Eucharistiegemeinschaft

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Die orthodoxe Position zur Eucharistiegemeinschaft

„Bezüglich des Sakramentes der Eucharistie bzw. der Eucharistie und Abendmahlsgemeinschaft mit nicht-orthodoxen Christen ist die orthodoxe Haltung weitgehend bekannt: Gliedern anderer Kirchen und Konfessionen ist nicht gestattet, in einer orthodoxen Kirche die Kommunion zu empfangen und umgekehrt ist es orthodoxen Christen nicht erlaubt, bei anderen Kirchen zur Kommunion zu gehen. Mehr als bei den anderen Sakramenten wird hier die Einheit im Glauben und im Bekenntnis, ja die Glaubens- und Kirchengemeinschaft als Voraussetzung für Eucharistiegemeinschaft gefordert. Dies gilt selbst im Blick auf die Orientalisch-Orthodoxen Christen und Kirchen, weil auch mit diesen, wie auch mit von der Orthodoxen Kirche abgespaltenen Orthodoxen, keine kanonische Kirchengemeinschaft besteht. ...“ – so beschreibt Dr. Athanasios Basdekis die Position der orthodox-byzantinischen Kirchen zur Frage der Eucharistiegemeinschaft. Basdekis fasst diese Position zusammen: „Das orthodoxe Sakraments- und Eucharistieverständnis, wie auch das kanonische Recht, erlauben keine eucharistische Gemeinschaft mit den Orthodoxen, weder in der eigenen noch bei anderen Kirchen, solange kein vollständiger Glaubenskonsens vorliegt. Auch kann die kirchliche Oikonomia in der Frage der Interkommunion nicht angewandt werden“. (A. Basdekis, Die Orthodoxe Kirche, Frankfurt 2001, S. 78 f.)

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Gründe für die orthodoxe Position

An diesen Äußerungen wird auch deutlich, dass wir in der Orthodoxie in Bezug auf das Heilige Abendmahl einer besonderen Konzeption begegnen, die den Kirchen im Westen meist fremd ist. Für den orthodoxen Christen ist die Eucharistie die höchste und tiefste Erfahrung von Kirche und orthodoxe Theologen betonen immer wieder, dass es nichts Höheres als die Eucharistie gibt und auch in dem, was man über die Eucharistie sagen kann, eigentlich auch schon alles über die Kirche gesagt worden ist. Die Erfahrung von Kirche ist identisch mit der Erfahrung von Eucharistieversammlung. Deshalb spricht man in der orthodoxen Theologie auch von „eucharistischer Ekklesiologie“ einer genuin orthodoxen Ekklesiologie, die sich biblisch auf 1. Kor. 10,16 und 1. Kor. 12,27 sowie die Kirchenväter beruft.

Für den orthodoxen Christen ist Kirchengemeinschaft Eucharistiegemeinschaft. Die bekenntnismäßige Einheit der Kirche wird bekundet, bekräftigt und bestätigt durch die Einheit der eucharistischen Gemeinschaft. Da Abendmahlsgemeinschaft die Kirсhengemeinschaft schlechthin ist, die Gemeinschaft im Erbe der Väter, im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung ist, ist sie ohne konkrete Kirchengemeinschaft nicht möglich, ja völlig ausgeschlossen. Die Orthodoxie würde so ihre Identität und ihr eigenes ökumenisches Modell, welches sie untereinander pflegt, verlieren.

In der Feier der orthodoxen Liturgie kommt zum Ausdruck, dass die irdische Gemeinschaft bei der Eucharistiefeier untrennbar mit der eschatologischen Gemeinschaft der Vollendeten verknüpft ist. Die irdische Gemeinschaft tritt zu der der Vollendeten in der Feier der Liturgie hinzu und bildet gemeinsam mit ihr eine Einheit. Die Orthodoxie kann deshalb den Aspekt der irdischen Gemeinschaft im Sinne der menschlichen Akzeptanz unter Geschwistern nicht als vorgeordneten, isolierten Aspekt sehen, der eine offene Kommunion oder Abendmahlsgemeinschaft begründet und die Gemeinschaft der vollendeten orthodoxen Glaubenszeugen überspringt.

Bei den Orthodoxen ist eine große Strenge bezüglich der Vorbereitung auf den Kommunionempfang festzustellen und wohl auch deshalb gehen erwachsene orthodoxe Christen nur relativ selten zur Kommunion, auch wenn es hinsichtlich der Kommunionhäufigkeit keine Vorschriften gibt. An Kinder dagegen wird die Kommunion häufiger ausgeteilt, zum ersten Mal nach dem Empfang der Taufe und Firmung. Von orthodoxer Seite wird gegenüber anderskonfessionellen Gesprächspartnern des öfteren betont, dass diese Strenge bezüglich der Vorbereitung auf den Empfang des hl. Abendmahls bei den nichtorthodoxen Kirchen vermisst wird; auch dies sei ein Grund, weshalb Mitglieder anderer Konfessionen nicht leicht zur Kommunion zugelassen werden.

Praktische Möglichkeiten der Teilnahme für evangelische Christen

Für orthodoxe Christen, die aus den oben genannten Gründen nicht zur Kommunion zugelassen werden können, aber auch für Christen anderer Konfessionen besteht am Ende der Liturgiefeier die Möglichkeit, das sogenannte Antidoron zu empfangen. Das Antidoron wird in der Regel von jenen Prosphoren genommen, aus denen das Lamm und die verschiedenen Partikel bei der Proskomidie geschnitten wurden. „Antidoron“ heißt wörtlich „Gegengabe“ und wurde ursprünglich nur denen gegeben, die nicht die heilige Kommunion empfangen hatten. Als „Verleiblichung“ des Segens, den die hl. Liturgie vermittelt, galt es geradezu als Kommunionersatz und hat als Zeichen des Segens noch heute eine große Bedeutung. Es wird z.B. mit nach Hause genommen und an Menschen ausgeteilt, die aus irgendwelchen Gründen nicht am Gottesdienst teilnehmen konnten.

Es gibt darüber hinaus eine Form der Mahlfeier in der orthodoxen Kirche, die keine Eucharistiefeier darstellt. Dies geschieht bei ökumenischen Treffen, oder auch auf Kirchentagen (zuletzt auf dem evangelischen Kirchentag in Frankfurt praktiziert). Diese Liturgie – Artoklasie genannt - ist aus dem Stundengebet erwachsen und beachtet besonders die Schöpfungsaspekte des christlichen Glaubens. Während dieses Gottesdienstes werden fünf Brote gesegnet – in Anlehnung an biblische Bezüge, ähnlich wie die fünf Prosphoren bei der Proskomidie. Es können auch Öl, Weizenkörner und Früchte, z.B. Rosinen hinzugebracht und gesegnet werden. Die Teilnehmer werden in einem solchen Gottesdienst mit dem gesegneten Öl gesalbt und erhalten alle die gesegneten Gaben.

Im Juni 2002 wurde vom Konfessionskundlichen Institut Bensheim und vom Collegium Orientale, Eichstätt, eine für evangelische Gemeinden in ökumenischen Zusammenhängen feierbare Artoklasie-Gottesdienstordnung im Hinblick auf den Ökumenischen Kirchentag 2003 herausgegeben.