Predigt

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Die Predigt (griech. ὁμιλία „Umgang miteinander haben, jmd. Anreden; Gespräch, Rede, Unterricht“, lat. praedicatio), ist (im weiteren Sinne) die Verbreitung von Ideen, Wissen, Wahrheit, Lehre oder Weltanschauung, durch einen auf dem jeweiligen Gebiet überzeugten Anhänger. Aus dieser Perspektive kann das Verbreiten nicht nur religiöser, sondern auch jeder anderen Meinung als Predigt bezeichnet werden.

Daher sollte im weiteren Sinne als christliche Predigt die Verbreitung des christlichen Glaubens durch Christen verstanden werden, gem. Mt 10, 7 „Gehet und verkündet: Das Himmelreich ist nahe.“ Am deutlichsten wird das Wesen der christlichen Predigt durch die Worte von Christus dem Erlöser, niedergeschrieben durch den Evangelisten Matthäus, ausgedrückt. Sich an seine Jünger nach seiner Auferstehung wendend, sagte der Herr: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28, 19-20).

In diesen Worten unterscheidet der Erlöser zwei Arten des Lernens. Die erste bezieht sich mehr auf ungetaufte Menschen und zielt auf deren Vorbereitung auf die Taufe (und lehrt alle Völker und tauft sie). Die zweite ist an die Mitglieder der Kirche gerichtet (und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe).

Lehre über die Predigt

Die Homiletik als Lehre über die Predigt betrachtet ausschließlich die innerkirchliche liturgische Predigt. Daher wird in der Homiletik unter der Predigt die Ansprache des Priesters (oder einer anderen befugten Person, die von der kirchlichen Autorität dieses Recht erhalten hat) an die liturgische Versammlung verstanden.

Bedeutung der Predigt

Die Predigt hat im Orthodoxen Gottesdienst einen sehr hohen Stellenwert. Das sieht man z.B. daran, dass wenn ein Priester in den Gottesdiensten dreimal hintereinander nicht predigt, er seines Amtes enthoben wird. Denn der Priester ist als allererstes Prediger des Evangeliums, des Wortes Gottes. Es dürfen auch ein Diakon, und sogar ein Lektor vom Ambo predigen. Beispielsweise hat der Hl. Basilius der Große gepredigt, als er noch Lektor war.

Die Wichtigkeit der Predigt kann man auch daran erkennen, dass sie schon in den Frühchristlichen Gemeinden Usus war. Hier ein Auszug aus der 1. Apologie des Märtyrers Justin, der 165 n.Chr. sein Leben für Christus opferte: „Hat der Vorleser aufgehört, so gibt der Vorsteher in einer Ansprache eine Ermahnung und Aufforderung zur Nachahmung all dieses Guten.“

Inhalte der Predigt

In den allermeisten Fällen ist ein liturgischer Bezug gegeben, vor allem zur jeweiligen Evangelien- oder Apostellesung, was diese beinhaltet, was diese für unser Leben bedeutet. Es wird erläutert, was jeder von uns sich daraus entnehmen sollte und wie jeder von uns dieses beherzigen sollte, um sein Leben auf Christus auszurichten. Manchmal wird aber auch über das Wirken des oder der Tagesheiligen gepredigt.

Der starke Bezug der Predigt zur Tageslesung hat vor allem in der russisch-orthodoxen Kirche manchmal auch einen durchaus praktischen Grund: Da diese i.d.R. in kirchenslawisch erfolgte, bekommen nicht alle Gläubigen jedes Detail mit und in der Predigt besteht dann eben die Möglichkeit, den Inhalt etwas noch näher zu beleuchten.

In der Orthodoxen Predigt wird aber nicht nur von der Güte Gottes erzählt, dass die Menschen getröstet werden. Vielmehr geht es darum, den Menschen den Weg zu Gott zu zeigen.

Die Predigt im Gottesdienst

In der göttlichen Liturgie erfolgt die Predigt entweder nach der Lesung des Evangeliums (das ist aber eher selten der Fall) oder am Ende zur Entlassung, bevor der Priester mit dem Kreuz das Volk segnet (das ist eher die Regel).

Manchmal ist auch die Praxis anzutreffen, dass – wenn mehrere Priester zelebrieren – ein Priester unmittelbar nach der Kommunion der Priester aus dem Altarraum hervortritt, wenn also die hl. Gaben für die Kommunion der Gläubigen vorbereitet werden. Diese Praxis ist aber nicht ganz konform mit der Gottesdienstordnung.

Ein Priester berichtete, dass er die Predigt am Ende des Gottesdienstes bevorzugt, da er dann die Lesung verinnerlicht habe, er an der Kommunion teilhatte und damit ihm die Predigt besser „von den Lippen kommen würde“, also während des Gottesdienstes quasi eine Art Erleuchtung dafür erfolgt wäre.

Quellen

http://www.bogoslov.ru/text/293272.html