Podwig: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:223ApostolskayaPropovedYAR.jpg|thumb|Der Heiland und die Apostel - das erste Vorbild des Podwigs]]
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[[File:icon_22.jpg|thumb|Ikone "Allerheiligen", der vielfältigen Vorbilder der Podwigen]]
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[[File:Synaxis der Neo-Märtyrer und Glaubensbekenner Russlands.jpg|thumb|Synaxis der Neo-Märtyrer und Glaubensbekenner Russlands]]
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Version vom 20. März 2010, 08:46 Uhr

Der Heiland und die Apostel - das erste Vorbild des Podwigs
Ikone "Allerheiligen", der vielfältigen Vorbilder der Podwigen
Synaxis der Neo-Märtyrer und Glaubensbekenner Russlands

Der spirituelle Begriff Podwig (russ. подвиг, griech. ἀγὼν), das in der russischen orthodoxen Literatur sehr häufig vorkommt, ist kaum in westliche Sprachen zu übersetzen. Etymologisch stammt das Wort vom slawischen Wortstamm „dwig“, der den Begriff „Bewegung“ ausdrückt: Buchstäblich bedeutet Podwig Voranschreiten, Vorwärtsbringen, Vorwärtskommen. Auf der spirituellen Ebene hat das Wort folgende Bedeutungen: a) Übung, Anstrengung, Kampf, Selbstüberwindung - in diesem Fall kommt Podwig dem Begriff Askese sehr nah; b) Tugendtat bzw. Glaubenstat. In der profanen Literatur wird das Wort im Sinne von Heldentum, ruhmreiche Tätigkeit, heldenmütige Tat verwendet.

Im orthodoxen Christentum ist die Podwig-Praktizierung (russ. подвижничество) die besondere asketische Tätigkeit eines Christen, die sich auf den Erwerb des Himmelreiches durch die Erlangung des Heiligen Geistes gerichtet ist.

Der Hl. Theophan der Klausner sagte, der dem Christen bevorstehende Podwig sei der Kampf des Menschen mit sich selbst, Selbstwidestand und Selbstzwingung. Der Christ soll versuchen, den Wirkungen der gefallenen menschlichen Natur mit ihren sündhaften Leidenschaften zu widerstehen und sich selbst zur Erfüllung der evangelischen Tugenden zu zwingen. Dabei hängt der Sieg über die gefallene Natur und den in ihr wirkenden Leidenschaften nicht nur vom Menschen allein ab. Er wird nur mit Hilfe der Göttlichen Gnade (griech. χαρις, russ.: благодать) möglich, die die gefallene menschliche Natur erneuert und heilt und dem Menschen spirituelle Freuden schenkt, die die Wirkung der Leidenschaften himmelweit übersteigt. (In der Orthodoxie bedeutet der Begriff „göttliche Gnade, der als Übersetzung für χαρις bzw. благодать gilt, die ungeschaffene Göttliche Energie, Kraft oder Wirkung, in der Gott sich dem Menschen offenbart, der mit ihrer Hilfe die Sünde überwindet und die Vereinigung mit Gott erreicht. In der Heiligen Schrift wird sie oft Kraft bezeichnet; zB. Apg.1, 8, 2 Kor.12, 9 und Hebr.13, 8-9. Durch die Wirkung der Göttlichen Gnade eröffnet sich die Möglichkeit, Gott zu erkennen. Die Wirkung der Göttlichen Gnade verwirklicht sich im Zusammenwirken (Synergie) mit dem Freien Willen des Menschen).

Die Göttliche Gnade formt den Neuen Menschen, der in Gott lebt. Die Einwohnung Gottes in den Menschen heißt „das Reich Gottes“ bzw. „das Himmelreich“, das ja auch das Ziel der Podwig-Praktizierung ist. „Gott siedelt sich, auf eine besondere Weise, in den Menschen ein; ER erfüllt ihn sichtbar, ER vereinigt sich mit ihm, bleibt mit ihm in Gemeinschaft, was eben Ziel der gesamten Podwig-Praktizierung und aller Anstrengungen seitens des Menschen darstellt, sowie auch der gesamten Ökonomie der Erlösung seitens Gottes und überhaupt Allem, was dem Menschen im jetzigen Leben von der Geburt bis zum Tode widerfährt“ (Hl. Theophan dem Klausner).

Die christliche Podwig-Praktizierung wird mit den Kräften des Körpers und der Seele verwirklicht. Deshalb werden die Podwigen der Christen normalerweise in zwei Arten unterteilt: körperliche und seelische. Die letzteren werden auch „innere“ Podwigen (des Verstandes oder des Herzens) genannt, da an ihnen der Verstand und das Herz als Hauptkräfte der Seele beteiligt sind. In der asketischen Literatur heißen Podwigen auch das körperliche bzw. das innere (seelische) Tun.

Dem Hl. Theophan dem Klausner zufolge gehören zu den körperlichen Podwigen Enthaltsamheit und Fasten, ein festgelegtes Maß an Schlaf und Wachsein, körperliche Keuschheit, Zucht des Mundes (der Zunge), körperliche Munterheit zusammen mit Arbeit und Handwerk, sowie Verwahrung der körperlichen Sinne (Gehör und Augen) usw.

Zu den inneren (seelischen) Podwigen gehören Lesen und Hören des Wortes Gottes, der Schriftwerke der Heiligen Väter und der Vitae der Heiligen Gottes, Befragung der erfahrensten geistlichen Lehrer und Studium ihrer Lebenswege und ihrer Anweisung, unbediongte Hingabe an Gott, Teilnahme an kirchlichen Gottesdiensten, Gebet, Verwahrung des Verstandes und des Herzens usw. Das seelische Tun des Glaubenskämpfers (russ.: подвижник) ist das wichtigste Tun, da in der Seele des Menschen sich Leidenschaften einnisten, und eben dort erfolgt der Kampf mit den leidenschaftlichen Gedanken. Der Hl. Barsonuphios der Große sagte: „Wenn das innere Tun nicht [gemeinsam] mit Gott, also mit der Göttlichen Gnade unternommen wird, dann müht er sich (russ.: подвизается) vergeblich mit äußeren, also rein körperlichen Podwigen“. Der Hl. Isaak der Syrer lehrte: „Einer, der kein seelisches Tun hat, entbehrt der geistlichen Gaben“. Dabei ist das seelische Tun selbst auch ohne das Hilfsmittel in Form körperlicher Podwigen unmöglich zu verwirklichen.

Als höchsten und wichtigsten seelischen Podwig nennen die Heiligen Väter das unablässige Gebet - das Jesusgebet. Eben darauf bezieht sich vorwiegend die Definition des inneren Tuns. Mit Hilfe Gottes übergeht der seelische Podwig zu seiner Zeit in den geistlichen Podwig: „Der geistliche Podwig ist der schon bestehende Podwig der Seele, aber schon von der göttlichen Kraft (благодать) unterstützt“ (Hl. Ignatios Brjantschaninow).