Lucius von Chur
Gedächtnis: 2. Dezember
Der hl. Lucius war der Sohn des gutmütigen englischen Königs Coillus, von dem er alle guten Eigenschaften erbte,wie die Überlieferung berichtet. Sein Urgroßvater war König Arviragus, sein Großvater König Marius. Er lebte zur Zeit des römischen Bischofs Eleutherius im 2. Jahrhundert nach Christi Geburt. Als er seit dem Tod seines Vaters Coillus im Jahre 156 als König regierte hörte er von in Britannien stationierte Römer, von dem durch seine unübertroffenen Wunder den ganzen Erdkreis erregendens christlichen Glauben. Darauf schickte er eine Bittschrift an Papst Eleutherius mit der Bitte ihm zum christlichen Glauben zu verhelfen. Der Papst schickte zwei glaubenseifrige Männer Fulganus und Diganus zu ihm, welche ihn in den Grundlagen des christlichen Glaubens unterichteten und tauften. Nachdem er Christ geworden war, wurde auch die ihm untertanen Britten christlich und blieben es, bis zur Zeit Kaiser Diokletians. Auf der Festung Dorna errichtete er im Jahre 161 eine Kirche. Da der hl. Lucius noch vor einer Eheschließung den Christlichen Glauben annahm verzichtete er auch in der Folge auf eine eheliche Verbindung. Stattdessen wandte er sich erneut an den Bischof von Rom mit der Bitte, ihm das Recht zu verleihen taufen und predigen zu dürfen. Die nach Rom geschickten Boten des hl. Königs kamen bald mit der bischöflichen Erlaubnis zu taufen und zu predigen zurück. Im Anschluß daran verzichtete der Heilige auf seinen Thron, und sein irdisches Reich, nahm den Pilgerstab und verließ seine Heimat, um vom Glauben und von Gnade erfüllt das Evangelium zu verkünden. Über Gallien kam er nach Augsburg und bekehrte dort einen der Vornehmen der Stadt, Campestrius mit seiner Familie, zum Christentum. Als er hörte, daß in der Provinz Raetia noch rauheres Heidentum herrschte als in Augsburg, wappnete er sich im sehnsüchtigen Verlangen nach dem Martyrium, mit dreitägigem Fasten und Gebet, zog ein Bußkleid an bestreute sich mit Asche und betete zu Gott, Er möge die Strahlen des Lichts und der Wahrheit herabsenden und die Schatten der Unwissenheit verscheuchen. Darauf ging er nach Chur und predigte dort den Heiden die Heilslehre, wobei er seine Predigt nicht nur auf die Stadt, sondern auch auf die ganze hiesige Landschaft ausstreckte. Beim Martinswald, wo die Umwohner die Büffelochsen und ihre Kälber anbeteten, hielt der heilige Gottesmann eine Anrede an die Heiden; sie wüteten wie Tiere, knirschten mit den Zähnen gegen ihn und warfen ihn in einen Sodbrunnen; er aber ging unbeschädigt aus demselben hervor. Im nämlichen Augenblick kamen die Büffelherden herbei, welche auf das Gebet des Heiligen ihre Wildheit ablegten und schmeichelnd sich vor seine Füße lagerten; er band ihnen ein Joch auf das Haupt und übergab sie gezähmt den anwesenden Leuten. Im Namen Jesu erteilte er Blinden das Gesicht, reinigte die Aussätzigen, vertrieb die unreinen Geister aus den Leibern der Besessenen, heilte Fieberkranke und Andere von verschiedensten Krankheiten geplagte. Während Lucius in jenen Gegenden das Evangelium predigte, suchte ihn seine Schwester, die hl. Jungfrau und Märtyrerin Emerita (Gedächtnis am 4. Dezember), sie fand ihn in einer Höhle, welche bis auf den heutigen Tag Sankt Luciuslöchlein genannt wird, die eine halbe Stunde von der Kathedrale sehr hoch liegt und mühsam zu erreichen ist. Die hl. Emerita wurde zu Trimmis, zwei Stunden von Chur, zum Feuertod verurteilt. Ihre Asche und Gebeine sammelte der hl. Lucius. Sie werden größtenteils in die Kathedralkirche aufbewahrt. Der hl. Lucius ist der älteren Überlieferung nach von den Heiden gesteinigt aber nicht getötet worden. Als Todesjahr nimmt man das Jahr 180 an. Seine Reliquien befinden sich in der Kathedralkirche zu Chur.
Der hl. Lucius ist Patron der Stadt Chur und Landespatron von Liechtenstein.
Quelle
Dieser Text stammt aus: "Orthodoxe Heiligenleben", Vorabdruck im Internet, S. 294 f. Scan des Kapitels über den Hl. Lucius von Chur. Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.
Gebete
Troparion zum hl. Luzius (5. Ton)
Dein Leben ward nur dem Herrn ganz bekannt: Ein Leben der Askese und des Gebets führtest du, weit weg von dieser Welt und ihrem eitlen Treiben; du lebtest in einer Grotte und verkündetest das Evangelium, ehe du aufgenommen wardst in die Reihen der Märtyrer. Heiliger Lucius, bitte Christus Gott, unsere Seelen zu erretten!
Kondakion zum hl. Luzius (4. Ton)
Das ganze Volk juble, weil Chur das wahre Licht erhalten hat, durch einen solchen und großen Schutzheiligen, der es von dunkler Nacht befreit hat. O heiliger Hieromärtyrer Luzius, deine Gottesverehrung richtete sich nach dem apostolischen Glauben, aus dessen Quell du deiner Stadt den Becher des Lebens gereicht hast, der du selber ein Gefäß der Auserwählung bist, vom Herrn vorausgesagt. Bete zu ihm, unserem Schöpfer, dass Er auch unsere Seelen mache zu Gefäßen Seines Heiligen Geistes.
Troparion zur hl. Emerita (8. Ton)
Schwester des heiligen Bischofs und Märtyrers Christi Lucius: Du warst ein vollkommenes Vorbild der Liebe. Zuerst mit deinem Bruder und dann in Trimmis, wo du Einsiedlerin wurdest. Heilige Emerita, bitte Gott, unsere Seelen zu retten!
Kondakion zur hl. Emerita (2. Ton)
Die wir deinen allverehrten Tempel als eine Quelle der Heilung unserer Seelen erfinden rufen wir Gläubigen mit lauter Stimme zu dir, o hoch angesehene Jungfrau-Märtyrerin Emerita, bete unaufhörlich für uns alle zu Christus unserm Gott.
Gebet zum Hl. Luzius und seiner Schwester Emerita
O heiliger Hieromärtyrer Luzius, Erleuchter Rhätiens und Beschützer Churs! Im fernen Augsburg hast du vom Götzendienst der Rhätien vernommen und bist in die Schweizer Berge geeilt, um wie dein Lehrer Timotheus Götzenbilder niederzureißen und die Tempel des Herrn zu errichten. So wurdest du zum ersten Bischof Churs erhoben. Von deiner heiligen Schwester unterstützt hast du die Tier und Mensch von vernunftlosen Trieben geheilt und dem Volk das Licht des apostolischen Glaubens gebracht. Für dieses hast du das Leben gelassen, als sich die Menschen wilder als die Tiere gebärdeten. Von gleichen Lichte beseelt hast du, oh heilige Märtyrerin Emerita dasselbe Los gewählt. Denselben Glauben hast du bezeugt und bist deinem geheiligten Bruder in Prügel, Kerker und den Feuertod gefolgt. So hat sich in dir das Apostelwort bewahrheitet, dass in Christus nicht Mann noch Frau sei, sondern nur eine Verherrlichung des einen Gottes; ein apostolischer Glaube und ein Zeugnis der Heiligen Christi. Dieses hab ihr heilige Gefäße der Auserwählung mit eurem Blute uns allen als Becher des Lebens gereicht.
An euch wenden wir uns nun, die wir in unvernünftigen Leidenschaften verharren und bitten euch, befreit uns mit dem Licht des Herrn. Helft auch uns die Götzen unserer Zeit niederzureißen und zu Tempeln des Allerhöchsten zu werden. Mit allen Heiligen Rhätiens betet zum einen Herrn, dass er uns vereine im Glauben der Apostel und uns erwähle als würdige Gefäße der Verherrlichung Seines Namens, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, jetzt und immerdar und in die Ewigkeit der Ewigkeit. Amen.