Urteilsvermögen

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Urteilsvermögen meint in der christlichen Tradition den Prozess, Gottes Willen für das eigene Leben richtig zu erkennen. Vor allem beschreibt es die innere Suche nach der eigenen Berufung, etwa ob Gott einen zur Ehe, zum Junggesellenstand oder zum religiösen Leben bestimmt habe; zum bestimmten geistlichen Dient oder zur Priesterschaft oder eine andere durch die Taufe vorbereitete Tätigkeit. Es ist aber nicht auf die Formen des gottgeweihten Lebens beschränkt.

Moralisches Handeln lässt sich in eine Regel zusammenfassen: vermeide das Böse und tue das Gute. In der Sprache des christlichen Asketismus sind Geister, in einem weiteren Sinne, Sammelbegriff für bestimmte komplexe Einflüsse, die unseren Willen beeinflussen – mal zum Guten und mal zum Bösen hin.

Im engeren Sinne sind Geister die verschiedenen geistlichen Kräfte, die durch ihr Wirken unsere moralischen Werte und Taten beeinflussen können. Fleischeslust, Wahrnehmungsstörungen und Irrtümer hintertreiben und verderben die Leistungen des Verstandes und des Willens, indem sie jenen von der Wahrheit und diesen vom Guten abhalten (Gen. 8, 21; Jak. 1, 14). Im Gegensatz zu unserer durch die Sünde beschädigte Natur bzw. dem Fleisch, das uns zur Sünde hinabzieht, wirkt der [[Heilige Geist] in uns als Gnade, als übernatürliche Hilfe für unseren Verstand und Willen, um uns zu Gott und zur Einhaltung des moralischen Gesetzes zurückzuleiten (Röm. 7, 22-25). Neben diesen beiden Geistern, dem menschlichen und dem göttlichen, müssen nach der wirkenden Ordnung der Göttlichen Vorsehung noch zwei andere beachtet werden. Der Schöpfer wollte, dass es zwischen Engeln und Menschen einen Austausch geben sollte, und unter den Engeln gibt es zweierlei: gute und böse, wobei letztere versuchen, uns für ihren Aufruhr zu gewinnen, während erstere sich bemühen, uns gleich ihnen vom Gehorsam zu überzeugen. Vier Geister umlagern also unseren freien Willen: der engelshafte und der göttliche, die das Gute anstreben, und der menschliche (im obenbeschriebenen Sinne) und teuflische, die die Verdammnis bringen.

In der Hl. Schrift (Gal. 5, 16-24) findet sich die Grundlage des geistbezogenen Urteilsvermögens. Dem Willen des Heiligen Geistes nachzufolgen, führt zur Heiligkeit; den Verlockungen des Fleisches zu folgen, führt zur Sünde und öffnet dem Satan einen Zugang. Der Wille des Fleisches ist einfach zu täuschen, er rechtfertigt das eigene [schlechte] Verhalten und macht die weltlichen Dingezu Götzen. Die Gabe des Urteilvermögens erlaubt es, das geistliche Reich zu schauen und mit bloßem Auge zu urteilen, was vor sich geht – denn dies ist entweder richtig oder falsch. Als „Urteilsvermögen über die Geister “ bezeichnen wir die Fähigkeit, zu entscheiden, welchem Geist die Regungen der Seele entstammen, und es ist leicht einzusehen, wie wichtig dieses Vermögen sowohl für die Selbstbeherrschung als auch für die Anleitung Anderer ist. Es kann auf zweierlei Weise erworben werden: Erstens kann das Urteilsvermögen eine intuitive Erleuchtung sein, welche die Eigenschaft der seelischen Bewegung fehlerfrei erkennt; in diesem Fall ist es eine Gabe Gottes. Zweitens kann es erlangt werden - durch Gehorsam gegen Gott und Verständnis für seine Gebote. Dann ist das Urteilvermögen über die Geister nicht nur eine erworbene Kenntnis, sondern eine geistliche Gabe. Es ist natürlich immer verbunden mit dem Wandeln auf Gottes Wegen. Die Notwendigkeit der Selbstbeherrschung (und Anleitung, wenn man sich um Anderer Seelenheil zu kümmern hat) ist in Dokumenten in geistlichen Bibliotheken niedergelegt, bei deren Durchsicht man erkennen kann, dass das Urteilsvermögen des Geistes eine kirchliche Wissenschaft ist.

Es wird als Charisma bzw. geistliche Gabe betrachtet, die einen Christen auf übernatürliche Weise befähigt, durch die Kraft des Heiligen Geistes zwischen heiligen und unheiligen Geistern zu unterscheiden. Diese Gabe wird als unabdinglich erachtet, wenn Menschen von dämonischer Besessenheit befreit und geheilt werden müssen. In der heutigen Welt kommen die Menschen vom rechten Weg ab, weil sie selbstgefällig sind und versuchen, nur im Hier und Jetzt zu leben (siehe Matth. 25, 29). Die Meisten erkennen die geistlichen Kämpfe nicht, die um sie herum und in ihnen selbst wirken. Epheser 6, 12: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt.“ (Rev. Elberfelder) Die Wahrheit scheint zu sein, dass wir nicht gegeneinander, sondern gegen das geistliche Böse kämpfen, welches es liebt, uns zu verwirren und gegeneinander aufzuhetzen.