Ludmilla von Böhmen: Unterschied zwischen den Versionen

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Ludmilla ertrug ihre frühe Witwenschaft mit Mut und Ergebenheit in den Willen Gottes, verteilte ihren Reichtum für fromme Werke wie Kirchen und kirchliche Schulen und führte von da an ein zurückgezogenes Leben in Frömmigkeit.
Ludmilla ertrug ihre frühe Witwenschaft mit Mut und Ergebenheit in den Willen Gottes, verteilte ihren Reichtum für fromme Werke wie Kirchen und kirchliche Schulen und führte von da an ein zurückgezogenes Leben in Frömmigkeit.


Spytihněv herrschte auf dem Hradschin und ließ das Reich der Přemysliden in Mittelböhmen durch neue Burgen in alle Himmelsrichtungen sichern.<ref>Burg Mělník im Norden, Burg Libušín im Nordwesten, Burg Tetín im Südwesten, Burg Lštění im Südosten und Burg Boleslav im Nordosten</ref>. Darüber hinaus schloß er ein Abkommen mit dem Nomadenvolk der Ungarn, welches Böhmen vor deren Einfällen bewahrte. Obendrein verheiratete er 906 seinen jüngsten Bruder Vratislav mit Drahomíra aus dem westslawischen Stamm der Heveller, womit sein slawisches Bündnissystem weit über Böhmen, Mähren und die sorbischen Lausitzen erweitert wurde.<ref>Ebenfalls 906 waren die Ungarn den vom ostfränkischen Reich angegriffenen Daleminziern zu Hilfe gekommen, so dass sich der sächsische Heerführer Heinrich geschlagen zurückziehen mußte.</ref> Durch diese Maßnahmen festigte Spytihněv die Herrschaft der Přemysliden, 897 traten letztmalig mehrere Fürsten als Vertreter Böhmens auf, danach ging die Oberherrschaft ganz auf diese Dynastie über. Ludmilla erzog ihren 908 geborenen Enkel Wenzel im rechten Glauben und den heiligen evangelischen Tugenden und ließ ihn auch in kirchenslawischer Sprache und Schrift durch Priester unterrichten.
Spytihněv herrschte auf dem Hradschin und ließ das Reich der Přemysliden in Mittelböhmen durch neue Burgen in alle Himmelsrichtungen sichern.<ref>Burg Mělník im Norden, Burg Libušín im Nordwesten, Burg Tetín im Südwesten, Burg Lštění im Südosten und Burg Boleslav im Nordosten</ref>. Alle böhmischen Fürsten leisteten ab 895 dem Kaiser Arnulf von Kärnten Tribut, um so weitere Kriegszüge des mächtigen Nachbarn zu vermeiden. Darüber hinaus schloß Spytihněv ein Abkommen mit dem Nomadenvolk der Ungarn, welchen freier Durchzug gewährt wurde. Obendrein verheiratete er 906 seinen jüngsten Bruder Vratislav mit Drahomíra aus dem mächtigsten elbslawischen Stamm der Heveller, womit sein slawisches Bündnissystem weit über Böhmen, Mähren und die sorbischen Lausitzen erweitert wurde.<ref>Ebenfalls 906 waren die Ungarn den vom ostfränkischen Reich angegriffenen Daleminziern zu Hilfe gekommen, so dass sich der sächsische Heerführer Heinrich geschlagen zurückziehen mußte.</ref> Durch diese Maßnahmen festigte Spytihněv die Herrschaft der Přemysliden, 897 traten letztmalig mehrere Fürsten als Vertreter Böhmens auf, danach ging die Oberherrschaft ganz auf diese Dynastie über. Ludmilla erzog ihren 908 geborenen Enkel Wenzel im rechten Glauben und den heiligen evangelischen Tugenden und ließ ihn auch in kirchenslawischer Sprache und Schrift durch Priester unterrichten.


Aber auch Spytihněv erreichte kein hohes Alter und verstarb 915, kaum vierzigjährig. Ihm folgte sein jünster Bruder Vratislav I. als böhmischer Herzog.  
Aber auch Spytihněv erreichte kein hohes Alter und verstarb 915, kaum vierzigjährig. Ihm folgte Ludmillas jüngster Bruder Vratislav I. als böhmischer Herzog. Der mittlere Sohn war bereits in jungen Jahren verstorben. Vratislav I. setzte die Herrschaft im Sinne seines Bruders kontinuierlich fort. Doch auch er erreichte kein hohes Alter und verstarb nach sechsjähriger Regierung am 13. Februar 921 im Alter von nur 32 Jahren. 


== Anmerkungen ==  
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Version vom 14. März 2018, 09:15 Uhr

Die heilige Ludmilla von Böhmen (*um 860; † 15. September 921 in Tetín) war die Gemahlin des böhmischen Fürsten Bořivoj I. (* um 855; † um 890) und die Großmutter des heiligen Wenzels.

Ludmillas Vater Slavibor war der Fürst des sorbischen Stammes der Milzener in der Oberlausitz und verfügte<ref> nach dem Bayerischen Geographen</ref> über 30 Siedlungskammern.<ref>civitates - möglicherweise schon mit einer zentralen Burganlage in der Mitte der zugehörigen Siedlungen</ref>

Das seit etwa 874 verheiratete Fürstenpaar war durch den heiligen Method, dem Erleuchter der Slawen, im heiligen orthodoxen Glauben unterwiesen und getauft worden. Beide bemühten sich mit großem Eifer, ihre Untertanen zu Christus zu führen. In ihrem Herrschaftsbereich ließen sie viele Gotteshäuser erbauen und sorgten für den Unterhalt der Priester. Sie stifteten auch Kirchen in Bautzen (Oberlausitz), Görlitz, Briesnitz (heute zu Dresden) und Gana, der Hauptburg der Daleminzier. Sowohl in Bautzen als auch in Briesnitz stifteten sie Schulen für eine Elementarbildung.

Etwa 875 gebar sie ihren ersten Sohn Spytihněv, danach noch einen weiteren Sohn und drei Töchter, und um 888 ihr letztes Kind Vratislav. Kurz darauf, spätestens 890, starb Bořivoj I. im Alter von gerade einmal 36 Jahren.

Die Herrschaft in Böhmen übernahm der mährische Knjas Svatopluk I.<ref>als Vormund für Ludmillas ältesten Sohn Spytihněv</ref>. Erst nach dessen Tod 894 folgte Spytihněv seinem Vater als Herzog nach.

Ludmilla ertrug ihre frühe Witwenschaft mit Mut und Ergebenheit in den Willen Gottes, verteilte ihren Reichtum für fromme Werke wie Kirchen und kirchliche Schulen und führte von da an ein zurückgezogenes Leben in Frömmigkeit.

Spytihněv herrschte auf dem Hradschin und ließ das Reich der Přemysliden in Mittelböhmen durch neue Burgen in alle Himmelsrichtungen sichern.<ref>Burg Mělník im Norden, Burg Libušín im Nordwesten, Burg Tetín im Südwesten, Burg Lštění im Südosten und Burg Boleslav im Nordosten</ref>. Alle böhmischen Fürsten leisteten ab 895 dem Kaiser Arnulf von Kärnten Tribut, um so weitere Kriegszüge des mächtigen Nachbarn zu vermeiden. Darüber hinaus schloß Spytihněv ein Abkommen mit dem Nomadenvolk der Ungarn, welchen freier Durchzug gewährt wurde. Obendrein verheiratete er 906 seinen jüngsten Bruder Vratislav mit Drahomíra aus dem mächtigsten elbslawischen Stamm der Heveller, womit sein slawisches Bündnissystem weit über Böhmen, Mähren und die sorbischen Lausitzen erweitert wurde.<ref>Ebenfalls 906 waren die Ungarn den vom ostfränkischen Reich angegriffenen Daleminziern zu Hilfe gekommen, so dass sich der sächsische Heerführer Heinrich geschlagen zurückziehen mußte.</ref> Durch diese Maßnahmen festigte Spytihněv die Herrschaft der Přemysliden, 897 traten letztmalig mehrere Fürsten als Vertreter Böhmens auf, danach ging die Oberherrschaft ganz auf diese Dynastie über. Ludmilla erzog ihren 908 geborenen Enkel Wenzel im rechten Glauben und den heiligen evangelischen Tugenden und ließ ihn auch in kirchenslawischer Sprache und Schrift durch Priester unterrichten.

Aber auch Spytihněv erreichte kein hohes Alter und verstarb 915, kaum vierzigjährig. Ihm folgte Ludmillas jüngster Bruder Vratislav I. als böhmischer Herzog. Der mittlere Sohn war bereits in jungen Jahren verstorben. Vratislav I. setzte die Herrschaft im Sinne seines Bruders kontinuierlich fort. Doch auch er erreichte kein hohes Alter und verstarb nach sechsjähriger Regierung am 13. Februar 921 im Alter von nur 32 Jahren.

Anmerkungen

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