Joseph der Wundertäter, Abt von Wolozk

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Joseph der Wundertäter, Abt von Wolozk.jpg

Gedächtnis: 9. September, 18. Oktober (Auffindung der Gebeine)

Am 14. November 1440 (nach anderen Quellen 1439) wurde der hl. Joseph im Dorfe Jazwische-Pokrovskoje in der Nähe von Wolokolamsk als Sohn des Dienstadligen Ioann Sanin (später Mönch Ioannikij) und seiner Frau Marina (später Nonne Marija) geboren und auf den Namen seines Vaters getauft. Sein Vorfahr, Aleksandr Sanja, war einst von Litauen gekommen und in russische Dienste getreten. Als siebenjähriges Kind kam der junge Ioann in die Lehre des gebildeten Starzen Arsenij vom Kreuz-Erhöhungs-Kloster in Wolokolamsk, wo das begabte Kind in einem Jahr den ganzen Psalter erlernte. Bald wurde er Vorleser und Sänger in der Klosterkirche. Ioann konnte bald die gesamte monastische Gebetsordnung auswendig. Am 13. Februar 1460 empfing er dann selbst im strengen Kloster von Borovsk beim hl. Paphnutios das Mönchsgewand und den Namen Joseph. Der junge Mönch diente im Kloster in den verschiedensten Aufgaben ohne Murren. Bald wurde er Ekklesiarch; d.h., er hatte die Aufsicht über den ordnungsgemäßen Ablauf der Gottesdienste. Etwa 18 Jahre blieb Joseph im Kloster des hl. Paphnutios; vor dessen Tod am 1. Mai 1477 wurde er noch zum Priestermönch geweiht und anschließend sein Nachfolger. Als sich aber die Bruderschaft seinem Bestreben, im Kloster die strenge Gemeinschaftsordnung einzuführen, widersetzte, zog er mit sieben Anhängern fort und lebte erst einmal wieder zwei Jahre wie ein einfacher Novize im Kirill-Kloster von Beloje Osero. Er gründete dann mit Hilfe des Fürsten Boris Wasiljewitsch, dem Bruder von Zar Ioann III., in Wolokolamsk ein eigenes Kloster, das dem Entschlafen der Gottesmutter gewidmet und am 15. August 1479 geweiht werden konnte. Hier verwirklichte Joseph in einem selbst geschriebenen Typikon seine Ideen von einem strengen Gemeinschaftsleben der Mönche, die nur gemeinsamen Besitz haben sollten. Mit jedem Jahr wuchs das Kloster an: 1485 konnte die neue Steinkirche von den besten Ikonenmalern Russlands ausgestaltet werden, und 1504 folgte die beheizbare Theophanie-Refektoriums-Kirche. Unter seine Schüler konnte Joseph die Moskauer Metropoliten Daniil (+ 1539) und Makarij (+1563), den Erzbischof Vassian von Rostov (+ 1515) und manch anderen Bischof zählen. Auch das einfache Volk zog es zu Josephs Kloster, wo manchmal bis zu 700 Menschen gespeist haben sollen. Zugleich leistete Joseph Gewaltiges in der Abwehr der Häresien und der Verteidigung des orthodoxen Glaubens gegen innere Spaltungen; so z. B., im Kampf gegen die sog. Judaisanten, bei dem er neben dem Nowgoroder Bischof Gennadios († 1505; Fest: 4. Dezember) die Hauptlast trug. Hierzu verfasste er 1502-1504 sein elfteiliges Traktat "Von der neuentstandenen Häresie der Nowgoroder Ketzer", weswegen seine Schüler ihn als "Erleuchter" verehren und seine Schriften unter diesem Titel herausgaben. Eine andere Belastung war die Verteidigung der Unabhängigkeit der Kirche gegen die Bestrebungen Zar Ioanns, ihr mit dem Grundbesitz auch diese zu beschneiden. Zum großen Leidwesen Josephs fand der Zar bei den Wolga-Starzen um den hl. Nilus von Sora Bündnispartner, die in ihrer Ahnungslosigkeit nicht merkten, dass der Zar mit seinen Bodenreformplänen auch der kirchlichen Autonomie den Boden entzogen hätte. Erst auf dem Konzil von 1503 konnte Joseph erreichen, dass die Unantastbarkeit des kirchlichen Grundbesitzes garantiert wurde, was ein selbständiges Wirken der Klöster und Kirchen ermöglichte. Joseph stellte somit dem Armutsideal von Nilus den Ausspruch gegenüber: Der Reichtum der Kirche ist der Reichtum Gottes. Am 9. Oktober 1515 entschlief Joseph.

Seine erste Vita wurde in den Vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts von seinem Schüler, dem Bischof Sawwa dem Schwarzen von Krutitsi, geschrieben, Die örtliche Verehrung im Kloster begann im Dezember 1578 und wurde am 15. Januar 1589 bestätigt, und schon am 1. Juni 1591 wurde vom Patriarchen Hiob von Moskau das allgemeine Gedenken angeordnet. (© "Gottesdienst zum Ehren aller Heiligen der Rus", Würzburg, 1987. Seiten - 104 - 115)