Christologie

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DIE ORTHODOXE CHRISTOLOGIE

Die Entwicklung in den Konzilien


Die Christologie betont die Göttlichkeit Christi als "eingeborener Sohn" (μονογενὴς υἱός, monogenēs huios) und seine Menschwerdung (ἐνανθρώπησις, enanthropēsis). Im Nizäischen Glaubensbekenntnis wird Jesus als "Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott von wahrem Gott" (φῶς ἐκ φωτός, φῶς ἀληθινὸν ἐκ φωτός ἀληθινοῦ) beschrieben, der "wesensgleich" (ὁμοούσιος, homoousios) mit dem Vater ist.


Für die Beschreibung der Natur Christi (Christologie) spielten 3 Konzilien eine entscheidende Rolle:

• Konzil von Nizäa (325): Verurteilung des Arianismus und Bekenntnis zur Wesensgleichheit Christi mit dem Vater.

• Konzil von Ephesos (431): Bekräftigung Marias als Gottesgebärerin (Θεοτόκος, Theotokos), um die Einheit Christi als Gott und Mensch zu unterstreichen.

• Konzil von Chalkedon (451): Detaillierte Definition der zwei Naturen Christi.


Die Christologie ist eng mit der Trinität verbunden:

• Gott ist eine Wesenheit (οὐσία, ousia), aber drei Hypostasen: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

• Diese Unterscheidung ist zentral, um Polytheismus (viele Götter) und Monarchianismus (nur eine göttliche Person) zu vermeiden.


Die Theologie betont die liturgische Verankerung der Christologie:

• Christus wird in der Eucharistie als der gegenwärtige Gott-Mensch erfahren.

• Theologie wird als doxologische Antwort auf das göttliche Mysterium verstanden, insbesondere im Lobpreis der Liturgie (δοξολογία, doxologia).


Die Einheit von Theologie und christlicher Erfahrung ist essenziell. Wie etwa bei Vladimir Lossky beschrieben, bedeutet Theologie die persönliche Teilnahme an der göttlichen Wahrheit, die als untrennbar von der Kirche und ihrer Liturgie betrachtet wird.



Wesensgleichheit - Das Konzil von Nizäa (325)

Das Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) war das erste ökumenische Konzil der Kirche und wurde einberufen, um die Streitigkeiten über die Göttlichkeit Jesu Christi zu klären, die vor allem durch die Lehren des Arius verursacht wurden. Die Konzilsaussagen zur Christologie formulierten grundlegende Prinzipien des christlichen Glaubens, insbesondere über die Natur und Wesensgleichheit Christi mit Gott dem Vater.


Verurteilung des Arianismus

Der Arianismus lehrte, dass Christus nicht göttlich im selben Sinn wie der Vater sei, sondern ein Geschöpf (κτίσμα, ktisma), "aus dem Nichts" (ἐξ οὐκ ὄντων, ex ouk ontōn) erschaffen. Diese Position besagte, dass es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht existierte (ἦν ποτὲ ὅτε οὐκ ἦν, ēn pote hote ouk ēn). Das Konzil verurteilte diese Ansichten mit Nachdruck und erklärte sie als häretisch.


Göttlichkeit Jesu Christi

Das Glaubensbekenntnis von Nizäa erklärte:

• Christus ist "Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott von wahrem Gott" (Θεὸς ἐκ Θεοῦ, Φῶς ἐκ Φωτός, Θεὸς ἀληθινὸς ἐκ Θεοῦ ἀληθινοῦ, Theos ek Theou, Phōs ek Phōtos, Theos alēthinos ek Theou alēthinou*).

• Er ist gezeugt, nicht geschaffen (γεννηθέντα, οὐ ποιηθέντα, gennēthenta, ou poiēthenta), was bedeutet, dass er vom Vater hervorgeht, aber nicht wie ein Geschöpf erschaffen ist.


Wesensgleichheit (Ὁμοούσιος, Homoousios)

Das Konzil führte den Begriff ὁμοούσιος τῷ Πατρί (homoousios tō Patri, "wesensgleich mit dem Vater") ein, um die vollkommene Einheit des Sohnes mit dem Vater im göttlichen Wesen (οὐσία, ousia) zu betonen.

Dieser Begriff wurde zentral für die Christologie und diente dazu, die absolute Göttlichkeit des Sohnes zu bewahren.


Schöpfung und Erlösung durch den Sohn

Das Bekenntnis betont, dass der Sohn der Mittler der Schöpfung ist:

"Durch ihn ist alles geschaffen" (δι' οὗ τὰ πάντα ἐγένετο, di' hou ta panta egeneto). Er wird auch als derjenige anerkannt, der um der Erlösung willen Mensch geworden ist und Fleisch angenommen hat.


Anathema gegen häretische Aussagen

Das Konzil legte ein Anathema (Verdammung) über diejenigen, die behaupteten:

• "Es gab eine Zeit, da der Sohn nicht war" (ἦν ποτὲ ὅτε οὐκ ἦν).

• "Er ist aus nichts entstanden" (ἐξ οὐκ ὄντων ἐγένετο).

• "Er ist wandelbar oder veränderlich" (τρεπτὸς ἢ ἀλλοιωτός, treptos ē alloiótos).

Damit schloss das Konzil eine klare Grenze gegen jede Form des Subordinationismus, in dem der Sohn als dem Vater untergeordnet betrachtet wird.


Liturgische und dogmatische Bedeutung

Die Formulierungen des Nizäischen Glaubensbekenntnisses haben Eingang in die Liturgie gefunden und werden bis heute rezitiert. Es stellt eine doxologische Antwort auf das Geheimnis Christi dar, in dem die Wahrheit seiner Göttlichkeit und Menschwerdung proklamiert wird (δοξολογία, doxologia).

Das Konzil von Nizäa war entscheidend, um die theologische Identität des Christentums zu sichern und die Kirche vor inneren Spaltungen zu bewahren. Es stellte klar, dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist und in enger Beziehung mit dem Vater steht, ohne zeitliche oder wesensmäßige Trennung.



Maria die Gottesgebärerin - Konzil von Ephesos (431)

Das Konzil von Ephesos (431 n. Chr.) ist das dritte ökumenische Konzil und wurde einberufen, um die christologische Kontroverse um die Lehre des Nestorius zu klären. Die zentralen Aussagen des Konzils betonen die Einheit der Person Christi und die Bedeutung der Gottesgebärerin (Θεοτόκος, Theotokos) und präzisieren die Beziehung der göttlichen und menschlichen Naturen Christi.


Ablehnung des Nestorianismus

Nestorius, der Patriarch von Konstantinopel, vertrat die Auffassung, dass Christus in zwei getrennten Personen existiere: der göttlichen Person des Logos und der menschlichen Person Jesu. Dies widersprach der kirchlichen Lehre von der Einheit Christi. Das Konzil lehnte den Nestorianismus ab und erklärte, dass in Christus nur eine Person (πρόσωπον, prosopon) und eine Hypostase (ὑπόστασις, hypostasis) existiert. Alle Aussagen über Christus beziehen sich auf diese eine Person, die sowohl göttliche als auch menschliche Eigenschaften besitzt.


Maria als Gottesgebärerin (Theotokos)

Das Konzil bekräftigte, dass Maria als Gottesgebärerin (Θεοτόκος, Theotokos) verehrt wird, weil sie den einen Christus, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist, zur Welt gebracht hat.

• Der Titel Theotokos sollte betonen, dass Christus von Anfang an, seit seiner Empfängnis, sowohl Gott als auch Mensch ist.

• Die alternative Bezeichnung Christotokos ("Christus-Gebärerin"), die Nestorius bevorzugte, wurde als unzureichend angesehen, weil sie die Göttlichkeit Christi zu trennen schien.


Einheit der Naturen in einer Person

Das Konzil formulierte, dass Christus zwei Naturen (δύο φύσεις, dyo physeis), göttlich und menschlich, in einer ungeteilten Einheit vereint:

• Die göttliche Natur (θεία φύσις, theia physis) bleibt unverändert und nimmt die menschliche Natur (ἀνθρώπινη φύσις, anthrōpinē physis) an.

• Diese Vereinigung geschieht in der einen Hypostase des Logos, ohne die Naturen zu vermischen oder zu trennen.


Biblische Grundlage

Das Konzil stützte sich auf biblische Texte, um die Einheit Christi und die Würde Marias zu bekräftigen:

• Johannes 1,14: "Und das Wort wurde Fleisch" (Ὁ Λόγος σὰρξ ἐγένετο, ho Logos sarx egeneto), was die Menschwerdung des Logos verdeutlicht.

• Lukas 1,43: "Woher geschieht mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" (ἡ μήτηρ τοῦ Κυρίου μου, hē mētēr tou Kyriou mou), was Maria als Theotokos bestätigt.


Die Einheitsformel von 433

Im Anschluss an das Konzil wurde die Einheitsformel von 433 n. Chr. zwischen den Anhängern von Antiochien und Alexandrien ausgearbeitet. Sie bestätigte die zentrale Lehre von der Einheit Christi:

• Christus ist "vollkommener Gott und vollkommener Mensch" (τέλειος Θεὸς καὶ τέλειος ἄνθρωπος, teleios Theos kai teleios anthrōpos), mit einer vernunftbegabten Seele und einem Leib.

• In seiner Gottheit ist er "aus dem Vater gezeugt vor aller Zeit" (ἐκ τοῦ Πατρὸς γεννηθείς πρὸ πάντων τῶν αἰώνων, ek tou Patros gennētheis pro pantōn tōn aiōnōn), in seiner Menschheit "aus der Jungfrau Maria geboren" (γεννηθείς ἐκ τῆς Παρθένου Μαρίας, gennētheis ek tēs Parthenou Marias).

• Diese beiden Naturen sind in einer untrennbaren Einheit verbunden. Liturgische und dogmatische Bedeutung


Das Konzil von Ephesos prägte die liturgische Tradition der Kirche erheblich:

• Die Anrufung Marias als Theotokos fand Eingang in viele Hymnen und Gebete.

• Die Lehre von der Einheit Christi stärkt die Grundlagen der Eucharistie, in der Christus als der wahre Gott-Mensch verehrt wird.


Bedeutung im theologischen Kontext

Das Konzil von Ephesos klärte zentrale Fragen der Christologie und legte den Grundstein für die weitere Entwicklung der Lehren von der Inkarnation und der Erlösung. Es verband die Verehrung Marias mit der zentralen christologischen Botschaft und unterstrich, dass die Erlösung von einem einzigen Christus, der Gott und Mensch ist, vollbracht wurde. 



Zwei Naturen in einer Person – Konzil von Chalkedon (451)

Das Konzil von Chalkedon (451 n. Chr.) formulierte die klassische Definition der christologischen Lehre und gilt als zentral für das Verständnis der Natur Christi. Die Definition, die als Horos (ὅρος, "Grenzsetzung") bekannt ist, brachte Klarheit in die Debatte über die Beziehung der göttlichen und menschlichen Natur Christi.

Das Konzil von Chalkedon formulierte eine ausgewogene Christologie, die die vollkommene Gottheit und Menschheit Christi sowie ihre Vereinigung ohne Vermischung oder Trennung darstellt. Diese Lehre wurde zur Grundlage der orthodoxen, katholischen und großen Teile der protestantischen Theologie und bewahrt die zentrale Botschaft der Inkarnation: Gott wurde in Christus Mensch, um die Welt zu erlösen.


Im Folgenden die zentralen Aussagen des Konzils:

Zwei Naturen in einer Person

Das Konzil erklärte, dass Jesus Christus in zwei Naturen (ἐν δύο φύσεσιν, en dyo physeis), göttlich und menschlich, existiert. Diese Naturen sind:

• Unvermischt (ἀσυγχύτως, asyngchytos): Die Naturen Christi bleiben vollständig erhalten und verschmelzen nicht.

• Unverändert (ἀτρέπτως, atreptos): Die Naturen erfahren keine Veränderung oder Vermischung durch die Vereinigung.

• Ungeteilt (ἀδιαιρέτως, adiairetos): Die Einheit Christi wird nicht in zwei getrennte Wesen aufgeteilt.

• Ungetrennt (ἀχωρίστως, achoristos): Es gibt keine Trennung der Naturen in Christus.


Einheit der Person (Hypostase)

Die beiden Naturen, die göttliche und menschliche, sind in der einen Person (πρόσωπον, prosopon) und der einen Hypostase (ὑπόστασις, hypostasis) Christi vereint.

Dies bedeutet, dass Jesus Christus nicht zwei Personen ist, sondern ein einziger Sohn, der gleichzeitig Gott und Mensch ist. Dies wird als mia hypostasis (μία ὑπόστασις, "eine Hypostase") bezeichnet.


Wesensgleichheit mit Gott und den Menschen

Christus ist:

• Wesensgleich mit dem Vater (ὁμοούσιος τῷ Πατρί, homoousios tō Patri), was seine volle Göttlichkeit betont.

• Wesensgleich mit uns (ὁμοούσιος ἡμῖν, homoousios hēmin) in seiner Menschheit. In allem uns gleich, außer der Sünde (χωρὶς ἁμαρτίας, chōris hamartias).


Einzigkeit der Person Christi

Christus ist als eine Person zu verstehen (εἷς Χριστός, εἷς Υἱός, εἷς Κύριος, "ein Christus, ein Sohn, ein Herr"). Die Einigung der Naturen erfolgt, ohne die Individualität jeder Natur zu zerstören oder zu untergraben.


Zweck der Definition: Gegen Häresien

Das Konzil setzte sich mit folgenden Häresien auseinander:

• Nestorianismus: Dieser lehrte, dass in Christus zwei getrennte Personen existieren, was das Konzil zurückwies.

• Monophysitismus: Diese Lehre behauptete, Christus habe nur eine Natur, die göttliche, wobei die menschliche Natur verschmolzen oder absorbiert sei. Dies widerspricht der Lehre des Konzils.


Verbindung zur Trinität und Mariologie

Das Konzil bestätigte, dass Maria die Gottesgebärerin (Θεοτόκος, Theotokos) ist, da Christus, der von ihr geboren wurde, eine göttliche Person ist. Die christologische Lehre ist daher eng mit der Trinitätslehre (Τριάς, Trias) verbunden.