Virgil von Salzburg

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Ikonen der hll. Rupert und Virgil in der rumänisch orthodoxen Kirche zu Salzburg
hl. Virgil, Detailaufnahme aus der Ikone der Synaxis der Heiligen Österreichs in der Orthodoxen Kirchengemeinde in Leoben.

Gedächtnis: 27. November

Der hl. Abtbischof Virgil war Nachfolger von Abtbischofs Johannes von Salzburg, welcher vom hl. Bonifatius eingesetzt worden war. Aus Sehnsucht nach der Heimatlosigkeit um Christi willen, hatte er seine irdische Heimat, die Insel Irland, verlassen und war zusammen mit dem ihm unterstellten Bischof Dobdagrcus und dem Priester Sidonius und anderen Begleitern an den Hof des merovingischen Hausmaiers Pipin gekommen, der bereits wie der eigentliche König des Reich der Franken aufzutreten begann und wurde von diesem fast zwei Jahre an seinem Hof zurückgehalten. Zu Beginn der Christianisierung des westlichen Abendlandes war der Brauch, das ein Bischof einem Abt unterstellt war, der die notwendigen Weihen vornahm, in jenen Gegenden verbreitet, wo die Evangelisierung der Landes von den Klöstern ausging. In Irland hatte Virgil den Titel “vir sapiens” erhalten, womit ein gotterleuchteter, auch in den weltlichen Wissenschaften bewanderter, geistlicher Vater bezeichnet wurde. Auf Empfehlung Pipins des Jüngeren, dem Vater des späteren Kaiser Karl, wurde Virgil von Herzog Odio von Bayern zum Abt von Sankt Peter eingesetzt, welches noch in der Tradition des hl. Rupertus stand. Die von Virgil vom fränkischen Hausmaier übernommene Aufgabe bestand darin das Land der Baiern stärker mit dem christlichen Glauben zu durchdringen. So bemühte er sich besonders um die Heranbildung neuer Mitarbeiter, was ihm umso leichter gelang, als ihm der Ruf der Heiligkeit und Gelehrtheit vorausgeeilt war, und Virgil sich auf in der Folge als ein tatkräftiger geistlicher Hirte erwies. Hundert Mönche und Priestermönche und fünfzig Novizen zum Teil aus der Oberschicht des Landes standen unter der Leitung des hl. Virgil. Insgesamt 64 Kirchengründungen gehen auf ihn zurück. Sein besonderer Gönner war Herzog Odilo von Bayern, welcher die Kirche von Salzburg mit der Ortschaft Metmingheim und anderen Ländereien, besonders am Parnsee beschenkte und ihr zugleich das Jagd- und Fischereirecht übertrug. Das hinderte den hl. Virgil aber nicht seine Rechte auf die Villa Alpina im Pongau geltend zu machen, welche der Herzog, aus Unkenntnis der früheren Verhältnisse, seinem geistlichen Vater, in der Gefangenschaft, am fränkischen Königshof, dem Priester Ursus zum Lehen vermacht hatte. Dabei schlug er sogar eine ihm angebotene Entschädigung in der Gegend von Laufen aus und erklärte die vom Priester Ursus im Pongau errichtete Kirche für unkanonisch. Dennoch blieb das Verhältnis zu Herzog Odilio und seinem Nachfolger Herzog Tassilo II. freundschaftlich. Bei der Stiftung des Klosters in Kremsmünster durch Herzog Thassilo im Jahre 777 war Bischof Virgil als Zeuge eingeladen. Nach Zurückerlangung der zerstörten Maximilianszelle im Pongau, lies Bischof Virgil diese wieder aufbauen. Er machte die Heilquelle von Gastein zugänglich und eröffnete die alten Erzgruben. Besonders förderte er auch die geistliche Schule im Chiemsee.

Neben seiner Tätigkeit im deutschsprachigen Gebiet hatte Virgil auch die Aufgabe das neuerworbene Herzogtum der noch heidnischen Karantaner zu missionieren, was wegen des tiefen Mißtrauens der slavischen Karantaner gegen alles Fränkische von vielen Rückschlägen, in Form von Aufständen gegen die fränkische Oberherrschaft, begleitet war. Zur Bürgschaft nahmen die Bayern Geiseln mit sich, unter ihnen den Sohn Herzog Boruths, Gorazd und Cheitumar, den Sohn seines Bruders. Herzog Boruth, der noch Heide war, bat die Sieger seinen Sohn und dessen Neffen zu Christen zu machen, da er wußte, das nach fränkischer Gewohnheit sein Sohn nur als Christ die Herrschaft behalten konnte. Virgil übergab die beiden Prinzen seinem Weihbischof Dobdagrecus zur Erziehung in die Klosterschule auf der Insel Herren-Chiemsee. Der heiligmäßige Bischof Modestus, ein bayerischer Romane, dessen Leib in der Kirche zu Maria Saal ruht, war der erste Missionsbischof von Kärnten und vom hl. Virgil geweiht worden. Er starb im Jahre 760. Nach seinem Tod, noch zu Lebzeiten Herzog Cheitumars erhoben sich, von Seiten der im Heidentum verharrenden Großen des Landes Carantanien, Aufstände gegen die fränkischen Missionare, welche nach dem Tod des Herzogs jede weitere Mission des Landes verhinderten. Viele in Carantanien hielten das Christentum lediglich für ein Mittel der neuen Herren sie gänzlich zu unterjochen, und im Sturz ihrer bisherigen Heiligtümer, durch die für ihre Sittenverderbnis bekannten Franken, sahen sie, nur den Anfang des Umsturzes alles dessen, was sie bisher für gut und wahr erkannt hatten. [287] Während dieser Zeit arbeitete Virgil an der Heranbildung neuer Priester, in den von ihm eingerichteten Klosterschulen und Schulen der verschiedenen Zellen, um für die Zukunft mehr Missionare für die Bekehrung Carantaniens zu haben. Den Gottesdienst gestaltete er prachtvoller und auf Reisen durch die ganze Diözese bemühte er sich Reste von Aberglauben und Heidentum zu beseitigen, und wo es notwendig war Zucht und Ordnung wieder herzustellen.

Im 22. Jahr als Abt des Kathedralklosters St. Peter wurde der hl. Virgil durch die Bischöfe Bayerns am 15. Juni 767 in seiner Kathedralkirche zum Bischof geweiht. Im selben Jahr weihte er die von Gunther, Graf im Chimgau gestiftete Abtei zu Otting bei Waging, nachdem er vom Grafen das Versprechen erhalten hatte das neue Kloster dem Salzburger Bischofssitz zur Oberleitung nach den Kirchengesetzen zu übergeben mit der Vollmacht, Abt und Mönche dorthin zu setzen und alles so zu tun, wie ihn Virgil lehren würde. Hierauf weihte Virgil die Kirche und das Kloster zu Ehren des hl. Erstmärtyrers Stephan.

Im Jahre 767 begann Virgil auch mit dem Neubau der alten Kathedralkirche, welche in sechs Jahren vollendet wurde. Baumeister war er selbst und seine Mönche waren die Künstler und Werkleute, wie dies damals und in den folgenden drei Jahrhunderten bei allen klösterlichen Kirchenbauten üblich war. Dabei wird überliefert, das sooft er den Arbeitsleuten den verdienten Lohn auszuzahlen kam, er ein mit Geld gefülltes Becken vor sie hinstellte, aus welchem sich keiner von ihnen mehr als Lohn herausnehmen konnte, als seiner Mühe und geleisteten Arbeit tatsächlich entsprach. Im Jahre 774 wurde die Kathedralkirche vollendet und am 24. September geweiht. Dabei wurde die obere Hälfte vom Leib des hl. Rupert erhoben und die Leiber seiner Mitarbeiter der hll. Priestermönche Gisilhari und Chuniald, und in einer feierlichen Prozession in die neue Domkirche übertragen. Im Anschluß an die neue Kathedralkirche wurde auch eine neue geistliche Schule gebaut, in welcher die Geistlichen zusammen lebten. Als im Jahre 772 Herzog Tassilo mit einem großen bayerischen Heer Carantanien erneut unterworfen hatte, und als neuen Herzog Waltunch zum Statthalter eingesetzt hatte, begann der Herzog mit dem Bau des Benediktinerklosters Kremsmünster welches im Jahre 777 vollendet wurde. Bereits im Jahre 770 hatte er an der Grenze zu Carantanien das Benediktinerkloster Innichen im Pustertal gestiftet um, wie er im Stiftungsbrief ausdrücklich sagt, "die ungläubige Nation der Slaven auf den Weg der Wahrheit zu führen. "Auf Anfrage des neuen Carantanerherzogs sandte Bischof Virgil nun wieder Priester nach Carantanien, wobei in den größeren Gebieten Zellen mit Schulen errichtet wurden.

Im Jahre 770 fand auch eine Versammlung der sechs Bischöfe Bayerns statt, an welcher außer Virgil Manno von Neuburg an der Donau, Alim von Säben heute Brixen, Wisurich von Passau, Sindpert von Regensburg und Arbeo von Freising teilnahmen, ferner 13 Benediktineräbte des Landes. Angesicht der Schwere der Pflichten und Verantwortung welche auf ihnen und den ihnen untergebenen Priestern und Mönchen lastete, einigten sie sich zu einem Gedächtnisbund für die Verstorbenen; wenn einer von ihnen aus dem Leben scheidet, wurde beschlossen, soll jeder der übrigen Bischöfe und Äbte in seiner Kathedral- oder Klosterkirche 100 besondere göttliche Liturgien zelebrieren lassen, und 30 Liturgien für den Verstorbenen möglichst persönlich zelebrieren oder sonst zelebrieren lassen. Beim Tod eines Priesters oder eines Mönches sollten 30 göttliche Liturgien zelebriert und ebenso oft der Psalter gelesen werden. Zum dankbaren Andenken an die Begründer, Förderer und Wohltäter der Kirche Salzburgs lies Virgil schon frühzeitig das sogenannte Buch des Lebens “Liber vitae” anfertigen, welches in seinem ersten Teil die Namen der Lebenden und im zweiten Teil, die der verstorbenen Bischöfe, Äbte, und Mönche seines Klosters, der Landesfürsten, welche sich seiner Kirche wohltätig erwiesen, dann der verbrüderten Bischöfe, Äbte, Äbtissinnen und Gönner enthält. Dieses Buch wurde bei der täglichen Liturgie auf den Altar gelegt und der zelebrierende Priester kommemorierte die darin geschriebenen Lebenden und Verstorbenen. Dieses Buch ist als `Verbrüderungsbuch` in die Geschichte eingegangen und wird noch heute ein Salzburg aufbewahrt. Gegen Ende seines Lebens, als die Kräfte des Leibes abnahmen, die des Geistes aber um so kräftiger im reifen Mannesalter Christi erstarkten, drängte ihn die Liebe, seine geistlichen Kinder in den verschiedenen Zellen zu besuchen, sie im Glauben zu bestärken zur christlichen Zucht zu ermahnen, und die von ihm getroffenen Verordnungen ein letztes Mal zu bekräftigen. Sein ganzes Leben zeigte sich Bischof Virgil als streng orthodoxer Bischof. Die Versuche von Bischof Bonifacius den ihm zu eigenständigen Bischof Virgil vor dem römischen Pontifex, wegen häretischer Gebräuche und Lehren anzuklagen, gingen fehl. Einmal wurde dem Papst berichtet, das die Priester des hl. Virgil ungültig taufen, indem sie statt "in nome patre et filio et spiritu sancto" " in nome patria et filia et spiritu sancto" , auf deutsch im Namen des Vaterlandes, der Tochter und des Heiligen Geistes taufen, abgelehnt mit der Begründung, das die Rechtgläubigkeit der Priester ausschlaggebend für die Gültigkeit der Taufe ist und nicht der Grad der Beherrschung der, bei der Taufe verwendeten, lateinischen Sprache. Eine andere Anklage gegen Virgil war seine große Gelehrsamkeit. Bischof Virgil vertrat die moderne Auffassung von der Kugelgestalt der Erde und das demzufolge auf der gegenüberliegenden Seite der Erdoberfläche ebenfalls Menschen leben, welche er als Gegenfüßler bezeichnete. Diese Lehre wurde vom Bischof von Rom verurteilt und Virgil aufgefordert diese Lehre abzuweisen. Aber bevor es dazu kam erkrankte der hl. Virgil und bereitete sich zum Sterben. Die letzte von der Geschichte überlieferte Handlung des hl. Virgil ist die Erhebung der Leiber der hl. Gawinus und Iduinus auch Gawein und Idwein genannt, Priestermönche und Mitarbeiter des hl. Rupert. Am 27. November des Jahres 784, starb der hl. Virgil, nachdem er am selben Tag noch die göttliche Liturgie gefeiert hatte, im Rufe der Heiligkeit, und wurde in der von ihm erbauten St. Rupertkathedrale beigesetzt. Fast 40 Jahre hatte er der Diözese Salzburg als Abt und Bischof vorgestanden.

Zur Zeit der Karoliner wurde das Gedächtnis des letzten eigenständigen und streitbaren, orthodoxen Bischofs Österreichs und Bayerns fast ganz ausgelöscht. Vor seinem bescheidenen Grab in der Mauer der Kathedralkirche wurde eine Kapelle errichtet, die sein Grab ganz verdeckte. Erst bei Umbauarbeiten im Jahre 1181 unter Bischof Eberhard wurde sein Grab zufällig wiederentdeckt. Neben seinen Gebeinen fand sich eine kleine Ikone mit dem Bild von Bischof Virgil und einem kurzen Hinweis auf seine Bautätigkeit. Seitdem seine Reliquien zur Verehrung ausgestellt wurden ereigneten sich durch die Fürbitten von Bischof Virgil viele Gebetserhörungen.

Quelle: Dieser Text stammt aus: "Orthodoxe Heiligenleben", Vorabdruck im Internet, S. 285 ff. Scan des Kapitels über den Hl. Virgil von Salzburg. Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.

Gebete

Troparion (7. Ton) - verfasst von Archimandrit Paisios (Jung)

Leuchten des Glaubens und Säulen unserer Kirche, Apostelgleicher Rupert, der Gottesmutter Diener, des Glaubens Herold Virgil, du guter Hirt der Gläubigen, Äbtissin Erentrudis, du treue Braut Christi, ihr heil‘gen Mönche Chuniald und Giselher, Eure kostbaren Reliquien verehren wir in Glauben und in Liebe.

Kondakion (6. Ton) - verfasst von Erzpriester Peter Plank

Als Himmelslichter seit ihr ạufgestrahlt über den bayrischen Landen, und so ist uns sichtbar geworden das Licht Christi, unseres Gottes. Die so lange von ihm hatten abgewandt, habt ihr schließlich zur Erkenntnis der Wahrheit gebracht. Bittet für uns vor dem Thron des Allerhöchsten, heilige Väter Rupert und Virgil.