Sebastian
Gedächtnis: 18. Dezember
Der Hl. Sebastian (* in Mailand oder Narbonne, † 288 in Rom) war ein römischer Soldat und Märtyrer.
Vita
Der Hl. Märtyrer Sebastian wurde in Narbonne in Gallien geboren und lebte in Mailand, woher seine Familie ursprünglich stammte. Er war christlich erzogen worden und zeichnete sich besonders durch seine Liebe zu den Bekennern und Märtyrern Christi aus. Unter Kaiser Carinus wurde er Soldat. Als er als solcher nach Rom gelangte, hörte er von zwei noch jungen Christen namens Markus und Marcellinus, die wegen ihres Glaubens an Christus zum Tode verurteilt worden waren; und unter dem Eindruck der bitteren Tränen ihrer Eltern und Verwandten, die nahe daran waren, den Mut zu verlieren, eilte Sebastien zu diesen und ermutigte sie durch glühende Worte zum Festhalten im Glauben. Hierdurch wurden nicht nur die beiden Brüder Markus und Marcellinus mit neuer Kraft erfüllt, sondern auch die Umstehenden von solcher Rührung erfüllt, dass eine Frau namens Soe, die Gattin des Nikostratus, in dessen Haus die Bekenner bewacht wurden, dem Hl. Sebastian zu Füßen fiel und um seinen Segen bat. Sie war seit sechs Jahren stumm und hoffte durch den Segen des Heiligen, ihre Sprache wiederzuerlangen. Nachdem Sebastian das Kreuzeszeichen über ihrer Zunge gemacht hatte, konnte Soe sogleich wieder vernehmlich sprechen. Sie bekannte sich daraufhin zu Christus und pries Ihn als ihrem Herrn und Gott. Hierdurch bekehrte sich auch ihr Mann zu Christus, die Verwandten von Markus und Marcellinus und noch viele andere, die von dem an Soe geschehenen Wunder erfuhren. Nikostratus nahm daraufhin alle in sein Haus auf, wo sie im christlichen Glauben unterrichtet wurden, und ein Priester namens Polykarp alle taufte. Bei der Taufe wurde Tranquillinus, der Vater von Markus und Marcellinus, von der Gicht geheilt. Dies erfuhr der römische Statthalter Chromacius, der ebenfalls schwer gichtleidend war. Dieser fasste daraufhin ebenfalls den Entschluss, Christ zu werden. Nachdem Sebastian ihn im christlichen Glauben unterwiesen und getauft hatte, wurde auch er von der Gicht geheilt. Aus Dankbarkeit dafür ließ er alle neubekehrten Gefangenen frei, schenkte auch seinen Sklaven die Freiheit und legte sein Amt nieder. Als Kaiser Carinus im Jahre 283 starb, wurde Diokletian sein Nachfolger, der wiederum Maximinian zu seinem Mitkaiser machte. Als Diokletian von dem Mut und der Tapferkeit des Hl. Sebastian hörte, gewann er ihn so lieb, dass er ihn in den Rang eines Hauptmanns erhob. Nach der Abreise Kaiser Diokletians nach Nikomedia blieb Sebastian in Rom zurück und genoss die besondere Achtung durch Kaiser Maximinian. Um diese Zeit erhielt der ehemalige Statthalter Chromacius die kaiserliche Erlaubnis, sich aufs Land zurückzuziehen, wo er den Rest seiner Tage mit mehreren Neubekehrten verbringen wollte. Da sie aber noch unvollkommen im christlichen Glauben unterrichtet waren, bemühten sie sich darum, dass ihnen entweder Sebastian oder der Priester Polykarp als Lehrer dienten. Aus Sehnsucht nach dem Bekennertod für Christus wollten Sebastian und Vater Polykarp Rom aber nicht verlassen. Deshalb wandte man sich an Cajus, den damaligen Bischof von Rom, und bat ihn um eine Entscheidung. Bischof Cajus war dafür, dass Sebastian in Rom blieb, weil er einen hohen Rang in der Armee bekleidete und so leichter für verfolgte Brüder eintreten konnte.
Christenverfolgung
Als drei Jahre nach dem Amtsantritt Diokletians die Flamme der Christenverfolgung stärker als jemals zuvor aufloderte, verbargen sich der Bischof von Rom und andere Gläubige in der Wohnung eines kaiserlichen Offiziers mit Namen Kastulus, der selbst Christ war, direkt im Palast des Kaisers; und nur besonders eifrige Gläubige gaben sich in der Öffentlichkeit als Christen zu erkennen, und begaben sich dadurch selbst dem Tod in die Hände; so die vom Hl. Sebastian geheilte Soe, die ergriffen wurde, als sie auf dem Grab des Hl. Apostels Petrus betete. Sie wurde an den Füßen über einem Feuer aufgehängt und durch Rauch und Dampf erstickt. Ihr Gatte Tranquillinus, durch den Mut seiner Gemahlin befeuert, wurde auf dem Grab des Hl. Apostels Paulus im Gebet ergriffen und gesteinigt. Nikostratus und seine Gefährten Klaudius, Kastor und Viktorian wurden ebenfalls bald darauf ergriffen, zuerst gefoltert und dann ins Meer geworfen. Von einem Verräter angezeigt, wurde auch Tiburtinus festgenomen und enthauptet. Kastulus wurde ebenfalls verraten, festgenommen, dreimal gefoltert und anschließend lebendig begraben. Zuletzt wurden Markus und Marcellinus ergriffen. Sie wurden mit den Füßen an einen Pfahl genagelt, und so ließ man sie 24 Stunden schmachten. Zuletzt wurden sie mit Lanzenstichen getötet. Währenddessen benutzte Sebastian seinen freien Zugang zu den Gefängnissen, um seinen gefangenen Brüdern beizustehen, ihnen Mut zuzusprechen und, durch das Beispiel der Märtyrer beflügelt, andere zu Christus zu bekehren. Als er schließlich deswegen beim Kaiser angezeigt wurde, der nicht wusste, dass Sebastian Christ war, ließ er ihn zu sich kommen, um dies aus seinem eigenen Munde zu erfahren. Sebastian bekannte sich furchtlos zu Christus. Darüber erbittert befahl der Kaiser, ihn an einen Baum zu binden und von einer numidischen Bogenschützeneinheit beschießen zu lassen. In der Meinung, er sei tot, wurde er liegen gelassen. Die Witwe des Hl. Märtyrers Kastulus, Irene, die den Hl. Bekenner ehrenvoll beisetzen lassen wollte, kam heimlich herbei, um seinen Leichnam zu holen. Als sie dabei bemerkte, dass noch Leben in ihm war, ließ sie den Heiligen in ihr Haus bringen, wo er durch ein Wunder augenblicklich geheilt wurde.
Tod
Trotz der Bitten vieler Brüder, sich nun zu verbergen, trat der Hl. Sebastian nach einigen Tagen erneut vor den Kaiser und seine Mitkaiser. Hierzu begab er sich auf die Stiege, über welche der Kaiser, wenn er in den Tempel gehen wollte, herabsteigen musste, und hielt ihm öffentlich die Sinnlosigkeit seiner Grausamkeit vor Augen, mit welcher er die Christen verfolge, welche seine treusten Untertanen seien und unablässig für das Wohl des Kaisers beteten. Überrascht, die Stimme des totgeglaubten Sebastian zu hören, fragte der Kaiser ihn, ob er derselbe Sebastian sei, den er mit Pfeilen totzuschießen befohlen hatte. Sebastian antwortete: “Ja, ich bin es. Mein Herr Jesus Christus hat mir das Leben erhalten, um allem Volk Zeugnis zu geben von der Wahrheit seiner Lehre und von deiner Grausamkeit gegen seine heiligen Diener. Höre auf mit solcher Verfolgung und vergieße nicht länger unschuldiges Blut, wenn deine Herrschaft von Dauer sein soll.” Durch diese Worte mit Wut erfüllt, ließ der Kaiser den Heiligen ergreifen und in die Rennbahn schleppen, wo er mit Geißeln, Stöcken und Ruten so lange geschlagen wurde, bis er seinen Geist aufgab. Sein heiliger Leib wurde in die „cloaca maxima” geworfen. Dies geschah an einem 19. oder 20. Januar im Jahre 288.
Reliquien
Wenig später erschien der Hl. Sebastian einer frommen Christin namens Lucina im Traum und zeigte ihr den Ort, wo sein Leichnam zu finden sei. Lucina barg den Leichnam des Heiligen und bestattete ihn ehrenvoll auf dem Friedhof des Kallixtus, zu Füßen der hll. Apostel in der heute nach dem Hl. Sebastian genannten Katakombe, an der Via Apia. Seine Reliquien befinden sich in dem steinernen Sarkophag unter dem Altartisch. Eine große Reliquie des Hl. Sebastian befindet sich in der Reliquienkammer im Residenzmuseum in München.
Textnachweis
Dieser Text stammt aus: "Orthodoxe Heiligenleben", Vorabdruck im Internet, S.67ff. Scan des Kapitels über den Hl. Sebastian. Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.