Wigbert der Ältere

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Ikone des Heiligen geschrieben von Alexander Stoljarov.

Gedächtnis: 13. August

Vortrag: Pilgerfahrten in der Umgebung von Offenbach: Drei Heilige der angelsächsischen Mission Deutschlands

Der hl. Wigbertus wurde wie Bonifatius in Wessex geboren und begann sein geistliches Leben in der Einsamkeit des Klosters Glastonbury.

Wegen des Rufs seiner Heiligkeit berief ihn der etwas jüngere Bonifatius (720) nach Hessen. Im Anschluss an die Fällung der Donar-Eiche (vermutlich auf dem heutigen Domplatz von Fritzlar), wo die erste Holzkirche entstand, setzte er Wigbert als Missionar in die dort erbaute Missionsstation, der auch eine Klosterschule angeschlossen wurde. 730 berief er ihn nach Ohrdruf in Thüringen ins dortige Missionskloster als Abt. Auch hier gründete Wigbert eine Schule für Missionare, in der ebenfalls Latein und Bibelkunde unterrichtet wurde. 732 wurde er zudem als Abt in das an Stelle der Missionsstation neu gegründete Benediktinerkloster Fritzlar berufen.

Er scheint aber weiterhin hauptsächlich in Ohrdruf tätig gewesen zu sein. Aus diesen Schulen gingen die bedeutenden Missionare Lullus, Mengingaud und Sturmius hervor. So war Wigberts Einfluss auf die Christianisierung Deutschlands bedeutend. Zugleich trugen seine Klöster durch Weinbau, Landwirtschaft und Handwerk zur wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Umgebung bei.

Gegen Ende seines Lebens (740), und von Krankheiten geplagt, erlangte er die Erlaubnis, sich aus Ohrdruf wieder in die Ruhe von Fritzlar zurückziehen zu dürfen.

Seine Heiligkeit

Wir wissen nichts Sicheres über Wundertaten des Heiligen zu Lebzeiten. Nur das Traubenwunder ist gut belegt: Als einmal kein Abendmahlswein vorhanden war, pflückte er eine frische Traube und drückte mit der Hand den Saft über dem Kelch aus, in dem sich sogleich gegorener Wein befand.

Andererseits künden besonders um Ohrdruf noch heute viele Wigbertikirchen von seinem Ansehen in der Bevölkerung.

Dagegen war sein Entschlafen von Wundererscheinungen begleitet: Als sein Leichnam aufgebahrt wurde, sahen die anwesenden Brüder einen wunderschönen kleinen Vogel, der weder vorher noch nachher jemals gesehen wurde, dreimal zum Leib des Heiligen hinfliegen. Dies wurde als Zeichen dafür gesehen, dass der Entschlafene im Heiligen Geist gelebt hatte. Wegen der vielen weiteren an seinem Grabe geschehenen Wunder, wurde er sogleich vom Volk als Schutzpatron von Fritzlar angerufen.

Die Bedeutung des Heiligen Wigbert für orthodoxe Christen

Ich möchte mich auf zwei Wesenszüge des Heiligen beschränken: seine Art, durch sein Vorbild zu lehren, und seine geistliche Unterscheidungsgabe.

Das Lehren durch Beispiel

Stets wurde Wigbert an besonders exponierter Stelle eingesetzt. Fritzlar, zwar durch eine fränkische Garnison auf dem Büraberg geschützt, befand sich nach der Fällung der Donar-Eiche vermutlich trotzdem noch in ziemlichem Aufruhr. In Ohrdruf galt es, in eine gänzlich heidnische Umgebung hineinzuwirken. Die als Kloster um-gegründete Missionsstation Fritzlar verlangte, wie Wigberts Biograph formuliert, „krumme Wege zu begradigen“ und „den schmalen Pfad zu wählen“. Hieraus schließt die Forschung, dass diese Mönchsstation wohl vorher von Bonifatius selbst – mehr recht als schlecht – geleitet worden war, soweit ihm das seine Reisen erlaubten, so dass Wigbert eine ziemlich verwahrloste Truppe vorfand.

Sowohl den Nichtchristen, als auch den vom schmalen Pfad abgekommenen eigenen Mitarbeitern und Schülern hat nun Wigbert durch eigene strenge Lebensführung und intensive geistliche Studien ein Beispiel gegeben, das die anderen zur Nachfolge einlud.

Bis ins höchste Alter unterzog er sich mit jugendlicher Frische nicht bloß dem vorgeschriebenen Fasten, sondern nahm auch noch zusätzliche freiwillige Übungen zur Abtötung der Leidenschaften auf sich. Selbst die Krankheiten, unter denen er jahrelang bis zu seinem Lebensende litt, konnten ihn davon nicht abbringen. Zugleich hielt er unter diesen Bürden stets an der geistlichen Lektüre fest und kümmerte sich liebevoll um seine Mönche.

Wigbert zeigt uns somit das Vorbild eines Menschen, der Seraphim von Sarows Wort wahrmacht: Ändere dich selbst, und tausende werden sich um dich herum ändern.

Väterliche Fürsorge

Wigberts Seelsorge, sowohl bei den Mitbrüdern und Schülern, als auch in den zahlreichen Dörfern und Höfen der Umgebung von Fritzlar und Ohrdruf, war geprägt von geistlicher Unterscheidungsgabe. Dies zeigte sich in verschiedenen Hinsichten. Zum Beispiel: Als die feindlich Sachsen wieder einmal große Verwüstungen angerichtet hatten, linderte er zuerst das Leiden des Volks mit Gottvertrauen und Standhaftigkeit auch praktisch. Erst nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, nahm er die klösterlichen Arbeiten wieder auf.

Bei seinen Beichtkindern drang sein Blick in die Tiefen ihrer Seele. Er durchschaute auch ihre nicht offenbaren Leidenschaften. So konnte er Ihnen als Arzt und Helfer zur Seite stehen.

Eine solche, wahrhaft geistliche Unterscheidungsgabe können wir nicht einfach für uns als vorbildlich ansehen. Sie ist ein Geschenk des Heiligen Geistes an jene, die ihrer würdig sind. Aber das Vorbild des Heiligen Wigbert erinnert uns daran, dass wir alle berufen sind, daran zu arbeiten, uns für dieses Geschenk würdig zu machen.

Reliquien

Die Reliquien des Heiligen Wigbert wurden zuerst in seiner Klosterkirche, dem heutigen Dom zu Fritzlar erhoben. Ziemlich früh wurden, und auch dies beweist seine Verehrung zu Lebzeiten, seine Reliquien weiträumig verteilt, so nach St. Maximin in Trier, Quedlinburg, St. Emmeram usw. Aber ich habe darüber noch keine sicheren Daten. Später wurde der Haupt-Teil von ihnen in das Kloster Hersfeld gebracht, wo sie beim Brand der Stiftskirche zerstört wurden.

Einige Reliquien waren allerdings in Fritzlar geblieben. Wir können sie auch in der Rochuskapelle in Bingen verehren, d.h. in der Kirche des Oblatenklosters auf dem Rochusberg.

Quelle und Copyright

Bogoslov.ru, Cornelia Delkeskamp-Hayes