Benutzer:Christian/Fulgentius von Ruspe: Unterschied zwischen den Versionen
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All seine Bekannten waren erstaunt über die auffallende Sparsamkeit dieses feinen Mannes und suchten die Ursache dieser Veränderung in einer gewissen engen Kleinherzigkeit. Bei ihm aber wuchs von Tag zu Tag die Liebe zum heiligen Stande und ein noch viel größeres Verlangen nach Abtötung. Schließlich fühlte er, nachdem er alles erprobt hatte, was ihm schwer schien, die Kraft seines Willens mit Hilfe der göttlichen Gnade groß genug; bestärkt durch die Erörterung des heiligen Augustinus über den 36. Psalm beschloß er, sein Vorhaben zu veröffentlichen. Er wünschte eiligst seine Kleidung zu ändern, damit er nicht einmal mehr die Gesellschaft der Freunde, die zu ihm kamen, zu ertragen gezwungen sei, mit denen er lange Zeit ein leichtfertiges Leben geführt hatte. In seiner Weisheit bedachte er, daß seine Bekehrung ihm allein von Nutzen sei, wenn sie geheim bliebe, daß sie jedoch, wenn sie in die Öffentlichkeit dringe, vielen anderen ein gutes Beispiel geben werde, ihr früheres Sündenleben aufzugeben. Denn welcher gewöhnliche oder arme Mann hätte sich schämen sollen, Mönch zu werden, wenn er einen Fulgentius die Anmaßung angeborenen Stolzes ablegen und mit geduldigen Schritten auf den rauhen Wegen der Entsagung wandeln sah! | All seine Bekannten waren erstaunt über die auffallende Sparsamkeit dieses feinen Mannes und suchten die Ursache dieser Veränderung in einer gewissen engen Kleinherzigkeit. Bei ihm aber wuchs von Tag zu Tag die Liebe zum heiligen Stande und ein noch viel größeres Verlangen nach Abtötung. Schließlich fühlte er, nachdem er alles erprobt hatte, was ihm schwer schien, die Kraft seines Willens mit Hilfe der göttlichen Gnade groß genug; bestärkt durch die Erörterung des heiligen Augustinus über den 36. Psalm beschloß er, sein Vorhaben zu veröffentlichen. Er wünschte eiligst seine Kleidung zu ändern, damit er nicht einmal mehr die Gesellschaft der Freunde, die zu ihm kamen, zu ertragen gezwungen sei, mit denen er lange Zeit ein leichtfertiges Leben geführt hatte. In seiner Weisheit bedachte er, daß seine Bekehrung ihm allein von Nutzen sei, wenn sie geheim bliebe, daß sie jedoch, wenn sie in die Öffentlichkeit dringe, vielen anderen ein gutes Beispiel geben werde, ihr früheres Sündenleben aufzugeben. Denn welcher gewöhnliche oder arme Mann hätte sich schämen sollen, Mönch zu werden, wenn er einen Fulgentius die Anmaßung angeborenen Stolzes ablegen und mit geduldigen Schritten auf den rauhen Wegen der Entsagung wandeln sah! | ||
3. Kapitel (9—10). Fulgentius erlangt nur mit Mühe Aufnahme in das von Bischof Faustus gegründete Kloster | |||
Damals lebte ein berühmter Bischof, Faustus1 mit Namen, der wegen des katholischen Glaubens nicht fern von seinem Bischofssitz verbannt worden war. Gegen viele Bischöfe nämlich hatte die listige Bosheit des tyrannischen Verfolgers Hunerich diese Anordnung getroffen, daß sie in unmittelbarer Nähe ihrer Heimat die Unbequemlichkeit der Fremde ertragen sollten, um sie so leicht zur Verleugnung Gottes zu verleiten. (Faustus gehörte zu den 107 Bischöfen der Byzacena, die sich auf Befehl des Königs im Jahre 484 zum Religionsgespräch in Karthago versammelt hatten. Nach dem erfolglosen Ergebnis dieses Gesprächs war Faustus von Hunerich in die Umgebung seiner bischöflichen Residenz Praesidium Diolele (heute Hr Somaa), südlich von Telepte, verbannt worden. Dort hatte er das Kloster gegründet, in welches Fulgentius eintrat.) | |||
An dem Orte seiner Verbannung nun hatte er ein Kloster erbaut, in dem er ein geistliches Leben führte und bei allen Christen in hohem Ansehen stand. Zu ihm nun kam der heilige Fulgentius — denn er war gut mit ihm bekannt — voll freudigen Eifers und offenbarte ihm vertrauensvoll den Wunsch seines Herzens. Da aber jener wußte, daß Fulgentius ein ganz weltliches Leben geführt habe, trug er Bedenken, seinen Versprechungen Glauben zu schenken. Er sprach zu ihm: „Mein Sohn, warum lügst du, um dich zu freuen über die Täuschung der Diener Gottes? Du wolltest Mönch werden und die alte Gewöhnung an deine Vergnügungen so schnell ändern, daß dir die nachlässige Zubereitung geringerer Speisen und der Gebrauch gröberer Kleider keine Schwierigkeiten machte? Die erste Forderung ist die, daß du wenigstens als Laie ein minder üppiges Leben führst, und dann will ich es vielleicht glauben, daß du den Willen und die Kraft hast, der Welt zu entsagen." Bei diesen Worten küßte der junge Mann, mehr und mehr von Begeisterung erfaßt, demütig die Hände des ihn zurückstoßenden Bischofs und bat mit zu Boden gesenkten Blicken: „Herr und Vater, mächtig ist, dem Wollenden die Kraft zu geben, der dem Nichtwollenden den Willen gab. Gib mir nur die Erlaubnis, deinen Fußspuren zu folgen! Öffne mir die Pforte des Klosters! Gewähre mir die Hilfe heiliger Erbauung! Mache mich zu einem deiner Schüler, und Gott weiß, wie er mich von meinen Sünden freimachen soll!" | |||
Als der selige Greis diese Worte hörte, hielt er es für eine sehr schwere Verantwortung, seine Bitten noch länger zurückzuweisen, und ließ sich schließlich dazu herbei, ihm zu willfahren. „Bleibe bei uns, lieber Sohn", sagte er, „wie es dein Wunsch ist! Wir wollen es einige Tage versuchen, ob die Taten mit deinen Worten übereinstimmen. Möge meine Befürchtung überflüssig sein und dein Vorsatz sich als standhaft bewähren!" | |||
Nachdem also der heilige Bischof Faustus seine Bitten erfüllt hatte, verbreitete sich sofort unter Verwandten und Bekannten die Nachricht, Fulgentius sei Mönch geworden. Die Guten wünschten ihm Glück, die Bösen waren bestürzt. Einige ließ sein in weltlichen Freuden verbrachtes Leben an der Durchführung seines Entschlusses zweifeln, andere hofften wegen ihrer genauen Kenntnis seines einzigartigen Charakters auf einen großen und schnellen Fortschritt. Einige seiner Bekannten aber, denen er von Jugend auf ein lieber und treuer Freund gewesen war, wünschten sein gutes Beispiel nachzuahmen; auch sie verachteten die Welt und schlössen sich unter Verzicht auf ihren eigenen Willen der klösterlichen Gemeinschaft an. |
Version vom 1. Mai 2016, 22:08 Uhr
Fulgentius von Ruspe (lateinisch: Fulgentius Ruspensis, Fabius Claudius Gordianus Fulgentius; * um 462 oder 467 oder 468 in Telepte/Thelepte; † 1. Januar 533 in Ruspe)
Telepte/Thelepte/Theleptensis war eine antike Stadt, die in der römischen Provinz Byzacena (Sahelregion Tunesiens) lag - hier gab es auch einen Bischofssitz
Thelepte (Berber: تلابت) was a city in the Roman province of Byzacena, now in western Tunisia. It is located 5 km from the modern town of Fériana, near the border with Algeria, at around 34°58′33″N 8°35′38″E. (Fériana (Arabic: فريانة) is a town and commune in the Kasserine Governorate, Tunisia. As of 2004 it had a population of 24,198. It is 35 km from Kasserine and 75 from Gafsa.)
The Roman city held the rank of colonia. An important network of roads branched out from it, linking it with Cilium and Theveste to the north, and Gafsa and Gabes to the south. In the 6th century it became the residence of the military governor of Byzacena. Procopius (De Ædificiis, VI, 6) says that the city was fortified by Justinian.
We have the names of several bishops of Thelepte. Julianus was present at the Council of Carthage of 256 that Cyprian called to consider the question of the lapsi; Donatianus, who assisted at the joing Conference of Carthage in 411 between Catholic and Donatist bishops and at a council called by Saint Aurelius in Carthage in 416 and at another in Milevum in the same year; he himself as senior bishop of the province held a council of the bishops of Byzacena in 418 either at Thelepte or at Zella (the manuscripts do not agree). Frumentius was one of the Catholic bishops whom the Arian Vandal king Huneric summoned to Carthage in 484 and then exiled. Stephanus was present at an anti-Monothelitism Council of Byzacena in 641.
The ruins of Thelepte may be seen at Medinet el-Kedima, in Tunisia, a little to the north of Gafsa. The Byzantine citadel, in utter ruins, occupies the centre of the city. There are also the remains of baths, a theatre, and of ten churches recently discovered, one of which had a nave and four aisles.
Telepte (Thelepte. En árabe, ثليفت). Población de Tunicia. Pertenece a la Gobernación de Kasserine. Se encuentra a 25 km al sur de Kasserine, la capital provincial, y a 5 km al norte de Fériana.
Es un municipio de 5.792 habitantes (año 2004).
Telepte (latín, Thelepte; griego, Thamesmida). Colonia romana desde el siglo II, se sitúa en un importante nudo de comunicaciones en el que confluían las calzadas romanas que unían Tacape (Gabès) y Capsa (Gafsa), en el sur, y Theveste (Tebbesa) y Cilium (Kasserine), en el norte.
Fue la ciudad natal de San Fulgencio de Ruspe, obispo de Ruspe. En el siglo VI Telepte se convirtió en la residencia del gobernador militar de la Bizacena. De ese momento es el fuerte bizantino atribuido al reinado de emperador Justiniano. Uno más de los que componían el limes creado para frenar las incursiones númidas.
El yacimiento arqueológico (Madinat al-Kadima, la ciudad vieja) se localiza al sur de la actual población de Telepte, al este y junto a la carretera de Fériana; a medio camino de estas dos poblaciones, y entre la línea de ferrocarril y un wadi. La ciudadela bizantina, en ruinas total, ocupa el centro de la ciudad. También quedan los restos de las termas romanas, a la orilla del wadi, un teatro y varias basílicas —una de ellas con cinco naves.
Fue sede episcopal cristiana de la Bizacena. Se conocen los nombres de varios de sus obispos : Juliano, presente en el concilio de Cartago del año 256; Donatiano, que ayudó en el concilio de Cartago del año 411; Frumencio, exiliado por Hunerico en el año 484, poco después de la reunión de Cartago habida entre los obispos católicos y arrianos; y Esteban, presente en el concilio de la Bizacena del año 641.
Thélepte (arabe : تلابت) est une ville de l'ouest de la Tunisie, située à une vingtaine de kilomètres au sud de Kasserine. Chef-lieu d'une municipalité comptant 5 792 habitants en 20043, elle est rattachée au gouvernorat de Kasserine et à la délégation de Fériana.
Elle est connue pour son site archéologique d'époque romaine.
Thélepte se situe sur l'axe ferroviaire reliant Tunis à la ville minière de Redeyef et sur le tracé du gazoduc transméditerranéen acheminant le gaz algérien vers l'Italie. Elle est située à 313 kilomètres au sud-ouest de Tunis par la RN13, à 235 kilomètres à l'ouest de Sfax et à 35,3 kilomètres au sud de Kasserine, à l'intersection de la RN15 et de la RN17.
À l'époque romaine, en raison de son alimentation en eau et de sa situation entre les provinces romaines d'Afrique proconsulaire et de Numidie, elle est un nœud routier important sur la pénétrante reliant Ammaedara (actuelle Haïdra) à Tacapes (actuelle Gabès).
Thélepte est aussi un centre oléicole important à partir du IIe siècle, lorsque la cité reçoit le statut de colonie romaine.
Peu d'éléments sont connus sur l'histoire de la cité dans l'Antiquité tardive, en dehors de l'importance de la communauté chrétienne ; la ville a en effet été très tôt christianisée. Un évêque appelé Iulianus est mentionné dans les Sententiae de 256.
Sous l'occupation byzantine, elle est dotée d'une forteresse protégeant le limes face aux tribus numides et est une résidence du gouverneur de Byzacène sous le règne de Justinien au VIe siècle.
Le site antique de Thélepte, encore très peu exploré en dehors des monuments chrétiens, est un vaste champ de ruines, couvrant plus de cent hectares. Un premier secteur, situé au sud-ouest, est composé d'une basilique contigüe à un grand cimetière, de carrières antiques, de thermes, d'un théâtre en demi-ellipse et d'une deuxième basilique placée sur un mamelon rocheux. La citadelle byzantine occupe le nord du plateau dominant l'oued qui, grâce à une source pérenne, assure l'alimentation en eau de la cité, d'où le nom donné par Charles-Joseph Tissot de Kasbah mta Ras-el-Aïn ou « forteresse de la tête de la source ». Cette bâtisse est basée sur un plan rectangulaire encore distinct même si le nombre et la forme des tours, toutes écroulées, est soumis à des débats. Une autre basilique, située à droite de la citadelle, est bien conservée.
Un autre secteur est compris entre la ligne de hauteurs de la région d'El Kiss, la route de Kasserine et la plaine du nord. Il abrite une petite chapelle ainsi que quelques monuments effondrés. Il s'y trouve aussi un large puits et une grande place dominée par plusieurs monuments
- une grande basilique entourée d'un groupe de ruines non identifiées ;
- une autre basilique avec un petit monument de même forme situé en parallèle ;
- un monument à quatre colonnes qui, d'après des analogies dans la région comme à Sbeïtla, a peut-être été une dépendance du groupe épiscopal ;
- un monument à auges dont Noël Duval a cru distinguer au nord-est le plan caractéristique au sol.
Der heilige Fulgentius also, der mit Recht diesen Namen führt,( Fulgentius bedeutet: der Glänzende.) entstammte dem Fleische nach einer vornehmen karthagischen Senatorenfamilie. Sein Großvater Gordianus nahm, als der König Geiserich bei seinem Einzug in die erwähnte Stadt Karthago die meisten oder vielmehr alle Senatoren nach dem Verlust ihrer Güter zur Abfahrt nach Italien zwang, mit den übrigen die über ihn verhängte Auswanderung gern auf sich, um nach dem Verlust seiner Güter wenigstens nicht die Freiheit zu verlieren.
Nach dessen Tod kehrten zwei seiner Söhne in die Provinz Afrika zurück in der Hoffnung, ihr Erbe wieder zu gewinnen, Sie konnten jedoch nicht in Karthago bleiben, da der väterliche Palast arianischen Priestern geschenkt worden war, sondern kamen, nachdem sie einen Teil ihrer Besitzungen durch eine königliche Entscheidung wieder erlangt hatten, in die Provinz Byzacium.(Die Provinz Byzacena war im Jahre 297 durch den Kaiser Diokletian unter dem Namen Valeria Byzacena oder Byzacium errichtet worden.)
Dort bekam der eine von ihnen, Claudius mit Namen, von seiner Gattin Mariana, einer angesehenen Christin, in der Stadt Telepte einen Sohn, der zum höchsten Ruhm bestimmt war. (Telepte, das heutige Medinet el Khedima auf der Strecke Feriana—Kasserine, war unter Trajan als römische Kolonie gegründet worden. Später war es die zweite Hauptstadt der Provinz Byzacena und zählte in seiner Blütezeit unter der Vandalenherrschaft schätzungsweise 60000 Einwohner. Von der einstigen Größe zeugen die Trümmer der Thermen, eines Theaters und Amphitheaters, des Capitols und mehrerer Triumphbögen; von christlichen Baudenkmälern hat man die Überreste von sieben Basiliken und vier Kapellen freigelegt, die fast alle aus vorvandalischer Zeit stammen.)
Gleichsam in Vorahnung seiner künftigen Bedeutung gab ihm die Mutter den Namen Fulgentius. Nach dem frühen Tod des Vaters ließ ihn die fromme Mutter zunächst in der griechischen Wissenschaft unterrichten, im Lateinischen erst dann, als er den ganzen Homer aus dem Gedächtnis aufsagen konnte und auch einen großen Teil der Werke Menanders beherrschte. Sie wollte ihn nämlich schon in jungen Jahren mit der Fremdsprache vertraut machen, damit er, der bestimmt war, unter Afrikanern zu leben, das Griechische mit dem rechten Akzent aussprechen könne, als ob er in Griechenland selbst erzogen worden sei. Diese kluge Vorsicht der Mutter erwies sich als berechtigt. Denn so oft Fulgentius Griechisch sprach, selbst wenn er schon lange im Sprechen und Lesen nicht mehr geübt war, sprach er stets die Worte so rein aus, daß man hätte glauben können, er halte sich ständig unter Griechen auf. Nachdem er sich also mit der griechischen Sprache vertraut gemacht hatte, erhielt er zu Hause den Unterricht im Lateinischen, den gewöhnlich die Elementarlehrer vermitteln; auch besuchte er eine Grammatikerschule. Mit seinen reichen Geistesanlagen erfaßte er den dargebotenen Stoff mit großer Klarheit und behielt ihn treu im Gedächtnis.
Fulgentius wurde in Telepte, einer damals angesehenen Stadt in Afrika, als Kind von Claudius und Mariana geboren. Er hatte einen jüngeren Bruder, von dem jedoch nichts Näheres berichtet wird. Sein Vater Claudius war eifriger katholischer Christ. Der Vater lebte zuerst in Karthago, wurde allerdings von den Arianern verfolgt, deren Priester ihm sein Haus wegnahmen und er zog deswegen nach Telepte. Fulgentius' Vater verstarb kurz nach dessen Geburt.
439 wurde Karthago vom Kriegerverband der Vandalen eingenommen, der unter seinem rex Geiserich im Zuge der so genannten Völkerwanderung bereits 429 von Spanien nach Nordafrika übergesetzt war und schließlich ganz Africa erobert hatte. Größere Zerstörungen im Zusammenhang mit der Eroberung durch die Vandalen sind in Karthago nicht nachweisbar; auch die Hohe Schule blieb bestehen. Geiserich nutzte das reiche Gebiet als Versorgungsbasis für seine Männer, bedrohte von hier aus viele Gebiete Westroms und versuchte wiederholt, die kaiserliche Regierung in Italien zu erpressen. Ein großangelegter Versuch west- und oströmischer Truppen, das Gebiet zurückzuerobern, scheiterte 468. 474 erkannte der Kaiser Geiserichs Herrschaft über Africa an, auch wenn das Gebiet formal Teil des Imperium Romanum blieb. Karthago war die Hauptstadt des Vandalenreiches, bis es 533/534 von oströmischen Truppen unter dem Feldherrn Belisar erobert wurde.
Durch die Notwendigkeit jedoch, sich mit den häuslichen Angelegenheiten zu beschäftigen, mußte er schon bald den Studien entsagen; noch als Jüngling übernahm er (Fulgentius) die Verwaltung des väterlichen Hauses und unterwarf sich dabei so freudig den Befehlen seiner Mutter, daß er auch hierin ein Nachfolger Christi wurde, von dem die Evangelien bezeugen: „Er war ihnen, den Eltern, Untertan“ Luk. 2, 51.
Darüber freute sich seine ehrwürdige Mutter, und die herrlichen Geistesgaben ihres Sohnes trösteten sie in ihrem Schmerz über den Verlust des Gatten. So lag nun die Verwaltung der Familienangelegenheiten in den Händen eines Mannes, der es verstand, Freunden ihre Dienste mit Wohlwollen zu vergelten, Angriffe der Feinde bedachtsam abzuwehren, die Sklaven mit Milde und Strenge zu lenken und zurechtzuweisen, das väterliche Gut mit Sorgfalt zu verwalten und sich die Beliebtheit der Obrigkeit zu erwerben. So wurde er, da sein Ansehen von Tag zu Tag stieg, plötzlich zum Steuereinnehmer5 ernannt; in diesem Amt begann er seine Laufbahn, über viele zu gebieten, für sie zu sorgen und sie zu leiten. (Geiserich hatte die römische Finanz Verwaltung beibehalten und meist durch Römer ausüben lassen.)
Da er aber das ihm übertragene Amt mit Milde ausübte und bei seiner angeborenen Herzensgüte niemand wehtun wollte und deshalb den Auftrag erhielt, bei Eintreibung der Abgaben mit Strenge vorzugehen, begann ihm die Beschäftigung mit den weltlichen Dingen als [S. 55] schwere Bürde zu erscheinen und der eitle äußere Glanz seiner Stellung zu mißfallen. Eine lobenswerte Resignation zog in seine Seele ein; allmählich erwachte die Lust am geistlichen Leben, dazu die Freude an frommer Lesung und unermüdlicher Eifer zum Gebet. Daher war er häufig Gast der ihm so liebgewordenen Klostergemeinden, und er lernte die Sitten und Lebensziele der Diener Gottes kennen. Er machte die Wahrnehmung, daß es für solche, die der Welt entsagt haben, keine Freuden, aber auch keinen Ekel an der Welt mehr gibt.
Er sah, wie die Mönche, die in größter Enthaltsamkeit lebten, keine Anfeindung zu fürchten brauchten, sondern sich gegenseitig liebten. Ferner sah er viele junge Männer, die stete Keuschheit gelobt hatten, sich von jeglichem sündhaften Umgang enthalten. Von solchen Gedanken ergriffen, brach er in die Worte aus: „Warum denn mühen wir uns in der Welt ab ohne die Hoffnung auf die künftigen Güter? Welchen Lohn wird uns einst die Welt zu bieten vermögen? Wenn wir Freude suchen, obgleich es besser ist, gut zu weinen als sich schlecht zu freuen, um wieviel edler ist die Freude derer, deren Gewissen vor Gott so ruhig ist, die sich nicht schrecken lassen durch die Härte des ungerechten Steuereinnehmers, die nichts fürchten als die Sünde, die auf nichts anderes sinnen, als die Gebote Gottes zu erfüllen! Sie brauchen sich nicht zu ermüden durch das Hin- und Herlaufen wegen ihrer Geschäfte, sie brauchen nicht das Unglück des Vermögensverlustes erbärmlich zu beweinen noch schimpflich zu fürchten. Sie arbeiten mit ihren Händen, ohne dem Vorteil anderer im Wege zu stehen; sie leben miteinander friedfertig, nüchtern, milde, demütig und einträchtig. Sie kümmern sich nicht um Sinneslust, sondern verwenden große Sorgfalt und stete Wachsamkeit auf Reinheit. Laßt uns das Beispiel dieser lobwür- [S. 56] digen Männer nachahmen und diesen Stand eines vollkommenen Lebens mit Freude erfassen! Möge es unser Nutzen sein, daß wir durch die Offenbarung der göttlichen Gnade der Erkenntnis des Vollkommeneren gewürdigt wurden! Laßt uns unserem früheren Wandel entsagen und unsere Anstrengung auf ein anderes Ziel richten! Strebten wir vorher danach, unter vornehmen Freunden noch vornehmer zu erscheinen, so wollen wir nun danach trachten, unter den armen Dienern Gottes noch armer zu werden! Mußten wir zuvor Schuldner bedrängen, so wollen wir nun versuchen, Sünder zu bekehren! Pflegt ja doch Christus unser Herr aus öffentlichen Zöllnern Lehrer der Kirche zu machen; denn Matthäus wurde von der Zollbank zum Apostelamt berufen. Zwar halten wir unsere Person für eine solche Ehre nicht geeignet; wenn aber jener das Amt eines Zöllners aufgab und dafür das Predigtamt eintauschte, sollte ich nicht nach Ablegung der Prokuratur mich dem Schmerz der Buße widmen dürfen? Gott ist unsere Hilfe, Die Schwachheit unseres jugendlichen Alters darf nicht als Entschuldigung dienen. Mächtig ist ja Gott, der so vielen Jünglingen, die wir ihr Leben im Kloster verbringen sehen, Enthaltsamkeit verleiht, auch mir Sünder ähnliche Gnade zu geben."
Nachdem er diese Worte in seinem Herzen längere Zeit wiederholt hatte, entschloß er sich unter Eingebung des Heiligen Geistes, gänzlich den irdischen Freuden zu entsagen und ein Genosse jenes Lebens zu werden, das er so begeistert pries. In der Erwägung jedoch, daß eine plötzliche Änderung seiner Lebensweise, die Geist und Körper in gleicher Weise angreife, ihm schon im Anfangsstadium seiner Bekehrung zu einem schweren Hindernis werde oder Anstoß errege, verlegte er sich darauf, sich heimlich dann und wann im Fasten zu üben; von da [S. 57] aus tat er einen kleinen Schritt vorwärts und suchte die Gesellschaft seiner alten Freunde zu meiden. Oft zog er sich aus dem lauten Getriebe zurück und verweilte, ohne daß seine Angehörigen und Untergebenen es wußten, anscheinend wegen angestrengter Amtstätigkeit in ernster Einsamkeit auf seinem Landbesitz; dort widmete er sich dem Gebet, der Lesung und dem Fasten, schränkte das Übermaß der Speisen ein, besuchte nicht mehr die Bäder und führte, noch im Laienstand, schon vollständig ein Mönchsleben.
All seine Bekannten waren erstaunt über die auffallende Sparsamkeit dieses feinen Mannes und suchten die Ursache dieser Veränderung in einer gewissen engen Kleinherzigkeit. Bei ihm aber wuchs von Tag zu Tag die Liebe zum heiligen Stande und ein noch viel größeres Verlangen nach Abtötung. Schließlich fühlte er, nachdem er alles erprobt hatte, was ihm schwer schien, die Kraft seines Willens mit Hilfe der göttlichen Gnade groß genug; bestärkt durch die Erörterung des heiligen Augustinus über den 36. Psalm beschloß er, sein Vorhaben zu veröffentlichen. Er wünschte eiligst seine Kleidung zu ändern, damit er nicht einmal mehr die Gesellschaft der Freunde, die zu ihm kamen, zu ertragen gezwungen sei, mit denen er lange Zeit ein leichtfertiges Leben geführt hatte. In seiner Weisheit bedachte er, daß seine Bekehrung ihm allein von Nutzen sei, wenn sie geheim bliebe, daß sie jedoch, wenn sie in die Öffentlichkeit dringe, vielen anderen ein gutes Beispiel geben werde, ihr früheres Sündenleben aufzugeben. Denn welcher gewöhnliche oder arme Mann hätte sich schämen sollen, Mönch zu werden, wenn er einen Fulgentius die Anmaßung angeborenen Stolzes ablegen und mit geduldigen Schritten auf den rauhen Wegen der Entsagung wandeln sah!
3. Kapitel (9—10). Fulgentius erlangt nur mit Mühe Aufnahme in das von Bischof Faustus gegründete Kloster
Damals lebte ein berühmter Bischof, Faustus1 mit Namen, der wegen des katholischen Glaubens nicht fern von seinem Bischofssitz verbannt worden war. Gegen viele Bischöfe nämlich hatte die listige Bosheit des tyrannischen Verfolgers Hunerich diese Anordnung getroffen, daß sie in unmittelbarer Nähe ihrer Heimat die Unbequemlichkeit der Fremde ertragen sollten, um sie so leicht zur Verleugnung Gottes zu verleiten. (Faustus gehörte zu den 107 Bischöfen der Byzacena, die sich auf Befehl des Königs im Jahre 484 zum Religionsgespräch in Karthago versammelt hatten. Nach dem erfolglosen Ergebnis dieses Gesprächs war Faustus von Hunerich in die Umgebung seiner bischöflichen Residenz Praesidium Diolele (heute Hr Somaa), südlich von Telepte, verbannt worden. Dort hatte er das Kloster gegründet, in welches Fulgentius eintrat.)
An dem Orte seiner Verbannung nun hatte er ein Kloster erbaut, in dem er ein geistliches Leben führte und bei allen Christen in hohem Ansehen stand. Zu ihm nun kam der heilige Fulgentius — denn er war gut mit ihm bekannt — voll freudigen Eifers und offenbarte ihm vertrauensvoll den Wunsch seines Herzens. Da aber jener wußte, daß Fulgentius ein ganz weltliches Leben geführt habe, trug er Bedenken, seinen Versprechungen Glauben zu schenken. Er sprach zu ihm: „Mein Sohn, warum lügst du, um dich zu freuen über die Täuschung der Diener Gottes? Du wolltest Mönch werden und die alte Gewöhnung an deine Vergnügungen so schnell ändern, daß dir die nachlässige Zubereitung geringerer Speisen und der Gebrauch gröberer Kleider keine Schwierigkeiten machte? Die erste Forderung ist die, daß du wenigstens als Laie ein minder üppiges Leben führst, und dann will ich es vielleicht glauben, daß du den Willen und die Kraft hast, der Welt zu entsagen." Bei diesen Worten küßte der junge Mann, mehr und mehr von Begeisterung erfaßt, demütig die Hände des ihn zurückstoßenden Bischofs und bat mit zu Boden gesenkten Blicken: „Herr und Vater, mächtig ist, dem Wollenden die Kraft zu geben, der dem Nichtwollenden den Willen gab. Gib mir nur die Erlaubnis, deinen Fußspuren zu folgen! Öffne mir die Pforte des Klosters! Gewähre mir die Hilfe heiliger Erbauung! Mache mich zu einem deiner Schüler, und Gott weiß, wie er mich von meinen Sünden freimachen soll!"
Als der selige Greis diese Worte hörte, hielt er es für eine sehr schwere Verantwortung, seine Bitten noch länger zurückzuweisen, und ließ sich schließlich dazu herbei, ihm zu willfahren. „Bleibe bei uns, lieber Sohn", sagte er, „wie es dein Wunsch ist! Wir wollen es einige Tage versuchen, ob die Taten mit deinen Worten übereinstimmen. Möge meine Befürchtung überflüssig sein und dein Vorsatz sich als standhaft bewähren!"
Nachdem also der heilige Bischof Faustus seine Bitten erfüllt hatte, verbreitete sich sofort unter Verwandten und Bekannten die Nachricht, Fulgentius sei Mönch geworden. Die Guten wünschten ihm Glück, die Bösen waren bestürzt. Einige ließ sein in weltlichen Freuden verbrachtes Leben an der Durchführung seines Entschlusses zweifeln, andere hofften wegen ihrer genauen Kenntnis seines einzigartigen Charakters auf einen großen und schnellen Fortschritt. Einige seiner Bekannten aber, denen er von Jugend auf ein lieber und treuer Freund gewesen war, wünschten sein gutes Beispiel nachzuahmen; auch sie verachteten die Welt und schlössen sich unter Verzicht auf ihren eigenen Willen der klösterlichen Gemeinschaft an.