Jovan von Stjenik (Serbien)
Gedächtnis: 28. Juli
Der heilige Mönchsmärtyrer Jovan von Stjenik war ein gottgeweihter Asket, Schreiber heiliger Bücher und geistlicher Vater vieler Mönche und Gläubiger. Er lebte im 15. Jahrhundert in der Hesychasten-Tradition und führte ein Leben in Gebet, Fasten und Abgeschiedenheit, zunächst in der Wüste von Lešje nahe Paraćin.
Im Jahr 1412 verfasste er dort ein liturgisches Werk – ein Panegyrikon – im Auftrag von Despot Stefan Lazarević. Darin wird er als „Priestermönch Jovan, Einsiedler in der Wüste von Lešje“ bezeichnet. Er gehörte zu den letzten bekannten Vertretern der sinaitisch-hesychastischen Schriftstellertradition in Serbien. Seine geistliche Tätigkeit war geprägt von der Liebe zum Gebet, zur Kopie heiliger Texte und zur Führung von Brüdern im monastischen Leben.
Für einige Zeit hielt er sich auch auf dem Heiligen Berg Athos auf, im Kloster Agios Pavlos, wo er weiterhin geistlich wirkte. Ein von ihm verfasstes Werk, das sich einst in der Klosterbibliothek befand, ging beim Brand des Klosters im Jahr 1901 verloren.
Nach seiner Rückkehr in die Heimat zog sich Jovan in die felsige Region bei Čačak zurück, in die Gegend von Stjenik, deren Name sich vom serbischen Wort „stena“ – Fels – ableitet. Dort lebte er in einer Höhle in großer Enthaltsamkeit und stillem Gebet. Das nahe gelegene Kloster Stjenik, einer alten Überlieferung zufolge eine Stiftung der Brüder Mrnjavčević, wurde zum Mittelpunkt seines geistlichen Wirkens. Viele Mönche und Einsiedler versammelten sich um ihn, auch sogenannte „vrtepara“, umherziehende Asketen, die in den umliegenden Felsen lebten.
Im Jahr 1462, zur Zeit eines osmanischen Überfalls, kamen türkische Truppen von Čačak aus in das Gebiet von Stjenik. Sie plünderten die Gegend und griffen auch das Kloster an. Ihr Vorhaben war, das Kloster zu zerstören, die Mönche zu töten und das Gebäude in Brand zu setzen. Der heilige Jovan wurde als erster Opfer dieser Gewalttat und erlitt das Martyrium für Christus.
Die Überlieferung kennt mehrere Berichte über sein Leiden: Nach einer Version wurde er von den Türken am Quellheiligtum „Svetinja“ mit Messern erstochen, während er den marmornen Reliquienschrein mit heiligen Gebeinen bewachte. Nach einer anderen wurden er und die Brüder mit Gläubigen in die Kirche eingeschlossen und bei lebendigem Leibe verbrannt. Wieder andere berichten, dass er auf einen Pfahl gespießt und gemeinsam mit den Klostergebäuden dem Feuer übergeben wurde.
Ein glaubwürdiges Zeugnis über sein Martyrium findet sich in einer Inschrift aus dem Jahr 1474 in der Kirche des heiligen Nikolaus im Kloster Ježevica. Dort vermerkte ein Priester namens Ilija: „Und erschlug die gottlose islamische Hand Kir Joann von Lešje und Stjenik.“ Daraus geht hervor, dass er nicht nur mit Stjenik, sondern auch mit dem Kloster Lešje in Verbindung stand. Als Datum seines Martyriums nennt die Inschrift das Pfingstfest des Jahres 1462.
Das Kloster Stjenik wurde in der Folge mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Die Erinnerung an den heiligen Jovan aber blieb unter den Gläubigen lebendig. Man verehrte ihn als Wundertäter und als ersten Märtyrer von Stjenik, der sein Leben im Gebet vollendete und durch sein Blut Zeugnis für Christus ablegte.
Im Mai 2025 wurde Jovan von Stjenik auf Beschluss des Heiligen Bischofskonzils der Serbisch-Orthodoxen Kirche in die Schar der Heiligen aufgenommen.
Quelle:
- Eparhija žička – Sveti prepodobnomučenik Jovan Stjenički (serbisch)
Gebete
Troparion (8.Ton)
In der Wüste von Lešje und in der Höhle von Stjenik hast du, Vater Jovan, gottgefällig gelebt und viele geistliche Kinder in der Einsamkeit gesammelt. Du hast für den Glauben dein Blut vergossen und von Gott die Gnade der Wundertätigkeit empfangen für jene, die mit Glauben zu deinen heiligen Reliquien eilen. Heiliger Mönchsmärtyrer Jovan von Stjenik, bitte unaufhörlich zu Christus, unserem Gott, dass er unseren Seelen große Gnade schenke.
Kondakion (3. Ton)
Du hast dich mit göttlichen Tugenden geschmückt und als Schreiber heiliger Bücher warst du eine Zierde der Kirche Christi. In der Wüste von Lešje und der Höhle von Stjenik hast du deinen Leib durch Askese gezähmt und für den heiligen Glauben das Martyrium durch die Ungläubigen erlitten. Darum rufen wir dir zu: Freue dich, heiliger Hieromärtyrer Jovan von Stjenik, allseliger Wundertäter.