Radu Negru
Der walachische Fürst Radu Negru (Radu der Schwarze) begründete in einer Zeit der Schwäche des bulgarischen Zarenreiches und des ungarischen Königreiches als erstes rumänisches Fürstentum das Fürstentum Walachei. Er nutzte diese politische Unabhängigkeit zur Etablierung des orthodoxen Glaubens der rumänischen Bevölkerung der Walachei und gründete zudem das Kloster Curtea de Argeş in seiner Residenz. Darüber hinaus baute er auch eine große Kirche in Câmpulung.
Einziges festes Datum seiner Regierung ist der 7. Dezember 1218, an welchem eine Anfrage des bulgarischen Erzbischofs Vasilius I. von Tarnowo (1186-1232) an ihn erging, ob die Reliquien der heiligen Philothea von Curtea de Argeş in der Heimat ihrer frommen Mutter beigesetzt werden dürfen.
Radu Negru gestattete die Beisetzung, so dass im Dezember 1218 eine Prozession mit den Reliquien der Heiligen aus Weliko Tarnowo unter der Leitung des bulgarischen Erzbischofs in Curtea de Argeş eintraf. Bis zur Donau ging ihnen eine Prozession rumänischer Kleriker entgegen, an der auch der Fürst persönlich teilnahm. Gemeinsam erreichten sie dann die Klosterkirche der walachischen Residenz Curtea de Argeş.
Die Schwächung des bulgarischen Zarenreiches begann mit der Usurpation des Zarenthrones durch Boril im Jahre 1207, worauf eine Zeit großer territorialer Verluste bis zu dessen Tod 1218 folgte. An Ungarn mußte der Unterlauf von Drina und Morava, an Serbien das Westufer am Oberlauf der Morava abgetreten werden. Das Lateinische Kaiserreich eroberte das Tal der Maritza mit Plovdiv, eine Separation des Strez, des Vaters des neuen Zaren Boril, führte zum Verlust des Landes westlich der Sruma mit Strumica, Prosek und dem wichtigen Ohrid. Aber auch das Königreich Ungarn war durch vielfältige Konflikte wie den Kampf um das eigentlich orthodoxe Königreich Galizien derart geschwächt, dass es 1211 den Deutschen Orden zur Verteidigung gegen die Kumanen ins Land holen mußte. Dieser wurde zur Grenzsicherung im Burzenland und in Transilvania (Siebenbürgen) angesiedelt, so dass damit das Land jenseits der Karpaten (Walachei und Moldau) außerhalb der Kontrolle des Königreiches verblieb. Zudem kam eine Adelsrevolte, in deren Verlauf die ungarische Königin Gertrud von Meran-Andechs 1213 ermordet wurde.
Der Beginn des Fürstentums Walachei kann so in die Zeit zwischen 1207 und 1211 datiert werden. Die Regierung von Radu Negru über die Walachei endete womöglich kurz nach der Schlacht von Klokotniza am 9. März 1230, nach welcher sich der bulgarische Staat wieder bis zu den Karpaten erstreckte. Es wäre aber auch eine Weiterregierung von Radu Negru als bulgarischer Vasall bis höchstens 1241, dem Jahr des Mongolensturmes über Ungarn, oder als Fürst einer Rumpfwalachei nördlich des bulgarischen Zarenreiches denkbar. Die Quellen schweigen hierzu.
Nach den Forschungen des rumänischen Archäologen Nicolae Constantinescu befanden sich um das Jahr 1200 in Curtea de Argeş ein kleiner Fürstenhof sowie eine Kirche. Die Stadt hat ihrem ersten Fürsten ein Denkmal gesetzt.