Verstand: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Verstand''' ist die rationale (überlegende, kognitive) Kraft der [[Seele]] und wird von den heiligen Väter neben der begehrenden (wünschenden) und reizbaren (fühlenden)´Kraft in eine dreiteilige Struktur der Seele eingeordnet, die in der [[orthodoxen Asketik]] und Anthropologie üblich ist.
Der '''Verstand''' ist die rationale (überlegende, kognitive) Kraft der [[Seele]] und wird von den heiligen Väter neben der begehrenden (wünschenden) und reizbaren (fühlenden)´Kraft in eine dreiteilige Struktur der Seele eingeordnet, die in der [[Askese|orthodoxen Asketik]] und Anthropologie üblich ist.


Nach den heiligen Vätern ist der Verstand das herrschende Element der [[Seele]], König und Herrscher der menschlichen Natur. Er sei berufen, über alle anderen Teile der [[Seele]] und über die ganze Natur zu regieren, wobei er sich Gott, dem König alles gesamten erschaffenen Seins, unterordnen solle.  
Nach den heiligen Vätern ist der Verstand das herrschende Element der [[Seele]], König und Herrscher der menschlichen Natur. Er sei berufen, über alle anderen Teile der [[Seele]] und über die ganze Natur zu regieren, wobei er sich Gott, dem König alles gesamten erschaffenen Seins, unterordnen solle.  

Version vom 26. Dezember 2010, 13:40 Uhr

Der Verstand ist die rationale (überlegende, kognitive) Kraft der Seele und wird von den heiligen Väter neben der begehrenden (wünschenden) und reizbaren (fühlenden)´Kraft in eine dreiteilige Struktur der Seele eingeordnet, die in der orthodoxen Asketik und Anthropologie üblich ist.

Nach den heiligen Vätern ist der Verstand das herrschende Element der Seele, König und Herrscher der menschlichen Natur. Er sei berufen, über alle anderen Teile der Seele und über die ganze Natur zu regieren, wobei er sich Gott, dem König alles gesamten erschaffenen Seins, unterordnen solle.

Das im Menschen existierende Ebenbild Gottes wird von den heiligen Vätern nämlich vor allem auf den Verstand bezogen, der von ihnen „das Auge der Seele“ genannt wird. So wie das körperliche Auge hat auch das seelische Auge Sehvermögen. Das Sehen des Verstandes heißt Kontemplation oder Wissen (Erkenntnis). Die Kontemplation durch den Verstand kann sowohl auf die materielle Welt als auch auf inmaterielle und unsichtbare Gegenstände gerichtet werden. Die Kontemplation durch den Verstand kann natürlich ( wie z.B. wissenschaftliches Nachdenken und Philosophieren) oder übernatürlich sein. Die übernatürliche Kontemplation ist der Zustand, in dem der Mensch Gott erkennt. Sie kommt mit Hilfe und Beistand der Göttlichen Gnade, der Wirkung des Heiligen Geistes. Für die übernatürliche Kontemplation reichen die Bemühungen des menschlichen Verstandes allein nicht aus. In diesen Zustand wird der menschliche Verstand durch Gott selbst versetzt, indem er die Vereinigung mit dem Göttlichen Verstand erreicht, nach dessen Ebenbild er erschaffen ist. Von seiner Natur her sucht der menschliche Verstand nach Gott; er sucht danach, „sich mit DEM zu vereinigen, von DEM er seinen Anfang bekommen hat, in DEM er webt und WEM er zustrebt.“ (Hl. Niketas Stethatos)

Vor dem Sündenfall war der menschliche Verstand gesund, leidenschaftlos und heil, da er den Heiligen Gott schaute (kontemplierte) und nicht der Wirkung zerstörerischer Leidenschaften unterlag. Nach dem Sündenfall fiel der menschliche Verstand von der Kontemplation Gottes ab und verfiel in einen unnatürlichen (naturwidrigen) Zustand.

Dieser wird unnatürlich genannt, weil der Verstand sich nicht um das Göttliche bemüht, sondern sich nur um das Irdische, die vorübergehenden Begierden kümmert. Indem der Verstand nicht dem unendlichen Gott, sondern nur dem Endlichen und Eingeschränkten zustrebt, fängt der Verstand an, niedrige sinnliche Vergnügen zu genießen und dem Geschöpf anstatt dem Schöpfer zu dienen, wodurch er seine Natur verzerrt. In diesem Zustand ist der Verstand für leidenschaftliche Gedanken offen, die ihn penetrieren und gegen die der christliche Glaubensvorkämpfer zu kämpfen hat.