Tugend
Tugend (Griechisch αρετή; Lateinisch virtus) ist die gewohnte, eingessene Bereitschaft oder Neigung der Kräfte eines Menschen, die ihn zu guten Taten führt.[1] Tugend ist das moralische Herausragen eines Menschen. Auf den Menschen bezogen sind Tugenden gute Charaktereigenschaften. Oft werden sie auch als Früchte des (Heiligen) Geistes bezeichnet. Das lateinische Wort virtus bedeutet genau übersetzt "Männlichkeit" und wurde ursprünglich im Zusammanhang mit den Tugenden auf dem Schlachtfeld benutzt. Im Englischen hingegen bezieht sich virtue generell auf die Keuschheit einer Frau.
Tugend wird im Griechischem genauer mit ηθική αρετή bezeichnet, was "angewohnte Exzellenz" bedeutet. Sie wird also zu jedem Zeitpunkt ausgeführt. Um überhaupt eine Tugend zu erlangen, braucht man die Tugend der Ausdauer, da nicht ausgeübte Tugenden, da sie eben Angewohnheiten sind, wieder verloren gehen können. Die Orthodoxe Kirche lehrt, dass der Körper und die Seele beide trainiert und diszipliniert werden müssen, da der Mensch eine Union aus Körper und Seele ist. Fasten und Selbstkontrolle sind die primären Quellen von allem Guten und das benötigte Fundament, um Tugenden zu erlangen.
In der Ähnlichkeit Gottes
Genesis hält fest, dass der Mensch nach dem Bilde und in der Ähnlichkeit Gottes erschaffen wurde. Johannes von Damaskus schreibt: "Die Aussage "nach dem Bilde" unterstellt Rationalität und Freiheit, während die Aussage "in der Ähnlichkeit" eine Anpassung an Gott durch Tugend unterstellt." Alle menschlichen Tugenden sind Attribute Gottes. Sie sind göttliche Eigenschaften, welche durch das Geschenk Gottes in der Schöpfung und die Erlösung durch Christus in allen menschlichen Personen sein sollten. Tugenden zu erwerben ist also die Ähnlichkeit Gottes wiederzuerwerben.
Im Gegensatz zum Ebenbild Gottes, das sogar die sündhaftigsten Menschen niemals verlieren, ist die Ähnlichkeit Gottes von moralischen Entscheidungen, Tugenden, abhängig und kann so durch Sünde zerstört werden. Die Tugenden sind keine Ausstattung mit der man startet, sondern ein anzustrebendes Ziel. Tugenden werden durch die Gnade Gottes schrittweise erworben.
Christliche Tugenden
Die Tugenden beinhalten unter anderem:[2]
- Die vier natürlichen oder Kardinal-Tugenden: Die Klugheit, die Mäßigkeit, die Tapferkeit und die Gerechtigkeit.
- Die drei Theologischen Tugenden: Der Glaube, die Hoffnung und die Liebe.
- Andere äußerst wichtige Tugenden sind die Geduld und die Demut.
Diese Aufzählung ist nicht komplett, sondern nur eine Übersicht. Die Tugenden sind miteinander verknüpft, so begünstigen sich beispielsweise Demut und Gehorsam gegenseitig.
Quellen
- Orthodox Wiki Virtues Dieser Artikel ist größtenteils von diesem Text unseres Bruderwikis übersetzt worden.
- ↑ New Catholic Encyclopedia, Catholic University of America, 1967. p. 704
- ↑ Heitz, Sergius/Hausammann, Susanne (Hrsg.): Christus in euch: Hoffnung auf Herrlichkeit: Orthodoxes Glaubensbuch für erwachsene und heranwachsende Gläubige, 3., unveränd. Aufl., Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2002, S.181-190