Karsamstag

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Umsonst bewahrt die Wache das Grab. Die Gruft vermag nicht zu halten den, der selbst das Leben ist.

An diesem Heiligen und Großen Samstag feiern wir das Begraben sein unseres Herren und Gottes und Erlösers Jesu Christi und sein Hinabsteigen in die Hölle. Durch beides wurde unser Menschengeschlecht wiedergerufen, und wir gingen ein in das ewige Leben.

Über alle Tage des Jahres ist die Heilige vierzigtägige Fastenzeit erhaben, über diese erhebt sich die Heilige Karwoche, deren größter Tag aber dieser Samstag ist. Groß ist die Karwoche nicht, weil ihre Tage und Stunden länger wären, sondern weil große, überirdische und über alles erhabene Wunder unseres Erlösers sich in ihr vollzogen. Dieses gilt in besonderem Maße für den heutigen Tag. Gott erschuf die Welt und hat alles gemacht. Mit gebieterischer Kraft bildete er am sechsten Tage den Menschen. Am siebenten Tage ruhte Gott von seinen Taten aus und heiligte diesen Tag. Er nannte ihn Sabbat, den Tag der Ruhe. Nachdem der Herr alles in Weisheit vollbracht hatte, erneuerte er wiederum am sechsten Tage die der Verwesung anheimgefallene menschliche Natur durch sein lebenspendendes Kreuz und seinen Tod.

Am siebenten Tag ruhte der Erlöser aus und schlief den lebensnotwendigen und befreienden Schlaf, zur Ruhe aller gewaltigen Taten. Mit seinem Leib sinkt das göttliche Wort in das Grab und steigt mit seiner Seele in die Hölle. Die Seele trennte sich im Tode vom Körper, und sie hatte der Herr in die Hände des Vaters gelegt. Ihm hatte er sein Blut dargebracht. Die Hölle vermochte nicht die Seele des Herren zu halten, wie die Seelen der Heiligen, denn auf ihr lag nicht der Fluch, der unsere Ahnen traf. Vom uns erlösenden Blut kostete der Feind, der Teufel, nicht, denn er wollte nicht nur etwas von Gott, er wollte ihn ganz gefangen nehmen. Im Körper ganz und als Gott nahm unser Herr, Jesus Christus, Wohnung im Grabe, denn ganz hatte er sich unserem Sein geeint. Mit dem Räuber war er im Paradies und mit seiner göttlichen Seele in der Hölle. So lehrt uns die Kirche, über alle Natur erhaben blieb er bei seinem Vater und thront gleichseiend mit dem Geiste, denn er ist der allgegenwärtige und unfassbare Gott. In seiner Gottheit litt er weder am Kreuz noch im Grabe. Der Körper des Herren erlebte die Trennung der Seele vom Leibe, doch aller Verwesung erwies sich sein Körper fremd.

Joseph nahm den ehrwürdigen Leib vom Kreuze und begrub ihn in einem neuen Grab. Dieses verschloss er im Garten, nahe bei den Juden, mit einem großen Stein. Des anderen Tages kamen die Juden zu Pilatus und sprachen: Herr, wir haben bedacht, dass dieser Verführer sprach, da er noch lebte: Ich will nach drei Tagen auferstehen. Wir meinen, dass du in deiner Macht befehlen solltest den Kriegsknechten, beim Grabe zu wachen. Pilatus antwortete ihnen: Wenn er, wie ihr sagt, ein Verführer nur war, was bekümmern euch seine Worte. Einst lebte er. Nun ist er, wie bekundet wird, gestorben. Wann sprach er: Ich werde auferstehen? Vielleicht hatte Johannes den Hinweis gegeben: Wenn das Grab bewacht wird, so kann der Leichnam nicht gestohlen werden. Wie unverständig waren die Juden, denn das, was sie taten, vermochten sie nicht zu begreifen. So befahl Pilatus, dass Krieger das Grab versiegeln und streng bewachen sollen, auf dass nicht Fremde betrügerisch die Auferstehung behaupten könnten.

Die Hölle war erstaunt und verlor allen Halt, denn sie begegnete der gewaltigsten Kraft. So gab sie zurück den vor kurzer Zeit ungerecht Verschlungenen, Christus, den sicheren Eckstein, der sich allen von Urzeit her Gefangenen zur Nahrung gab. Amen.