Catena aurea

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Die Catena aurea (lat. goldene Kette) ist eine Kommentarsammlung der Kirchenväter zu den Evangelien. Sie wurde im 13. Jahrhundert durch Thomas von Aquin besorgt. In den Kommentaren wird ein zusammenhängender Schrifttext durch die Zusammenstellung von Texten der Kirchenväter fortlaufend kommentiert. Dabei wurden die Texte der Kirchenväter durch Thomas so geschickt verbunden, dass sie eine fortlaufende Auslegung des Evangeliums ergeben. Schon Thomas' Zeitgenossen erkannten den Wert dieses Werkes, das zu jedem Satz aus den Evangelien das Urteil der wichtigsten Kirchenväter abgibt. Später erhielt es deswegen den Titel "Goldene Kette" - "Catena aurea".

Die Entstehungsgeschichte

Thomas begann die Arbeit auf Veranlassung von Papst Urban IV. Ende 1262 / Anfang 1263. Die vier Bände wurden 1268 fertiggestellt. Thomas von Aquin widmetete sie seinem Freund und ehemaligen Schüler, dem Kardinal Hannibaldis de Hannibal. Die Bedeutung der Catena aurea liegt vor allem in der Eigenständigkeit des Werkes und die kunstvolle Komposition: Nach der Schriftstelle folgen zunächst Aussagen, die die Harmonie der verschiedenen Chronologien in den Evangelien aufweisen sollen. Falls verschiedene Auslegungen existieren, so wird mit der naheliegendsten begonnen. Bei Stellen von besonderer dogmatischer Relevanz bietet Thomas zusätzlich eine Auswahl aus anerkannten Traktaten zu dem in Frage stehenden Thema. Dabei wird stets versucht, die sprachlichen und stilistischen Eigenarten der Väter zu erhalten.

Quellen

Es wurden 57 griechische und 22 lateinische Autoren bei der Zusammentstellung der Catena aurea verarbeitet. Thomas hat dabei auch bis dahin unbekannte östliche Exegeten verwendet und diese so dem Westen zugänglich gemacht, z.B. Theophylakt. Nicht nur, daß er stets seine Quelle offenlegt, in vielen Fällen entnimmt er sein Material nicht (wie sonst in dieser Zeit üblich) den umlaufenden Florilegien, sondern greift direkt auf die Quellen zurück. So ist er der erste scholastische Autor, „der die Akten der ersten fünf ökumenischen Konzilien im Wortlaut verwendet hat” (Weisheipl, 155). Auch Stellen, die er zunächst bei Hrabanus oder in der Glossa ordinaria fand, verfolgte er in der Regel auf den Ursprung zurück und nur, wo dies nicht möglich war, vermerkte er bei einem Zitat einfach Glossa oder Graecus.


Andere Katenenkommentare

Katenenkommentare zeichnen sich dadurch aus, daß jeweils ein zusammenhängender Schrifttext (z. B. ein bestimmtes Buch der Bibel) durch die Kompilation eines festgelegten Kanons von Vätertexten fortlaufend kommentiert wird. Im Gegensatz zu einer Glosse oder einem Scholienkommentar, die als Vorläufer anzusehen sind, werden also nicht nur einzelne schwierige Begriffe oder Aussagen erläutert, sondern der gesamte zugrundeliegende Text.

Weblinks