Johannes von Shanghai, der Wundertäter

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Johannes von Shanghai, der Wundertäter.jpg
Der Hl. Johannes bei seiner Ankunft in Shanghai

Gedächtnis 19. Juni / 2. Juli und 29. September (Auffindung der Gebeine)

Der Heilige Hierarch Johannes, Erzbischof von Shanghai und San Francisco, der Wundertäter (* 4./ 16. Juni 1896 im Dorf Adamowka im Gouvernement Charkow; † 2. Juli 1966 in Seattle) war Bischof der Russischen Auslandskirche.

Der Heilige Hierarch Johannes (Ioann oder auch John Maximovitch), Erzbischof von Shanghai und San Francisco (1896-1966) predigte in Asien, Europa und Amerika. Er beschützte arme und leidende Menschen, war ein uneigennütziger, heilkundiger Arzt, ein strenger Asket, ein „Narr in Christo“ („Jurodiwy“) und ein Apostel der neuesten Zeit. Erzbischof Johannes wurde von der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland am 19. Juni (nach dem gregorianischen Kalender am 2. Juli) 1994 heilig gesprochen. Er schlief nie im Liegen, war immer wach und verbrachte die Nächte im Gebet. Der Herr selbst offenbarte ihm, welche Menschen Hilfe benötigten. Er ging durch Wände, exorzierte Dämonen bei Besessen, beantwortete nicht-ausgesprochene Fragen, heilte hoffnungslos Kranke und im Sterben liegende.

Er erschien unerwartet da, wo man ihn besonders brauchte, und kannte im Voraus die Nöte und Kümmernisse derjenigen, die seine Hilfe suchten. Er strahlte eine Kraft aus, die die Leute noch mehr anzog als seine unzähligen Wunder - die Kraft der Liebe Christi. Noch zu Zeiten seines irdischen Lebens fand er, wenn Bitten an ihn herangetragen wurden, nicht nur die richtigen Worte, um die um Hilfe Bittenden zu trösten, sondern schritt auch sogleich zur Tat. Für die Gläubigen der Welt ist der Heilige Hierarch Johannes der Wundertäter ein sofortiger Helfer für alle, die unter Miseren, Krankheiten, Kümmernissen und Bedrohungen leiden. Er ist der Beschützer der Reisenden und Tröster der Leidenden.

Vater Johannes, bete für uns zu Gott!

Wirken von Johannes, dem Wundertäter

Apostel der letzten Tage

Die Zwangsauswanderung eines Teils der russischen Gesellschaft nach der Revolution von 1917 wurde vom Heiligen Hierarchen Johannes als eine besondere Vorsehung Gottes angesehen. Er sagte, dass der Herr, indem er das russische Volk bestrafte, es gleichzeitig auch auf den Weg zur rettenden Heilung brachte, und zwar indem er es zum Prediger der Orthodoxie auf der ganzen Welt gemacht hat. Johannes der Wundertäter selbst wurde zum weltweiten Erleuchter, der mit jedem neuen Jahr immer heller für die Menschheit schien. Durch ihn wandten sich viele Menschen auf allen Kontinenten zu Gott.

Durch die heilige Tugendtat seines apostolischen Dienstes zeigte der Heilige Hierarch Johannes, dass das Christentum für alle Menschen und zu allen Zeiten den Sinn des Lebens offenbart, und es daher nur mit ihm möglich ist, Antworten auf alle entscheidenden Fragen und Herausforderungen des Lebens zu finden.

Noch zu Zeiten seines irdischen Lebens sagte Johannes der Wundertäter, der hoffnungslos kranke Menschen heilte und zum Tode Verurteilte rettete, dass es keinen Sinn mache, den Zweck des Lebens im irdischen zu suchen, dessen Ende der Tod ist. Es sei dagegen notwendig, sich dem göttlichen, gnadenvollen, ewigen Leben zuzuwenden, dann werde auch dieses vorübergehende irdische Leben in Ordnung kommen.

prophetischer Dienst

Johannes, der Heilige Hierarch Christi, der mit seinen Wundern die ganze Welt erfüllte, sah in die Zukunft und brachte die Gegenwart durch seine Gebete in Ordnung. Über die Zukunft Russlands sagte er:

"Das wiedererrichtete Russland ist das, was die ganze Welt braucht - die Welt, die vom Geist des Lebens verlassen ist und ganz in Angst taumelt, wie bei einem Erdbeben. Überall ist Unsicherheit, Misstrauen und Kraftlosigkeit. Man spricht vom Frieden; aber es gibt keinen Frieden, und alle bereiten sich auf den Krieg vor. Man versucht, für alle Wohlstand zu erreichen, aber das Leben wird immer aufreibender und schwieriger. Man sucht nach neuen Lebenswegen, wird sie aber nie finden, weil es sie nicht gibt". "Für die Wiederbelebung Russlands sind alle politischen Vereine und Programme unbrauchbar: Russland benötigt die moralische Erneuerung des russischen Volkes."

"Russland wird wieder so auferstehen, wie es schon immer auferstanden ist. Es wird auferstehen, wenn der Glaube wieder brennen wird; wenn die Menschen geistlich auferstehen; wenn ihnen der klare, feste Glaube an die Wahrheit der Worte des Heilands wieder wichtig sein wird: "Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden“. Russland wird auferstehen, wenn es wieder anfängt, den Glauben und die Bekenntnis zur Orthodoxie zu lieben; wenn es die orthodoxen Prediger und Bekenner sehen und lieben wird."

"Russland wird auferstehen, wenn es nach oben schauen und sehen wird, dass alle im Russischen Lande erschienenen Heiligen im Reich Gottes lebendig sind, dass in ihnen der Geist des ewigen Lebens lebt, und dass wir mit ihnen sein und ewiges Leben erlangen müssen. Darin liegt die Rettung Russlands und der ganzen Welt."

sofortiger Helfer

Der Heilige Hierarch Johannes ist die verkörperte Liebe Gottes, ein grenzloser Ozean der Liebe. Er eilt zu allen Hilfebedürftigen, um ihnen - unabhängig von ihrem Glauben und ihrer Nationalität - zu helfen, noch bevor darum gebeten wurde.

Die Menschen, die die gnadenvolle Hilfe von Johannes dem Wundertäter erlebt haben, halten schon fest an seinem Bischofstalar. In allen Kümmernissen, Nöten und Miseren rufen sie seinen heiligen Namen. Vertrauen wir auf den Heiligen, heilen seine Ikonen und selbst Bücher über ihn unser seelisches und körperliches Unbehagen. Nicht selten tragen Frauen in ihren eleganten Handtaschen Bücher und Ikonen dieses Heiligen Hierarchen als wertvollen Schatz mit sich und greifen danach als Hilfsmittel in allen schwierigen Situationen. In Autos, Hubschraubern, Flugzeugen, auf und unter Wasser wirken Ikonen von Johannes dem Wundertäter als gnadenvolle Versicherungen, die bewährt wirken, wenn man den Heiligen rechtzeitig zu Hilfe ruft.

Es gibt keine Krankheiten, Kümmernisse und Nöte, in denen der Heilige Hierarch Johannes uns nicht helfen würde, unser Kreuz zu tragen.

Leben

Michail ist aus der Familie Maximowitsch, der auch der in ebenfalls in der orthoxen Kirche heiliggesprochene Johannes von Tobolsk (1651–1715) entstammt. <ref> Vgl. auch zum Folgenden Fr. Seraphim Rose and Abbot Herman: Saint John The Wonderworker (Stand: 18. Oktober 2012) </ref> Der Vater Michail war adeliger Marschall und sein Onkel Rektor der Kiewer Universität. Von 1907 bis 1914 besuchte er die Militärschule von Poltava, 1918 schloss er sein Studium an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität in Charkiw ab. 1921, in der Zeit des russischen Bürgerkriegs, kam die Familie nach Belgrad, wo Michail bis 1925 an der dortigen Universität Theologie studierte. 1924 wurde er von Metropolit Antoni Chrapowizki zum Lektor in der russisch orthodoxen Kirche ordiniert. 1926 empfing er als Johannes die Tonsur zum Mönchsstand und am 21. November desselben Jahres wurde er zum Mönchspriester geweiht. Von 1925 bis 1927 war er Religionslehrer an einer staatlichen serbischen Schule und von 1929 bis 1934 war er Lehrer und Tutor am serbischen Seminar des Heiligen Johannes des Theologen in Bitola, wo er die Göttliche Liturgie auch in griechischer Sprache zelebrierte. Bitola gehörte zur Diözese von Ochrid, in der damals Nikolaj Velimirović Bischof war. Der von der serbisch orthodoxen Kirche heilig gesprochene Bischof woll des öfteren gesagt haben: „Wenn du einen lebenden Heiligen sehen willst, geh nach Bitola zu Vater Johannes." Auch auf die Studenten machte der asketische Priestermönch einen starken Eindruck.

Am 28. Mai 1934 wurde Johannes von Metropolit Antoni Hrapowizkij zum Bischof geweiht. Der an einem Sprachfehler leidende Mönch protestierte zwar anfangs gegen die Ernennung, fügte sich aber dann im Gehorsam gegenüber seinen Vorgesetzten. Der auch körperlich kleine und schwach wirkende Bischof Johannes wurde nach Shanghai gesandt. Dort traf er auf eine auf Grund eines Jurisdiktionskonflikts zerstrittene Kirche und eine unfertige Kathedralkirche. Außerdem lebte ein Großteil der orthodoxen Gläubigen, bei denen viele Flüchtlinge aus der Sowjetunion waren, unter prekären Verhältnissen. Der Bischof versuchte den Menschen zu helfen und gründete unter anderem ein Waisenheim, in dem im Laufe der Zeit insgesamt 3.500 Kinder Zuflucht fanden. Bischof Johannes selbst lebte sehr einfach, trug nur billige chinesische Kleidung und ging oft barfuß, was ihm auch Kritik eintrug. In der Zeit der japanischen Besatzung geriet die russischsprachige Gemeinschaft unter großen Druck, in dieser Situation erklärte sich der Bischof selbst für eine begrenzte Zeit zum Leiter der russischen Kolonie.

Mit der Herrschaft des Kommunismus in China floh der Bischof mit den meisten Russen auf die Philippinen. 1951 wurde Bischof Johannes nach Westeuropa geschickt, zuerst nach Paris und dann nach Brüssel. Hier wendete er seine Aufmerksamkeit nicht nur der russischen Diaspora zu, sondern auch der lokalen Bevölkerung vor Ort. So wie er früher in Griechisch oder Chinesisch zelebrierte, feierte er nun die Liturgie auch auf Holländisch oder Französisch. Er gliederte auch westliche Heilige aus der Zeit vor dem abendländischen Schisma in den orthodoxen Kalender ein.

1962 wurde Bischof Johannes nach San Francisco gesandt und dort zum Erzbischof. In San Francisco traf er auf ein ähnliche Situation wie 28 Jahre vorher in Shanghai: Eine gespaltene russische Gemeinschaft und eine unfertige Kathedrale. Wie in Shanghai schaffte es der nunmehrige Erzbischof auch hier, Frieden herzustellen und den Kathedralbau zu vollenden. In San Francisco wurde der Erzbischof aber auch angefeindet und wegen angeblicher Veruntreuung von Gemeindevermögen vor Gericht gebracht, dort aber vollständig entlastet. In seinen letzten Lebensjahren wurden zwei Charakterzüge des Bischofs deutlich sichtbar: Einerseits eine Strenge etwa in liturgischen Dingen oder der Fastengebote, andererseits Freundlichkeit und Fröhlichkeit. 1966 starb er bei einem Besuch in Seattle für viele unerwartet, er selbst soll aber seinen Tod vorausgesehen haben.

Der hl. Erzbischof Johann Maximowitsch von Schanghaj und San Francisco<ref>Dieser Text stammt aus: "Orthodoxe Heiligenleben", Vorabdruck im Internet, S.139ff. Scan des Kapitels über den Hl. Johann. Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.</ref>

Herkunft und Kindheit

Im Jahr 1896, dem Jahr der Verherrlichung des hl. Feodossij des Erzbischofs von Tschernigow, wurde am 4. Juni in dem Dorf Adamowka in der Provinz von Charkau den Eheleuten Boris und Glafira aus dem Kleinrussischen Adelsgeschlecht der Maximowitsch als erstes von sechs Kindern der hl. Johann geboren und auf den Namen Michael, nach dem Himmlischen Heerführer getauft. Die Vorfahren der Maximowitschs waren Serbische Adelige die Serbien nach seiner Besetzung durch die Türken verlassen hatten. Sein Vater war Marschall im Distrikt der Charkauer Provinz. Ein Vorfahre des hl. Erzbischofs Johann war der hl. Metropolit Johann Maximowitsch von Tobolsk, der Erleuchter Sibiriens. Von seiner Kindheit wird überliefert, daß er schwächliches Kind war, und wenig aß. Als das englische Kindermädchen der Maximowitschs den Eifer des erst 14jährigen Mischa um einen reinen Lebenswandel sah, lies sie sich in die Orthodoxie aufnehmen. Nach Absolvierung des Kadettenkorps in Poltova trat der hl. Johann zu Beginn des 1. Weltkrieges in die Kaiserliche Universität von Charkau ein und beendete dort, noch vor deren Schließung durch die Sowjets, die juristische Fakultät im Jahre 1918. Es wird berichtet, dass der Student Michail seine Studienzeit mehr mit dem Lesen von Heiligenviten als mit dem Besuch der Vorlesungen verbrachte, indem er das Gebot Gottes zu erfüllen suchte zuerst nach dem Reich Gottes zu suchen. In dieser Zeit wurde er mit dem seligen Metropoliten Antonij Krapowitzkij, dem damaligen Erzbischof von Charkau bekannt, der sein geistlicher Vater wurde und bis zu dessen Tod blieb. Nach dem Abschluss des Jurastudiums, arbeitete der hl. Johann am Charkauer Gerichtshof, als die Ukraine von Hetman Skoropadskij verwaltet wurde und die Freiwilligenarmee dort war. Charkau war in der Zeit, als der hl. Johann dort seine ihn prägenden Jahre verbrachte eine typische Stadt des heiligen Russlands, in welcher der für heilige Erscheinungen empfängliche Johann die Vorbilder für sein späteres Leben bekam. Zwei wundertätige Ikonen der Gottesmutter, die Oserjanskaja und die Eletskaja wurden zweimal im Jahr von den Klöstern in denen sie aufbewahrt wurden in einer Prozession zur Mariaentschlafenskathedrale getragen. Im Mariaschutzkloster, in der mit Fresken ausgemalten Krypta unter dem Altar befanden sich die sterblichen Überreste des heiligmäßigen Erzbischofs Melety Leontowitsch, der nach seinem Tod im Jahre 1841 denjenigen, die an seinem Sarg für ihn ein Totenamt zelebrieren ließen wunderbare Hilfe schickte. Schon zu Lebzeiten wurde dieser Erzbischof wegen seiner strengen Askese verehrt, besonders wegen seiner Schlaflosigkeit. Es war bekannt, dass er die Nächte stehend mit erhobenen Händen, in tiefem Gebet zubrachte und dass er den Tag und die Stunde seines Todes vorausgesagt hatte.

Ausbildung und Weihen

Nachdem der hl. Johann von den Kommunisten einige Male inhaftiert worden war, mit dem Ziel ihn in seiner Gesinnung einzuschüchtern, was aber überhaupt keine Wirkung gezeigt hatte, wurde er im Jahre 1921 zur Zeit des russ. Bürgerkrieges zusammen mit seinen Eltern und seinen Geschwistern nach Belgrad evakuiert. Dort beendete er im Jahre 1925 das Theologiestudium, das er sich mit Zeitungsaustragen finanziert hatte. 1924 wurde der hl. Johann durch Metropolit Antonij zum Leser geweiht, 1926 zum Mönch und Diakon im Milkovokloster, mit dem Namen Johann nach dem hl. Johann von Tobolsk, einem entfernten Verwandten der hl. Johann und am 21. Nov. desselben Jahres von Bischof Gabriel von Tscheljabinsk zum Priestermönch. Von 1925 bis 1927 war der hl. Johann Religionslehrer an der Serbischen Staatlichen Hochschule und von 1929 bis 1934 Tutor am Serbischen Seminar des hl. Johannes des Theologen in Bitol, in Makedonien. Er begeisterte seine Schüler durch seine strenge Askese und seine pädagogischen Fähigkeiten. Das Verhältnis zu seinen Schülern war das eines älteren Bruders zu seinen jüngeren Geschwistern. Seit seiner Schur zum Mönch schlief der hl. Johann in keinem Bett mehr, sondern begnügte sich mit 1 bis 2 Stunden Schlaf in einem Sessel oder auf dem Boden vor den hll. Ikonen, wenn er während des Gebetes vor diesen vom Schlaf übermannt wurde. Unter der geistlichen Führung des seligen Metropoliten Antonij hatte er sich daran gewöhnt nur einmal am Tag, spät in der Nacht, warme Speise zu sich zu nehmen. Er zelebrierte jeden Tag die Göttliche Liturgie oder nahm zumindest an den göttlichen Mysterien teil und inspirierte seine Studenten durch sein Vorbild und väterliche Liebe zu den Idealen der Christlichen Lebensführung und des Heiligen Russland. Der damalige Bischof Nikolaus Welimirowitsch von Ochrid, ein serbischer Johannes Chrysostomos, in dessen Diozese der hl. Johann als Tutor tätig war, liebte wie der selige Metropolit Antonij, den hl. Johann wegen seiner strengen Askese und sagte,dass wenn jemand einen lebenden Heiligen sehen wollte, er nach Bitol zu Vater Johann gehen müsse. Schon in dieser Zeit geschahen auf die Gebete des hl. Johann, der regelmäßig mit der Ikone des hl. Nikolaus Kranke besuchte, Wunderheilungen.

Bischof

1934 wurde entschieden, den Priestermönch Johann in den Bischofsrang zu erheben. Der hl. Johann fühlte sich eines solchen Ranges unwürdig und erklärte einer Jugendfreundin, die er auf dem Weg zur Synode in Belgrad traf, dass ein schrecklicher Irtum mit ihm unterlaufen sei. Irgend ein Johann wurde von der Synode für das Bischofsamt ausgewählt und irrtümlich ihm der Bescheid zugeschickt. Als er dieselbe Bekannte auf dem Rückweg von der Synode wiedertraf erklärte er ihr, dass es noch schlimmer gekommen sei als er befürchtet hatte, weil die Synode tatsächlich ihn zum Bischofsamt ausgewählt hatte. Vor den versammelten Bischöfen hatte der hl. Johann, unter Hinweis auf seinen Sprachfehler, auf Grund dessen er die Worte nicht klar aussprechen konnte, gegen diese Entscheidung ihn zum Bischof zu machen protestiert. Sie wurde damit abgelehnt, dass auch Moses einen Sprachfehler gehabt hatte. Am 28. Mai 1934 vollzog der selige Metropolit Antonij von Kiev und Galizien seine letzte Bischofsweihe, an seinem geistlichen Lieblingskind dem hl. Johann und entsandte ihn an seiner statt in den fernen Osten zu Erzbischof Dimitrij von Harbin. In einem Brief an Erzbischof Dimitrij schrieb der selige Metropolit Antonij: "... Aber an meiner Stelle, als meine Seele, mein Herz sende ich dir Vladika Bischof Johann. Dieser kleine, gebrechliche Mann, der fast wie ein Kind ausschaut ist in Wirklichkeit ein Wunder an asketischer Festigkeit und Durchhaltevermögen in unserer Zeit, der vollständigen geistlichen Ermattung. " Vladika Johann wurde in die Diozese von Schanghaj bestimmt.

Shanghai

Ende November zum Fest Einführung Mariens in den Tempel kam Vladika Johann in Schanghaj an. Als Erstes bemühte er sich um die Befriedung zwischen den verschiedenen Jurisdiktionen, und baute eine angefangene Kathedralkirche zu Ende. Er kontrollierte die religiöse Ausbildung der Kinder, wurde Schutzherr verschiedener mildtätiger Vereinigungen und beteiligte sich aktiv an ihrer Arbeit, besonders seitdem er gesehen hatte, unter welchen Bedingungen die Mehrheit seiner geistlichen Herde, die aus Flüchtlingen aus der Sowjetunion bestand, lebten. Niemals nahm er eine Einladung von reichen Leuten an, sondern hielt sich immer dort auf wo Not war, unabhängig von Zeit und Wetter. Er organisierte ein Waisenhaus für obdachlose Kinder und solche aus armen Familien, die er zum Teil selbst auf der Straße auflas und unterstellte sie dem hl. Tichon von Sadonsk einem Heiligen, den er sehr verehrte und der die Kinder liebte. 3500 Kinder nahm er insgesamt während seiner Zeit in Schanghaj auf und evakuierte beim Herannahen der Kommunisten alle über die Philippinen nach Amerika. Auch als Bischof blieb Vladika Johann seiner einmal begonnenen Askese treu, deren Fundament die Gottesfurcht war. Sie bestand aus Gebet, Fasten und Werken der Nächstenliebe. Der hl. Johann aß einmal am Tag, gegen 11.00 Uhr abends. Während der ersten und der letzten Woche der großen Fastenzeit aß er überhaupt nicht und an den anderen Fastentagen nur vom Brot aus dem Altarraum. Die Nächte verbrachte er gewöhnlich im Gebet, und mit dem Lesen der Heiligen Schrift. Der Weckdienst fand ihn am Morgen oft auf dem Boden gekauert in der Ikonenecke, wo er nach seinem arbeitsreichen Tag, während des Gebets vom Schlaf überwältigt worden war. Auf einen Kleinen Schlag auf die Schulter stand Vladika schnell auf und war in wenigen Minuten für den Morgengottesdienst fertig. Jeden Tag absolvierte der hl. Johann den vollständigen Gottesdienstzyklus bestehend aus Mitternachts- , Morgen- und Abendgottesdienst. Auch wenn er krank war, und unabhängig davon, wo er sich befand, sogar wenn er sich im Taxi oder im Zug befand; die notwendigen hatte er, auch unterwegs immer bei sich. Täglich zelebrierte der hl. Johann die göttliche Liturgie oder nahm zumindest an den Göttlichen Mysterien teil. Er liebte es die Kranken zu besuchen, ihnen die Beichte abzunehmen und die Göttlichen Mysterien zu reichen. Wenn der Zustand des Kranken kritisch war, kam der hl. Johann zu jeder Tag- und Nachtzeit um am Bett des Krankenzu beten. Sehr oft wurden seine Gebete erhört und der Kranke unabhängig davon wie schwer seine Krankheit sein mochte, und die Ärzte ihn schon aufgegeben hatten, wieder gesund. Auch die Gefängnisse besuchte der hl. Johann und feierte dort für die orthodoxen Insassen die Göttliche Liturgie. Außerdem besuchte der hl. Johann die Irrenhäuser. Er unterschied zwischen Geisteskranken und Besessenen. Unerwarteterweise empfingen sie ihn ganz ruhig und freuten sich auf seinen Besuch. Er gab ihnen die Göttlichen Mysterien und sie hörten ihm zu. Neben dem Dienst am Nächsten bewältigte der hl. Johann auch die ganze bürokratische Administration seiner Diozese. Als es während der Japanischen Okupation lebensgefährlich war nachts das Haus zu verlassen fuhr der hl. Johann fort zu jeder Nachtzeit alle Kranken und Bedürftigen zu besuchen und wurde niemals angerührt. Noch mehr, als in dieser Zeit die Japaner versuchten, unter anderem auch die russische Kolonie ihrem Willen gefügig zu machen und bereits zwei Vorsitzende des russischen Emigrantenkomitees, die versucht hatten ihre Unabhängigkeit zu bewahren, umgebracht worden waren, so dass als Folge davon unter den russischen Emigranten große Verwirrung und Schreckenherrschte, erklärte sich der hl. Johann, entgegen den Warnungen russischer Kolaboranten mit den Japanern, selbst zum Haupt der russischen Kolonie. Gegen Ende des Krieges wurden die russischen Geistlichen mit Propaganda und Druck bearbeitet, um sich dem neuerwählten "Patriarchen", der von den Sowjetkommunisten bevormundeten Russischen Kirche zu unterstellen. Von den damals noch lebenden 6 Hierarchen im fernen Osten unterstellten sich 5 dem neuen Patriarchen. Nur der hl. Johann widerstand und blieb der Russischen Auslandskirche treu. 1946 wurde er in den Rang eines Erzbischofs aller orthodoxen Gläubigen in China erhoben. Als die Kommunisten in China an die Macht kamen, waren die russischen Emigranten gezwungen China zu verlassen. Die meisten emigrierten über die Philippinen. 1949 lebten an die 5000 vom chinesischen Festland gekommene Flüchtlinge in einem Lager der Internationalen Flüchtlings- organisation auf der Insel Tubabao in den Philippinen. Diese Insel liegt in dem Bereich der gewöhnlich von jahreszeitlich bedingten Taifunen heimgesucht wird. Während des 27-monatigen Aufenthaltes der Lagerinsassen auf der Insel wurde diese nur einmal von einem Taifun bedroht. Als einmal ein Russe seine Angst vor Taifunen gegenüber einem Philippino äußerte, antwortete dieser, dass es keinen Grund zur Sorge gäbe, "euer heilige Mann segnet euer Lager jede Nacht nach allen vier Himmelsrichtungen. " Diese Worte bezogen sich auf den hl. Erzbischof Johann, denn während seines Aufenthaltes auf der Insel wurde sie von keinem Taifun getroffen; der einzige Taifun, der sich der Insel näherte teilte sich, auf die Gebete des hl. Johann, vor der Küste in zwei Teile und zog auf diese Weise rechts und links an der Insel vorbei, ohne Schaden zu tun, und vereinigte sich erst auf der gegenüberliegenden Seite der Insel wieder. Erst nachdem das Lager zum größten Teil aufgelöst worden war und noch 200 Personen übriggeblieben waren, wurde die Insel von einem furchtbaren Taifun getroffen, der das Lager vollständig zerstörte. Die meisten Flüchtlinge siedelten nach Amerika oder nach Australien über. Der hl. Johann selbst reiste nach Washington D. C., um für seine Landsleute die Einreiseerlaubnis nach Amerika durchzubringen. Hierfür wurde extra ein Gesetz geändert und fast das gesamte Lager kam in die "Neue Welt", Dank des Einsatzes des hl. Erzbischofs.

In Westeuropa

1951 bekam der hl. Erzbischof Johann die Erzdiozese Westeuropa mit den Bischofssitzen in Paris und später in Brüssel. Hier bemühte er sich nicht nur um die Russen in der Zerstreuung mit denselben Arbeiten wie vorher in Schanghaj, sondern auch um Einheimische. Er nahm unter seine Verwaltung die Holländische und die Französische Orthodoxe Ortskirche und spornte sie an in der Orthodoxie fortzuschreiten. Er zelebrierte die Göttliche Liturgie auf holländisch und auf französisch, wie er sie früher auf griechisch und auf chinesisch zelebriert hatte und später auf englisch zelebrierte. Das Interesse und die Verehrung für die Heiligen, deren Gedächtnis für den hl. Johann unbegrenzt zu sein schien, weitete sich nun auch auf die Heiligen des Westens, vor seinem Abfall von der Orthodoxie aus,die zum Teil nur örtlich verehrt wurden und in keinem orthodoxen Kalender standen. Er sammelte ihre Viten und Bilder und reichte eine Liste von ihnen beim Synod ein. Der Ruf von der Heiligkeit des Erzbischofs Johann verbreitete sich sowohl unter Orthodoxen wie unter Nichtorthodoxen. Viele Menschen bezeugten Wunder, die durch die Gebete vom hl. Erzbischof Johann bewirkt worden waren. Zu Beginn seiner Tätigkeit in Westeuropa, als der hl. Johann in Versailes wohnte dienten ihm zwei anliegende Garagen in Paris als Kathedralkirche, bis ein passendes Haus gefunden wurde, in welchem er eine Hauskirche einrichtete. Damals lief er noch häufig barfuß und zelebrierte auch die Liturgie unbeschuht, vielleicht aus der starken Erfahrung der Kreatürlichkeit des Menschseins in der unablässigen Vereinigung mit Gott durch das immerwährende Gebet. Als die Synode ihm auf Beschwerden hin befahl in Zukunft Schuhe zu tragen, trug sie der hl. Johann zunächst nicht an den Füßen, sondern unter den Armen. Erst auf eine weitere Beschwerde, trug er sie dann an den Füßen. Über das Verharren des hl. Johann im unablässigen Gebet wird berichtet, dass er sich bei gemeinsamen Gebeten bereits im Zustand des Gebetes befand, wenn sich die anderen zum Gebet erst aufstellten und innerlich sammelten. Ein besonderes Verhältnis hatte der hl. Johann zu den Kindern, es kam vor, dass er während des Gottesdienstes, wenn er außerhalb des Altars stand, mit diesen scherzte.

In Amerika

Als der lebenslange Freund vom hl. Erzbischof Johann, Erzbischof Tichon von San Francisco und Westamerika aus Gesundheitsgründen in den Ruhestand ging und der Bau der größten Kathedrale der Russen im Ausland wegen Streitigkeiten untereinander zum Stillstand kam, wurde einstimmig der hl. Johann in dieser dringenden Lage herbeigerufen, den viele Tausende noch von der Zeit in China kannten. 1962 wurde der hl. Erzbischof Johann vom Synod nach San Francisco geschickt, um die verfeindeten Parteien wieder zu befrieden. Der hl. Johann kam auf den Tag nach 28 Jahren nach seiner Ankunft in Schanghaj zum Fest der Einführung der Mutter Gottes in den Tempel in San Francisco am 21. November 1962 an. Unter der Führung des hl. Johann wurde der Friede wieder hergestellt und die Kathedrale vollendet. Der Teufel versuchte sich dafür am hl. Erzbischof Johann zu rächen, indem er leichtsinnige Mitglieder des Gemeinderates anstachelte den Hl. Erzbischof mit noch anderen wegen Missbrauchs von Gemeindevermögen anzuklagen. Alle Angeklagten wurden vollständig entlastet, aber dennoch wurden durch diese Sache die letzten Jahre des hl. Johann mit übler Nachrede und Verfolgung angefüllt, die er ohne Klage und ohne Verurteilung von jemandem ertrug. Mit der Bekanntgabe, dass Metropolit Anastasij in den Ruhestand gehen wollte, wurde der hl. Johann Maximowitsch einer der führenden Kandidaten für seinen Nachfolger. Bei der zweiten Kugelung war er einer der beiden Kandidaten, mit dem Unterschied von einer Stimme! Um die Gleichteilung unter den Bischöfen zu überwinden,bat er den jüngsten Bischof in dieser Nacht in seine Wohnung und überredete ihn dort, die Kandidatur für die Ehrfurcht erregende Verantwortung des ausstehenden Postens zu übernehmen. Am nächsten Tag zog er seine eigene Kandidatur zurück und empfahl die Wahl von Bischof Filaret, welchen die Bischofsschaft einstimmig wählte, indem sie in der plötzlichen Wendung der Dinge die Gnade des Hl. Geistes erkannte. Zu solcher Gewichtigkeit unter den Hierarchen der Russischen Kirche war der hl. Erzbischof Johann vor dem Ende seines irdischen Lebens gewachsen. Diese Gewichtigkeit gründete auf keiner äußeren Eigenschaft, denn der hl. Erzbischof war von kleiner Statur, gebrechlich, vorn übergebeugt, ohne Ehrgeiz, arglos, ja sogar unfähig deutlich zu sprechen. Seine Gewichtigkeit beruhte allein auf inneren, geistlichen Werten, die ihn ohne Zweifel zu einem der großen Hierarchen dieses Jahrhunderts machen und zu einem Heiligen. In ihm erstrahlte Gerechtigkeit.

Tod

Der Tod vom hl. Erzbischof Johann erfolgte plötzlich und unerwartet für Alle, außer dem hl. Erzbischof selbst. Im Mai des Jahres 1966 sagte der hl. Erzbischof einer Frau, die ihn schon 12 Jahre kannte und welcher nach der Aussage von Metropolit Filaret volles Vertrauen gebührt, zu deren Verwunderung,: "Ich werde bald sterben, Ende Juni. . . nicht in San Francisco sondern in Seattle…" Metropolit Filaret selbst bezeugt von der besonderen Verabschiedung vom hl. Erzbischof Johann von ihm als er das letzte Mal von einer Synode in New York nach San Francisco zurückkehrte. Nachdem der Metropolit den traditionellen Bittgottesdienst vor der Abreise gefeiert hatte, neigte der hl. Johann anstatt wie sonst üblich, dass die Hierarchen sich selbst mit Weihwasser besprengen, sein Haupt und bat den Metropoliten ihn zu besprengen; und statt des danach üblichen stummen gegenseitigen Händeküssens, ergriff der hl. Erzbischof die Hand des Metropoliten, küsste sie und zog seine eigene weg. Am Abend vor seiner Abreise nach Seattle, es waren 4 Tage vor seinem Tod, setzte er einen Mann in Erstaunen für den er gerade einen Bittgottesdienst gefeiert hatte, mit den Worten: "Sie werden meine Hand nicht mehr küssen." Am Tag seines Ablebens verbrachte der hl. Johann 3 Stunden betend im Altarraum und ging erst kurz vor seinem Tod, der sich gegen 15.50 am 19. Juni 1966 ereignete, in sein Zimmer im Gemeindehaus neben der Kirche. Der Tod erreichte ihn ohne Vorzeichen irgendeiner Krankheit oder Betrübnis. Man hatte gehört, dass er gefallen war und als diejenigen die zur Hilfe herbeigeeilt waren ihn in den Sessel gesetzt hatten, hauchte er, offensichtlich von einem leichten Schmerz begleitet, seinen letzten friedvollen Atem aus, in der Gegenwart der wundertätigen Muttergottesikone vom Zeichen von Kursk. So wie der hl. Seraphim von Sarow seinen geistlichen Kindern sagte, dass sie ihn auch nach seinem Tod für lebendig halten sollten und zu seinem Grab kommen und ihm sagen sollten was sie auf dem Herzen haben, so erwies sich dasselbe auch beim hl. Johann für gültig, dass er nämlich diejenigen hört, die sein Gedächtnis bewahren und ihnen wunderbare Hilfe zuteil werden lässt.

Literatur

  • Peter Huber: Ein zeitgenössischer Kirchenvater des orthodoxen Westens, in: Peter Huber: Jenseits von Ost und West. Orthodoxe Dimensionen des christlichen Abendlandes, St.-Andreas-Bote, Sonderheft Dezember 2006, S. 51-54.

Siehe auch

Einzelbelege

<references/>

Gebete

Troparion (5. Ton)

Dein Einsatz für die wandernde Herde Christi ist ein Bild der unablässigen Gebete, die du darbringst für die ganze Welt; so glauben wir, weil wir deine Liebe kennen, heiliger Hierarch und Wundertäter Johannes. Gänzlich von Gott geheiligt durch die Feier der kostbarsten Mysterien, und durch sie immer an Kraft gewonnen, eiltest du zu den Leidenden, du erfreulicher Heiler. Eile auch nun zu unserer Hilfe, die wir dich von Herzen preisen.

Kondakion (8. Ton)

Erwählter Wundertäter und vortrefflicher Diener Christi, in den letzten Zeiten gießest du unerschöpfliche Ströme der Inspiration aus und bringst hervor eine Vielzahl von Wundern. In Liebe preisen wir dich und rufen dir zu: Freue dich, heiliger Hierarch Johannes, Wundertäter der letzten Zeiten.