Orthros

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Orthros (griech. ὄρθρος, "Morgendämmerung"), auch Matutin, Matins oder Morgengottesdienst genannt, ist der letzte, der vier Nachtgottesdienste, zu denen außerdem noch die Vesper, Komplet und das Mitternachtsgebet gehört. Traditionell wird der Gottesdienst derart gefeiert, dass er mit Sonnenaufgang endet. Gemeinden feiern den Orthros häufig an Sonntagen und Festtagen. Das Thema des Orthros umfasst den Aufstieg aus der Finsternis, Theophanie, Heiligung und Schau, Wandlung (oder Umkehr) und gnadenhafte Vollendung.<ref>Vgl. Archimandrit Johannes (Pfeiffer): Dass ihr anbetet in Geist und Wahrheit, Buchhagen 1999, S. 238.</ref>

Gottesdienste der Orthodoxen Kirche
Göttliche Liturgie | Lit. d. vorgeweihten Gaben | Typika (ohne Eucharistie)
Stundengebet
Vesper | Komplet | Mitternachtsgebet | Orthros
Kleine Stunden (Prim,Terz,Sext,None) | Königliche Stunden | Mesorion
Andere Gottesdienste
Hymnos Akathistos | Paraklesis | Moleben
Wasserweihe | Artoklasia
Taufgottesdienst | Krankensalbung
Weihegottesdienst | Hochzeitsgottesdienst
Begräbnisgottesdienst | Totengedächtnisgottesdienst


Struktur

Einleitung und Königsgebet
Nach den Einleitungsgebeten und der Anrufung "Kommt, lasst uns anbeten..." folgt ein Teil im klassischen Dreitakt Psalmen-Hymnen-Gebete. Dabei werden die Königspsalmen 19 und 20 gelesen. Der Hymnenteil besteht aus drei Gesängen, den Abschluss bildet die diakonale Fürbitte und ein Priestergebet.<ref>Vgl. Archimandrit Johannes (Pfeiffer): Dass ihr anbetet in Geist und Wahrheit, Buchhagen 1999, S.217.</ref>
Segen und Gesang der Engel
Mit dem priesterlichen Segen beginnt der eigentliche Orthros und es folgt der dreimalige Gesang der Engel aus Lukas 1,14-17 (LUT). Beim folgenden Troparion wird Weihrauch dargebracht.
Der Hexapsalm
Die feststehende Folge von sechs (griech. hexa PRÜFEN) Psalmen handelt vom Erwachen in seiner doppelten Bedeutung. Sie zeigt das "irdische und menschliche Hin- und Hergerissensein zwischen Seligkeit der Nähe und Schrecken des Verlassenseins."<ref>Archimandrit Johannes (Pfeiffer): Dass ihr anbetet in Geist und Wahrheit, Buchhagen 1999, S. 220.</ref> Psalm 3 (LUT), bei Luther "Morgenlied in böser Zeit" genannt, handelt dabei von der Bedrängnis durch die Feinde und die Bitte um Gottes Hilfe. Die Klagepsalmen Psalm 37 (LUT) - der dritte Bußpsalm - und Psalm87 (LUT) - das Gebet in großer Verlassenheit und Todesnähe - bringen das ganze Entsetzen irdischer Begrenztheit vor Gott. Die daraus entstehende Sehnsuch nach Gott wird in Psalm 62 (LUT) dargestellt. Die Barmherzigkeit Gottes wird in Psalm 102 (LUT), gleichsam als Zuspruch auf die düsteren Psalmen zuvor gepriesen: Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten<ref>Psalm 102,13 zitiert nach LUT.</ref>. Der Hexapsalm wird abgeschlossen, durch die Bitte um Leitung und Führung im Leben in Psalm142 (LUT). Der Hexapsalm endet ohne Hymnos mit der großen diakonalen Fürbitte.
Wechselgesang
Hier wird ein Psalm nebst Efymnion gesungen. An den meisten Tagen ist es Psalm 117. In den Klöstern werden zu diesem Gesang die Leuchter entzündet und damit eine Analogie zu den Lichtpsalmen der Vesper.<ref>Vgl. Archimandrit Johannes (Pfeiffer): Dass ihr anbetet in Geist und Wahrheit, Buchhagen 1999, S.219.</ref> Auf den Psalm folgen Hymnen und zwar zunächst die Apolytikia des Tages, dann das des Wochentages und zum Schluss ein Theotokion.
Psalterkathsimen
Nun werden drei Kathismen entsprechend der Ordnung gelesen. Jedes Kathisma besteht aus drei Abschnitten (Stasis), einem oder mehreren Hymnen und einer abschließenden diakonalen Fürbitte nebst Priestergebet. An Sonntagen oder Hochfesten wird das dritte Kathisma besonder ausführlich gesungen und um den Polyeleos, weitere Hymnen oder um den Gesang der Ekloge erweitert.
Aufstiegsgesänge
Die Aufstiegsgesänge sind eine Reihe von Hymnen, deren ursprünglicher Textkorpus aus den den Psalmen 119-133 stammt. Heute versteht man darunter eine Gruppe von drei Troparien, die im Oktoichos zu finden sind. Die Aufstiegsgesänge führen unmittelbar zur feierlichen Lesung des Evangeliums.
Evangelium
Die Lesung wird durch ein Prokimenon eingeleitet. Im Orthros ist dies feststehend, nämlich der Vers Alles was Odem hat, lobe den Herrn und weitere Verse aus den Psalmen 148-150. Es folgt das Tagesevangelium oder an Sonntagen eines der Auferstehungsevangelien. Nach dem anschließenden Psalm 50 und der Verehrung des Evangeliars folgt eine Fürbitte und ein Segensgebet.
Die biblischen Oden und ihre Kanons
Im Anschluss an das Evangelium werden nun die Neun biblischen Oden und ihre Kanons vorgetragen. Die letzte Ode bildet das Magnifikat, der Triumphgesang der Gottesgebärerin aus dem Lukasevangelium (1,46-55 LUT). In den Klöstern wird zum Magnifikat geläutet, Weihrauch dargebracht, der Vorhang des Allerheiligsten geöffnet und noch einmal die Lichter entzündet, um die Bedeutung dieses Teils des Orthros herauszustellen.<ref>Vgl. Archimandrit Johannes (Pfeiffer): Dass ihr anbetet in Geist und Wahrheit, Buchhagen 1999, S.233.</ref>
Schlussgruppe
Zum Aufgang der Sonne werden die kosmischen Psalmen 148-150 gesungen. "Alles was Odem hat, lobt den Herrn", wie es in Psalm 150 heißt; hier in der nun folgenden großen Doxologie. Es folgen noch einige Gebete, die Apolytikien des Tages und die letzten diakonalen Fürbitten. Der Orthros schließt mit dem Segensgebt des Priesters.

Formen des Orthros<ref>Dieser Abschnitt ist eine Übersetzung und Zusammenführung der Artikel Orthros (Orthodoxwiki) und Orthros (Wikipedia)</ref>

Es werden sieben verschiedene Formen unterschieden:

Grundformen
An Sonntagen wird die längste Gottesdienstordnung, mit Evangeliumslesung und großer Doxologie angewendet. Wird dieser Gottesdienst in voller Länge gefeiert, kann er bis zu drei Stunden dauern; üblicherweise wird er jedoch gekürzt. Er enthält üblicherweise verschiedene Kanons aus Oktoichos, Menaion, Triodion und/oder dem Pentekostarion. Der Sonntagsorthros kann (speziell in der slawischen Tradition) Teil einer Nachtwache sein.
An Wochentagen wird der Orthros ohne Evangeliumslesung und mit kleiner Doxologie gefeiert.
An Festtagen ist die Ordnung der Sonntagsordnung sehr ähnlich, allerdings wird kein Evangelium gelesen.
Besondere Formen
Der Orthros der Fastenzeit wird gefeiert während der großen Fastenzeit wochentags, am Mittwoch und Freitag der Butterwoche und nach Belieben an Wochentagen ohne Göttliche Liturgie während der anderen Fastenzeiten (Weihnachtsfasten, Apostelfasten, Marienfasten). Der Gottesdienst ähnelt dem täglichen Orthros, es werden jedoch weitere Texte zur Buße (Hymnen und Gebete) zugefügt. An den meisten Tagen werden drei Kathismen des Psalters gelesen. Es wird kein Evangelium und nur die kleine Doxologie gelesen. Außerdem hat der Fastenorthros ein spezielles Ende, das das Gebet Ephrems des Syres einschließt.

Weiterhin gibt es Morgengottesdienste, die in Bezug zum Osterfest stehen. Eine Besonderheit dabei ist, dass in der Hohen Woche die Morgengottesdienste am Abend zuvor und die Vesper am Morgen gefeiert wird.

Der Gottesdienst des Bräutigams ist eine Orthrosordnung, die von Montag bis Mittwoch in der Hohen Woche Anwendung findet.
Während des Orthros zum Karfreitag (oder Gottesdienst der zwölf Evangelien), direkt nach der Psalmenlesung, werden die zwölf Evangelien der Passion gelesen. Zwischen den Evangelien werden Oden oder Antiphone gesungen.<ref>Vgl. Lev Gillet: Das Jahr der Gnade des Herrn, Münster 2011, S.246.</ref>
Beim Orthros zum Karsamstag werden am nachgebauten Grabmal Christi Beweinungsgesänge gesungen und dazu der Psalm 118 rezitiert. Es werden drei Perikopen gelesen (aus dem Alten Testament, den Briefen und dem Evangelium. Nach der großen Doxologie folgt eine Prozession mit dem Epitaphios.
Der Oster-Orthros wird während der Lichten Woche gefeiert. Diese Gottesdienste unterscheiden sich sehr von den anderen Morgengottesdiensten des Jahres; nur die Ektenien, Kanones und Lobgesänge sind die Selben. Der Rest, auch die Psalmenlesungen, werden durch Osterhymnen ersetzt, die Doxologie ausgelassen. Der Priester trägt die vollen liturgischen Gewänder am Ostersonntag, während der Woche trägt er das Phelonion

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

<references />