Herman von Alaska

Aus Orthpedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Vitenikone

Gedächtnis: 12. Dezember (ROKA), 13. Dezember, 27. Juli (Tag der Heiligsprechung) und 24. September (Synaxis aller Heiligen von Alaska)

Unser ehrwürdiger Vater Herman von Alaska (1756 – 13. Dezember 1837) war Missionar in Alaska. 1970 wurde er zum ersten Heiligen der Orthodoxen Kirche von Amerika erklärt und wird auch von der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland (ROKA) verehrt.

Der ger. Herman von Alaska war ein Zeitgenosse des hl. Seraphim von Sarow. Über seine Herkunft bestehen verschiedene Überlieferungen. Die einen lassen ihn dem Kaufmannsstand entsprießen, die anderen dem Bauernstand. Über seinen Familiennamen ist nichts bekannt. Der hl. Herman wuchs in der Stadt Serpuchow, in der Diözese Moskau auf. Von Kindesjahren an bemühte er sich um ein gottgefälliges Leben. Mit 16 Jahren trat er in die Dreiheit-Sergiuseinsiedelei 15 Werst von Sankt Petersburg entfernt ein. Nach einer anderen Überlieferung floh er, mit 16 Jahren, von Zuhause und trat zunächst in ein Nachbarkloster von Sarow ein, das er zweimal verlies; einmal um in jugendlichem Eifer nach Persien zu reisen und dort für Christus das Blutzeugnis abzulegen, -dabei wurde er aber an der Grenze wegen seines jungen Alters von den Grenzposten wieder zurückgeschickt, ein anderes mal, als er ins Walaamkloster im Ladogasee überwechselte.

Bei seinem ersten Klosteraufenthalt erkrankte der hl. Herman an einer bösartigen Geschwulst am Hals, die ihn beim Schlucken behinderte, sich rasch vergrößerte, und Gestank verbreitete. In Erwartung des nahen Todes wandte sich der hl. Herman an keinen irdischen Arzt, sondern betete allein die ganze Nacht, unter Tränen, in seiner Zelle zur Himmelskönigin. Schließlich wischte er mit einem angefeuchteten Handtuch über das Antlitz der Allreinen Gebieterin, verband sich damit die Geschwulst und betete unter Tränen weiter, bis er erschöpft auf dem Boden einschlief. Im Traum sah er wie die Allheilige Jungfrau ihn heilte. Als er am Morgen aufwachte, war er zu seiner Überraschung völlig gesund, ohne dass die Geschwulst geplatzt war. Nur ein kleines Muttermal war, zur Erinnerung, übrig geblieben. Kein Arzt nahm ihm später die Erzählung von seiner Erkrankung und Genesung ab. Alle waren der Meinung, die Schwellung hätte aufbrechen oder künstlich geöffnet werden müssen.

Nach etwa 5 Jahren siedelte der hl. Herman in das, weit über viele Inseln, im großen Ladogasee sich erstreckende, Walaamkloster über. Dieses Kloster, den Abt Nazarius und die Brüderschaft, liebte er von ganzem Herzen. Seine Einsiedelei in Amerika nannte er später, zur Erinnerung an sein Kloster in Russland, “Neues Walaam”. Unter der Führung von Abt Nazarius, der ein Mitherausgeber der Philokalieübersetzung des hl. Paisios (Welitschkowski) war, und selber die Vervollkommnung des inneren Menschen durch das unablässige Gebet, nach der Lehre der hll. Väter anstrebte, erwarb sich der hl. Herman seine ersten Erfahrungen im Einsiedlerleben.

Im Jahre 1794, unter Zar Pavel II. wurde er zusammen mit 9 anderen, von Abt Nazarius ausgewählt, um im Auftrag des Heiligsten Synodes und des Hochgeweihten Metropoliten Gabriel, mit zwei weiteren Geistlichen zur Missionierung, der fast vollständig heidnischen Stämme, in die neuen russischen Gebiete in Nordwestamerika gesandt zu werden. Mit dem heiligen Eifer der Prediger verbreitete sich das Licht der Evangelischen Botschaft sehr rasch. Einige tausend Heiden nahmen innerhalb weniger Monate die Heilige Taufe an. Am Stützpunkt der Missionare wurden eine Kirche und eine Schule gebaut.

Dem unergründlichen Willen Gottes zufolge aber, waren die anfänglichen Erfolge der Missionierung nicht von Dauer. 5 Jahre nach Beginn seiner Tätigkeit kam der Leiter der Mission Archimandrit Ioasaph, gerade zum Bischof geweiht, zusammen mit seiner Begleitung bei dem Schiffbruch des Bootes “Phönix” im Nordmeer ums Leben; und noch vor ihm erwarb sich der eifrige Priestermönch Juvenal bei der Mission die Märtyrerkrone. Weitere Geistliche reisten nach und nach ab, so dass schließlich allein der hl. Herman in den apostolischen Mühen zur Erleuchtung der Aleuten übrigblieb. Für seine Arbeit hatte sich der hl. Herman die kleine Insel “Jelewoj”, auf Deutsch Tanneninsel, ausgesucht, die sich 2 Werst von der Insel Kadiak, auf der sich die Mission befand, und heute “Spruce-island” heißt. Zu erreichen war die Insel damals mit sogenannten “Bajdarkijs”, kleinen, lederbespannten ein oder zweisitzigen Booten, einer lokalen Kajackart, oder ähnlichen Booten gleiche Bautyps, mit denen ihn Vater Ioasaph öfters besuchte. Spruce-island ist nicht sehr groß und ganz mit Wald bedeckt. Fast genau in der Mitte der Insel entspringt ein kleiner Bach, der sich ins Meer ergießt. Hier lebte der hl. Herman zurückgezogen mehr als 40 Jahre. Zuerst grub er sich mit eigenen Händen eine Höhle. Zu Winteranfang wurde ihm in der Nähe eine Zelle errichtet, in der er bis zu seinem Tod wohnte. Nicht weit von der Zelle wurden noch eine Kapelle und ein Gästehaus errichtet, in dem der hl. Herman unterrichtete. Gleich neben der Zelle breitete sich ein Garten aus. Hier setzte der hl. Herman Kartoffeln und zog Kohl und anderes Gemüse. In einem Brief an den Abt Jonathan von Walaam, vom 13. Dezember 1819, schreibt der hl. Herman über das hiesige Klima: “Das Klima hier ist kalt, obwohl die Winter nicht sehr kalt sind, aber sie sind sehr wechselhaft; Regen und Schnee wechseln einander ab. Der Sommer beginnt spät und mit einer Kälteperiode. Von den Gemüsesorten gedeihen nur Rüben, Rettich und Kartoffeln. Alles andere wird nicht reif. Getreide keimt überhaupt nicht und deshalb sät es niemand aus. Daher gibt es hier nur wenig Getreide. Unter den örtlichen Gemüsen gibt es Wurzelknollen. Die verbreitetste heißt “Sarana”. Sie hat einen ziemlich bitteren Geschmack. Trotzdem ist sie sehr verbreitet. Sie wird nach dem Kochen einfach mit Beeren gemischt. In dieser Form heißt das Gericht “Schischka”. Es wird mit Walfischtran gemischt gegessen und gilt in den hiesigen Regionen als Delikatesse . . . “ Bevor der Winter einsetzte sammelte der hl. Herman Beeren und Pilze zum Einmachen, Einsalzen und Trocknen. Außerdem fing er Fische, die er ebenfalls trocknete oder einpökelte. Salz gewann er selbst aus dem Meerwasser. Zur Bedüngung des Gartens holte er sich den sogenannten Meerkohl vom Strand. Hierzu benutzte er geflochtene Kisten. Diese Kisten waren so groß, dass sie allein kaum zu tragen waren. Aber der hl. Herman trug sie zur Überraschung aller ohne fremde Hilfe, über große Entfernungen. In einer Winternacht erblickte einmal ein Schüler des hl. Herman, Gerasim, den hl. Herman barfuß im Wald, wie er einen Baumstamm trug, für den normalerweise 4 Mann nötig gewesen wären. Alles was der hl. Herman, mit seinen übermenschlichen Mühen, erarbeitete verwendete er für die Ernährung und Bekleidung der Waisen, seiner Schüler und für Bücher für diese. Die Bekleidung des hl. Herman war sommers und winters ein und dieselbe. Hemden trug er keine, stattdessen einen Fellkittel, den er, nach eigener Aussage, über den Zeitraum von 8 Jahren weder abgelegt noch gewechselt hatte. Das Fell war bereits ausgegangen und das Leder abgeschabt. Dazu trug er Segeltuchhosen und Schuhe, eine Mönchskappe und einen fadenscheinigen Mönchsumhang, der an vielen Stellen geflickt und gestopft war. So war er bei jedem Wetter bekleidet, wenn es regnete oder schneite, bei Sturm, Gewitter, oder wenn es Frost gab. “So stellt sich die christliche Liebe ganz anders dar, als die weltliche” , schreibt Simeon Janowskij in seinen Erinnerungen über Vater Herman, an den Abt Damaszensus von Walaam, im Jahre 1865.

Unter seiner Kleidung trug der hl. Herman 15 Pfund Büßerketten. Nach seinem Hinscheiden hängte man sie in die Kapelle. Sein Bett war eine schmale Holzbank. Als Kopfkissen benutzte er zwei, mit nacktem Leder bedeckte Ziegelsteine. Als Decke diente ihm ein hölzernes Brett, das genau seine Größe hatte.

Die wichtigste Tätigkeit des hl. Herman war seine verborgene Askese, nach dem Vorbild der Wüstenväter in der einsamen Zelle, wo ihn niemand sah. Nur draußen hörte man, dass er sang und die Gottesdienste nach der Mönchsregel absolvierte. Dazu fastete der hl. Herman streng, wie es ihm niemand nachmachen konnte. Zu Mittag aß er von einem kleinen Fisch einen kleinen Teil und ein wenig Gemüse. Wenn er eingeladen war aß er das, was ihm vorgesetzt wurde, sogar Suppen mit Schweinefleisch oder Geflügel. Das Fleisch selbst aber aß er niemals, sondern nur die Brühe (wegen der lokalen Knappheit an Getreide, hatte der Synod den Verzehr von Fleisch auch für Mönche gestattet). Außer von Gemüse ernährte er sich auch von Haferschleim und Kartoffeln. Einmal wurde der Starez gefragt, ob es ihm so allein im Wald zu leben nicht langweilig werde? “Nein, antwortete er, ich bin dort nicht allein. Da ist Gott, wie Gott überall ist! Dort sind die heiligen Engel! Kann man denn mit ihnen Langeweile haben? Mit wem ist es denn besser und angenehmer sich zu unterhalten, mit Menschen oder mit Engeln?! Natürlich mit Engeln.”

Nach eigener Aussage, war die Beziehung des hl. Herman zu den einheimischen Aleuten, wie die einer Amme zu einem hilflosen Neugeborenen, welches nicht nur beschützt werden muss, sondern die elementarste Fürsorge braucht, um die auch nur zu bitten, es wegen seines zarten Altern noch nicht gelernt hat. So wie der Starez empfand, so handelte er auch. Wenn sich jemand etwas zu Schulden hatte kommen lassen, vertrat er ihn vor dem Vorsteher der Kolonie. Für Beleidigte setzte er sich ein, wie er nur irgend konnte. Deshalb kamen die Aleuten zu ihm, sowohl Männer wie auch Frauen. Der eine bat um Rat, ein anderer beklagte sich über eine Berückung, jener suchte Schutz, dieser bat um Hilfe. Jeder erhielt vom Starzen jede nur irgendmögliche Unterstützung. Er besprach mit ihnen ihre gegenseitigen Streitigkeiten und versuchte alle auszusöhnen. Besonders bei Familienstreitigkeiten bemühte er sich um Wiederherstellung von Einmütigkeit. Wenn es nicht gelang Mann und Frau zu versöhnen, dann trennte sie der Starez für einige Zeit, um Mord und Totschlag vorzubeugen. Besonders liebte der Starez die Kinder. Er buk für sie Brezel und steckte ihnen kleine Zwiebacke zu, und die Kleinen liebten ihn.

Die Liebe des hl. Herman zu den Aleuten machte auch vor einer ansteckenden Seuche nicht Halt. Einmal brach eine von einem amerikanischen Schiff eingeschleppte Epidemie aus, die besonders die Aleuten traf; ein ansteckendes Fieber, an welchem den Mensch im Laufe von 3 Tagen starb. Die Krankkeit verbreitete sich so rasch, dass bereits 3 Tage nach ihrem Ausbruch schon niemand mehr vorhanden war, der die Verstorbenen begraben konnte, und die Leichen unbestattet herumlagen. Der damalige Leiter der Kolonie Simeon Janowskij berichtet, wie er damals die Aleuten in ihren “Kaschims” aufsuchte, große, im Innern durch Bretterwände abgeteilte, Holzbaracken, in denen ganze Familien zusammen wohnten, und bis zu hundert Menschen gleichzeitig lebten. Dort lagen bereits kalt werdende Sterbende neben noch Lebenden oder bereits Verstorbenen. Stöhnen und Schreie pressten das Herz des Vorstehers zusammen, der trotz allem Fragen stellte, Anweisungen gab und die Leute zu ermuntern und zu trösten suchte. Bereits gestorbene Mütter lagen auf dem Boden, über deren Brüste hungrige Kinder krabbelten, weinend auf der Suche nach Speise -, aber umsonst! In dieser für alle schweren Zeit suchte der hl. Herman unermüdlich die Kranken und Sterbenden auf. Bestärkte sie in der Geduld, im Gebet, in der Buße und half ihnen sich auf den Tod vorzubereiten. Gleichzeitig kümmerte er sich um Verwaiste, die alle Angehörige verloren hatten.

Bei der Vermittlung des Christlichen Glaubens bemühte sich der hl. Herman besonders um die sittliche Erziehung der Aleuten. Für diesen Zweck hatte man ihm eine Schule gebaut. Er selbst gab dort Religionsunterricht und unterwies im Kirchengesang. Zum selben Zweck versammelte er auch an Sonn- und Feiertagen die Einheimischen zum Gebet. Er las die verschiedenen Gebete, die Apostelgeschichte und das Evangelium und lehrte sie mündlich. Seine Schüler sangen. Die Aleuten liebten es seine Anweisungen zu hören und kamen in großer Zahl zu ihm. Die Rede und die Gespräche mit dem Starzen wirkten begeisternd und übten eine unbegreifliche Gewalt auf den Zuhörer aus. Dies bezeugt der hl. Herman selbst in einem Brief, in welchem er beschreibt, wie eine junge Frau ihn das erste mal von der Menschwerdung des Sohnes Gottes und vom ewigen Leben predigen hört und darüber von einer solchen Liebe zu Jesus Christus ergriffen wird, dass sie den Starzen unter keinen Umständen mehr verlassen möchte. Allen Widrigkeiten zum Trotz blieb sie tatsächlich bei der Schule wohnen. Diese Frau, Sophia ist ihr Name, unterrichtete in der Folge selbst die Kinder und wachte über ihre sittliche Erziehung. Sie blieb bis zu ihrem Tod auf der Insel und ist auch dort begraben. Ein weiteres Zeugnis von der Kraft des Gespräches und des Umgang mit dem hl. Herman gibt der bereits zitierte Simeon Janowskij, der spätere Schemamonch Sergej. Nach seiner Beschreibung in einem Brief, war der hl. Herman von “ mittlerer Größe. Sein Gesicht war rund, mit freundlichem, ja glücklichem Ausdruck und einem breiten Lächeln. Seine Rede war nicht laut, immer angenehm und was er sagte war immer interessant, erbauend und nützlich. Er liebte es zu sprechen, und er sprach dabei mit Verstand, in einer geschäftigen, immer auf den Punkt kommenden Weise. Mehr als alles liebte er es über die Ewigkeit zu sprechen, über die Erlösung, über das kommende Leben, die Wunder Gottes und die Heiligen Märtyrer, ohne dass ihm jemals dazu ein leeres Wort entfuhr. Er erzählte viele Ereignisse aus dem Heiligenleben und dem Prolog. Es war angenehm ihm zuzuhören, was die einfachen Aleuten und ihre Frauen bezeugten, die seine Reden liebten. Der hl. Herman hatte wenig graue Haare und einen schütteren Bart. Sein Gesicht war blass und gefurcht. Seine Augen waren grau-blau und zwinkernd. Als ich ihn kennen lernte, war er 65. Mit 70 starb er. Er liebte mich wie einen Sohn und war übererfreut über meine Umkehr zur Wahrheit.”

Zwei Jahre verbrachte Simeon Janowskij, mit fast täglichen nächtlichen Gesprächen mit dem Heiligen Starzen und wurde so allmählich von seiner freidenkerischen Gesinnung zu einer wahren christlichen Gesinnung bekehrt. Nach dem Tod seiner Frau trat er ins Kloster ein. Seinem Beispiel folgte auch sein leiblicher Sohn. Hier ein Beispiel für eine geistliche Unterweisung des hl. Herman aus einem Brief an Simeon Janowskij: “Der Glaube und die Liebe zu Christus machen den wahren Christen aus. Unsere Sünden verhindern in keiner Weise unser Christsein. Christus sagte, dass Er nicht gekommen ist Gerechte zu richten, sondern Sünder zu retten, und dass im Himmelreich mehr Freude ist über einen Sünder, der bereut, als über 99 Gerechte . . . Zu Simeon dem Pharisäer sagte Er in Bezug auf das Weib, das eine Unzüchtige war, und Seine Füße wusch, ` viel wird denen vergeben, die lieben und viel wir von denen gefordert, die keine Liebe haben ` . Solche Gedanken sollten dem Christen Hoffnung und Freude geben und nicht ihn zur äußersten Verzweiflung bringen. Hier ist der Schild des Glaubens notwendig. Eine Sünde ist für eine Person, die Gott liebt, nicht mehr als ein, vom Feind, während der Schlacht, abgeschossener Pfeil. Ein wahrer Christ ist ein Krieger, der sich seinen Weg durch die Scharen der unsichtbaren Gegner bis zu seinem Platz im Himmel durchkämpft. Die leeren Wünsche dieses Zeitalters entfernen uns vom himmlischen Vaterland, und die Liebe zu diesen und die Gewohnheit kleiden unsere Seele wie in ein schamloses Kleid. Von den Aposteln wird es der “äußere Mensch” genannt. Wir, die wir in diesem Leben reisen und Gott um Hilfe anrufen, müssen diese Schamlosigkeit ablegen und uns mit neuen Wünschen einkleiden, mit der neuen Liebe zum kommenden Zeitalter und hierbei unsere Annäherung oder Entfernung vom himmlischen Vaterland feststellen. Aber rasch kann man das nicht bewerkstelligen. Man muss da dem Beispiel der Kranken folgen, welche die ersehnte Gesundheit anstreben und nicht ablassen nach Mitteln zu ihrer Heilung zu forschen.”

Der hl. Herman suchte nichts für sich selbst. Schon zu Anfang, als er gerade erst nach Amerika gekommen war, verzichtete er aus Demut auf die Priesterweihe, und blieb für immer einfacher Mönch. Ohne die leiseste Furcht vor den Mächtigen eiferte er mit ganzem Herzen für Gott. Mit demütiger Liebe überführte er, ohne Ansehen der Person, viele wegen ihres ausschweifenden Lebens, unwürdigen Verhaltens und wegen der Bedrückung der Aleuten. Diese unerschrockenen Überführungen weckten viel Bosheit gegen ihn, und bereitete ihm alle nur möglichen Unannehmlichkeiten und sogar Kummer. Aber der Herr behütete den Starzen. Unter anderem wurde er angeklagt die Aleuten gegen die Kolonialherren aufzuwiegeln, sich persönlich zu bereichern und ein unzüchtiges Leben zu führen. Alle Beschuldigungen stellten sich als unbegründete Nachreden heraus. Als man einmal zur Hausdurchsuchung zum hl. Herman auf die Insel kam, und auf der Suche nach verborgenen Schätzen alles erfolglos durchsucht hatte, fing einer der Helfer, wahrscheinlich mit Zustimmung des Ältesten an, mit einer Axt die Fußbodenbretter der Hütte des hl. Herman aufzuhacken. “Mein Freund, sagte ihm da der hl. Herman, umsonst hast du die Axt aufgehoben. Diese Waffe wird dir das Leben nehmen!” Einige Zeit später wurden Leute im nikolajewskischen Redukt gebraucht, wozu aus Kadiak russ. Arbeiter dort hingeschickt wurden, unter ihnen auch jener oben erwähnte Helfer. Diesem wurde dort im Schlaf, von einem Kenaizen, mit der Axt, der Kopf angehackt.

Viele Betrübungen musste der hl. Herman auch von den Dämonen erdulden, die ihn in menschlicher Gestalt besuchten und ihm viel Leid antaten, so dass er später mit niemandem mehr sprach, der zu ihm kam, wenn er nicht vorher die Gebetsformel: “Durch die Gebete unserer hll. Väter, Herr Jesus Christus, Sohn Gottes erbarme Dich unser!”, sagte.

Während sich der hl. Herman vollkommen dem Dienst Gottes widmete und allein für die Verherrlichung Seines Allerheiligsten Namens eiferte, fern von der Heimat, inmitten zahlloser Sorgen und Entbehrungen, Jahrzehnte in der hohen Askese der Selbstentsagung beharrend, wurde er von Gott vieler übernatürlicher Gnadengaben gewürdigt.

Die Mündung des Baches, der auf Jelewoj entspringt und ins Meer fließt, wird immer von der Brandung umspült. Im Frühjahr, wenn die Flussfische kamen, scharrte der hl. Starez etwas den Sand von der Mündung weg, damit die Fische leichter durchkamen, und unmittelbar darauf strebte schon der erste Fisch in den Bach. Mit getrocknetem Fisch fütterte er die Vögel, die in großen Mengen um seine Zelle herum waren. Unter dieser lebten Hermeline. Diese Tiere sind, besonders wenn sie gerade Junge haben, für den Menschen ganz unnahbar. Der Starez aber fütterte sie aus der Hand! Man sah auch wie der hl. Herman Bären fütterte. Nach dem Tod des Starzen verschwanden die Vögel und die anderen Tiere. Sogar der Garten gibt nichts mehr her seitdem er aus Eigenwillen bestellt wird. Dabei bearbeitete der hl. Herman, nach der Erinnerung des Aleuten Konstantin Larinow, aus dem Jahre 1867, seinen Garten ohne die Erde umzugraben. Um Kartoffeln oder Knoblauch zu setzen, machte er einfach einen Erdhaufen und setzte die Kartoffel dann in das oben hineingedrückte Loch. Knoblauch säte er in Furchen. Einmal wurde die Insel von Hochwasser bedroht. Die Bewohner eilten eschreckt zum Starzen. Da nahm er aus dem Haus seiner Helfer die Ikone der Gottesmutter, trug sie heraus und stellte sie auf die Kreidefelsen und betete. Im Anschluss an das Gebet wandte er sich an die Anwesenden und sagte: “Habt keine Furcht, weiter als bis zu diesem Ort, wo die heilige Ikone steht, kommt das Wasser nicht.” Und das Wort des Starzen erfüllte sich. Ein anderes mal brannte auf Jelewoj der Wald. Zu dieser Zeit hielten sich der Starez und sein Schüler Ignatij im Waldesdickicht auf. Einen etwa dreiviertel Meter breiten Streifen Moos riss er bis zur Sohle des Hügels hin auf und sagte dazu: “Seid beruhigt, das Feuer wird diese Markierung nicht überschreiten!” Als, nach dem Zeugnis von Ignatij am nächsten Tag bereits keine Hoffnung auf Rettung mehr war, und das Feuer unter starkem Andrang bis zu der vom Starzen ins Moos geritzten Markierung kam, eilte es an dieser entlang und blieb stehen, ohne den dichten Wald auf der anderen Seite der Markierung zu berühren.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts brauchte ein Brief aus Zentralrussland nach Alaska ein Jahr. Der hl. Herman sagte den Aleuten in Kadiak, ein Jahr vor Erreichen der Nachricht, vom Tod des Hochgeweihten Metropoliten (welcher ist nicht überliefert), dass ihr großer geistlicher Führer gestorben ist.

Über die Zeit nach seinem Tod sprach der hl. Herman zu seinen Schülern: “Wenn auch viel Zeit vergehen wird, nach meinem Tod, wird man mich trotzdem nicht vergessen, und der Ort meines Aufenthaltes hier wird nicht leer bleiben. Ein Mönch, so wie ich, der den Ruhm der Menschen flieht, wird kommen und auf Jelewoj wohnen. Jelewoj wird nicht ohne Menschen sein. Tatsächlich zog im Jahre 1935, der im Kloster des hl. Tichon von Kaluga zum Mönch geweihte Archimandrit Gerassim Schmaltz auf Jelewoj, das seit seinem Verkauf an die Vereinigten Staaten Spruce-island genannt wird, und weihte sein Leben dem Gedächtnis des hl. Herman indem er eine Bruderschaft des hl. Herman gründete. Oft sagte der Starez voraus, dass Amerika orthodoxe Bischöfe bekommen wird, zu einem Zeitpunkt, als niemand daran auch nur dachte.

Die letzten Jahre seines Lebens was der hl. Herman erblindet. Er lebte mehr zurückgezogen in seiner kleinen Zelle und empfing niemanden mehr. Kurz vor seinem Tod sagte er zu seinem Schüler Gerassim: “Geh` ruf die Mädchen.” Zu Sophia sagte er dann, dass sie auf Jelewoj wohnen bleiben soll und wenn sie stirbt zu seinen Füßen beigesetzt werden soll. Er bestimmte für einige der Anderen, dass sie heiraten sollten und trug auch Gerassim auf zu heiraten und auf Jelewoj wohnen zu bleiben. Ihm gab er seine Bücher in Gewahrsam und sagte: “Wenn ich sterbe schlachtet den Bullen, denn er hat seine Arbeit für mich erfüllt.” Damals, als die Dorfbewohner auf Jelewoj gekommen waren, hatten sie dem Starzen ein junges Kalb zu Geschenk mit gebracht. Der Starez hatte es aufgezogen und gefüttert. Als der alte Mann dann tatsächlich starb, zögerte man den Bullen zu schlachten; aber schon am folgenden Tag fing das Tier an irre zu werden, und raste schließlich Kopf vorraus gegen einen Baum und verendete. “Wenn ich sterbe, sagte der Starez, beerdigt mich neben Vater Joasaf. Beerdigt ihr mich, wartet nicht auf den Priester! Wascht meinen Leib nicht, sondern legt ihn einfach auf das Brett, und legt die Hände auf der Brust zusammen. Wickelt mich in meine Mantia und mit ihren Ecken deckt mein Gesicht zu und mit dem Klobuk bedeckt meinen Kopf. Wenn jemand von mir Abschied nehmen möchte, soll er es tun, indem er das Kreuz küßt; mein Gesicht zeigt niemandem.“

Als sich dann der Augenblick des Hinscheidens des Starzen näherte, befahl er seinem Schüler Gerassim, Kerzen vor den hl. Ikonen anzuzünden und die Apostelgeschichte zu lesen. Nach einiger Zeit erhellte sich plötzlich das Gesicht des Starzen und er rief laut aus: “Ehre sei Dir, Herr!” Dann befahl er mit dem Lesen aufzuhören, und eröffnete, dass es dem Herrn gefalle ihm noch für eine Woche das Leben zu verlängern. Nach sieben Tagen wurden auf seine Anweisung hin erneut die Kerzen angezündet und die Apostelgeschichte gelesen. Während des Lesens neigte der Starez sanft sein Haupt an die Brust von Gerassim, -die Zelle erfüllte sich plötzlich mit Wohlgeruch, und das Gesicht des Starzen leuchtete noch einmal auf - Vater Herman war gegangen! So selig entschlief er in den Schlaf der Gerechten, im 81. Jahr seines arbeitsreichen Lebens, am 13. Dezember des Jahres 1837*, an welchem Tag auch die Kirche sein feiert (nach einer späteren Auswertung später zugänglich gewordener Überlieferungen am 13. November des Jahres 1836, dem Todestag des hl. Paissios Welitschkowskijs (siehe “The orth. world No. 131, 1986” pp. 283).

Die Gesandten mit der traurigen Neuigkeit für die Kolonialverwaltung, -man hatte sich nämlich nicht getraut den Starzen ohne Benachrichtigung der Obrigkeit beizusetzen, kehrten mit dem Verbot zurück die Beerdigung ohne den Leiter der Kolonie, Koschewarow, durchzuführen. Dieser hatte auch befohlen einen besseren Sarg für den Verstorbenen anzufertigen. Man sollte ihn und einen Geistlichen so bald es ging herüberbringen. Aber da erhob sich ein furchtbares Unwetter; es fing an zu regnen und ein Sturm brach los, so dass obwohl die Überfahrt vom Hafen nach Jelewoj nicht weit war, alles in allem 2 Stunden Fahrt, sich bei diesem Wetter niemand aufs Meer wagte. Einen ganzen Monat lang hielt das Unwetter an, und obwohl der Leib des hl. Herman diese ganze Zeit im beheizten Haus seiner Helfer aufgebart war, veränderte sich weder sein Gesichtsausdruck, noch ging der leiseste Geruch von seinem Leib aus. Schließlich wurde doch noch ein Sarg herbeigeschafft. Vom Hafen kam niemand, -und die Bewohner von Jelewoj übergaben die sterblichen Überreste ihres Starzen allein der Erde. So erfüllten sich die letzten Worte von Vater Herman. Unmittelbar im Anschluss an seine Beisetzung hörte das Unwetter auf und die Oberfläche des Meeres wurde glatt wie ein Spiegel.

Von anderen Orten, nicht weit von Jelewoj entfernt, wird zum Tod des hl. Herman berichtet, dass auf der Insel Afognak, in dem Dorf Katanu, die Bewohner eines Abends eine ungewöhnlich helle Säule über Jelewoj stehen sahen, die bis zum Himmel reichte. Erschüttert über diese Erscheinung sagten die, im geistlichen Leben erfahrenen Alten und der Kreole Gerassim Bologdin und seine Frau Anna:”Wahrscheinlich hat uns Vater Herman verlassen!” und sie begannen zu beten. Bald darauf erfuhren sie, dass gerade in dieser Nacht der Starez gestorben war. Die Säule sahen von anderen Orten aus noch andere. Aus einem anderen Dorf auf Afognak, wird überliefert, sah man eine menschliche Gestalt, die von Jelewoj aus zum Himmel aufstieg. Als im Jahre 1842 der Hochgeweihte Innokentios, der zukünftige Metropolit von Moskau, Gedächtnis damals Erzbischof von Kamtschatka und den Aleuten, auf dem Meer vor Kadiak in höchste Seenot geriet, schaute er zu Jelewoj hinüber und sprach dabei im Geiste: “Wenn du, Vater Herman vor Gott Wohlgefallen gefunden hast, dann soll der Wind jetzt umschlagen! “ Und es verging keine Viertelstunde, bis sich die Windrichtung günstig veränderte und alle wohlbehalten ans Land kamen. In Dankbarkeit für seine Errettung hielt der Hochgeweihte Innokentij selbst ein Totengedenken am Grab des Seligen ab.


Gebete

Troparion (4. Ton)

O seliger Vater Herman von Alaska, Nordstern der heiligen Kirche Christi, das Licht deines heiligen Lebens und deiner großen Taten leitet jene, die dem orthodoxen Weg folgen. Hoch erheben wir gemeinsam das heilige Kreuz, das du fest in Amerika eingepflanzt hast. Lasset uns alle auf Jesus Christus schauen und Ihm die Ehre geben, besingend Seine heilige Auferstehung.

Kondakion (3. Ton)

Das ewige Licht Christi, unseres Erlösers, leitete dich, o seliger Vater Herrmann, auf deiner Missionsreise nach Amerika. Du hast dort das Evangelium des Friedens verkündet; nun stehst du vor dem Thron der Herrlichkeit. Lege Fürsprache ein für dein Land und sein Volk, um Frieden für die Welt und die Errettung unserer Seelen.