Kardonnerstag

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Synaxarion

Was erhebst du Schwerter und Stangen, listiges Volk, wider den, der sterben will zur Erlösung der Welt.

Unsere gepriesenen Väter haben sehr weise uns eine Ordnung hinterlassen, welche sie selbst in ununterbrochener Folge von den göttlichen Aposteln und aus dem heiligen und göttlichen Evangelium übernahmen. So bestimmten sie, dass wir am Heiligen und Großen Donnerstag feiernd vier Ereignisse bedenken sollen: Die heilige Fußwaschung, das geheimnisvolle Abendmahl, in welchem uns die furchterregenden Geheimnisse übergeben wurden, das übernatürliche Gebet und letztlich den Verrat selbst, weil das Osterlamm der Hebräer am Freitag geschlachtet werden sollte. Richtig ist es, dieser Tradition und der Wahrheit zu folgen. Offenbar war es allen, das Christus sich um unseretwillen zum Opfer darbringen wollte. Die göttlichen Väter sagen, dass unser Herr Jesus Christus dieses mit großer Gewalt gemeinsam mit seinen Jüngern schon am Abend des Donnerstag begann, galt doch dieser Abend und der darauffolgende Freitag bei den Juden als ein Tag. Auch Johannes Chrysostomus weist darauf hin, dass der Herr mit seinen Jüngern das Gesetz treulich einhielt. Zuerst standen alle, waren umgürtet, hielten jeder einen Stab in der Hand und hatten Schuhe an den Füßen. Sie erfüllten die Gebote des Gesetzes, dass niemand sie Gesetzesbrecher nennen konnte. Alles zum Mahl hatte der Sohn des Zebedäus vorbereitet. Er brachte auch das Gefäß mit dem Wasser. So lesen wir es bei Athanasius, wenn auch manche anders hierüber sprechen. Danach eröffnete der Herr den Jüngern das Erhabenste und spendete um unseretwillen an erhöhtem Ort das Ostern. Schon war die Nacht heraufgezogen. Deshalb heißt es: Am Abend schon hatte er sich mit seinen Jüngern niedergelassen. Beachtet alle, dass dieses noch nicht das Osterfest des Gesetzes war, als sich der Herr mit den Zwölfen bei Wasser und im Ofen gebackenem ungesäuertem Brot niederließ. Ehe nun das Mahl begann, erhob sich der Herr vom Tisch, legte seine Kleidung ab und goss Wasser in eine Schüssel. Alles tat er allein. So beschämte er Judas, die anderen aber erinnerte er daran, dass keiner Vorrechte suchen solle. Deshalb sprach er auch nach der Fußwaschung: Wer von euch der Erste sein möchte, der soll der Letzte sein. Selbst gab er hierfür ein herrliches Vorbild. Offenbar wusch Christus dem Judas als erstem die Füße, denn schamlos saß dieser allen voran. Endlich kam der Herr auch zu Petrus. Erregter denn die anderen, versucht dieser den Herrn zu hindern, doch herrlich lässt er ihn gewähren. Da allen die Füße gewaschen waren, da das erhabene Bild wahrhaftiger Demut allen offenbar war, nahm der Herr wieder seine Gewänder auf und ließ sich nieder am Tisch. Die Jünger ermahnte Jesus, einander zu lieben und keine Herrschaft anzustreben. Während sie speisten, hub Jesus an, vom nahenden Verrat zu sprechen. Die Jünger waren darüber verwirrt, doch Jesus sagte dem Johannes leise und gesondert: Dem ich das Brot eintauchen und reichen werde, der wird mich verraten. Hätte Petrus dieses Wort gewusst, so wäre er zum Mörder an Judas geworden, denn er war aufbrausender, denn die anderen. Und nochmals sagte der Herr: Es ist derjenige, der mit mir die Hand in die Schüssel tauchen wird. Nach einer kurzen Zeit nahm Christus das Brot und sprach: Nehmet, esset. Ebenso nahm er den Kelch und sprach: Trinket alle davon, dieses ist mein Blut des Neuen Testamentes, dieses tut zu meinem Gedächtnis. Da alles getan war, aß und trank er mit ihnen. Bedenket alle: Das Brot nannte er seinen Leib, nicht etwa einen ungesäuerten Teig, auf dass alle beschämt würden, die allein ungesäuertes Brot zum Opfer bringen. Als Judas das Brot in seine Hände empfing, fuhr der Satan in ihn. Schon oft hatte dieser ihn versucht, diesmal aber nahm er ganz Wohnung in ihm. Judas verließ den Saal und dachte: Die Hohenpriester haben einen Rat gehalten; ich will ihn ihnen um dreißig Silberlinge willen verraten. Die anderen Jünger aber gingen nach dem Abendmahl auf den Ölberg hinaus in einen Flecken, der hieß Gethsemane. Nach einer Weile sprach Jesus zu ihnen: Ihr alle werdet euch heute Nacht noch an mir ärgern. Petrus aber antwortete: Wenn auch alle anderen es tun, so will ich dich nimmer verleugnen, über alles war es schon tiefe Nacht geworden. Da sprach der Herr: Ehe denn der Hahn zweimal krähen wird, wirst du mich dreimal verleugnen. Dieses Wort hat sich wahrlich erfüllt. Von grenzenloser Angst ward Petrus befallen und bewies so Gott die Hilflosigkeit seines Seins, auf dass, wenn ihm die ganze Welt überantwortet wird, er stets seiner hilfebedürftigen Natur gedenke und barmherzig zu den Sündern sei. Das dreimalige Verleugnen des Petrus war ein Bild der Sündhaftigkeit aller Menschen vor Gott. Die erste Sünde war der Ungehorsam Adams gegen Gottes Gebot. Die zweite Sünde war die Untreue dem geschriebenen Gesetz gegenüber. Und nun erfüllte sich die dritte: Der Verrat an dem menschgewordenen Wort Gottes. Durch das dreimalige sich demütigen heilte der Erlöser alles. Deshalb befragte der Herr auch dreimal den Petrus: Liebst du mich? Als Mensch, dem der Tod schrecklich ist, sprach der Herr zu seinen Jüngern: Betrübt ist meine Seele bis an den Tod. Einen Steinwurf weit entfernte er sich und flehte: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst. Zum anderen Mal sprach er: Vater, ist's möglich, dass dieser Kelch an mir vorübergehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille. Während er dieses sprach, näherte sich listig der Teufel, denn er sah in Jesus den Menschen, der vielleicht aus Furcht vor den Leiden am Kreuze das Geheimnis unterbrechen wird. Der Herr aber kehrte zurück und fand die Jünger schlafend. Da schalt er sie: Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen? Du, Herr, flehst und bist betrübt bis an den Tod, die anderen aber schlafen. Als Jesus solches geredet hatte, ging er mit den Jüngern hinaus über den Bach Kidron, da war ein Garten. In diesen gingen sie hinein. Auch Judas wusste den Ort. Der Verräter nahm einige Kriegsknechte mit sich, und das Volk folgte ihnen nach. Da er zu Jesus kam, küsste er ihn zum Zeichen. Dieses geschah, weil er oft abgehalten wurde von der sie umgebenden Menge. Doch auch hier trat Christus ihnen entgegen und sprach: Wen suchet ihr? Jene erkannten ihn nicht. Es war keine finstere Nacht, denn sie trugen Fackeln und Laternen, doch aus Angst fielen sie nieder und entflohen. So musste der Herr selbst antworten. Judas vollbrachte seine Tat, und Christus sprach zu ihm: Mein Freund, die Zeit ist da, vollende, wozu du gekommen bist. Zu den anderen aber rief er: Ihr seid ausgegangen wie zu einem Mörder mit Schwertern und mit Stangen. Jene waren in der Nacht gekommen, denn sie fürchteten einen Aufruhr unter dem Volk. Der heftige Petrus zog sein Schwert, denn er war seit dem Abend schon vorbereitet gewesen, schlug nach des Hohenpriesters Knecht Malchus und hieb ihm ein Ohr ab. Christus wusste, was die Hohenpriester untereinander sprachen: Dieser weiß das Gesetz nicht und lehrt falsch. Deshalb wehrte er dem Petrus und heilte das Ohr des Malchus. So nahmen sie Jesus gefangen, banden ihn und führten ihn in den Hof des Hohenpriesters Hannas, des Schwiegervaters von Kaiphas. Hier hatten sich alle versammelt, die falsch Zeugnis reden sollten wider den Herrn, mit ihnen auch die Hohenpriester und Schriftgelehrten. In diesem Hofe verleugnete Petrus dreimal den Herrn, als die Magd ihn befragte. Da die Nacht vorüberging, krähte dreimal der Hahn. Petrus gedachte der Worte des Herren und weinte bitterlich. Gegen Morgen brachten sie den Herrn zum Hohenpriester Kaiphas. Dort ertrug er die Anspeiungen, und viele falsche Zeugen standen wider ihn auf. Der Tag zog herauf, und sie führten Jesus von Kaiphas zu Pilatus, doch die ihn begleitenden Juden betraten den Gerichtshof nicht, auf dass sie nicht unrein würden und das Ostermahl halten könnten. Es mag sein, schreibt der gerühmte Chrysostomus, dass die Hohenpriester und Pharisäer bewusst ihr Passah nicht nach dem Gesetz begehen wollten, denn in dieser Nacht hätten sie es feiern müssen, doch wollten sie es um des Mordes willen an Christus nicht halten. Der Erlöser aber erschien und erfüllte das Gesetz. In der Nacht zuvor schon hatte er das Mahl gehalten und die Eingeweihten die Geheimnisse gelehrt. So ist es uns überliefert, und es ist die Wahrheit. Johannes Chrysostomus nennt es das Ostern vor dem Feiertag.

Um aller Geschehnisse willen, die an diesem Donnerstag Wirklichkeit wurden, gedenken wir mit Zittern dieser Nacht und feiern deine furchterregenden und unaussprechlichen Taten, Christus, о Gott. Um deiner unsagbar großen Barmherzigkeit willen erbarme dich unser. Amen.