Kloster Vatopedi
Vorwort
Die Gelehrtenwelt sieht im heiligen und glorreichen Großen Kloster Vatopedi eines der Welt vollkommensten Meisterwerke aus byzantinischer Zeit — in Anerkennung sowohl der großartigen Architektur als auch der außerordentlichen Schönheit der Landschaft, in die sie eingebettet ist. In Anbetracht der tief verwurzelten Tradition seines mehr als tausendjährigen Lebens halten es Experten und Gelehrte für durchaus zulässig, in dem Kloster einen Teil des Triptychons einer Kultur zu sehen, die in spätbyzantinischer Zeit fortgesetzt wurde und einen neuen Höhepunkt fand, jener Kultur, die schon den Parthenon hervorgebracht hat, Wesensausdruck des antiken Griechenland schlechthin, und im Anschluss daran die Aghia Sophia, Mittelpunkt byzantinischer Prachtentfaltung.
Wir preisen den dreifaltigen Gott und danken der allzeit makellosen Seligen Jungfrau, der Wächterin und Bewahrerin dieses heiligen Ortes, vor allem aber unseres Großen Klosters, das unter dem besonderen Schutz der Gottesmutter steht, dafür, dass sie uns gnädig gesonnen war, damit wir, die derzeitigen Bewohner des Klosters, drei Jahre nachdem das coenobitische Leben wieder aufgenommen wurde, den Mitgliedern der Kirche diese bescheidene Schrift anbieten können zu ihrer Erquickung, als geistige Labsal, aber auch um sie vertraut zu machen mit dem ruhmvollen Erbe des Berges Athos. So wurde ein glühender Wunsch erfüllt, der von der Pilgerschar, die unser verehrungswürdiges Kloster aufsucht, immer wieder eindringlich geäußert wurde.
Die Notwendigkeit der Veröffentlichung eines Proskynitarion, eines Pilgerhandbuches - sie soll der Beginn einer größeren Publikations reihe sein, die das Kloster mit Gottes Hilfe plant, und die Erbauungsbücher, historische und geisteswissenschaftliche Werke und Arbeiten, die sich mit dem Reichtum der ererbten Schätze beschäftigen, umfassen soll — hat schon eine Reihe unserer Vorgänger erkannt; Mönche, berühmt für ihre Gelehrsamkeit, durchsuchten, wie die Arbeiten, die sie hinterlassen haben, deutlich machen, unsere Archive auf das Gründlichste, wie z.B. Arkadios der Ältere von Vatopedi, Schüler des hl. Nektarios an der Rizanio-Schule, der eine umfangreiche und bis heute unveröffentliche Arbeit über die ruhmreiche Geschichte unseres heiligen Klosters schrieb, oder Theophilos der Ältere von Vatopedi, der eine kurze Chronik des Klosters zusammenstellte. Es ist ihre Arbeit, die wir heute — mit der Gnade Gottes — weiterführen, indem wir diesen Pilgerführer veröffentlichen, ein Werk der Mönche unseres Klosters.
Dank schulden wir der A.G. Leventis Stiftung, die diesen Führer finanzierte, in Form einer edlen Schenkung, und die mit diesem Angebot gleichzeitig Hochachtung zum Ausdruck bringt für die ungeheure Bedeutung des kulturellen Erbes unserer Klostergemeinschaft und ebenso ihren Glauben an die orthodoxe Tradition als einzig Rettung verheißende Arche, die dem modernen Menschen, der sich gequält über die falschen Pfade, die er eingeschlagen hat, schleppt, Erlösung bringen kann.
Unser Dank gilt all denen, die zum Erfolg dieser Publikation beigetragen haben.
Abt des heiligen und verehrungswürdigen Großen Klosters Vatopedi
Ich habe dieses Vorwort in Vatopedi beendet am 23. April, dem Gedächtnistag an den ruhmreichen Heiligen und Märtyrer Georgios der Bannerträger, im Jahre 1993.
Geschichte bis 1500
Das Kloster Vatopedi liegt an einem malerischen Küstenabschnitt am Golf gleichen Namens, etwa in der Mitte der Nordostflanke der Athos-Halbinsel, fünf Minuten vom Meer entfernt.
Der Überlieferung nach wurde das Kloster von Kaiser Konstantin gegründet (324-337), kurz darauf von Julian Apostata zerstört (361-363) und von Kaiser Theodosius erneut errichtet (379-395) — als Dankesgabe an die Gottesmutter, die dessen Sohn Arkadius im Kindesalter vor dem sicheren Tod durch Ertrinken gerettet hatte, als er in rauher See nahe beim Berg Athos in Gefahr geraten war. Arkadius war auf wunderbare Weise an die Küste getragen worden, wo ihn Seeleute schlafend in der Nähe eines Brombeerstrauches fanden (griechisch: βάτος). Aus diesem Grund wurde das Kloster Vatopaidi genannt: von βάτος und παιδί (Kind). Die Schreibweise “Vatopedi” ist abgeleitet von βάτος und πεδίον (Ebene).
Die Überlieferung führt uns dann in das 10. Jh., als arabische Piraten das Kloster plünderten und niederbrannten, die Mönche zu Tode quälten und den Sakristan, den Diakon Savas, als Gefangenen mit nach Kreta nahmen diesem Ereignis, das im Zusammenhang mit der Ikone der Panaghia Vimatarissa steht
Der Biograph des hl. Athanasius des Athoniten (zweite Hälfte des 10. Jh.) erwähnt drei Edle aus Adrianopel, Athanasios, Nikolaos und Antonios, die grundlegende Bedeutung für Vatopedi haben. Diese Männer kamen zum Berg Athos und brachten mit sich ihr ganzes Vermögen von 9.000 Goldstücken, in der Absicht, ein Kloster zu gründen. Der hl. Athanasius, dem bekannt war, dass das Kloster Vatopedi nach den Überfällen der Piraten in Ruinen lag, sandte seine Begleiter dorthin, damit sie das Kloster wieder aufbauten. Und in der Tat, in einem Dokument des Protos Thomas aus dem Jahre 985 begegnen wir der Unterschrift des Mönches Nikolaos als Abt des Klosters. Sie ist die älteste offizielle Schriftquelle, die die Existenz des Klosters bezeugt.
Dokumente aus den Jahren 999 und 1002 geben Zeugnis von Kontroversen zwischen Vatopedi und dem Kloster Philadelphou, das nahe bei Vatopedi errichtet worden war und auf dessen Grundbesitz übergegriffen hatte. Offensichtlich war Philadelphou während der Zeit entstanden, als Vatopedi nach den Überfällen der Araber in Ruinen lag; Abt Nikolaos legte bei Protos Nikephoros Verwahrung ein und erhob Ansprüche auf den Besitz von Philadelphou. In den vorliegenden Dokumenten wird das Kloster Philadelphou an Vatopedi abgetreten und auf diese Weise ein Konflikt gelöst, der über viele Jahre hinweg die Ursache erheblicher Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Klöstern gewesen war. Die Überlieferung, dass die drei Edlen aus Adrianopel das Kloster Vatopedi nicht gegründet, sondern nur wiederaufgebaut haben, nachdem es von den Piraten zerstört worden war, erfährt auf diese Weise seine Bestätigung.
Das nun folgende Aufblühen des Klosters war beispiellos: im Typikon des Monomachos (1045) nimmt es den zweiten Platz in der Hierarchie aller Klöster des Heiligen Berges ein, eine Stellung, die es bis heute halten konnte. Es erwarb außerdem das Recht, mit seinem Abt und vier Gesandten an den Synaxeis in Karyes teilzunehmen, ein Ochsengespann zu halten, um den Lebensunterhalt zu sichern, und ein Boot zu besitzen für den eigenen Bedarf.
In den folgenden Jahren dehnte sich Vatopedi, indem es eine große Zahl von Metochien erwarb, immer weiter aus, sowohl auf dem Berg Athos als auch außerhalb. Die Klöster leropatoros, Werroeotou, Kaletze, Xystrou, Tripolitou, Chalkeos und Trochala wurden schon bald einverleibt, ebenso die Metochien von Prosphorion, Peritheorion, Chrysoupolis, Ag. Demetrius und Kassandra und zwei weitere nahe bei Thessaloniki, alle außerhalb der Grenzen der Halbinsel Athos. Das Kloster konnte sich auch die Hochachtung der byzantinischen Kaiser erwerben: Konstantin Monomachos (1042-1055) vermachte ihm alljährlich 80 Goldhyperpyra aus der kaiserlichen Schatzkammer. Während der Regierungszeit des Alexius Komnenos (1081-1118) verlor das Kloster wegen der andauernden Kriege einen Großteil seiner Metochien: aus diesem Grund trat ihm der Kaiser das Kloster der Heiligen Kosmas und Damian bei Drama ab.
Am Ende des 12. Jh. wurden der serbische König, Symeon Nemanja und sein Sohn Savas, in der Folge Erzbischof und Ethnarch von Serbien, Mönche im Kloster Vatopedi. Der Aufenthalt dieser beiden Heiligen brachte dem Kloster und dem ganzen Berg Athos großes Ansehen. Der hl. Savas nahm an einer offiziellen Gesandtschaft nach Konstantinopel teil, um bestimmte Fragen bezüglich des Heiligen Berges zu klären. Auf seine Bemühungen hin trat das Kloster den serbischen Heiligen das “melissomandrion” (Bienenhaus) von Chelandari ab, so dass sie das serbische Kloster gleichen Namens gründen konnten. Der Aufenthalt der serbischen Könige in Vatopedi und ihre Wohltaten dort blieben dem serbischen Volk für immer in Erinnerung, und alle serbischen Prinzen waren dem Kloster Schutzherr und Wohltäter.
Zur Zeit des hl. Savas entwickelte sich das Kloster wie zu keiner anderen Zeit vorher oder nachher: es zählte an die 800 Mönche, erweiterte dank der Bemühungen der beiden Heiligen seine Bauten und errichtete fünf neue Kapellen an der Stätte. Mit der Gründung von Chelandari (oder “Chilandari”) entwickelte sich eine Art geistiger Verwandtschaft zwischen den beiden Bruderschaften. Daraus entstand ein Brauch, der bis heute fortbesteht: beim Kirchweihfest von Vatopedi am 25. März spielen die Vertreter von Chilandari eine herausragende Rolle, beim Fest von Chilandari am 21. November die Gäste von Vatopedi eine ebensolche.
Während der Frankenherrschaft wurde die Entwicklung aufgehalten, dem Fortschritt ein Ende gesetzt. Die Piratenflotte der Katalanen plünderte und verwüstete die Klöster und zwang die Mönche, die geheimen Verstecke ihrer Schätze preiszugeben. In diesen schwierigen Zeiten verlor das Kloster all seine wertvollen Güter und Dokumente.
Nach dem erfolglosen Versuch von Kaiser Michael VIII. Palaeologus (1259-1282), beim Konzil von Lyons (1271) die Wiedervereinigung von Ost- und Westkirche zu erwirken, erlitt das Kloster neue Drangsal. Der Überlieferung nach zogen die Anhänger dieser Wiedervereinigung, als sie aus Lyons zurückgekehrt waren, auf den Heiligen Berg und versuchten, den Mönchen ihre Meinung aufzuzwingen. Die Ablehnung der Bruderschaft von Vatopedi endete mit dem Erhängen des Abtes Euthymios und mit dem Ertränken von 12 Mönchen in der Bucht von Kalamitsi, sowie dem Erhängen des Protos von Karyes, dem hl. Kosmas von Vatopedi.
Schon bald danach jedoch konnte sich das Kloster mit Hilfe der Palaeologen wieder erholen. Für Andronikos II. (1282-1328) gehörte es “seit Menschengedenken zu den Ersten und Ruhmreichsten”: er gewährte ihm großzügige finanzielle Unterstützung und ermöglichte auf diese Weise, dass das Kloster wieder seinen “ehemaligen Reichtum und Einfluss” zurückgewinnen konnte.
Den Angriffen der Katalanen folgten die Überfälle der Türken, die bewirkten, dass einige Klöster verwüstet wurden und dass die Einsiedler, die über den ganzen Heiligen Berg verstreut lebten, in den großen Klöstern Unterschlupf suchten, um so den Grausamkeiten der Türken zu entgehen. Vatopedi war mit seinen hohen Mauern und seinen neun Türmen eine uneinnehmbare Festung und eine sichere Zuflucht für die Mönche. Gleichzeitig aber wardie Heilige Jungfrau eine ständig aufmerksame Wächterin und Beschützerin des Klosters, wie das Wunder mit ihrer Ikone “Paramythia”, das sich zu dieser Zeit zutrug, zeigt.
Im Jahre 1347 übereignete Kaiser Johannes VI. Kantakuzenos (1347-1354) den Mönchen von Vatopedi auf deren Ersuchen hin das Kloster Psychosostria in Konstantinopel, damit die Mönche, die der Hauptstadt einen Besuch abstatteten, dort “Ruhe, Unterkunft und jegliche Sicherheit” finden könnten. Kurz vor 1341 hatte dieser Kaiser selbst das Kloster besucht und der Bibliothek 26 prächtige Handschriften und einen goldbestickten Epitaph gestiftet. Er errichtete außerdem innerhalb des Klosters den Turm des hl. Johannes des Evangelisten und etwas außerhalb des Klostergeländes den Turm von Kolitsou. Sixgroß waren Kantakuzenos’ Liebe und Fürsorge für Vatopedi, dass er sich in seinen letzten Lebensjahren hierher zurückzog und in Abgeschiedenheit als Mönch unter dem Namen Joasaph lebte. Seines Namens wird noch heute zusammen mit den “Gründern” (ktetores) ehrend gedacht, der Überlieferung nach wurde er im Katholikon bestattet. Der Kaiser soll in den Räumen nahe bei der Kapelle des hl. Johannes gelebt haben.
Abgesehen von Kantakuzenos lebten noch weitere Prinzen als Mönche in Vatopedi, wie z. B. Andronikos Palaeologos unter dem Namen Akakius und der Mönch Gabriel aus dem Geschlecht der Palaeologen (1432).
Zur gleichen Zeit zogen das Kloster oder zumindest seine Umgebung eine Reihe von bedeutenden Asketen an. Zu erwähnen sind der hl. Gregor Palamas, der große hesychastische Theologe und sein Lehrer, der Selige Nikodemus, der Selige Joasaph von Meteora, und der Selige Savas, der “Narr um Christi Willen”, dessen Leben von seinem Schüler, dem hl. Philotheos Kokinos, Patriarch von Konstantinopel, niedergeschrieben wurde. Diesen folgte wenig später der hl. Makarius Makres, der später Abt im Pantokrator-Kloster in Konstantinopel war (1431). In den ersten Jahren der Türkenherrschaft beherbergte das Kloster den ehemaligen ökumenischen Patriarchen Gennadius Scholarius.
Um das Jahr 1500 suchte ein weiterer Patriarch von Konstantinopel, der hl. Niphon, zusammen mit seinen Schülern, den späteren Märtyrern Makarius und Joasaph, Zuflucht im Kloster. Zu dieser Zeit war auch der hl. Maximus der Grieche, der große Missionar von Russland, Mönch in Vatopedi. Dieser Heilige bezeugt, dass im Kloster ein halb-koenobitisches Leben geführt wurde, d.h., es war eine Art Lavra. Der älteste Versuch, das Kloster in ein Koenobium umzuformen, stammt aus dem Jahre 1449. Wie lange es idiorhythmisch blieb, ist unbekannt.
Geschichte ab 1500
In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass sich die Klöster aufgrund der zahlreichen Anfechtungen, die sie im 14. Jh. zu ertragen hatten, gezwungen sahen, idiorhythmische Regeln einzuführen, dass sich also die Mönche außerhalb der Klostergemeinschaft ihren Lebensunterhalt verdienen mussten. Dennoch gab es aber nach überkommener Sitte einen Abt, dessen Pflichten jedoch größtenteils religiöser, geistlicher Art waren. Die Verantwortung für die Verwaltung wurde dem Dikaios des Klosters übertragen. Der erste Dikaios von Vatopedi ist in einem Dokument aus dem Jahre 1316 erwähnt — der Priestermönch Niphon. Nach dem Amt des Dikaios wurde das des Sakristans eingeführt. Er verwaltete die Besitztümer des Klosters, während sich der Dikaios mit den auswärtigen Angelegenheiten zu befassen hatte. Der Mönch Ignatius ist der erste Sakristan, von dem wir erfahren — aus einem Dokument aus dem Jahre 1633. Im Jahre 1574 wurde das Kloster auf Betreiben von Silvester, Patriarch von Alexandria, wieder zu einem Koenobium.
Die unvermindert anhaltenden Raubzüge der Piraten hatten zur Folge, dass die Klöster in immer höherem Maße geplündert und verwüstet wurden. Angesichts dieser Gefahr suchte Vatopedi Schutz bei westlichen Fürsten, von denen einige großzügig die Hilferufe erhörten, wie z.B. Alfonso, König von Spanien (1456), William, Marquis von Monferrato (1512) und Franzesco Morosini, Admiral der Republik Venedig (1664). Sie alle stellten das Kloster unter ihren persönlichen Schutz und drohten den Plünderern mit schweren Strafen. Papst Eugenius forderte darüberhinaus in einem Brief aus dem Jahre 1439 die Anhänger der römisch-katholischen Kirche auf, dem Kloster einen Besuch abzustatten und sagte ihnen für die Reise finanzielle Unterstützung zu.
Die Jahrhunderte der Türkenherrschaft brachten dem Kloster erneute Drangsal und schlimmste Schreckenszeiten, in denen das Kloster viele seiner Metochien verlor, die von türkischen Paschas in Beschlag genommen wurden. In einem Firman aus dem Jahre 1516 werden nur folgende Metochien als dem Kloster zugehörig erwähnt: Prosphorion (heute Ouranoupoli), Ammouliani, Provlakas, Ormylia, Ag. Mamas bei Serres, Zavernikeia, Ag. Panteleimon, Prinarion auf Lemnos und einige Häuser in Thessaloniki. In anderen Dokumenten aus dieser Zeit werden außerdem die Metochien Ag. Nikolaos bei Vistonida und Ag. Phokas auf der Chalkidike erwähnt.
Der Verlust eines Großteils seines Grundbesitzes und seiner Metochien brachte das Kloster in eine verheerende Zwangslage: Im Jahre 1610 schuldete es dem Gouverneur von Sidirokafsia 81.000 Aspers. Als die Zahlungsfrist abgelaufen war, ohne dass das Kloster in der Lage gewesen wäre, seine Schulden zu begleichen, verkaufte der Gouverneur den Mönchen des Pantokratorklosters die Kellia von “Yiftadika” für 71.000 Aspers. Da griff Skarlatus Grammatikus, Hofmeister beim Fürsten der Moldau-Walachei, vermittelnd ein: er konnte den Mönchen schließlich 70.000 Aspers übergeben und so den Rückkauf dieser Kellia ermöglichen.
In diesen schwierigen Zeiten zeigten sich die russischen Zaren sehr hilfsbereit, wie auch die Fürsten der Donauprovinzen, die Vatopedi die Klöster Golia (1604), Pretzista (1646), Ag. Nikolaos (1667), Barboio (1669) und Myrra (1689) überließen, ebenso wie die Skiten Grazdeni, Fatatzouni, Kanitsou (1690) und Raketossa (1729). In der Mitte des 19. Jh. besaß das Kloster in Bessarabien 45 Metochien mit weiten Flächen fruchtbaren Ackerlandes; in den letzten Jahren, in denen es diese Ländereien zu seinem Besitz zählen konnte, war ihm damit ein Einkommen von 26.800 osmanischen Pfund gesichert. Unglücklicherweise verlor das Kloster all diese Metochien wieder, als sie im Jahre 1863 von Fürst Cuza beschlagnahmt und alle Mönche vertrieben wurden.
Fähige Mönche aus dem Kloster wurden zu diesen Metochien gesandt, damit sie ihnen als Abt vorstünden und ihren Reichtum vermehrten. Darüberhinaus wurden einige von ihnen berühmt wegen ihres tugendhaften Lebenswandels und wegen des Einflusses, den sie an den Höfen der Adeligen gewinnen konnten und den sie für die Belange des versklavten griechischen Volkes einsetzten. Der ökumenische Patriarch ernannte sie in Anerkennung ihres wirkungsvollen Tuns zu Bischöfen, ihr Titel war “Metropolit von Eirenoupolis und Vatopedi”.
Die Gründung der athonitischen Schule im Jahre 1748 war Vatopedis größte Leistung im Interesse der geknechteten Nation. Der Bau der Schule und ihre Unterhaltung gingen in vollem Umfang zu Lasten des Klosters — und das zu einer Zeit, als sich die Mönche großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten gegenüber sahen, angesichts der immensen Steuern, die die türkischen Herren auferlegt hatten. Die Gründung dieser Schule bedeutete einen ungeheuren Ansporn für die Stimmung der in Ketten liegenden griechischen Welt, indem sie auch das Interesse und die Anteilnahme von Patriarchen und Gelehrten auf sich zog, so dass Adamantios Korais, die Mönche von Vatopedi rühmend, schrieb: “Glückwunsch und nochmals Glückwunsch, verehrungswürdige Väter von Vatopedi. Auch wenn Ihr dem Vaterland nur bezahlt habt, was Ihr ihm schuldet, so schuldet Euch das Vaterland dennoch Dank als Wohltätern und nicht als solchen, die bezahlen, was sie schulden…” (Korais, Parallelen zu Plutarchs Biographien).
Die athonitische Schule war während der Zeit der türkischen Besatzung die größte griechische Schule in der ganzen griechischen Welt, die Zahl ihrer Schüler betrug bis zu 200. Ihr erster Leiter war der Diakon Neophytos Kafsokalyvitis. Im Jahre 1750 gab Kyril V., Patriarch von Konstantinopel (1748-1757), ein Sigillum heraus, indem er der christlichen Welt die Gründung der Schule mitteilte und sie um finanzielle Unterstützung bat. Zur gleichen Zeit sandte das Kloster den Priestermönch Joasaph mit heiligen Reliquien nach Thessaloniki, damit er Spenden für die Schule sammle. Nach dem Rücktritt von Neophytos lenkte der “Stammeslehrer”, Evgenios Voulgaris, die Geschicke der Schule; unter den Lehrern waren der Diakon Kyprianos Kyprios, später Patriarch von Alexandria (1766-1783), Nikolaos Tzerzoulis und Panayotis Palamas. Zu den berühmten Schülern der Schule gehörten der hl. Kosmas von Ätolien, der Nationalheld Rigas Ferraios, der Gelehrte und Schriftsteller Sergios Makraios, der Pädagoge losipos Misiodax und der Theologe Athanasius von Paros. Der hl. Nikodemus der Athonit und Adamantios Korais gehörten zu denen, die sich abmühten, einen reibungslosen Schulbetrieb zu gewährleisten.
Nachdem Voulgaris gegangen war, erreichte die Schule niemals wieder ihren ehemaligen Glanz. Um das Jahr 1811 stellte sie ihre Arbeit ein und im Laufe des Unabhängigkeitskampfes fiel sie in Ruinen. Eine kleine Schule gibt es jedoch nach wie vor in den Mauern des Klosters; sie dient den Bedürfnissen der Brüder und wird von Mönchen geleitet, die in der Gelehrtenwelt durchaus ihren Namen als Lehrer haben. Das einzige Gebäude, das sich innerhalb der Ruinen der Schule bis heute erhalten hat, ist die Kapelle des Propheten Elias.
Im Jahre 1821 unternahm die Bruderschaft von Vatopedi einen letzten Versuch, ihr Kloster in ein Koenobium umzuwandeln. Die Mönche teilten ihren Entschluss dem ökumenischen Patriarchen mit, zusammen mit der Bitte, dass in dieser Angelegenheit ein Sigillium verfasst werden möge. Der Ausbruch des griechischen Freiheitskampfes kam dazwischen und machte die Anstrengungen zunichte. Für den Heiligen Berg begann erneut eine Zeit der Unruhen, die bis 1830 anhalten sollte.
Die Klöster steuerten zum nationalen Kampf ihre Kanonen bei, ihre Munition und ihre Lebensmittel, sie bauten ihre Schmieden für die Herstellung von Waffen um. 1500 Mönche vertrieben, angeführt von Kapitän Emmanuel Papas, die Türken von der Chalkidike. Das Kloster Vatopedi rüstete auf Bitten der Heiligen Gemeinschaft ein Schiff mit Versorgungsgütern und sandte es zur Unterstützung der Armee nach Provlakas. Der Aufstand war letztendlich ein Fehlschlag, die Armee wurde am Pangaio-Gebirge und in den Schützengräben von Vigla aufgerieben.
Die Gefahr war nun offenkundig, und Vatopedi bedrängte die anderen Klöster und die Heilige Gemeinschaft, betagte Mönche als Gesandte nach Provlakas zu senden, damit sie mit den Türken Verhandlungen aufnähmen. Eine große Delegation, bestehend aus 120 greisen Mönchen, brach nach Provlakas auf und brachte schließlich mit Abdul Rubut Pascha einen Vertrag zustande — unter der Bedingung allerdings, dass die Klöster 1.500.000 Piaster Kriegsreparationen zu zahlen hätten. Da es jedoch völlig ausgeschlossen war, eine solch ungeheure Summe umgehend aufzutreiben, versuchten sie, den Pascha dazu zu überreden, dass er 1.000 Poungeia als Anzahlung akzeptiere und der Rest in Raten abgezahlt werden könne. Der Pascha ließ sich auf diesen Vorschlag ein, behielt die 120 Abgesandten jedoch als Geiseln. 82 von ihnen wurden auf Gefängnisse in Thessaloniki und Konstantinopel verteilt, in denen die Mehrzahl wegen der schlechten Behandlung starb.
Nachdem diese Vereinbarung getroffen war, sandte Rubut Pascha 3.000 Soldaten, angeführt von Murat Aga, auf den Heiligen Berg; sie hatten den Auftrag, Waffen und Munition zu beschlagnahmen und die Aufständischen festzunehmen. Die türkischen Soldaten zogen von Kloster zu Kloster und forderten Nahrung für sich und ihre Pferde. Alle Klöster wandten sich damals an Vatopedi um Hilfe, baten um Reis und Gerste und sahen in den Mönchen ihre Retter. Diese Leiden der Athoniten fanden ein Ende mit dem Abzug der türkischen Truppen am 13. April 1830, dem Sonntag nach Ostern.
Die nun folgenden Jahre waren jedoch nicht weniger schwierig; wegen hoher Steuern und des Verlustes seiner Metochien geriet das Kloster in große Armut. Es sah sich gezwungen, einen Großteil seines Besitztums zu verkaufen, um auf diese Weise die wachsenden Schulden begleichen zu können. Viele seiner Metochien waren gesetzteswidrig von den Türken beschlagnahmt worden. Geblieben waren lediglich die Einkünfte aus den Metochien in der Wallachei und in Bessarabien, und auch diese wurden im Jahre 1863 vom rumänischen Staat konfisziert.
Dessen ungeachtet hörte das Kloster auch in neuerer Zeit nicht auf, großzügig zu spenden, wenn es um wohltätige Zwecke ging. Im Jahre 1880 stiftete Vatopedi 3.700 Pfund für den Bau der Großen Schule des Volkes, im Jahre 1908 unterstützte es mit 5.000 Pfund die Theologische Schule in Chalkis und im Jahre 1912 half es mit beim Bau einer Sprachschule in Konstantinopel.
Im Jahre 1906 kaufte das Kloster auf Bitten des griechischen Konsuls in Thessaloniki und des ökumenischen Patriarchs die Metochie Souflar bei Kalamaria, die zu dieser Zeit dem Juden Jakob Modiano gehörte, und so in fremde Hände gefallen wäre. Nach dem großen Brand im Jahre 1917 unterstützte Vatopedi die Stadt Thessaloniki mit der beträchtlichen Summe von 50.000 Goldfranken bei der Behebung der Schäden und im gleichen Jahr spendete es dem französischen Roten Kreuz die zu dieser Zeit große Summe von 20.000 Drachmen. Im Jahre 1912 löste es mit einer Summe von 8.000 Pfund zwei Dörfer auf der Chalkidike, Vrasta und Stavros, vom türkischen Aga aus. Die wohltätigen Zuwendungen und Unterstützungen des Klosters erstreckten sich bis nach Zypern, wo es im Jahre 1860 im Dorf Pedouia eine Schule baute und im Jahre 1915 1.000 Pfund für die Errichtung einer “Vatopedi Schule” in Larnaka stiftete.
Im Juni 1930 stellte das Kloster der Arbeit des vorläufigen Ausschusses der orthodoxen Kirchen, bestehend aus Vertretern der unabhängigen Kirchen unter dem Vorsitz des Metropoliten von Herakleia, Filaretos Vafeidis, seine Räumlichkeiten zur Verfügung. Im darauffolgenden Jahr stattete der Premierminister Griechenlands, Eleftherios Venizelos, dem Kloster einen offiziellen Besuch ab und wurde mit großem Pomp empfangen. Zu seinen Ehren wurde vom Hafen bis hin zur Hauptkirche der berühmte Teppich mit dem Monogramm des Klosters und dem Doppeladler ausgelegt. Dieser Teppich mit einer Länge von 700 m war im Jahre 1913 angefertigt worden für einen Besuch von König Konstantin, der dann allerdings nie stattfand.
Während der Festlichkeiten zur Jahrtausendfeier des Heiligen Berges im Jahre 1963 wurde das Kloster vom ökumenischen Patriarchen Athenogoras, König Paul und anderen hochgestellten Persönlichkeiten aufgesucht.
Ein entscheidendes Ereignis in der jüngsten Geschichte des Klosters war der Zuwachs im Jahre 1987 durch eine Gruppe von Mönchen aus der Neuen Skite des Ag. Pavlou Klosters unter der Führung von Joseph Spilaiotis. Darüber hinaus kehrte das Kloster auf Beschluss der Mönche und bekräftigt durch ein Sigillium des ökumenischen Patriarchen Demetrius I. im Jahre 1989 nach einer Unterbrechung von Jahrhunderten wieder zur koenobitischen Lebensweise zurück. Der Archimandrit Ephraim wurde zum ersten Abt gewählt, seine Inthronisierung fand am 29. April 1990, am zweiten Sonntag nach Ostern, statt.
Beschreibung der Klosteranlage
Das Kloster Vatopedi gilt als größter Baukomplex im Gebiet des Berges Athos. Aus diesem Grund erhielt es schon in den frühesten Anfängen seines Bestehens den Beinamen Megiste (”sehr groß”). In Dokumenten aus dem 11. Jh. wird es “Lavra von Vatopedi” genannt, in Dokumenten aus dem 14. Jh. „Großes Kloster von Vatopedi”.
Außenansicht – Eingang – Hof
Nach außen zeigt das Kloster einen polygonalen Umriß; die Umfassungsmauer, die in bestimmten Abständen Geschützstände und drei Verteidigungstürme aufweist, hat reinen Festungscharakter. Die Bauten, die heute das Bild prägen, führen alle Epochen seit der Gründung des Klosters vor Augen, eine Tatsache, die sich damit erklären lässt, dass eine Unzahl von Umbauten stattgefunden hat, notwendig geworden durch die von Piraten oder wiederholten Feuersbrünsten angerichteten Schäden oder bedingt durch Erweiterungen, die den Bedürfnissen der gewöhnlich zahlreichen Mönche von Vatopedi Rechnung tragen sollten.
Die Nordseite des Klosterkomplexes, parallel zum Meer verlaufend, wurde 1654 erbaut; sie ist etwa 200 m lang. Hier sind die Gemächer des Abtes untergebracht, sowie das Synodikon, das Sekretariat, die alte Bücherei, die Zellen der Mönche und die Räume, die heute als Gästehaus dienen; diese wurden im Jahre 1782 eingerichtet, an der Stelle eines der neun Türme, die das Kloster ursprünglich hatte. Der Mittelteil, der niedergebrannt war und in neuerer Zeit wieder aufgebaut wurde, beherbergt die neue Bibliothek und die Ikonen.
Die südöstliche Seite wurde im Jahre 1818 neu erstellt; abgesehen von Zellen und verschiedenen anderen Bauten sind hier das Krankenhaus und Unterkunftsmöglichkeiten für die Alten eingerichtet, für die im Jahre 1856 ursprünglich ein zweistöckiger Bau hinter der Hauptkirche (Katholikon) vorgesehen war. Die Westseite der Umwallung entstand in ihrer heutigen Form im Jahre 1864.
Am tiefstgelegenen Punkt dieser Umwallung öffnet sich das große Tor des Klosters. Man erreicht es im ansteigenden Gelände über eine Treppenflucht aus halbrunden Stufen. Der Eingang ist bewehrt von einem doppelten Tor, dessen zwei massive, mit Eisen beschlagene Türen jeden Abend geschlössen werden. Über der ersten Tür ist, geschützt von einer Glasscheibe, die Ikone der Panaghia Pyrovolithissa, daneben eine Inschrift, die das Entstehungsjahr der Malerei an der Innenseite des gewölbten Bogens angibt: 1858.
Wenn der Besucher das Haupttor durchschritten hat, findet ersieh in einem geräumigen, gepflasterten Innenhof, der verschiedenen Bauten Platz bietet, dem Refektorium und dem Olivenöllager im Vordergrund, der Hauptkirche (Katholikon) im Hintergrund. In den Baukörper des Katholikons intergriert sind der Uhrturm und die Phiale, der Glockenturm erhebt sich in dessen unmittelbarer Nähe. Etwas weiter entfernt, im südlichen und westlichen Teil des Hofes, sind die neue Bäckerei, der vierseitige Brunnen, die Kapelle der Heiligen Kosmas und Damian, die Kapelle des Heiligen Gürtels und die alte Bäckerei.
Katholikon
Das Katholikon des Klosters Vatopedi ist ein beeindruckender Bau; es ist der Verkündigung Mariens geweiht (25. März) und blieb über 10 Jahrhunderte hindurch ohne jegliche Veränderung. Abgesehen von unwesentlichen Abweichungen folgt die Architektur dem Vorbild des Klosters Megiste Lavra. Der Baukörper ist in fünf Teile gegliedert:
Exonarthex
Der längliche Exonarthex verbindet über eine Marmortreppe das Katholikon mit dem nördlichen Flügel. In der Mitte dieser Treppe ist die Paramythia-Kapelle mit der wundertätigen Ikone gleichen Namens. Dieser zweistöckige, offene Exonarthex ist offensichtlich ein Anbau aus dem 17. Jh.. Über der marmornen Türöffnung des Eingangs ist eine Inschrift aus dem Jahre 1426, die von früheren Ausbesserungsarbeiten stammen muss. Die Wandgemälde im Exonarthex zeigen die 24 “Häuser” des Akathistos Hymnus, Kriegerheilige und das Jüngste Gericht; sie wurden 1843 neu gemalt.
Drei Türen öffnen sich zum Narthex. Die mittlere ist mit Bronzeplatten verkleidet, die mit Reliefs von Pflanzen, verschiedenen anderen Schmuckmotiven und mit einer Darstellung der Verkündigung verziert sind. Der Überlieferung nach stammt diese Tür aus der Kirche der hl. Sophia in Thessaloniki; sie wurde an dem Tag, an dem die Stadt an die Türken fiel (1430), zum Kloster gebracht. Die beiden anderen Türen führen in die Kapellen des hl. Nikolaos und des hl. Demetrios, jeweils rechts und links vom Narthex. Über der Tür zur Kapelle des hl. Nikolaos ist ein Mosaik mit der Darstellung des Heiligen (14. Jh.), leider in sehr schlechtem Zustand. Rechts ist ein großes Wandgemälde der hl. Jungfrau, das Heilige Kind tragend; es ersetzt die wundertätige Ikone der Panaghia Paramythia, die nach dem Wunder in die Kapelle gleichen Namens gebracht wurde.
In die Mauern des Exonarthex verbaut finden sich byzantinische Brüstungsplatten und Reliefs aus der antiken Stadt Thyssos, die sich einst dort ausdehnte, wo heute Vatopedi liegt. Die Reliefs zeigen Meeresgottheiten wie den Titan Krios.
Esonarthex (liti)
Der Esonarthex, für besondere liturgische Gebräuche des Klosters bestimmt, bekam seinen Namen “liti” von den Riten gleichen Namens, die dort abgehalten werden. Auf den Pilastern der Bogen rechts und links der Mitteltür sind die berühmten Mosaiken mit den Darstellungen der Verkündigung (frühes 14. Jh.) und der Deisis (spätes 11., frühes 12. Jh.) die einzigen Wandmosaiken auf dem Heiligen Berg überhaupt. Die Wandmalereien im Esonarthex - wie im ganzen Katholikon - wurden gemäß einer späteren Inschrift alle zusammen im Jahre 1312, in der Regierungszeit von Andronikos II. Palaeologos, ausgeführt, sind später jedoch häufig übermalt worden. Ungeachtet dieser Behandlung sind die Gemälde Meisterstücke der sog. Makedonischen Schule geblieben: sie werden den Schülern von Panselinos zugeschrieben. Zu diesen Werken gesellen sich noch eine Reihe von Szenen aus der Leidensgeschichte und verschiedene andere Abschnitte, die der Übermalung entgehen konnten.
Weiter nach hinten, an der linken Seite, im Narthex der Kapelle des hl. Demetrius, ist die wundertätige Ikone der Panaghia Esphagmeni auf der Wand aufgetragen.
Mesonyktikon
Dieser Raum zwischen dem Esonarthex und dem Hauptraum der Kirche hat seinen Namen vom nächtlichen Gottesdienst, der hier abgehalten wird. Im Hintergrund, auf der rechten Seite, ist ein spätbyzantinisches Grab in die Mauer eingelassen. Der Überlieferung nach birgt es die Gebeine der Gründer des Klosters, Athanasios], Nikolaos und Antonios; als das Grab vor kurzem geöffnet wurde, fand diese Überlieferung überzeugende Bestätigung. Die drei Männer sind auf einem Wandgemälde darüber dargestellt, zusammen mit Kaiser Theodosius dem Großen, Arkadius, Honorius und Johannes Kantakuzenos. Links dahinter ist die wundertätige Ikone der Panaghia Antiphonitria (s.S. 62 und Abb. 30), ein Wandgemälde.
Hervorzuheben ist, dass es ein Mesonyktikon in dieser Form nur in Vatopedi gibt; es wurde im Jahre 1760 ausgemalt.
Hauptschiff
Dieses Hauptschiff des Katholikons hat uns all den großartigen Glanz des byzantinischen Formen- und Phantasiereichtums bewahrt: einen herrlichen Fußboden, Säulen aus Porphyr, Wandgemälde (s. Esonarthex) und Mosaike, eine aus Holz geschnitzte und vergoldete Ikonostase, zahllose Lampen aus Gold und Silber sowie silberne Kandelaber.
Die Haupttür zum Hauptschiff aus dem Jahre 1567 ist das Werk des Mönches Laurentius; das Türblatt aus Ebenholz und Silber zeugt mit seinen eindrucksvollen Schmuckmotiven von großem handwerklichem Können.
Der Fußboden mit großartigen vielfarbigen Marmoreinlegearbeiten stammt aus dem 10. Jh.. Der Überlieferung nach soll der Porphyr der vier mächtigen Säulen, die die zentrale Kuppel tragen, aus Italien gebracht worden sein. Unmittelbar über den Säulen ist im Osten ein zweiteiliges Mosaik der Verkündigung aus der Mitte des 11. Jhs.
Die geschnitzte Ikonostase aus Eichenholz stammt aus dem Jahre 1788; sie ersetzt eine ältere Marmorikonostase, von der nur noch ein kleiner Teil an seinem ursprünglichen Platz erhalten ist. Die großen Ikonen, Werke aus der Zeit der Palaeologen, wurden im Jahre 1857 von Graf Dimitri Nikolayevitch Seremetyev vergoldet. Vor den beiden östlichen Säulen sind Betstühle mit herrlichen byzantinischen Ikonen, die Panaghia Hodigitria und das Opfers des Abraham darstellend. Der Überlieferung nach stammen diese beiden Ikonen aus der Kirche der hl. Sofia in Thessaloniki. Die Ikone der Heiligen Peter und Paul, links über dem Thron in der Apsis (1619), ist ein Geschenk des Despoten Andronikos Palaeologos (1421).
Von der zentralen Kuppel herab hängt ein mächtiger silberner Kandelaber mit seinen zahllosen Kerzen und Öllampen. Er wurde im Jahre 1882 in Wien hergestellt und ersetzt einen älteren Leuchter aus Kupfer, der heute im Esonarthex seinen Platz gefunden hat. Zwei kleinere Kandelaber, im Jahre 1832 in Moskau angefertigt, wurden von den Bewohnern von Santurin gestiftet.
Das Heilige Bema
Im Bema ist eine Reihe bedeutender sakraler Kunstschätze des Klosters zusammengetragen. Der erste Platz gebührt der Ikone der Panaghia Ktitorissa oder Vimatarissa auf einem Betstuhl aus Marmor im Synthronon hinter dem Altar. Auf dem Altar selbst, der Ikone gegenüber, stehen das Kreuz Konstantins des Großen und, rechts davon, der Leuchter aus Silber, den der hl. Savas, der Sakristan, 70 Jahre lang zusammen mit der Ikone im Brunnen des Klosters versteckt hielt.
Das Bema ist darüber hinaus ausgestattet mit zahlreichen herrlichen Ikonen und mit Weihegeschenken von verschiedenen Persönlichkeiten. Besondere Beachtung verdienen die alten Ikonen der Hodigitria und des Erzengels Gabriel, beide aus dem 14. Jh., die Miniaturikonen von der hl. Jungfrau und von Christus, und die sog. Ninia (Augäpfel) von Kaiserin Theodora, die von Anna Palaeologina Kantakuzena gestiftet worden sind. Als größter Schatz des Klosters gilt jedoch der Gürtel Unserer Heiligen Jungfrau, der in getrennten Teilen in drei goldenen Schreinen aufbewahrt wird (s.S. 53 und Abb. 26). Weitere Dinge von höchstem Wert liegen in zwei anderen Schreinen, im einen ein großes Stück vom Kreuz Christi und im anderen ein Stück des Schilfrohrs, mit dem die Juden Jesus bei der Kreuzigung verhöhnten.
Etwa 200 weitere heilige Reliquien werden in höchst wertvollen Schreinen aus Silber aufbewahrt. Zu erwähnen sind die Häupter des hl. Johannes Chrysostomos, des hl. Grigorios des Theologen, des hl. Jakob des Persers und des hl. Merkurius, daneben Bruchstücke der Häupter der Heiligen Sergius, Florus, Pelagia, Theodosia, Arethas, Damian und Theodoras des Kriegers, die Stirnplatte des Apostels Andreas, ein Teil der rechten Hand der Märtyrerin Katharina und des hl. Stephan, des ersten Märtyrers, außerdem Reliquien der Heiligen Paraskevi, Marina, Artemius, Georg von Dekapolis, Prokopius und Tryphon. Vollständig erhalten haben sich die Gebeine des Seligen Evdokimos von Vatopedi, die im Jahre 1842 bei Restaurierungsarbeiten in der Grabkirche entdeckt wurden. Im Bema liegen außerdem die Häupter der Patriarchen von Konstantinopel, Maximus IV. (1491-1497) und Kyprianus (1707-1714), und das Haupt des Patriarchen von Alexandria, Jerasimus (1884-1891), der im Kloster starb und dort beerdigt wurde.
Refektorium
Dem Eingang der Kirche gegenüber erhebt sich des Klosters eindrucksvolles Refektorium. Der Bau wurde in Kreuzform aufgeführt und, wie Inschriften belegen, in den Jahren 1314 und 1526 und erneut im 18. Jh. restauriert. Die Wandmalereien enstanden im Jahr 1786. Im Refektorium sind 30 hufförmige Marmortische aufgestellt, die der Überlieferung nach aus dem berühmten Studion Kloster in Konstantinopel stammen sollen. Am Ende, unter einem Gewölbe, das mit einer Darstellung der Panaghia Platytera ausgemalt ist, steht der Tisch des Abtes, mit unmittelbarem Blick auf den Altar des Katholikon.
Das Obergeschoss des Refektoriums wurde in jüngster Zeit als kleines Gästehaus eingerichtet, hier werden alte Gravuren, Porzellan und Volkskunst ausgestellt.
Olivenöllager
Südlich des Refektoriums, in seiner unmittelbaren Nähe, steht die Lagerhalle, in der die Olivenölvorräte des Klosters in großen irdenen Krügen oder in Zisternen aus Marmor aufbewahrt werden. Die genaue Entstehungszeit dieses Baues ist unbekannt, sicher ist lediglich, dass die heutige Fassade unter Abt Theophanes im Jahre 1627 entstand. In diesem Bau ist auch die kleine, wundertätige byzantinische Ikone der Panaghia Elaiovrytissa untergeracht. Im Öllager sind außerdem zwei Marmorsarkophage, die heute als Ölbehälter benutzt werden; der eine hat eine Inschrift mit dem Namen Dionysius, der andere, aus dem Jahre 321, mit dem Namen Germanus Herakles.
Phiale – Glockenturm – Uhrenturm
Die ursprüngliche Phiale für das Heilige Wasser wurde auf Kosten von Matthias Kantakuzenos (1354-1357) errichtet. Die Phiale, die heute in Gebrauch ist, ist ein kleiner runder Bau aus dem frühen 19. Jh.. Er steht in Verbindung mit dem Exonarthex des Katholikon und ist geprägt von einer doppelten Säulenreihe, deren äußere Säulen im Norden und im Süden mit niederen Brüstungen verbunden sind. Das Becken in der Mitte wird geschützt von einer Kuppel, die mit Wandgemälden zum Thema Taufe ausgemalt ist (1810). Jeweils am ersten Sonntag des Monats werden — einem festen Brauch gemäß — die Ikone der Panaghia Vimatarissa und das Kreuz von Konstantin zu einem besonderen Segen und einer Prozession hierher gebracht.
Südlich der Phiale erhebt sich der 35 m hohe Glockenturm des Klosters — er ist der höchste auf dem Heiligen Berg und der älteste. Er wurde im Jahre 1427 errichtet und trägt heute acht Glocken. Noch immer kann man an seiner Fassade folgende Inschrift entziffern: Die Glocke oben mit ihrem schönen Klang sendet gläubige Rufe, um Gott zu lobpreisen, im Jahre 1427.
Im Turm, der in die Südwestecke der Kirche eingebaut ist, ist die große Uhr untergebracht. Die Viertelstunden werden von einem Schwarzafrikaner aus Holz mit einem Hammer aus Metall geschlagen, die vollen Stunden von einer Glocke im Turm. Die originale Uhr wurde im Jahre 1815 dem Pascha von Thessaloniki übergeben.
Kapellen
Neben der Hauptkirche besitzt das Kloster 31 Kapellen, 19 davon sind innerhalb der Klosterbauten zu finden, die anderen sind in deren Umkreis vertreut. Zu den ersteren gehören die Kapellen des hl. Demetrius, des hl. Nikolaos, der hl. Dreieinigkeit, der Erzengel und der Panaghia Paramythia; sie alle sind Bestandteil des Katholikons. Drei davon — Demetrius (1721), Nikolaos (1780) und Paramythia (1678) — haben Wandmalereien; die Malereien in der Paramythia wurden auf Kosten des Metropoliten von Laodikea, Grigorios, angefertigt. In den drei Türmen des Klosters sind die Kapellen der Verklärung, der Geburt der hl. Jungfrau und des hl. Johannes des Täufers. In den verschiedenen Flügeln des Klosters sind die Kapellen der Heiligen Andreas, Georg, Theodorus, und Menas, der Kappadokischen Väter, der Heiligen Thomas, Johannes des Täufers, Johannes Chrysostomos und Panteleimon (im Krankenhaus).
Besonders zu erwähnen sind die Kapelle der Heiligen Kosmas und Damian und die Kapelle des Heiligen Gürtels, die in einem weiten Hof steht. Der Überlieferung nach wurde erstere vom hl. Savas, dem Erzbischof von Serbien, für die Liturgie der serbischen Mönche des Klosters errichtet. Im Jahre 1364, mit den Restaurierungsarbeiten, die unter dem Despoten loannis Ugljesa durchgeführt wurden, erhielt sie ihre heutige Gestalt. Die ersten Wandmalereien entstanden im 14. Jh.; sie wurden im Jahre 1847 übermalt. Im Fußboden gibt es noch alte Marmoreinlegearbeiten und an den östlichen Pfeilern haben sich von den originalen Wandmalereien die Figuren von Christus und der hl. Jungfrau erhalten.
Die Kapelle des Heiligen Gürtels wurde an der Stelle einer älteren Kirche erbaut, die im Jahre 1526 vom Voivoden Neagoe errichtet worden und dem hl. Konstantin geweiht war. Die vornehme Kirche, die wir heute sehen, ist der Neubau von Theofilos Sozopolitis aus dem Jahre 1794; die Wandmalereien entstanden im Jahre 1860. In der Kapelle sind zwei aus Holz geschnitzte Lesepulte, die der Überlieferung nach ein Geschenk des Despoten Andronikos IV. Palaeologos an das Kloster sind. Das eine Pult ist mit den 24 “Stunden” des Akathistos Hymnus bemalt, das andere mit Figuren aus dem Alten Testament. Die vergoldete Ikonostase aus geschnitztem
Holz stammt aus dem Jahre 1816; vom künstlerischen Gesichtspunkt her nimmt sie auf dem Heiligen Berg die dritte Stelle in der Rangfolge der Ikonostasen ein, im Kloster Vatopedi ist sie die schönste.
Bibliotheksturm
Die Bibliothek und die Archive des Klosters sind im nordöstlichen Turm untergebracht, im Turm Unserer Lieben Frau, so genannt wegen der der Geburt der Jungfrau geweihten Kapelle im ersten Stock. Ursprünglich befand sich die Bibliothek über dem Esonarthex des Katholikon, im sog. “Katechetenraum”. Aus Platz- und Sicherheitsgründen wurde sie im vergangenen Jahrhundert dann in den Turm verlegt, der mit seinen vier Stockwerken die etwa 2.000 Handschriften und die etwa 40.000 gedruckten Bücher gut aufnehmen konnte.
Die Archive sind im Besitz von Chrysobullen der byzantinischen Kaiser, Sigillia der Patriarchen und Wachsbullen von unschätzbarem Wert, von Dokumenten der Könige Serbiens, Bulgariens und der Donauprovinzen, sowie der Zaren von Russland, darüber hinaus von einer Fülle von Firmane und Berate der osmanischen Sultane. Aufgrund der zahlreichen Metochien des Klosters in der Wallachei und in Bessarabien verfügt es mit etwa 14.000 Dokumenten über das größte rumänische Archiv auf dem Berg Athos.
In einer Vitrine im Erdgeschoss werden einige der bedeutendsten Codices des Klosters ausgestellt.
a. Die Geographie des Ptolemäus (Codex 655) mit 42 Karten von Europa, Asien und Afrika, die älteste Kopie auf der ganzen Welt.
b. Die Psalme von David (Codex 761), eine Kopie aus dem 11. Jh. mit der Unterschrift des Kaisers Konstantinus Monomachus auf dem ersten Blatt.
c. Das Oktateuch (Codex 602) aus dem 13. Jh., der am reichsten verzierte Codex auf dem Heiligen Berg, mit 165 Szenen aus dem Alten Testament.
d. Fragmente der vier Evangelien aus dem 6-8. Jh. in Großbuchstaben.
e. Eine Chrysobulle des Kaisers Andronikos II. Palaeologos (1301).
f. Ein Palimpsest Codex (der originale Text aus dem 8.-9. Jh. gab Reden des hl. Johannes Chrysostomos über den Ersten Brief an die Korinther wieder, die Überschreibung des Textes stammt aus dem 13. Jh.) (Codex 18).
An den Wänden hängen eingerahmt Firmane und Berate von Sultanen aus dem osmanischen Reich und Ernennungsurkunden, Dokumente verschiedener Bischöfe, die Mönche in Vatopedi gewesen sind.
Hier ist auch der berühmte laspis (Jaspis) ausgestellt, einer der größten Schätze des Klosters. Dieser königliche Trinkbecher, ein Geschenk von Manuel Kantakuzenos Palaeologos, Despot von Mistra (1349-1380), ist aus dem wertvollen Stein geschnitten, dessen Namen der Becher trägt. Dem vielfarbigen, durchscheinenden Stein wurde die Fähigkeit zugeschrieben, Wasser in eine Emulsion verwandeln zu können, die als Gegengift bei Schlangenbissen wirkte. Alte schriftliche Quellen berichten, dass der Becher auch als Behälter für heiliges Wasser mit Heilkräften diente. Der vergoldete Boden des Bechers trägt das Monogramm des Despoten, zusammen mit Reliefs von Heiligen.
Nebenbauten
Über das ganze Klostergelände verstreut finden sich Kapellen, Kathismata, Bootshäuser und andere Bauten für die verschiedenen Bedürfnisse der Mönche. Der Besucher, der vom Meer her zum Kloster kommt, findet sich zunächst im Arsanas wieder, der im Jahre 1496 von Stephan, Voivode der Moldo-Wallachia, erbaut wurde; zur Anlage gehört auch eine Kapelle des hl. Nikolaos. Nahe beim Arsanas ist eine Lagerhalle für Getreide, errichtet im Jahre 1820 vom Voivoden Skarlatos Kallimachis. Bei seinem Anstieg zum Kloster sieht der Besucher rechts und links folgende Bauten: Mühle (1869), Schmiede (1884), Friedhof mit der Kapelle der hl. Apostel (1683), Kapelle des hl. Modestus (1818) mit Unterkunftsmöglichkeiten für die Laienarbeiter im Kloster, Stall und Gartenhaus mit einer Kapelle des hl. Tryphon (1882). Unmittelbar vor dem äußeren Tor des Klosters (1822) ist ein großer Pavillon (1780); ein zweiter Pavillon (1877), zum Westen hin, bezeichnet die Stelle der Quelle, an der am dritten Ostertag das Wasser gesegnet wird und zu der an diesem Tag eine Prozession mit der wundertätigen Ikone der Panaghia Vimatarissa abgehalten wird.
Skite – Kellia – Metochien
Zum Kloster Vatopedi gehört eine große Anzahl von Dependencen. Den Skiten des hl. Demetrius und des hl. Andreas kommt besondere Bedeutung zu.
Die Skite des hl. Demetrius liegt eine halbe Wegstunde vom Kloster entfernt, Richtung Südwesten, an der Stelle des kleinen Chalkeos Klosters, dessen Existenz schon im 10. Jh. belegt ist. Der Überlieferung nach wurde es von Verwandten des hl. Demetrius erbaut. Ein Teil des Kyriakon, eine Marmorarbeit aus dem 12. Jh., ist alles, was sich aus der byzantinischen Zeit erhalten hat. Die Skite an dieser Stelle wurde im 18. Jh. gegründet, als auch ihr erstes Typikon aufgezeichnet wurde (1729). Die Wandmalereien, die das Innere des Kyriakon schmücken, stammen aus dem Jahre 1755, die im Exonarthex, der erst später hinzugefügt wurde (1796), aus dem Jahre 1806. Die Friedhofskapelle entstand im Jahre 1764.
Die Skite ist idiorrhythmisch und besteht aus 21 Unterkünften, die heute zum größten Teil in Ruinen liegen.
Die beeindruckende russische Skite des hl. Andreas (gewöhnlich “Serai” genannt) liegt an der Stelle des ehemaligen kleinen Klosters Xystrou. Es gab an diesem Ort eine KeMi, dem hl. Antonius geweiht, in die sich zwei Patriarchen von Konstantinopel, Athanasius III. Patelaros (1651) und Seraphim II. (1761), nachdem sie ihr Amt niedergelegt hatten, zurückzogen. Diese Patriarchen restaurierten schrittweise den Wohnbau und die Kirche des hl. Antonius und gaben der Kelli ihren heutigen Namen. Im Jahre 1842 ließen sich hier die ersten russischen Mönche nieder. Sie vergrößerten die Bauten und errichteten die eindrucksvolle Kirche des hl. Andreas. Im Jahre 1849 wurde die Kelli durch ein patriarchalisches Sigillium in den Rang einer Skite erhoben, im Jahre 1900 weihte der ehemalige Patriarch von Konstantinopel, loakim III., ein Kyriakon ein. Es hat eine Länge von 60 m, eine Breite von 33 m und eine Höhe von 29 m, und ist somit eine der größten Kirchen im Balkanraum. In dieser Skite wurden von ihrer Gründung an die koenobitischen Klosterregeln befolgt; zeitweise lebten hier bis zu 800 Mönche. Das große Feuer im Jahre 1956, das den westlichen Teil zerstörte, und der allmähliche Rückgang der Zahl der Mönche hatten das Verlassen der Skite zur Folge. Heute benützt die athonitische Schule den Südflügel.
Um das Kloster Vatopedi verstreut liegen 27 Kellia, manche dicht daneben, andere in großer Entfernung. Fünf davon sind in Karyes, zwei an einem “Yiftadika” genannten Ort, acht in einem “Kolitsou” geheißenen Gebiet. Dieser Name ist abgeleitet vom alten Kloster Kaletsi, dessen hoher Turm, errichtet vom Kaiser Johannes Kantakuzenos, noch heute ansteht.
Das Kloster Vatopedi ist seit der byzantinischen Zeit im Besitz einer großen Zahl von Metochien außerhalb des Gebietes des Heiligen Berges, im Balkanraum verstreut. Mit Hilfe dieser Metochien war es in der Lage, den Bedürfnissen der eigenen großen Gemeinschaft Rechnung zu tragen und seinen Beitrag für nationale und mildtätige Zwecke zu leisten. Die Metochien im Ausland wurden von den Regierungen der jeweiligen Länder konfisziert, die auf griechischem Gebiet gelegenen (wie Ormylia, Ammouliani, Nea Rode und Souflar auf der Chalkidike) größtenteils freigegeben, damit sie die Flüchtlinge aus Kleinasien aufnähmen und zu deren Lebensunterhalt beitrügen. Heute besitzt das Kloster einzig die Metochie des hl. Nikolaos am Vistonida-See, die des hl. Phokas auf der Chalkidike und eine weitere auf der Insel Samos.
Heilige
Savas, Diakon und Sakristan (10. Jh.)
Athanasius, Nikolaos und Antonius, Gründer aus Adrianopel (10. Jh.): 17. Dezember
Savas, Erzbischof von Serbien (1169-1235): 14. Januar
Symeon, Vater des hl. Savas und König von Serbien (1200): 8. Februar
Euthymius, Abt und seine 12 Gefährten, die den Märtyrertod erlitten (1285): 4. Januar.
Kosmas, Protos, Märtyrer (1285): 5. Dezember
Gennadius, Abt (14. Jh): 20. Januar
Neophytus, “Der hoffnungsvoll Erwartete” (14. Jh.): 20. Januar
Gennadius, Taxiarch (14. Jh.): 17. November
Agapios und Nikodemus, Diener des Seligen Gennadius (14. Jh.)
Savas, der “Tor um Christi willen” (1280-1349)
Nikodemus, Lehrer des hl. Gregor Palamas (13. Jh.): 11. Juli
Gregor Palamas, Erzbischof von Thessaloniki (1296-1359): 14. November
Theophanes, Metropolit von Peritheorion (14. Jh.)
Joasaph von Meteora (1394-1401): 20. April
Makarios Makris (1391-1431): 8. Januar
Maximus der Grieche (1470-1556): 21. Januar
Makarios der Märtyrer, Schüler des hl. Niphon, Patriarch von Konstantinopel (1527): 14. September
Theophanes, Märtyrer (1559): 8. Juni
Athanasius III. von Konstantinopel (1656): 2. Mai
Agapios aus der Skite von Kolitsou und seine vier seligen Gefährten: 1. März
Dionysius, Märtyrer (1822)
Evdokimos Neofanis der Selige (1840): 5. Oktober
loakim Papoulakis (1786-1867): 2. März
Alle Heiligen von Vatopedi werden am 10. Juli gemeinsam mit einer festlichen Nachtwache gefeiert.
Siehe auch
- Das Große Kloster Vatopaedi (Ein Handbuch für Pilger)
Quellen
Das Große Kloster Vatopaedi. Ein Handbuch für den Pilger. Verlag: Das Große Kloster Vatopaedi, Berg Athos, Griechenland, 1993. ISBN 960-85391-3-7. Preis: 4,50,- €.
Im Internet zu finden auf:
vatopaidi.wordpress.com (Vorwort)
vatopaidi.wordpress.com (Geschichte bis 1500)
vatopaidi.wordpress.com (Geschichte nach 1500)
vatopaidi.wordpress.com (Beschreibung der Klosteranlage I)
vatopaidi.wordpress.com (Beschreibung der Klosteranlage II)
vatopaidi.wordpress.com (Beschreibung der Klosteranlage III)
vatopaidi.wordpress.com (Beschreibung der Klosteranlage IV)
vatopaidi.wordpress.com (Glossar)