Akathist

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Ein Akathist (auch Akathistos, aus dem Griechischen Ακάθιστος Ύμνος, ein "nicht-sitzend gesungener Hymnus") bezeichnet ein Genre der orthodoxen liturgischen Hymnographie. Ein solcher Hymnus kann z.B. einem großen Festtag, einem Heiligen oder Gott Selbst (bzw. einer Person der Dreifaltigkeit) gewidmet sein.

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Geschichte

Ursprünglich bezeichnete man mit diesem Begriff nicht die Hymnengattung, sondern einen Feiertag. Der Akathist par excellance ist jener Ur-Akathist, der, im 6. oder 7. Jahrhundert entstanden, der Gottesmutter gewidmet ist. Es ist nicht hundertprozentig klar, wem dieser erste und prototypische Akathistos zu verdanken ist: vielleicht dem hl. Romanos Melodos, vielleicht Georgios Pisides. Letzteres liegt historisch nahe. Georgios war Diakon an der Hagia Sophia, ist bekannt für diverse historische Werke, u.a. den "Awarenkrieg". Aus Anlass des Sieges über die Awaren soll auch dieser Akathistos, oder Teile davon, entstanden sein. Dafür sprechen Bezeichnungen der Gottesmutter wie "zum Sieg auserwählte Heerführerin" usw. - Der Sieg Kaiser Herakleios' über die Awaren (627 n. Chr., nachdem Awaren und Slawen ein Jahr zuvor Konstantinopel belagert hatten) wurde erstmals am Samstag der fünften Woche der Großen Fastenzeit gefeiert. Dieser Tag war es, der ursprünglich Akathistos hieß: inmitten der zahlreichen Metanien und gebeugten Knie der Fastenzeit tritt ein lobpreisender Hymnus, bei dem die Menschen stehenbleiben konnten. Seither ist der Samstag der fünften Fastenwoche der "Akathistos-Samstag", auch wenn der historische Bezug nun entgangen ist. Das Proömium dieses Ur-Akathists nimmt sich metrisch und strukturell anders aus, als der Rest des Hymnus, und kann wohl als dessen ältester Teil angesehen werden. Er enthält eine Andeutung von der Freude über die Befreiung Konstantinopels von den Belagerern: die Gottesmutter wird von "Ihrer Stadt" für die Befreiung von den Bösen gepriesen. In den neueren kirchenslawischen Übersetzungen ist allerdings das "Deine Stadt" durch "Deine Knechte" ersetzt worden.

Struktur

Nach dem Proömium folgen jeweils abwechselnd insgesamt 12 große Strophen (Ikos, griech. οίκος) und 12 kleine (Kontakion, griech. κοντάκιο). Die Ikoi enden jeweils mit einem und demselben thematischen Refrain (im Akathist an die Gottesmutter beispielsweise "Χαῖρε, Νύμφη ἀνύμφευτε", deutsch etwa "Freue Dich, unvermählte Braut!"). Die Kontakia enden auf "Halleluja". Das "Freue Dich", die sogenannten Chairetismen (vom griech. Χαῖρε - "Freue Dich", eine griechische Grußformel), aus denen die Ikoi im wesentlichen bestehen, sind ein Charakteristikum für die Akathist-Hymnen. Jeder Ikos enthält 12 Chairetismen, welche im Griechischen isosyllabisch paarweise und mit identischer Metrik angeordnet sind. Ursprüngliche Akathiste bilden außerdem, nimmt man die Anfangsbuchstaben der Ikoi und Kontakia hintereinander, in dem Sinne ein Akrostichon, dass damit das gesamte (griechische, aus 24 Buchstaben bestehende) Alphabet "abgearbeitet" wird.

Liturgischer Gebrauch

Vom Typikon ist nur der Große Akathist für die Orthros des Samstags der 5. Woche der Großen Fastenzeit vorgesehen. Der Akathist an die Gottesmutter ist ursprünglich auch Bestandteil der Fastentriod. Allerdings können Akathiste auch Bestandteil kleinerer Gottesdienste, wie z.B. von Fürbitten oder kleiner Apodipnon sein.

Spätere Akathiste

Das Schaffen weiterer Akathiste, welche nach dem Modell des Akathists an die Gottesmutter aufgebaut sind, beginnt erst gegen Ende der byzantinischen Ära. Zu erwähnen sind der Akathist an Jesus Christus (13. Jh.), sowie die Werke aus der Feder des Patriarchen Isidor I Bucharis' (1347–1350) an den Erzengel Michael, den hl. Johannes den Vorläufer, den hl. Wundertäter Nikolaus, dem Festtage der Mariä-Entschlafung sowie dem ehrwürdigen Kreuz des Herrn, sowie an die hll. Apostel.

Sowohl in der griechischen, als auch in der russischen Kirche werden weiter Akathiste geschaffen. In Russland ist dieses Genre seit dem Ende des 20. / Anfang des 21. Jahrhunderts wieder aktuell. Jährlich entstehen dort zwischen 40 und 50 Akathiste in kirchenslawischer Sprache.

Links

Akathistos als mp3 Hörprobe
Akathist der Gottesmutter zum Download