewahren. Wahrhaft selig sind die reinen Herzens (und nicht nur Leibes), denn sie werden Gott schauen.
Als Kaiser Arkadios von seinem ehemaligen Erzieher Arsenios hörte, schickte er dem Heiligen großzügige Geschenke. Diese wurden von Arsenios wegen seinem Mönchsgelübde mit Dankbarkeit abgelehnt. Der Hl. Arsenios gab dem Kaiser auch seinen Segen. Der Heilige starb nach langjähriger Askese, im 95. Lebensjahr, zu Troe bei Memphis, im Jahre 449 oder Anfang 450.