Atanasije Jevtić
Bischof Atanasije (Jevtić) wurde am 8. Januar 1938 im Dorf Brdarica im Bezirk Šabac in Westserbien geboren. Nach dem Gymnasium studierte er im Geistlichen Seminar zu Belgrad, das er im Juni 1958 absolvierte. Im September 1958 begann er sein Studium an der Theologischen Fakultät der Serbischen Orthodoxen Kirche in Belgrad, wurde aber bald zum Militärdienst einberufen. Nach dem Militärdienst empfing er nach dem Segen von Johannes (Velimirovič), dem Bischof von Šabac–Valjevo, die Mönchsweihe am 3. Dezember 1960 im Kloster Pustinja Valjevo durch Archimandrit Justin Popović. Danach war er Mönch im Tronoša-Kloster in der Nähe von Loznica und studierte weiter an der Theologischen Fakultät. 1961 wurde er beim Fest der Erscheinung des Herrn zum Diakonmönch geweiht. Im Juni 1963 verteidigte er seine Diplomarbeit. Im selben Jahr wurde er beim Fest von Mariä Entschlafung zum Priestermönch geweiht. Nach der Absolvierung der Theologischen Fakultät reichte er beim Heiligen Synod eine Bittschrift um die Fortsetzung seines Studiums in Griechenland ein. Im Februar 1964 wurde er von Patriarch German dem Seminar von Halki (auf der heute türkischen Insel Heybeliada) zugewiesen. Dort blieb er bis Juni 1964 und zog dann nach Griechenland, um auf der Theologischen Fakultät der Universität Athen seine Dissertation zum Thema „Die Ekklesiologie des Apostel Paulus nach dem Hl. Johannes Chrysostomos“ schrieb, die er am 2. Juni 1967 verteidigte. Nach der Verteidigung blieb Vater Atanasije noch ein Jahr in Athen und setze seine wissenschaftliche Arbeit (hauptsächlich im Bereich Patristik) fort. Nebenbei diente er als Gemeindepriester in einer russischen Kirche.
Im Herbst 1968 reiste er mit dem Segen seines Diözesanbischofs nach Paris, um im Institut de Théologie Orthodoxe Saint-Serge seine wissenschaftliche Arbeit fortzusetzen und Französisch zu lernen. Nachdem einem Jahr in Frankreich wurde er vom wissenschaftlichen Rat des Instituts als Lehrer für das Fach „Einführung in die Theologie, Patrologie und Asketik“ ernannt. Dort arbeitete er drei Jahre. Im letzten Jahr seines Aufenthalts in Paris (1971/1972) unterrichtete er auch Geschichte der Byzantinischen Kirche. Er hielt auch regelmäßig Vorlesungen im Fach Patrologie am Institut Catholique de Paris und im Fach Byzantinische Literatur an der Sorbonne. Außerdem diente er in russischen, serbischen, griechischen und französischen Gemeinden als Priester. Als Vertreter des Institut Saint-Serge nahm er an der 1. Tagung der orthodoxen Theologen in den USA teil, die im September 1970 in Boston stattfand.
Im Sommer 1972 kehrte er nach Jugoslawien zurück. Im Herbst 1972 wurde er Verwalter des Studentenhauses bei der theologischen Fakultät. 1972 wurde er Dozent am Lehrstuhl für Patrologie (Kirchenliteratur und Philosophie der Heiligen Väter des Ostens und des Westens), wo er Kirchengeschichte unterrichtete. 1983 wurde er Extraordinarius und 1987 zum Ordinarius des Lehrstuhls für Patrologie. In den Studienjahren 1980/1981 und 1990/1991 war er Dekan der Theologischen Fakultät.
Während seiner Arbeit in der Fakultät publizierte er ca. einhundert wissenschaftliche Arbeiten. Zu dieser Zeit begann auch die Veröffentlichung seines Werkes „Patrologie“. Er nahm aktiv am Kulturleben in Belgrad teil und beteiligte sich an Diskussionen und Versammlungen, wo er sich durch seine offene Vortragsart, hervorragende Kenntnisse in Theologie und Philosophie und große Gelehrtheit viel Sympathie und Respekt seitens des vor allem jungen Publikums erwarb. Er nahm aktiv an zahlreichen Disputen mit Apologeten des Marxismus und des Materialismus teil. Sehr bekannt wurden seine Veröffentlichungen in der Presse, insbesondere im Presseorgan "Православие" („Orthodoxie“) der Serbischen Kirche, wo er einer der Hauptautoren war. In seiner Tätigkeit schenkte er der Lage der Serbischen Kirche und des serbischen Volkes im Kosovo und anderen Gebieten der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien besondere Aufmerksamkeit. Er nahm auch aktiv an der Sammlung und Vorbereitung der historischen Dokumente über die serbischen Neo-Märtyrer teil.
1991 wurde er vom Bischofskonzil der SOK zum Bischof des Banat gewählt und am 7. Juli 1991 zum Bischof geweiht. Am Bischofssitz des Banat (in Vojvodina, Serbien) blieb er knapp ein Jahr.
Im Mai 1992 wurde er laut Entscheidung des Bischofskonzils an den Bischofssitz von Zahum-Herzegowina (Bosnien und Herzegowina) ordiniert. Der Beginn der Kampfhandlungen auf dem Territorium von Bosnien und Herzegowina machte den Aufenthalt am Bischofssitz in Mostar unmöglich, und so wurde er nach Trebinje ins Tvrdoš-Kloster verlegt, wo dieser sich auch heute noch befindet. Atanasije übernahm die Diözese, die jahrzehntelang keinen eigenen Bischof hatte, und blieb dort auch noch inmitten des brutalen und blutigen Krieges bei seinem Volk und der serbischen Armee; er besuchte Kriegsgefangene und Flüchtlinge, er taufte und predigte. Mehrmals kritisierte er die Politik des Westens, der USA und der moslemischen Welt in Bezug auf den Konflikt auf dem Territorium des ehemaligen Jugoslawiens. Er wendete sich mit offenen Briefen an die politischen Prominenten in aller Welt.
1994 wurde auf Initiative von Atanasije die Geistliche Akademie zu Ehren des Hl. Vasilije Ostroški in Srbinje eröffnet, dessen erster Rektor er wurde. Wegen einer schweren Verletzung, die er im Krieg erlitten hatte, bat er 1996 das Bischofskonzil, ihn von der Verwaltung der Diözese zu entbinden. Nachdem dies im September 1996 bewilligt wurde, wurde Bischof Atanasije im Tvrdoš-Kloster emeritiert.
Er führt seine wissenschaftliche Arbeit fort und nimmt an vielen wissenschaftlichen Tagungen teil, die der Kirchengeschichte, Philosophie, Theologie und christlichen Kultur gewidmet sind. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und von über zehn Büchern.