Gottesmutterikone "Tinos"
oder "Megalocharis"
Historischer Hintergrund:
Diese hochverehrte Ikone der Verkündigung wurde am 30. Januar 1823 in den Ruinen der ehemaligen Kirche St. Johannes´ des Täufers gefunden.
Ein älterer Mann, Michael Polyzoes, hatte im Jahr 1821 kurz vor dem Fest der Verkündigung einen Traum, in welchen ihm die Gottesmutter in strahlend weißen Kleidern erschien. Sie wies ihn an, im Feld des Anthony Doxaras, das außerhalb der Stadt lag, zu graben, wo er eine Ikone finden würde.
Sie sagte ihm auch, dass er an dieser Stätte eine Kirche eine bauen solle, weil dort früher einmal bereits eine Kirche gestanden war. Die Königin des Himmels versprach auch, ihm zu helfen, diese Aufgaben zu vollbringen.
Hierauf erwachend, bekreuzigte er sich und versuchte wieder einzuschlafen, weil er glaubte, dieser Traum wäre eine Versuchung des Teufels gewesen. Bevor er einschlief, sah Michael die Gottesgebärerin nochmals und bemerkte, dass der ganze Raum mit einem sanften weißen Licht durchflutet war. Ihr Kopf war umgeben von göttlichem Licht und ihr Gesicht zeigte eine unbeschreibliche Anmut und Liebenswürdigkeit.
Sie sprach zu dem alten Mann und sagte: „Warum fürchtest du dich? Deine Furcht kommt vom Unglauben. Ich bin Panagia (die Allheilige Eine). Ich möchte, dass du im Feld des Anthony Doxaras gräbst, wo meine Ikone verschüttet ist. Ich bitte dich, dies als eine Gunst zu tun (mir diese Gunst zu erweisen), alter Mann. Du wirst dort eine Kirche bauen und ich werde dir helfen.“ Dann verschwand sie.
Am nächsten Morgen ging Michael ins Dorf und erzählte dem Priester, was ihm während der Nacht passiert war. Der Priester dachte auch, dass der Traum eine Versuchung wäre, und drängte Michael, zur Beichte und Kommunion zu kommen. Der alte Mann war dennoch nicht überzeugt, dass diese Visionen unsinnige Träume oder dämonische Versuchungen waren. Er erzählte den Einwohnern des Dorfes von seinem Erlebnis. – Manche lachten über ihn und nur zwei glaubten seinen Worten.
Die beiden Männer gingen eines Nachts mit ihm zu dem Feld und gruben an vielen Stellen, aber sie fanden nichts. Dann gruben sie an einer weiteren Stelle und fanden die Reste einer alten Mauer. Nachdem sie nichts als Ziegel fanden, mussten sie ihre Suche am Morgen aufgeben, damit die Türken nicht herausfinden konnten, was sie getan hatten.
Anthony Doxaras, der Besitzer des Feldes, fand die Ziegel und wollte sie zum Bau eines Backofens verwenden. Aber der Mörtel wollte nicht an den Ziegeln haften, und immer wenn sie versuchten, einen Abschnitt des Ofens zu bauen, fiel er wieder auseinander. Die Arbeiter waren davon überzeugt, dass Gott ihnen zeigte, dass die Ziegel der ehemaligen Kirche nicht zum Bau eines Ofens verwendet werden sollten.
St. Pelagia, eine 80 Jahre alte Nonne, hatte im Juni 1822 verschiedene Träume, in welchen ihr die heiligste Gottesgebärerin erschien. St. Pelagia lebte im Frauenkloster der Dormition (= Entschlafung Mariens) auf dem Berg Kechrovounios, über eine Tagesreise von dem Dorf entfernt. Seit jungen Jahren hatte sie in diesem Kloster gelebt und war bekannt für ihre große Tugendhaftigkeit und Frömmigkeit.
Die Gottesgebärerin erschien ihr in einem Traum und beauftragte sie, zu Stamatelos Kangades (einem bedeutenden Mann im Dorf) zu gehen und ihn aufzufordern, die Kirche des Hl. Johannes des Täufers im Feld von Anthony Doxaras freizulegen.
Pelagia war durch die Vision verängstigt, ordnete den Traum ihrer Einbildung zu und sie begann zu beten. Sie fürchtete sich, jemandem über ihren Traum zu erzählen, aber in der darauffolgenden Woche erschien ihr die Gottesgebärerin wieder, um sie an ihre Anweisungen zu erinnern.
Die Nonne hüllte sich jedoch weiterhin in Schweigen und erzählte niemandem von ihrer Vision. Die Gottesgebärerin erschien ein drittes Mal; diesmal mit einem strengen Auftreten. Sie tadelte die Nonne für ihren Unglauben und sagte: „Geh, und tu was ich dir sagte. Sei gehorsam!“
St. Pelagia wachte in Furcht und Zittern auf. Als sie ihre Augen öffnete, sah sie die gleiche geheimnisvolle Frau, die sie im Schlaf gesehen hatte. Mit großer Mühe fragte sie: „Wer bist du, Frau? Warum bist du böse auf mich und warum befiehlst du mir, diese Dinge zu tun?“ – Die Frau erhob ihre Hand und sagte: „Verkünde, o Erde, frohe Kunde von großer Freude“ (Megalynarion (= Gesang) der neunten Ode des Kanons für die Morgenandachten des Verkündigungsfestes). - Nun verstand die betagte Nonne endlich und rief voll Freude aus: „Preist, ihr Himmel, die Ehre Gottes“ (die nächste Zeile des Megalynarion).
Sogleich informierte sie die Oberin von ihren Visionen und verständigte auch Stamatelos Kangades. Herr Kangades, der von der Gottesgebärerin dazu bestimmt worden war, die Kirche auszugraben, informierte Bischof Gabriel von diesen Ereignissen.
Der Bischof hatte bereits von dem Traum des Michael Polyzoes gehört und erkannte, dass die Begründung der Nonne mit seiner Vision übereinstimmte. Bischof Gabriel schrieb daraufhin an alle Kirchen der Insel Tinos (eine griechische Insel) und drängte auf eine Zusammenarbeit, um die Kirche und die Ikone zu finden.
Die Ausgrabungen begannen im September 1822 unter der Leitung von Herrn Kangades. Die Grundmauern der St. Johannes-Kirche, die von den Arabern im Jahre 1200 zerstört worden waren, waren freigelegt. In der Nähe der Kirche wurde ein alter Brunnen gefunden, aber nicht die heilige Ikone. Inzwischen ging das Geld aus und so wurden diese Bemühungen aufgegeben.
Nochmals erschien die Gottesmutter der St. Pelagia und drängte darauf, dass die Ausgrabungen fortgesetzt werden. Bischof Gabriel sandte einen Spenden-Aufruf aus, um eine neue Kirche auf den Fundamenten der alten St. Johannes der Täufer-Kirche zu errichten. Die neue Kirche wurde gebaut und wurde St. Johannes sowie der Leben spendenden Quelle geweiht.
Am 30. Januar 1823 planierten Arbeiter den Boden innerhalb der Kirche in Vorbereitung für die Verlegung eines neuen Steinbodens. Gegen Mittag schlug einer der Arbeiter, Emmanuel Matsos, mit seiner Spitzhacke auf ein Stück Holz, um es in der Mitte zu teilen. Er schaute auf ein Stück des Brettes und sah, dass es an einer Stelle verbrannt war, während die andere Seite Spuren von Bemalung aufwies.
Als er mit seiner Hand den Schmutz wegwischte, sah er, dass es eine Ikone war. Er fügte die beiden Holzstücke zusammen, bekreuzigte sich und verehrte die Ikone. Er rief die anderen Arbeiter, die auch kamen und die Ikone verehrten. Als die Ikone gereinigt war, zeigte sich, dass es sich um eine Verkündigungs-Ikone handelte. Die Spaltung des Holzes verlief genau in der Mitte der Ikone, zwischen der Gottesgebärerin und dem Erzengel Gabriel. Keine der abgebildeten Figuren war beschädigt, und dies wurde als ein Wunder betrachtet.
Noch am gleichen Tag wurde die Ikone dem Bischof Gabriel überreicht, welcher sie küsste und ausrief: „Großartig ist deine Kunst, und wunderbar sind deine Werke, o Herr!“
Nach dem Auffinden der Ikone waren die Bewohner von Tinos mit Begeisterung erfüllt und wollten eine prächtige Kirche zu Ehren der Gottesgebärerin bauen. Die Leute boten ihr Geld und ihre eigene Arbeitskraft, um beim Bau der Kirche der Evangelistra (jene, die die Gute Nachricht erhielt) zu helfen.
Die neue Kirche wurde 1823 fertig gestellt und von Bischof Gabriel eingeweiht. St. Pelagia von Tinos entschlief im Herrn am 28. April 1834.
Die Tinos Ikone der Heiligsten Gottesgebärerin wird weiterhin als eine der heiligsten Schätze Griechenlands verehrt. Unzählige Heilungswunder und Befreiung von Gefahren haben seit der Auffindung der Ikone nicht nachgelassen.
Feiertage dieser Ikone: 30. Januar
Quelltext in englischer Sprache: Icon "Tinos": www.oca.org/FStheotokos.asp
Geographischer Hintergrund: de.wikipedia.org/wiki/Tinos
Weiterführender Link in englischer Sprache: www.quotes.orthodoxwiki.org/Panagia_of_Tinos