Alexander von der Newa
Gedächtnis: 23. November und 30. August (Übertragung der Gebeine)
Der Heilige wurde geboren am 30.5.1219 (?) in Perejaslavl'-Zalesskij als zweiter Sohn des Großfürsten Jaroslav (in der Taufe: Feodor) Vsevolodovic (gest. 1246) und der Rjazaner Fürstin Feodosija Igorevna, der dritten Frau Jaroslavs; älterer Bruder Alexanders ist der 1233 fünfzehnjährig gestorbene hl. Fürst Theodor (Fest: 5. Juni). Alexander verbrachte die Kindheit in Perejaslavl' und wurde in der dortigen Christi-Verklärungs-Kirche vom hl. Simon, Bischof von Suzdal' (gest. 1226, Fest: 10. Mai) zum Pagen geweiht.
Ab 1236 ist Alexander Fürst von Novgorod, verheiratet 1239 mit einer Fürstentochter aus Polozk. Er erlangte große Bedeutung als Staatsmann und Feldherr im Kampf gegen verschiedene Okkupanten des Landes: so schlug er 1240 als militärischer Führer des Novgoroder Landsturms mit einem zahlenmäßig unterlegenen Heer die Schweden an der Mündung der Ischora in die Newa (daher sein Beiname). 1241 verteidigte er zusammen mit seinem Bruder Andrej das Land gegen den mit den livländischen Schwertbrüdern verbündeten Deutschen Orden, deren Ostexpansion er in der berühmten Schlacht auf dem Eise des Peipussees ein Ende setzte. 1245 hielt er den Vorstoß der Litauer unter Mindaugas in drei siegreichen Schlachten vorläufig auf.
Diese Angriffe der westlichen Nachbarn, hinter denen teilweise kontinuierliche päpstliche Missionsbestrebungen sichtbar wurden, wie sie im Briefwechsel zwischen Alexander und den päpstlichen Gesandten 1248 erkennbar sind, hatten das Land im Augenblick der höchsten Gefahr kurz nach der Tatareninvasion getroffen. Daher musste sich Fürst Alexander mehrfach zum Khan der Horde begeben (1242, 1246, 1252), um ihre Unterstützung zum Schutz der Westgrenze zu erlangen. 1251 konnte er diese durch einen Vertrag mit Norwegen stabilisieren und 1256 einen erneuten Kriegszug der Schweden abwenden. 1259/60 schloss Alexander einen für die russische Seite günstigen Handelsvertrag mit deutschen und gotländischen Kaufleuten. Die elastische Politik gegenüber den Tataren zahlte sich für ihn aus, als er 1252 Großfürst von Vladimir-Suzdal' wurde.
Obwohl ein Teil der Novgoroder wegen seiner Nachgiebigkeit gegenüber den Tataren sogar Aufstände gegen Alexander führte, konnte er angesichts der aus Rom drohenden Gefahr der Missionierung wie aus realpolitischen Überlegungen nicht anders handeln.
Nachdem er Großfürst von Wladimir geworden, arbeitete er viel an der Wiederherstellung und Organisation seines Landes, das damals viel litt durch die Herrschaft der Tataren. Er zeigte sich als fester Hort und Schutz der Orthodoxie. Durch seine Mildtätigkeit gewann er die Zuneigung des Volkes. Er war ein Beschützer der Waisen und Witwen, Helfer für die Hilflosen. Seine Barmherzigkeit kannte keine Grenzen, so dass niemand vom Fürstenhof wegging, ohne das Erbetene empfangen zu haben. Fürst Alexander zeichnete sich durch Verstand und andere Gaben aus, und deßhalb liebten ihn die meisten Nowgoroder, und sein Ruhm erstrahlte weit durch die Rus‘.
1263 unternahm er einen weiteren Bittgang zur Horde, um den Khan wegen der in einigen Städten ausgebrochenen Unruhen zu beschwichtigen. Auf dem Heimweg starb er am 14. November 1263 in Gorodets, nachdem er zuvor noch das große Mönchsgelübde unter Annahme des Namens Alexios abgelegt hatte, und wurde am 23.11. d. J. in der Hauptkirche des Geburts-Klosters in Vladimir beigesetzt, wo seine Gebeine ruhten, bis Kaiser Petr I. sie 1723/24 als Dank für den Abschluss des Friedens von Nistadt mit den Schweden nach St. Petersburg überführen ließ, wo sie (bis heute) in der Dreiheitskathedrale der dem Heiligen geweihten Lavra ruhen.
In einer ca. 1270/80 aufgezeichneten Vita erscheint Alexander als Idealfigur eines christlichen Fürsten und Gottesstreiters. Durch Stillhalten einerseits und Verteidiger des Volkes andererseits hat er viel Blutvergießen im Nordwesten Russlands verhindert und richtig eine nicht allzu lange Dauer der Mongolenherrschaft einkalkuliert. So handelte Aleksandr auch im Interesse der von den Tataren bewusst geschonten orthodoxen Kirche. 1261 konnte so sogar dank seiner Initiativen und der des Metropoliten Kyrillos eine orthodoxe Diözese in Saraj, der Hauptstadt der Horde, errichtet werden.
Alexander's Verehrung ist seit dem 14. Jh. nachweisbar, da Großfürst loann loannovitsch (1353—1359) in seinem 1356 geschriebenen geistlichen Vermächtnis seinem Sohn Demetios (1363—1389), dem späteren Sieger vom Don, „den heiligen Alexander als Vorbild" hinstellt. Die unverwesten Reliquien wurden noch vor der Kulikowo-Schlacht (1380) zur örtlichen Verehrung erhoben und 1546 die endgültige Kanonisation vorgenommen.
© "Gottesdienst zu Ehren aller Heiligen der Rus", Würzburg 1987. S. 70-73
Gebete
Troparion (4. Ton)
Wie ein kostbarer Spross kamst du aus gottesfürchtiger Wurzel, seliger Alexander. Denn Christus hat dich erwiesen als göttlichen Schatz der russischen Erde, als neuen Wundertäter, herrlich und gottgenehm. Und heute kommen wir voll Glauben und Liebe zusammen, um dein Gedächtnis zu begehn. In Psalmen und Lobgesängen rühmen freudig wir den Herrn, der dir die Gnade der Heilung verlieh. In flehe an, dass diese Stadt Er rette.
am 30. August:
Troparion (4. Ton)
Erkenne deine Brüder, russischer Joseph, der du nicht in Ägypten, sondern im Himmel regierst; rechtgläubiger Fürst Alexander, nimm an deiner Brüder Gebet: vermehre dem Volk die Ernte durch Fruchtbarkeit deiner Erde, die Städte deiner Herrschaft aber umgib mit deinem schützenden Gebet, und hilf allen im Kampf gegen den bösen Feind.