Koptisch-Orthodoxe Kirche

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Koptisch-Orthodoxe St.Markus-Kathedrale in Kairo.jpg

Herkunft und Selbstverständnis

Mit etwa 8 Millionen Gläubigen hat die Koptische Kirche ihren Schwerpunkt in Ägypten. An der Spitze der in vierzig Diözesen gegliederten Kirche steht der „Papst von Alexandria und Patriarch des Stuhles von St. Markus“. Als sich Anfang der 80er Jahre die Anschläge auf koptische Kirchen und Einrichtungen mehrten, verhängte die ägyptische Regierung zwischen 1981 und 1985 Hausarrest über den Patriarchen.

Größere koptische Gemeinden gibt es im Sudan, Nord-Amerika, im Nahen Osten, Australien, West- und Mitteleuropa.

Die Koptische Kirche hat die monastische Tradition bewahrt und sogar erneuert. So bestehen heute zwölf aktive Klöster für Mönche und Nonnen. Zwei theologische Hochschulen in Kairo und Alexandria sorgen für eine gute Priesterausbildung. Die Liturgiesprache ist koptisch und arabisch, allerdings werden besonders in den Auslandsgemeinden Teile der Messe auch in der jeweiligen Landessprache gehalten.

Seit 1948 ist die Koptisch-Orthodoxe Kirche Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen und hat Beobachter zum Zweiten Vatikanischen Konzil entsandt. Mit der römisch-katholischen Kirche hat sie eine gemeinsame Arbeitsgruppe gebildet.

Die Kopten Ägyptens führen ihre Existenz auf die Pharaonendynastien vergangener Jahrtausende zurück, lange bevor der Islam sich dort ausgebreitet hat. Der Überlieferung nach wurde das Christentum durch den heiligen Markus, den Apostelschüler und Evangelisten, nach Ägypten gebracht. Er gilt daher als Gründer der koptischen Kirche. Der Name „Kopte“ stammt aus dem Griechischen und war ursprünglich die Bezeichnung für die Bewohner Ägyptens. Aus dem griechischen Wort Αἴγυπτος entstand die arabische Form „Qibt“, durch Latinisierung wurde daraus „Copt“. Mit der Annahme des Christentums durch untere Bevölkerungsschichten wurde die Bezeichnung „Kopte“ eine ethnisch-religiöse Bezeichnung, denn diese Christen hielten im Gegensatz zur herrschenden Oberschicht an ihrer Volkssprache fest, die erst im Mittelalter allmählich durch die Islamisierung vom Arabischen verdrängt wurde.

Als Kirchen- und Liturgiesprache hat das Koptische aber bis zur Gegenwart überlebt, jedoch versteht es nur ein kleiner Teil der Gläubigen, während die Geistlichen und gebildete Laien die Kirchensprache beherrschten und weitergaben. In neuerer Zeit erfährt das fast ausgestorbene Koptische eine Renaissance.

Neben der alten Koptischen Kirche gibt es 200.000 mit Rom unierte Kopten, deren Bischof in Kairo seinen Amtssitz hat, und 300.000 protestantische Kopten.

Die Koptisch-Orthodoxe Kirche kann sich nicht nur auf eine ehrwürdige Vergangenheit berufen. Obwohl sie zahlenmäßig in Ägypten heute nur eine Minderheit ist und immer häufiger Ziel von Anschlägen radikaler Islamisten wird, ist sie eine wachsende und äußerst lebendige Kirche. Daran hat ihr Oberhaupt, Papst Shenuda III. (1971 - 2012), einen wesentlichen Anteil. Tausende kommen wöchentlich in Kairo in der neuerrichteten St.-Markus-Kathedrale zusammen, um seine Predigten zu hören, und die Wüstenklöster füllen sich mit vielen gut ausgebildeten Hochschulabsolventen - inzwischen 28 dürfen auch Frauen an den theologischen Ausbildungsstätten studieren und lehren.

Die Kirche engagiert sich im sozialen Bereich und nimmt in den ökumenischen Gesprächen der Gegenwart auf Seiten der orientalisch-orthodoxen Kirchen die führende Rolle ein. Der Papst bemüht sich auch um ein gutes Verhältnis zur muslimischen Mehrheit.

Für die Kopten, die als Kaufleute, Studierende oder Praktikanten nach Deutschland kamen, wurden ab 1975 Gemeinden in Frankfurt/Main, Hamburg, Berlin, Hannover, Düsseldorf, Stuttgart und München errichtet. Sie werden von vier Priestern betreut.

Die Kirchenleitung in Deutschland

1995 weihte Papst Shenuda III., der Patriarch der Koptisch-Orthodoxen Kirche, einen Bischof für die koptisch-orthodoxen Diasporagemeinden in Deutschland, Amba Damian. Kirchenrechtlich bedeutsam ist, dass Amba Damian nicht als Bischof einer neuen Eparchie von Deutschland, sondern als „Allgemeiner Bischof“ für die koptischen Gemeinden in Deutschland geweiht worden ist. Dies bedeutet, dass er im Vergleich zu seinen Bischofskollegen eine Art „Hilfsbischof“ ist, der jurisdiktionell direkt dem Patriarchen unterstellt ist und nicht die vollen Rechte eines Diözesanbischofs besitzt. Insbesondere bei der Gründung von neuen Kirchengemeinden, bei größeren kirchlichen Projekten sowie bei der Weihe und Einsetzung von Priestern müssen allgemeine Bischöfe in der Koptisch-Orthodoxen Kirche grundsätzlich die ausdrückliche Zustimmung des Patriarchen einholen.

Kontaktadresse


Seine Exzellenz Damian
Allgemeiner Bischof für Deutschland
Kloster der Hl. Jungfrau Maria und des Hl. Mauritius
Propsteistr. 1a 37671
Höxter-Brenkhausen
Tel. 05271 - 36854
Fax: 05271 – 36742

Gemeinden

St. Markus-Gemeinde in Frankfurt

St. Markus-Gemeinde in Frankfurt

Die St. Markus-Gemeinde wurde 1975 gegründet und war bis 1997 Gast der Ev. Betlhehemgemeinde in Frankfurt. Seit 1988 bis 2020 wird sie von Pfarrer Pigol Bassili geleitet. 1997 kaufte die Gemeinde das bisherige Bürgerhaus (ehemals Käthe-Kollwitz-Haus) in der Lötzener Straße und wandelte es in ein koptisches Gemeindezentrum, mit integrierter Pfarrwohnung, Pfarrbüro und Kirche um. Die Gemeinde ist für koptisch-orthodoxe Christen nicht nur in Frankfurt, sondern in der gesamten Rhein-Main-Region zuständig, von Wiesbaden über Darmstadt bis Hanau. Pfarrer Pigol Bassili zählte etwa 600 Gemeindeglieder. Die Liturgie des Gottesdienstes ist dreisprachig (koptisch, deutsch, arabisch). Nach dem Gottesdienst treffen sich die Kinder zur Sonntagsschule; daneben werden Bibelstunde und Jugendarbeit (in den Jugendräumen im Gemeindezentrum) angeboten. Die Gemeinde ist ökumenischen Kontakten gegenüber sehr aufgeschlossen. Sie zählt zu den Gründungsmitgliedern des „Internationalen Konvents Christlicher Gemeinden Rhein-Main“.

Kontaktadressen
Koptisch-Orthodoxe St. Markus Kirche/Gemeindezentrum
Pfarrer Pigol Bassili
Lötzener Straße 33
60487 Frankfurt
Tel. 069 - 70792881
Fax 069 - 70792882

Vorstand der Gemeinde:
Dr. Michael Khalil
Langenhainer Straße 35
65439 Flörsheim-Weilbach
Tel. 06145 - 33729
Fax 06145 – 990600

Gottesdienst: Sonntags von 10-13 Uhr

Verkehrsanbindung: Mit der U 6 bis „Fischstein“; dann links die Ludwig-Landmann-Straße ca. 500 m zurücklaufen bis zur Lötzener Straße. Das koptisch-orthodoxe Gemeindezentrum St. Markus befindet sich dann hinter dem römisch-katholischen Gemeindezentrum St. Raphael.

St. Antonius-Kloster in Kröffelbach

St. Antonius-Kloster in Kröffelbach

1980 kaufte die Koptisch-Orthodoxe Kirche in Waldsolms-Kröffelbach (Hintertaunus) ein Hotel auf und machte daraus ein Kloster. Benannt wurde es nach dem hl. Antonius, dem Vater des Mönchtums. Die Hotelbar wurde nach dem Kauf des Anwesens in eine Kapelle umgewandelt. In den späten 80er Jahren wurde an dieser Stelle die „Kirche des hl. Antonius“ gebaut und 1990 von Papst Shenouda III. während seines Deutschlandbesuchs geweiht. Sie war die erste Kirche im koptischen Baustil in ganz Westeuropa.

Heute ist das St. Antonius-Kloster geistliches Zentrum für Kopten in ganz Europa. Neben der Kirche beherbergt das Klosteranwesen ein Tagungshaus mit Speisesaal und Übernachtungsmöglichkeiten, ein älteres Verwaltungsgebäude sowie einen Neubau, in den Wohnungen, Mönchszellen, Tagungsräume, Kapelle und eine Bibliothek integriert sind. Hier soll auch ein koptisch-orthodoxes theologisches Seminar entstehen.

Gegenwärtig leben (inklusive Diakonen und Novizen) sieben Mönche im Kloster. Das Kloster gibt die Zeitschrift St. Markus (in Deutsch und Arabisch) heraus. Auch finden dort ökumenische Begegnungen und wissenschaftliche Tagungen zur Erforschung der koptischen Kultur statt, u.a. in Kooperation mit den Universitäten Marburg und Heidelberg.

Kontaktadressen
Koptisch-Orthodoxes Zentrum mit St. Antonius Kloster e. V.
Abt Abuna Mikhail El-Baramus
Hauptstr. 10
35647 Waldsolms - Kröffelbach
Tel. 06085 - 2317 30
Fax 06085 – 2666
Email : stantonius@aol.com

Gottesdienst: Sonntags 9 Uhr; außerdem Tageszeitengebete

Verkehrsanbindung: Mit dem Zug aus Frankfurt bis Brandoberndorf, weiter mit dem Bus 171 Richtung Braunfels.

Nach © "Orthodoxe Gemeinden im Bereich der EKHN", Frankfurt/Main, September 2002.