Mariä Entschlafung: Unterschied zwischen den Versionen

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Mariä Entschlafung wird am 28. August (15. August nach dem alten Kalender) gefeiert.


Mariä Entschlafung wird am [[15. August|15./28. August]] gefeiert.


Diesem Fest geht eine zweiwöchige Fastenzeit voran – die Ent­schla­fungs­fastenzeit (Mutter-Gottes-Fasten).
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Die Farbe der liturgischen Gewänder ist Blau. Eine besondere Tradition dieses Festes ist ein üppiger Blumenschmuck.
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== Hymnen ==


'''Troparion, 1. Ton:'''
'''Troparion (1. Ton)'''


In der Geburt hast Du die Jungfräulichkeit bewahrt, im Tod die Welt nicht verlassen, o Gottesgebärerin; Du bist übergegangen zum Leben, die Du die Mutter des Lebens bist, und erlöst durch Deine Fürbitten vom Tode unsere Seelen.
In der Geburt hast Du die Jungfräulichkeit bewahrt, im Tod die Welt nicht verlassen, o Gottesgebärerin; Du bist übergegangen zum Leben, die Du die Mutter des Lebens bist, und erlöst durch Deine Fürbitten vom Tode unsere Seelen.


'''Kontakion, 2. Ton:'''
'''Kontakion (2. Ton)'''


Die in Fürbitten unermüdliche Gottesgebärerin und in der Fürsprache unerschütterliche Hoffnung haben Grab und Tod nicht überwältigt; denn als die Mutter des Lebens hat sie zum Leben hinübergeführt Der, welcher einst ihren immerwährend jungfräulichen Schoß zur Wohnung genommen hatte.
Die in Fürbitten unermüdliche Gottesgebärerin und in der Fürsprache unerschütterliche Hoffnung haben Grab und Tod nicht überwältigt; denn als die Mutter des Lebens hat sie zum Leben hinübergeführt Der, welcher einst ihren immerwährend jungfräulichen Schoß zur Wohnung genommen hatte.
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{{Orthodoxes Glaubensbuch|[[Verklärung|Die Verklärung des Herrn]]|[[Mariä Geburt|Mariä Geburt]]}}
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==Artikel: Das Fest der Entschlafung der Theotokos==
=Links=
 
Die Position des Festes der Entschlafung der Gottesgebärerin (28. Aug.) am Ende des orthodoxen Kirchenjahres (31. Aug.) hat einen tiefen Sinn. Der Festreigen des Jahres spiegelt nämlich wieder sowohl den Ablauf der Heilsgeschichte als auch etwas von unserem eigenen Leben. Er zeigt am Anfang die Geburt der Mutter des Herrn (21. Sept.), die Geburt des Herrn (7. Jan.), sein Heilswirken im österlich pfingstlichen Festreigen und am Ende den Hindurchgang der Mutter des Herrn zum ewigen Leben. Auf der Ikone ihrer Entschlafung bildet die Mandorla des Herrn mit der Heerschar der himmlischen Geister und Engel sozusagen einen Triumphbogen, durch den der Herr eingetreten ist, um die entschlafene Theotokos in sein Reich heimzuholen. Die Ikone ist ein Abbild für die Worte des Herrn im Johannesevangelium: ''' „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt. Denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit da, wo ich bin auch ihr seid“.(Joh. 14,2f.) '''
 
Die Gottesgebärerin ist ja auch ein Symbol für die Kirche, d. h. für uns Gläubige, und ihr Lebensweg ist der Weg der Kirche durch die Geschichte hinüber in das Reich der Himmel; und die himmlische Welt ist ja nicht als getrennt zu betrachten von der Kirche auf Erden. Beide sind in dem einen Haus der Kirche vereint, und es gibt eine gegenseitige Anteilnahme an dem Leben in beiden Welten. Dies kommt besonders deutlich zum Ausdruck bei dem Gebet des Priesters beim Kleinen Einzug, wenn er bei der Station in der Mitte der Kirche das Gebt zum Einzug spricht:
''' „Gebieter, Herr unser Gott, Du hast im Himmel die Ordnungen und Heere der Engel und Erzengel eingesetzt zum Dienste Deiner Herrlichkeit, so lass auch mit unserem Einzug heilige Engel einziehen, die mit uns die Liturgie vollziehen und Deine Güte lobpreisen.“ '''
Irdische und himmlische Kirche vollziehen miteinander gemeinsam den Dienst der Anbetung und Verherrlichung Gottes und bilden eine untrennbare Einheit. Diese Einheit ist es, die auf der Festikone der Entschlafung der Gottesgebärerin zum Ausdruck kommt, wenn der auferstandene Christus, der Allherrscher, der den Tod überwunden hat, vom Himmel herabsteigt, um seine entschlafene Mutter heimzuholen. Er kommt auch, um uns am Ende unseres Lebens heimzuholen in die Wohnungen, die Er für uns in Seines Vaters Haus bereitet hat.
 
Die alttestamentlichen Lesungen in der Vesper am Vorabend des Festes sind hilfreich zu seinem Verständnis. Die erste Lesung handelt von Jakobs Traum von der Himmelsleiter. Er sieht im Traum eine Leiter, die von der Erde bis in den Himmel reicht, auf der die Engel Gottes hinauf und herabsteigen. ''' „Plötzlich stand der Herr auf ihr und sagte: ‚Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks, das Land auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben; und deine Nachkommen sollen so zahlreich sein wie der Staub der Erde … und in dir und deinen Nachkommen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet sein’“(Gen. 28,12-14). ''' Diese Lesung ist eine Allegorie auf die Gottesgebärerin. So wie im Alten Bund die himmlische Welt der Engel vom Himmel herabsteigt zur Erde, so ist auch sie, die Mutter des Herrn, gleich einer Leiter auf der der Gottessohn zu den Menschen herabsteigt, um sein Heilswerk an der Menschheit zu verrichten.
 
Die zweite Vesperlesung aus dem Propheten Hesekiel handelt von dem nach Osten gerichteten Tor des Tempels, das der Prophet schaut, und dessen Verschlossenheit der Herr gebietet, weil es nur Ihm vorbehalten ist, durch dieses in den Tempel einzuziehen. Hier ist dieses Tor des Heiligtums ein Gleichnisbild für die Gottesgebärerin, weil sie es ist, durch die Gott in seinem Sohn eingeht in die Geschichte der Menschheit. Das Tor des Tempels ist nach Osten gerichtet, der Himmelsrichtung, in der die Sonne aufgeht. So ist die Theotokos, die Eingangspforte, durch die der Herr als die aufgehende Sonne des Neuen Bundes in der Finsternis der gefallenen Welt aufscheint.
 
Dir dritte Lesung in der Vesper stammt aus dem Buch der Sprüche Salomos. Da heißt es:
''' „Die Weisheit hat sich ihr Haus gebaut … sie hat ihren Wein gemischt und ihre Tafel zugerüstet. Sie .. lässt die Einladung ergehen. Und den Unverständigen lässt sie sagen: Kommt her, esset von meinem Brot und trinkt von dem Wein, den ich gemischt habe“ (Spr. 9,1-11). '''
Diese Lesung ist ein Gleichnisbild für Christus und seine Kirche. Weisheit ist ein Ehrentitel für Ihn (Die Hagia Sophia, die Kirche der Heiligen Weisheit, in Konstantinopel ist eine Christuskirche), und das Haus ist ein Abbild für die Kirche. Das Haus aber ist gleichzeitig auch eine Allegorie auf die Gottesgebärerin, weil sie diejenige ist, in der der Gottessohn am Anfang seine Wohnung genommen hatte. So wie Er in ihr war, so ist er auch in den Sakramenten seiner Kirche gegenwärtig. Somit bilden die drei Lesungen am Vorabend des Festes mit drei Gleichnisbildern die wahrgenommene Aufgabe derjenigen, „die den Gott geboren hat“ ab: Leiter, Tor und Haus.
 
Auf der Festtagsikone sehen wir am Totenbett der Allheiligen die Schar der Apostel ratlos und von tiefer Trauer erfasst. Sie schauen auf die Tote und tragen den Schmerz des Abschieds auf ihren Gesichtern. Ein jeder von uns reagiert so beim Tod eines Menschen, den er liebt und schätzt. In dem Augenblick des Todes, wo wir Menschen nichts mehr für einander tun können, und der Sterbende ganz auf sich allein gestellt zu sein scheint, tritt der auferstandene Herr auch an unser Totenbett, um uns heimzuholen in das Haus Seines himmlischen Vaters. Wenn wir unsren letzten Atemzug getan haben, fallen wir nicht in ein dunkles Loch des Zerfalls unsres Leibes und der Auflösung unsrer Person, sondern in die Hände Gottes. Durch den Eingang Seines Sohnes in das Reich des Todes wurde dessen Macht gebunden. Dieser muss, so wie er den in sein Reich eingedrungenen Gottessohn wieder freigeben musste, auch uns gleich dem Wal, der Jona ausgespuckt hatte, auch uns aus seiner Macht freigeben. Nicht nur unsere Seele muss er ins Leben bei Gott entlassen. Auch unseren Leib muss er freigeben, wenn Christus, der Allherrscher am Ende der Zeit am Himmel erscheinen wird mit der Heerschar Seiner körperlosen Mächte, Seiner Engel und Erzengel, um Gericht zu halten über Lebende und aus den Gräbern Auferstandene. Dann werden auch wir auferstehen und einen neuen Leib erhalten, und dem Hades, dem Tod, bleibt nicht einmal mehr der Leib.
 
Die Ikone offenbart das, was in unsrer Sterbestunde auch uns unsichtbar umgibt: Der Auferstandene tritt auch in unser Sterbezimmer ein, um uns heimzuholen in das Haus Seines Vaters, wo unser letztes Zuhause sein wird auf ewig. Auch uns, die wir unsere Hoffnung über den physischen Tod hinaus auf Ihn gesetzt haben, wird das widerfahren, was auf der Ikone abgebildet ist: Er wird kommen und uns durch den Triumphbogen seines Sieges über den Tod zurückführen in den Lichtglanz Seines himmlischen Reiches.
 
'''Der Artikel als Faltblatt: [[File:Entschlafung.doc]]'''
 
===Autor und Copyright===
[[Johannes R. Nothhaas, Priester|Priester Johannes R. Nothhaas]]
 
Orthodoxe [[Gemeinde des Hl. Christophorus]], Mainz
Bei Fragen an den Autor zum Artikel und dem orthodoxen Glauben: nothhaas@googlemail.com


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Aktuelle Version vom 27. April 2021, 18:05 Uhr

Uzmigimas.jpg

Orthodoxes Glaubensbuch - Mariä Entschlafung

Mariä Entschlafung wird am 15./28. August gefeiert.

Diesem Fest geht eine zweiwöchige Fastenzeit voran – die Ent­schla­fungs­fastenzeit (Mutter-Gottes-Fasten).

Das Geschehen, das die Grundlage für dieses Fest bildet, ist in der kirchlichen Überlieferung verankert.

Nachdem der Herr in den Himmel aufgefahren war, lebte die Allreine Jungfrau Maria, die Mutter Gottes und Fürsprecherin aller Christen vor Gott, noch lange inmitten der Apostel und ihrer Nachfolger. Sie freute sich, als sie die Verbreitung der Kirche Christi in der ganzen Welt sah, ihr Herz frohlockte darüber, dass der Ruhm ihres Sohnes bis an die Grenzen der entlegensten Länder drang, und überall, wo der Name Christi verehrt wurde, wurde auch ihrer gedacht, die Ihn geboren und sich in den Tagen Seines irdischen Lebens um Ihn gekümmert hatte. Alle priesen die Allreine Mutter Gottes, die noch unter den Menschen auf Erden lebte.

Obwohl ihr Leben lange währte, war sie sich dessen bewusst, dass der Zeitpunkt kommen würde, den sie so sehr erwartete – den Körper zu verlassen und zu Gott zu gehen. Es ist uns nicht genau bekannt, wie lange die Allreine Jungfrau gelebt hat: die einen sagen 57 Jahre, andere 63, wieder andere nennen die Zahl 72; aber es ist klar, dass sie ein hohes Alter erreichte. Die Seele der Gottesmutter war immer von einem Wunsch erfüllt – endlich wieder das Antlitz ihres Sohnes zu schauen, in der Herrlichkeit des Himmels. Sie betete unter Tränen zum Herrn, dass Er sie aus dieser Welt des Leids dorthin nehmen möge, wo mit Ihm alle Heiligen frohlocken.

Die Allreine Jungfrau lebte im Haus des heiligen Apostels Johannes des Theologen auf dem Berg Zion, im Südwesten von Jerusalem, wo sich die Burg von Jerusalem erhob. Von da ging sie oft auf den Ölberg, zum Ort der Himmelfahrt ihres Sohnes. Hier betete sie inständig in Abgeschiedenheit.

Und eines Tages, während die Gottesmutter auf dem Ölberg wieder allein darum betete, dass der Herr ihr das Ende rascher schicken und sie zu Sich in den Himmel aufnehmen möge, erschien ihr der Erzengel Gabriel, welcher der Gottesmutter schon seit den ersten Tagen ihrer Kindheit diente: er hatte ihr Nahrung in den Tempel gebracht, er hatte ihr die Geburt des Sohnes Gottes verkündigt, er beschützte sie immer während ihres Lebens auf Erden. Der lichte und freudige Erzengel Gabriel überbrachte der Gottesmutter die schon lange von ihr ersehnte Kunde, dass sie in drei Tagen zu Christus, Gott, gehen werde. Der Erzengel sagte, sie solle nicht betroffen sein und mit Freude seine Worte annehmen, denn dies werde kein Tod sein, sondern der Übergang in ein Leben der Unsterblichkeit, zum ewigen König der Herrlichkeit.

Die Mutter Gottes geriet durch die Worte des Erzengels in unaussprechliche Freude und Begeisterung, denn es war für sie das Freudigste und Angenehmste, im Himmel mit ihrem Sohn und Gott zu wohnen, in Seiner seligen Nähe, Ihn immer vor Augen zu haben.

Vor ihrer Entschlafung wollte die Allreine Gebieterin nochmals alle Apostel sehen, die in der ganzen Welt verstreut waren, um zu predigen. Sie bat den Herrn, dass sie in ihrer Todesstunde nicht den Fürsten der Finsternis – Satan – und seine furchtbaren Diener sehen, sondern dass der Herr selbst, Sein Versprechen erfüllend, kommen und ihre Seele in Seine heiligen Hände nehmen möge.

Nach dem Gebet kehrte die Allheilige Gottesmutter nach Hause zurück; hier erbebte alles, denn mit ihr kam unsichtbar die Herrlichkeit und Kraft Gottes, welche die Gottesmutter umgab, in das Haus. Ihr Gesicht strahlte von der Herrlichkeit Gottes heller als ehemals das Gesicht des Mose, als dieser vom Berg Sinai herabstieg, nachdem er gerade erst Gott gesehen und mit Ihm gesprochen hatte.

Die ruhmreiche Gebieterin begann sich auf ihr Ende vorzubereiten. Zuerst berichtete sie alles dem von ihr an Sohnes statt angenommenen Lieblingsjünger Christi, Johannes. Dann erzählte die Gottesmutter auch allen übrigen von ihrem bevorstehenden Heimgang.

Der heilige Johannes der Theologe schickte sofort Boten zum heiligen Jakobus, dem Apostel und Bischof von Jerusalem, und auch zu allen Verwandten und Bekannten und benachrichtigte sie über den bevorstehenden Heimgang der Gottesmutter und auch den Tag.

Der heilige Jakobus beeilte sich, davon alle Christen zu verständigen, die nicht nur in Jerusalem, sondern auch in dessen Umgebung und sogar in anderen Städten wohnten. So versammelten sich bei der Gottesmutter mit dem Bischof von Jerusalem eine Vielzahl von Menschen, Verwandten und gläubigen Christen, Männer wie Frauen.

Die Allreine Gebieterin vermachte ihre Gewänder zwei armen Witwen, die ihr zeit ihres Lebens gedient hatten, und bat, ihren Leib im Garten Getsemani zu begraben, am Fuße des Ölbergs, unweit von Jerusalem. Dort befanden sich das Grab Joachims und Annas, ihrer Eltern, und auch das Grab Josefs, mit dem sie verlobt gewesen war. Diese Gräber befanden sich am Rande des Tales Josafat, das zwischen Jerusalem und dem Ölberg lag. In diesem Tal wurden gewöhnlich arme Bürger bestattet.

Während die Gottesmutter diese Anweisungen gab, vernahm man plötzlich ein Tosen, das an Donnergrollen erinnerte, und Wolken hüllten das Haus Johannes des Theologen ein. Gemäß Gottes Befehl ergriffen Engel die Apostel in den verschiedenen Ländern, wohin sie gegangen waren, um das Evangelium zu predigen, und brachten sie nach Jerusalem zum Haus der Gottesmutter. Die Apostel freuten sich, als sie einander sahen, waren aber unschlüssig, wozu sie der Herr versammelt hatte. Der heilige Johannes der Theologe erklärte ihnen, dass für die Gottesmutter die Zeit gekommen sei, zum Herrn zu gehen.

Am dritten Tag, in der dritten Stunde erfüllte ein göttliches Licht das Zimmer, in dem die Gottesmutter auf ihren Heimgang wartete. In diesem Licht kam der Herr Jesus Christus selbst mit einer Vielzahl von Engeln und Erzengeln herab. In einem leichten Schlaf übergab die Allheilige Jungfrau ihre Seele in die Hände ihres Sohnes.

Nachdem die Apostel ihren Abschied von der Mutter Gottes auf Erden beweint hatten, schickten sie sich an, ihren allreinen Leib zu begraben. Der feierliche Begräbniszug ging von Zion durch ganz Jerusalem nach Getsemani. Auf dem Weg dorthin kam es zu einem Zwischenfall. Der jüdische Priester Jephonias wollte aus Eifersucht und Hass gegen die Gottesmutter die Bahre umwerfen, auf welcher der Leib der Allheiligen Jungfrau lag, aber ein Engel des Herrn hackte ihm unsichtbar die Hände ab.

Als er dieses Wunder sah, bereute Jephonias, seine Sünde wurde vergeben, und er wurde geheilt. Dieses Ereignis stellen die Ikonenmaler oft auf den Ikonen von Mariä Entschlafung dar.

Der Apostel Thomas, der nicht am Begräbnis teilgenommen hatte, kam erst am dritten Tag nach der Entschlafung der Mutter Gottes nach Jerusalem. Als er mit den Jüngern zum Grab in Getsemani kam, stellte sich heraus, dass der Leib der Allreinen Jungfrau nicht mehr dort war. Die Allreine Jungfrau war zusammen mit ihrem Leib von ihrem Sohn und Gott in den Himmel aufgenommen worden.

Das Fest Mariä Entschlafung wird am zweiten oder dritten Tag mit einer besonderen Prozession beendet. Sie wird “Begräbnis der Gottesgebärerin” genannt. Am Ende der Nachtwache, während der das Grabtuch mit der Darstellung der Gottesmutter in der Mitte der Kirche liegt, wird es in einer Prozession um die Kirche getragen und in den Altar gebracht. Dieser Ritus wird in Analogie zu der Prozession begangen, die in Jerusalem am Grab der Gottesmutter in Getsemani stattfindet.

Die Farbe der liturgischen Gewänder ist Blau. Eine besondere Tradition dieses Festes ist ein üppiger Blumenschmuck.

Hymnen

Troparion (1. Ton)

In der Geburt hast Du die Jungfräulichkeit bewahrt, im Tod die Welt nicht verlassen, o Gottesgebärerin; Du bist übergegangen zum Leben, die Du die Mutter des Lebens bist, und erlöst durch Deine Fürbitten vom Tode unsere Seelen.

Kontakion (2. Ton)

Die in Fürbitten unermüdliche Gottesgebärerin und in der Fürsprache unerschütterliche Hoffnung haben Grab und Tod nicht überwältigt; denn als die Mutter des Lebens hat sie zum Leben hinübergeführt Der, welcher einst ihren immerwährend jungfräulichen Schoß zur Wohnung genommen hatte.

Ikonographie

Entschlafung ist kein Tod, sondern nur ein Schlaf. Die Mutter Gottes fuhr – wie auch Christus – bald in den Himmel auf.

Im Mittelfeld der Ikone liegt die Mutter Gottes auf einer Lagerstatt, an deren Kopf- und Fußende die Apostel stehen; es werden auch Bischöfe – Hierarchen – dargestellt.

In der Mitte, auf goldenem Hintergrund oder in einer Mandorla, steht die Gestalt Christi, der ein in Windeln gewickeltes Kind, die Seele der Mutter Gottes, auf Seinen Armen trägt. Christus begleiten Erzengel, die bereit sind, die Seele Marias in Empfang zu nehmen.

Neben der Lagerstatt können eine kleine Bank mit einem Gefäß, Schuhe und eine Kerze stehen. Seit dem XV. Jahrhundert wurde im unteren Teil der Ikone auch folgende Szene dargestellt: Ein Engel schlägt Jephonias, der die Lagerstatt der Mutter Gottes umstürzen wollte, mit einem Schwert die Hände ab; darüber hat sich eine apokryphe (eine zu späterer Zeit geschriebene und nicht zum Neuen Testament gehörende) Überlieferung erhalten: Als die Apostel den Leib der Gottesmutter mit Gesängen zur Bestattung geleiteten, wollte sie der jüdische Hohepriester aufhalten. Aber kaum hatte er den heiligen Leib berührt, verbrannte Feuer seine Hände. Da wandte der Hohepriester sich mit Flehen an den Apostel Petrus, durch dessen Fürsprache er dann geheilt wurde.

Oft werden auch die Apostel dargestellt, die von allen Enden der Welt zum Ort der Entschlafung Marias eilen. Sie sitzen auf Wolken, die gleichsam von Engeln getragen werden.

Manchmal sieht man auch folgende Szene: Der zu spät gekommene Apostel Thomas erhält aus den Händen der Mutter Gottes, die von den Engeln in den Himmel getragen wird, ihren Gürtel.

Es wird angenommen, dass die erste Mariä-Entschlafungs-Ikone im Jahre 1073 aus Konstantinopel in die Rus’ gebracht und den heiligen Antonij und Feodosij vom Kiever Höhlenkloster gegeben wurde. Sie hatte ihren Platz über der Königstür der Mariä-Entschlafungs-Kirche im Kiever Höhlenkloster.

Eine alte Ikone “Mariä Entschlafung” vom Ende des XII./Beginn des XIII. Jahrhunderts aus dem Desjatinnyj-Kloster in Novgorod befindet sich in der Tretjakov-Galerie. Ihre Ikonographie ist kompliziert, sie besteht aus mehreren Szenen: Gemäß der traditionellen Darstellung drängen sich die Apostel neben der auf einer Lagerstatt liegenden Mutter Gottes, und Christus nimmt die Seele der Mutter auf. In einer anderen Szene fliegen die Apostel auf blauen Wolken zum Sterbebett der Jungfrau Maria, von Engeln geleitet. In einer dritten Szene trägt der Erzengel Michael die Seele der Gottesmutter ins Paradies. Christus hat auf dieser Ikone keine Mandorla. Der Maler dieser Ikone hebt auch einige Details aus dem Alltagsleben hervor: Hinter der Lagerstatt stehen zwei Kerzen und auf einer kleinen Bank vor der Lagerstatt die roten Schuhe der Mutter Gottes.

Das Thema “Mariä Entschlafung” ist auch auf der Rückseite der Mutter-Gottes-Ikone „Donskaja“ von Feofan Grek dargestellt, die im Jahre 1392 gemalt wurde. Hier dominiert die Figur Christi, der die Seele Marias in den durch einen Umhang bedeckten Händen hält. Seine im Vergleich zu den anderen Personen riesige Gestalt wird durch eine dunkelblaue Mandorla im Hintergrund hervorgehoben.


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