Ioasaph von Belgorod: Unterschied zwischen den Versionen

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Gedenktag: [[5. Januar]], [[14. August]]
Gedenktag: [[10. Dezember]] und  [[4. September]] (Auffindung der Gebeine)


Der hl. Ioasaph entstammte dem alten weißrussischen Geschlecht Gorlenko. Er wurde am 8. September 1705 geboren und auf den Namen Ioakim getauft. Schon mit sieben Jahren gab ihn der Vater in die [[Kiewer Geistliche Akademie]]. Seinen Wunsch, [[Mönch]] zu werden, billigten die Eltern aber lange Zeit nicht. So empfing er 1725 heimlich das monastische Gewand mit dem Namen Ilarion im [[Kiewer Kloster von Meschigorje]]; am 21. November 1727 aber die Mönchsweihe auf den Namen Ioasaph. Ein Jahr später wurde er von Erzbischof Warlaam (Wonatowitsch) zum [[Diakon]] ordiniert und sodann Lehrer der Kiewer Geistlichen Akademie. Unter dem Nachfolger von Erzbischof Warlaam, Rafail (Zaborowskij), wurde Ioasaph dann zum Examinator der [[Diözese]] ernannt und im November 1734 zum [[Priester]] geweiht. Bald war er auch Mitglied des Kiewer Geistlichen Konsistoriums und ein bekannter Schriftsteller. Am 24. Juni 1737 wurde er zum Vorsteher des [[Christi-Verklärungs-Klosters von Mgar]] ernannt, das er nach einem Brand neu errichtete. Dort befinden sich auch die Gebeine des hl. [[Athanasios von Lubny]]. 1744 wurde Ioasaf in den Rang eines [[Archimandrit]]en erhoben und am Ende des Jahres zum Vorsteher des St-[[Sergius-Dreifaltigkeitskloster]]s bestellt. Am 2. Juni 1748 folgte seine Weihe zum [[Bischof]]von Belgorod und Obojan in der Peter-und-Paul-Kathedrale der Hauptstadt. In seiner ausgedienten Diözese sorgte er besonders für die Bildung des [[Klerus]] und die Einhaltung des [[Typikon]]s. Er starb am 10. Dezember 1754 im Dorfe Grajworon.
„Gott gebe euch Weisheit und Tapferkeit. Weisheit, um zu sehen, wie vorzugehen ist – und Tapferkeit, um ohne sich selbst und andere zu bedauern so zu handeln, wie es sich gebührt.
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Bischof [[Theophan der Klausner]] von Wyscha (1815-1894).


Er wurde am 4. September 1911 [[kanonisiert]]. Die unverwesten [[Gebeine]] ruhen in der Domkirche zu Belgorod. (© "Gottesdienst zum Ehren aller Heiligen der Rus", Würzburg, 1987. Seiten - 104 - 115)
Leuchtend an Weisheit und Tapferkeit und streng zu sich selbst und zu anderen, nimmt der heilige Bischof Ioasaph von Belgorod  in der Schar der heiligen Hierarchen, die in der Russischen Kirche im 19. Jahrhundert aufstrahlten, einen besonders sichtbaren Platz ein.


Weisheit und Tapferkeit waren dem heiligen Bischof Ioasaph in hohem Maße zu eigen. Höchste Weisheit und ein Herz, das immer wusste, wie vorzugehen sei, verband der heilige Bischof mit unveränderlicher Tapferkeit in der Erfüllung seiner Pflicht und in der entschiedenen Bereitschaft, auch andere dazu anzuleiten, so zu handeln, wie es sich gebührt.


Indem wir das Gedächtnis des an Geist großen heiligen Bischofs Ioasaph ehren, wollen wir ihm nach Kräften folgen und uns der trefflichen Worte des Bischofs Theophan, dem Klausner von Wyscha, dieses geistlichen Führers des Russischen Volkes der neuen Zeit, erinnern.


==Siehe auch==
Der heilige Bischof Ioasaph gehörte zum bekannten Geschlecht Gorlenko. Sein Urgroßvater, Lasar Gorlenko, war ein Auswanderer vom rechten Dnjepr-Ufer in der Ukraine (Sadneprowje). Er flüchtete vor dem Druck der polnischen Union. Nachdem er sich in Pryluky angesiedelt hatte, hatte er lange Zeit das wichtige Amt des Heerführers des Kosakenheers von Pryluky inne und schwor als einer der Ersten im Jahre 1654 dem Zaren Alexej Michailowitsch die Treue. Sein Sohn Dimitrij erbte seinen Beruf. Der Enkel, Andrej Dimitriewitsch, war mit Maria Daniilovna Apostol, der Tochter eines Hauptmanns (russ.: Hetman), verheiratet.
* [[Buch Michäas]]
 
==Weblinks==
Andrej Gorlenko zeichnete sich durch Frömmigkeit aus, die seiner Familie überhaupt zu eigen war. Sein Bruder Pachomij und seine Schwester Anastasia gingen beide ins Kloster.
* Thomas L. Constable: [http://soniclight.com/constable/notes/pdf/micah.pdf ''Notizen zu Micha''] (englisch, PDF)
 
* [[OCA|Orthodox Curch in America]]: [http://oca.org/saints/lives/2015/01/05/100100-prophet-micah ''Prophet Micha''] (englisch, zum Gedenken am 5. Januar)
In Pryluky wurde am Fest der [[Mariä Geburt|Geburt der Gottesgebärerin]] – am 8. September 1705 – während der Zeit, als die [[Liturgie]] gefeiert wurde, bei Andreas und Maria ein Sohn geboren. Der Knabe wurde zu Ehren des Heiligen, der am folgenden Tag gefeiert wurde, Joachim genannt.
* Orthodox Curch in America: [http://oca.org/saints/lives/2015/08/14/102296-prophet-micah ''Prophet Micha''] (englisch, zum Gedenken am 14. August)
 
[[Kategorie:Heilige]]
[[Datei:Akademie der Kiewer Bruderschaft von Petro Mohyla.jpg|thumb|Akademie der Kiewer Bruderschaft von Petro Mohyla]]
[[Kategorie:Personen]]
 
Dem heranwachsenden Joachim eröffnete sich im Voraus ein breiter Weg. Seine Abstammung, der Dienst der Vorfahren und der bedeutende Stand versprachen eine ruhmreiche Aufgabe. Aber die kirchliche und religiöse Ausrichtung der Familie, die Gemeinschaft mit dem Onkel und der Tante und das Beispiel des Vaters, der sich dem [[Gebet]] hingab – am Ende seines Lebens sogar vollkommen in der Abgeschiedenheit des Waldes – all dies prägte die Seele des Kindes. Als er acht Jahre alt war, wurde er nach Kiew geschickt, um in der Akademie der Kiewer Bruderschaft von [[Petro Mohyla]] zu lernen, in der vorher auch schon sein Vater und sein Onkel erzogen worden waren.
 
Nach der Abreise des Sohnes saß Andrej Gorlenko einmal am Abend auf der Vortreppe. Die Sonne ging bereits unter. Als er nach Westen schaute, erblickte er die [[Gottesmutter]], die in der Luft stand, und seinen Sohn, der im Gebet zu ihren Füßen niedergefallen war. Die Gebieterin sagte zu Joachim: „Dein Gebet genügt mir.“ Da flog ein [[Engel]] herab und legte dem Knaben die bischöfliche [[Mantia]] um. Als Andrej die Bedeutung der Erscheinung begriff, rief er aus: „Was aber, oh Allreine Gottesmutter, lässt du uns Eltern?“ – Aber es erfolgte keine Antwort. Der erschrockene Vater ging, um das Geschehene der Gattin zu berichten; aber er gelangte nicht zu ihr und vergaß alles und erinnerte sich erst mit vollständiger Klarheit nach vielen Jahren bei der Kunde vom Ableben des Sohnes daran.
 
[[Datei:Kiewer Meschigorje-Kloster.jpg|thumb|Kiewer Meschigorje-Kloster. Fjodor Solntsew, 1843]]
Kiew gewährte dem frommen Joachim viele Tröstungen. Er liebte die Gespräche mit den Mönchen des [[Höhlenklosters]]. Mit 16 Jahren reifte in ihm der Entschluss, sich selbst Gott zu weihen. Aber er misstraute sich selbst, und erst im 18. Lebensjahr bat er seine Eltern, ihn für den Eintritt ins Kloster zu segnen. Die Eltern wurden von dieser Bitte erschüttert. Bei all ihrer Frömmigkeit konnten sie sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ihr geliebter Sohn für die Welt stürbe. Joachim kehrte in die Akademie zurück. Viel musste er an Herz und Verstand durchleben, da sich ihm die Frage stellte, ob er dem Willen der Eltern nachgeben oder vollkommen Gott treu bleiben sollte. Schließlich verließ er die Akademie, nachdem er in Kiew seinen treuen Diener, dessen Aufgabe in der Vermittlung der Verbindung mit den Eltern bestehen sollte, zurückgelassen hatte, und entfernte sich in das [[Kiewer Meschigorje-Kloster]]. Zwei Jahre verbrachte er in Verborgenheit vor den Eltern in diesem Kloster, das sich am hohen Ufer des Dnjepr dahinstreckt, wobei er ein streng asketisches Leben führte. Am 27. Oktober 1725 empfing Joachim die [[Mönchsweihe]] zum Rjasophor (ein das schwarze, lange Gewand tragender Mönch) in der Höhlenkirche der Heiligen [[Onuphrios der Große|Onuphrios]] und [[Peter vom Athos]] und wurde von da an mit dem Mönchsnamen Hilarion genannt. Er unterrichtete darüber sogleich seine Eltern, indem er um Vergebung für den Ungehorsam bat und sie um den [[Segen]] für den klösterlichen Weg bat. Mit Tränen und Trauerschmerz empfingen die Eltern diese Nachricht, die von dem Diener überbracht wurde, aber sie vergaben dem Sohn und sandten ihm ihren Segen.
 
[[Datei:Kiewer Bruderschafts-Kloster.jpg|thumb|Kiewer Bruderschafts-Kloster]]
 
Im Jahre 1727 wurde Hilarion in das [[Kiewer Bruderschafts-Kloster]] berufen, in dessen Mauern auch seine anfängliche Entscheidung zum Mönchstum herangereift war. Am 21. November diesen Jahres wurde er in die Mantia (das lange Gewand mit Falten) gekleidet und geschoren auf den Namen Ioasaph . Diesen Namen hatten der indische Königssohn getragen, der, nachdem er das Licht Christi erkannt hatte, das Königreich verlassen und ein Leben in der [[Askese]] eines Einsiedlers geführt hatte, und der junge russische Fürst Saoserski, der sich in die Gefilde von Wologda gerettet hatte. Am 6. Januar 1728 wurde Ioasaph  mit Handauflegung vom Erzbischof Varlaam (Vonatowitsch) zum Mönchsdiakon geweiht und zum Lehrer der niederen Klasse der heimischen Akademie ernannt. Von 1733 an war er gleichzeitig Ekklesiarch des Bruderschaftsklosters. Der Kiewer Erzbischof Raphael (Saborovski), der das asketische Leben des Mönchdiakons Ioasaph kannte und in ihm administrative Fähigkeiten erblickte, schickte ihn zuerst zur Sammlung von Mitteln, die für das weitere Wachstum der Akademie nötig waren. Dieser Auftrag des Metropoliten wurde von ihm erfolgreich ausgeführt. Nach seiner Rückkehr nach Kiew wurde Ioasaph  zum Prüfer (Examinator) beim Bischofsstuhl ernannt. Am 8. November dieses Jahres 1734 wurde er (durch Handauflegung) zum Mönchspriester geweiht und an die [[Sophienkathedrale]] versetzt. Am 10. Januar 1735 wurde er zum Mitglied des Kiewer Geistlichen Konsistoriums ernannt. Diese Art von Tätigkeiten  verringerte nicht seine geistliche Askese.
 
Als Ausdruck der in ihm herrschenden Ausrichtung auf das Gebet dienen seine literarischen Werke, insbesondere „Der Kampf der 7 Tugenden mit den 7 Sünden“. Es gibt die Überlieferung, dass er bei einer seiner Reisen in das elterliche Haus nicht am allgemeinen Tisch gesessen habe, wo herausgeputzte Haiduken den Gästen üppige Speisen auftrugen, sondern in der Ecke des Esszimmers, wo er sich nur an Rinden schwarzen Brotes labte.
 
[[Datei:Kloster der Verklärung des Herrn von Mgar.jpg|thumb|Kloster der Verklärung des Herrn von Mgar]]
 
„Am 24. Juni 1737“ – so steht in den Aufzeichnungen des hl. Ioasaph  – „wurde ich, entgegen meinem Wunsch, doch in Hingabe in die Vorsehung Gottes und in Unterwerfung unter den Willen des Ersthirten (Bischofs), als Hegumen (Abt) eingesetzt, im [[Kloster der Verklärung des Herrn von Mgar]], welches sich bei Lubna befindet.“ Während der Ausübung der ihm auferlegten Gehorsamspflicht widmete sich Abt Ioasaph  vor allem um die Hebung des mönchischen Lebens in dem von ihm geleiteten Kloster. Hier sehen wir zuerst jene Strenge, die dem hl. Ioasaph in den Mühen der Frömmigkeit und des wahren Hirtentums auch weiterhin eigen war. Er zeichnete sich auch als kirchlicher Bauherr aus. Obwohl bereits vor seiner Ankunft die Kuppel der Kathedralkirche eingestürzt war, ein Feuer die hölzernen Zellengebäude zerstört hatte und anfangs keine Geldmittel vorhanden waren, brachte der neue Abt alles in Ordnung und in einen guten Zustand. Bei all diesen Bemühungen nährte er sich an der gnadenhaften Hilfe des im Kloster entschlafenen heiligen Patriarchen Athanasios II. Patellarios, der in der Heimat viel erlitten hatte und am 5. April 1654 im Kloster auf dem Weg von Moskau, wo er für Unterstützung hingereist war, verschieden war. Seine unverwesten Gebeine wurden durch Wunder verherrlicht. Der hl. Ioasaph  nahm auch während seiner Zeit als Abt seine Zuflucht zur gebethaften Hilfe des heiligen Bischofs und achtete ihn während seines ganzen Lebens als seinen himmlischen Beschützer.
 
„Am 16. August d. J. 1737“ – so heißt es in den Aufzeichnungen des Bischofs – „erkrankte ich schwer und kämpfte mit dieser Krankheit bis zum Februar d. J. 1738. Ich befand mich bereits nahe des Todes, aber durch Gottes Erbarmen wurde mir noch einmal Gesundheit geschenkt. Allerdings verharre ich seit dieser Zeit in Schwäche und ziehe den Weg meines notvollen Lebens bis zum Ausgang.“ Durch Gottes Erbarmen geheilt, unternahm Hegumen Ioasaph eine Reise in beide Hauptstädte, um Geldmittel zur Verbesserung des Gotteshauses zu sammeln. In Petersburg gelang es ihm, eine Bittschrift bei Kaiserin Jelisaweta Petrowna vorzustellen, welche dann 2000 Rubel spendete. In ihrer Gegenwart vollzog er am 28. November 1742 einen Gottesdienst in der Hofkirche und hielt eine wunderbare Predigt über die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Die fromme Herrscherin verhielt sich seit dieser Zeit besonders wohlwollend zum hl. Ioasaph.
 
[[Datei:SergiusDreiheitslavra.jpg|thumb|Sergius-Dreiheitslavra]]
Als er mit nicht geringen Mitteln wieder nach Lubna zurückgekehrt war, machte sich der hl. Ioasaph an die Ausbesserung der Kirche. Aber bald erfolgte sein Ruf nach Kiew, wo sich zu dieser Zeit die Kaiserin befand. Hier wurde er am 14. Sept. 1744 gemäß dem Willen der Herrscherin in den Stand eines [[Archimandrit]]en erhoben. Am 15. Jan. 1745 erfolgte seine Ernennung zum Statthalter des [[Sergius-Dreiheitslavra]]s unter Beibehaltung der Verwaltung des Klosters von Mgar.
 
Mit Eifer ging der hl. Ioasaph an die Arbeit der Leitung der Lavra (großes Kloster), das seine großen geistlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse hatte. Im Bereich des Klosters befand sich auch das Dreiheitsseminar. Für dieses war der Archimandrit des Klosters Arsenij (Mogiljanskij) zuständig. Aber Letzterer befand sich, da er Mitglied des [[Synod, Heiligster Regierender|hl. Synods]] und Hofprediger war, fast die ganze Zeit in Petersburg. Die ganze Last der Arbeit fiel so dem hl. Ioasaph  zu. Am 17. Mai 1748 zerstörte eine Feuersbrunst einen beträchtlichen Teil des Klosters, wobei seine Heiligtümer verschont blieben. Und wiederum, wie im Kloster von Mgar, fiel dem hl. Ioasaph die Aufgabe zu, sich um Bauarbeiten zu kümmern. Durch all dieses bereitete ihn Gottes Fügung zu einem noch höheren Dienst – dem bischöflichen – vor.
 
Die Kathedra von Belgorod wurde frei. Der Kaiserin wurden vier Kandidaten vorgeschlagen, von denen Archimandrit Ioasaph  der Vierte war. Die Kaiserin wählte ihn aus. An Allerheiligen am 2. Juni 1748 wurde Archimandrit Ioasaph in Petersburg in der [[Kathedrale von Petrus u. Paulus]] unter Anwesenheit der Herrscherin zum Bischof von Belgorod und Obojan geweiht. Am 6. August traf er in Belgorod ein und vollzog die erste Liturgie in der Stadt seiner Kathedrale.
 
Die Diözese von Belgorod gehörte zu den ausgedehntesten Diözesen Russlands. Zu ihrem Bereich zählten die später eigenständigen Diözesen von Kursk, von Charkov und ein Teil jener von Tschernigov. Es gab in ihr 1060 Kirchen. Vladyka Ioasaph, der von schwacher Gesundheit war, zeigte eine außerordentliche Festigkeit und Beharrlichkeit in seinem bischöflichen Wirken. Die Diözese war vom [[Moskauer Konzil]] im Jahre 1667 eröffnet worden. Die ursprünglichen Bewohner, die aber die Minderheit darstellten, siedelten in den nördlichen Gebieten. Die südlichen Gebiete dagegen wurden vom 16. Jahrhundert an von Wehrbauern (Kosaken) besiedelt, die die südlichen Grenzen des Reiches vor den Tataren beschützten. Später wurde dieses Gebiet, auch Sloboda-Ukraine (dt. „an der Grenze“) genannt, von sogenannten Tscherkessen besiedelt, die aus Weißrussland vor der polnischen Bedrückung geflohen waren. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an siedelten sich dort auch Serben, Wallachen und andere Auswanderer aus den Balkanländern an. Die kirchliche und staatliche Ordnung, die dort am Ende des 17. Jh. entstand, hatte es schwer, sich in einem solch weiten, bewegten und verschiedenartigen Gebiet zu festigen.
 
Die Diözese von Belgorod bot bis zur Zeit der Führung durch Bischof Ioasaph ein betrübliches Bild. Es hielten sich grobe Gebräuche. Das Volk versank im Schlamm der Unwissenheit. Sinnloser Aberglaube, Zauberei und Magie waren verbreitet. Der Klerus war zum Großteil ungebildet. Die einzige Quelle der Erleuchtung (Bildung) für das ganze Land war das Kollegium von Charkov, das 1727 nach dem Vorbild des Kiewer Akademie von Vladyka Epiphanij (Tichorski), dem Bischof von Belgorod und Obojan, gegründet worden war. Doch die Mittel zum Unterhalt des Kollegiums waren klein, und so brachte es nur eine unbedeutende Zahl an würdigen Kandidaten für das Priestertum hervor. Die Langsamkeit und Schwierigkeit der Nachrichtenübermittlung und Kommunikation beeinträchtigten die nötige Verbindung mit dem Diözesanbischof. Vladyka Ioasaph, der von schwacher Gesundheit, doch starken Geistes war, überzeugte sich bald von all diesem. Die Reinheit seiner Seele war verbunden mit dem Bewusstsein seiner Pflicht. Er wusste, welche Antwort er vor Gott, dem Herrn, für seine ganze Herde und insbesondere für die Hirten als oberster Hirte geben musste. Mit Beharrlichkeit begann er, die Schwierigkeiten zu überwinden und in Allem Ordnung herzustellen. Bei all seiner persönlichen Güte schreckte er auch nicht vor strengen Strafen zurück, wenn diese für die Einpflanzung der echten Frömmigkeit in der Diözese unumgänglich waren.
 
Jedes Jahr, aber manchmal auch mehrere Male im Laufe des Jahres machte der heilige Bischof eine Rundreise durch die Diözese, um die würdigen Priester zu stärken, die Schwachen auf den richtigen Weg zu bringen und die Leichtsinnigen und Gefallenen zurechtzuweisen. Bald nach seiner Ankunft in Belgorod  bestellte er aus Moskau ein Buch über die kirchlichen Sakramente und traf Anordnungen über seine Aneignung durch die Priester. Während seiner Rundreisen prüfte er die Priester über ihr Wissen. Die Unwissenden schickte er zur Ausbildung nach Belgorod, die vollkommen Unwissenden und Aussichtslosen enthob er ihres Amtes. In seiner Weisung vom Jahr 1750 spricht der heilige Bischof von den von ihm bemerkten Missständen und verweist auf Maßnahmen zu ihrer Beseitigung.
 
[[Datei:Gottesmutterikone Pestschanskaja („von Peski).jpg|thumb|Gottesmutterikone Pestschanskaja („von Peski)]]
 
Der hl. Ioasaph bemerkte, dass einige Priester die für Notfälle aufzubewahrenden Heiligen Gaben bei sich im Hause aufbewahrten und keine Behältnisse hatten, um sie in würdiger Form zu den Kranken und Sterbenden zu tragen. Einmal blieb er während der Besichtigung der Diözese im Haus eines Priesters, der verreist war. Nachdem er seinen Zellendiener für die Nacht entlassen hatte, verspürte der heilige Bischof einen ungewöhnlichen Schrecken. Er konnte auf keine Weise einschlafen. Als er begann, die Gegenstände im Zimmer zu betrachten, fand er auf einem Regal zwischen häuslichem Geschirr ein Papier, in dem die Heiligen Gaben lagen. Nachdem er das Heiligtum vor sich gelegt hatte, verbrachte er die ganze Nacht in heißem Gebet, um die Strafe Gottes von dem unachtsamen Priester abzuwenden. Er selbst aber hielt es für seine Pflicht, ihn des Priesteramtes zu entheben. Den Priestern wurde mit Drohung der Amtsenthebung vorgeschrieben, die Heiligen Gaben auf dem Altar aufzubewahren und sie in Kelchen zu den Kranken zu bringen, wobei der Priester in Gewänder gekleidet sein sollte und Kerzen und Glocken vorausgehen sollten. Er verbot Neuerungen in den Gottesdiensten. Der heilige Bischof sorgte sich darum, dass die Ikonen in den Kirchen richtig gezeichnet waren, denn einige von ihnen könnten „ein lästerliches Lachen bei den Unwissenden erregen“. Zur Aufbewahrung des [[Myron]]s sandte der hl. Ioasaph für alle Gotteshäuser 3000 Glasgefäße mit Kästchen. Der heilige Bischof erhielt im Schlaf eine Weisung über ein nachlässiges Verhalten gegenüber einer Ikone der Mutter Gottes, welches in einer Kirche seiner Diözese stattfand. Er sah das Bild der Gebieterin, welches sich in einem Haufen Unrat befand, der in eine Ecke der Vorhalle geworfen worden war. Er hörte eine Stimme: „Sieh, was die Diener dieses Gotteshauses mit meiner Ikone machten. Dieses Bild von mir ist dazu vorbestimmt, eine Quelle der Gnade für dieses Dorf und das ganze Land zu sein, aber sie warfen es zum Unrat.“ Danach untersuchte der hl. Ioasaph bei Besuch der Gemeinden genau die Kirchen sowohl von außen als auch von innen, um das von ihm im Schlaf gesehene Gotteshaus ausfindig zu machen. Als er in die Stadt Isjum kam und die Himmelfahrtskirche in dem Vorort Samost besuchte, erkannte er das gesuchte Gotteshaus. Als er in die Vorhalle kam, sah er in ihr eine große Ikone der Gottesmutter, die gleichsam als Trennwand diente, hinter die man die Kohle für den Weihrauch streute. Lange und heiß betete der Vladyka. In Tränen fiel er vor der Ikone nieder und sagte laut: „Himmlische Gebieterin, vergib die Nachlässigkeit Deiner Diener; sie wissen ja nicht, was sie tun!“ Nachdem er dann dem Dekan eine strenge Ermahnung erteilt hatte, befahl der heilige Bischof, die Ikone unverzüglich an dem ihr gebührenden Platze aufzustellen, und sagte: „In diesem heiligen Bild ist eine besondere Gnade Gottes in Fülle vorhanden, in ihm zeigt die Allheilige Gebieterin ein besonderes Zeichen ihres Eintretens (Fürsprache, Schutz) für diesen Ort und das ganze Land.“ Der hl. Ioasaph verbrachte drei Tage in Isjum und kam an jedem Tag morgens und abends, um vor dieser Ikone, die [[Pestschanskaja]] („von Peski“) genannt wird, zu beten.
 
Bald nach seiner Erhebung auf den Bischofsstuhl von Belgorod versammelte der heilige Bischof die Priester der Stadt und des Umlandes um sich. In der vor ihm stehenden Menge bemerkte er einen gebrechlichen, alten Priester, auf den sich sein forschender Blick richtete. Nachdem er die sich versammelt Habenden mit seinem Segen entließ, hielt er den alten Priester zurück. Er erfuhr, dass der Priester schon 130 Jahre alt war, und sagte zu ihm: „Du siehst vor dir den Hirten gleich wie einen Vater, der vor seinem Sohn steht. Sage mir an, ob nicht dein Gewissen mit irgendeiner schweren Sünde befleckt ist, die dich fesselt und nicht sterben lässt. Die Länge deiner Lebenszeit drängt mich, als den Ersthirten, dazu, deine Seele durch die Reue und Umkehr zu reinigen, dich mit denen, denen du Unrecht getan hast, zu versöhnen und die Sünde selbst durch die mir gegebene Macht zu vergeben und zu lösen, gemäß dem Wort: „Was ihr auf Erden löset, das wird auch im Himmel gelöst sein.“
 
Der erstaunte Alte, der sich keinerlei Vergehen bewusst war und sein hohes Alter für ein besonderes Erbarmen Gottes hielt, wiederholte nur: „Ich weiß es nicht und erinnere mich nicht.“ Aber der aufmerksame Blick des Vladyka, die väterliche Freundlichkeit und Liebe, die in seinen Augen leuchteten, brachten den Alten zum Erbeben. Und plötzlich erwachte in ihm ein längst vergessenes Geschehen, das er auch dem heiligen Bischof kundtat, nachdem er weinend zu seinen Füßen niedergefallen war. Einmal hatte er, als er Gemeindepriester war, die Göttliche Liturgie vollzogen und schickte sich an, nach Hause zu gehen. In diesem Moment erschien bei ihm ein Bote des örtlichen Gutsbesitzers mit dem Anliegen, für ihn die Liturgie ein zweites Mal zu vollziehen. Das war unmöglich auch deswegen, weil nach den kirchlichen Kanones ein Priester nicht zweimal am Tag die hl. Liturgie vollziehen kann, und auch deswegen, weil das Gotteshaus nur einen Altar hatte. Der Gutsbesitzer wünschte keinen Widerspruch zu hören und ging zu Drohungen über. Der Priester schritt zum Vollzug der Liturgie auf eben dem selben Altar, auf dem er sie gerade erst beendet hatte. Plötzlich ertönte eine geheimnisvolle und drohende Stimme: „Lässt du das, was du tust?“ Er erschauderte, aber die Furcht vor dem Gutsbesitzer erwies sich als stärker als die Furcht vor Gott. Sich vor Verwirrung aufrichtend rief er aus: „Gesegnet ist das Reich“ (der Anfang der Göttlichen Liturgie), als er zum zweiten Mal eine noch drohendere Warnung hörte: „Wage es nicht! Du wirst verflucht sein.“ In einem Anfall von Wahnsinn stieß er aus: „Sei selber verflucht!“ und fuhr fort, die Liturgie zu vollziehen.
 
„Du Unglücklicher, was tatest du!“ sagte mit Entsetzen der heilige Bischof. „Du verfluchtest den Engel Gottes, den Beschützer dieses heiligen Ortes. Durch den Fluch seid ihr beide bis heute gefesselt. Das ist die Ursache deines so hohen Alters.“
 
Danach befahl der hl. Ioasaph, eine Feldkirche an eben demselben Platz zu errichten, wo die frühere Kirche gestanden hatte. In seiner Gegenwart vollzog der Alte dort die Göttliche Liturgie. Nach Ende der Letzteren rief der heilige Bischof den Alten zu sich und befahl zu lesen: „Nun entlässt Du Deinen Diener, Gebieter...“ Dann segnete er ihn und sagte: „Ich vergebe und löse dich von allen deinen Sünden.“ Vor dem heiligen Bischof auf den Knien von einem Diakon gestützt, blickte er schweigend mit Augen voll Tränen auf den gütigen Bischof, nachdem er mit dem Engel, der den heiligen Altar beschützte, und mit seinem Gewissen ausgesöhnt war, und streckte ihm seine vom Alter ausgezehrten Hände entgegen.
 
Sanft und liebevoll sah der hl. Ioasaph auf ihn. Sich zu dem vom Verderben geretteten Priester hinunterbeugend, umarmte er ihn. Das Haupt des Alten legte sich auf die Schulter des heiligen Bischofs und in Frieden mit sich und in Vergebung von Gott hauchte er seinen letzten Atem aus. Hier am Ort der ehemaligen Kirche wurde der entschlafene Greis vom Vladyka ausgesegnet und beerdigt.
 
Viele Mühe verwandte der hl. Ioasaph auf die Besserung seiner Herde. Im einfachen Volk hatte sich der Aberglaube gehalten. Der heilige Bischof schrieb, dass das Volk in den Städten und Dörfern Reste des Heidentums bewahrte: „Am Sonntag von Pfingsten feiert das Volk das heidnische Fest einer bestimmten Birke, und am Tag der Geburt des Vorläufers den Iwan-Kupala-Tag, so wie auch Wetscherniza (gesellige Abende) mit schändlichen Liedern und Sprüngen über das Feuer.“ Der heilige Bischof wies die Geistlichkeit an, solches zu bekämpfen, und ordnete an, dass die Priester an Sonntagen nach der späten Liturgie (russ.: Obednja) das Volk unterrichteten, sich richtig zu bekreuzigen und Gebete auswendig zu lernen: das Trisagion, das Gebet des Herrn, Gottesgebärerin Jungfrau..., den Bußpsalm (50.) und das Glaubensbekenntnis, „angefangen bei den kleinen Kindern bis zu den älteren Leuten soll man es ihnen auswendig vorsprechen, damit sie mit dem Priester mitsprechen, bis die Worte sich in ihr Gedächtnis vertiefen.“
 
Die Sorge des heiligen Bischofs um das einfache Volk zeigt sich auch in folgender Anordnung: Er schrieb den Kirchendienern vor, darauf zu achten, dass „die umherwandernden Zigeuner die christliche Pflicht der Beichte und der heiligen Kommunion erfüllen und ihre Kinder taufen“.
 
Indem der heilige Bischof an seine Geistlichen strenge, aber stets gerechte Forderungen stellte, kümmerte er sich gleichzeitig um ihre Bedürfnisse und setzte sich für die Unrecht Leidenden ein. Als ein Gutsverwalter des Fürsten Jusupov eigenmächtig den Kirchendiener des Dorfes verjagte, befahl ihm der heilige Bischof, auf seinen Platz zurückzukehren; dem Gutsverwalter drohte er, anderenfalls die Kirche zu versiegeln, und dem Gutsbesitzer schrieb er nach Petersburg eine dringliche Bitte um eine Entschädigung des Opfers.
 
Während er die höheren Schichten des Volkes beständig an die Unumgänglichkeit des Einhaltens der Fasten erinnerte, sah der hl. Ioasaph in den Missernten, die zu jener Zeit in seiner Diözese geschahen, eine Strafe Gottes für die Verletzung der kirchlichen Gesetze, und er erinnerte die Geistlichen daran, dass sie für den Leichtsinn ihrer geistlichen Kinder Gott Rechenschaft ablegen müssten.
 
Der Kommandant der Division, Graf Peter Saltykow, veranstaltete bei sich in der Großen Fastenzeit Mahlzeiten mit Fleisch. Als der heilige Bischof den Grafen sah, bat er ihn eindringlich, dieses Ärgernis einzustellen. Saltykow antwortete scharf, dass er, obwohl er in der Diözese von Belgorod lebe, sich trotzdem nicht zur Herde des Gebieters (Vladyka) zuzähle und ihm deswegen nicht zu Gehorsam verpflichtet sei. Der heilige Bischof fuhr fort, ihn zu überzeugen, und der Graf kehrte mit Tränen um. Dieser Eifer zur Ehre Gottes verschaffte dem hl. Ioasaph nicht wenig Feindschaft. Man verurteilte und bedrängte ihn und legte über ihn Klage ein. Aber er ließ nicht ab in seinem Bestreben.
 
In Belgorod wurde im Gefängnis ein geächteter ehemaliger Heerführer namens Bogdan Passek gefangen gehalten. Der hl. Ioasaph, der allgemein den Gefangenen Wohltaten erwies, sandte auch diesem Mahlzeiten von seinem Tisch. Davon erfuhr der Gouverneur und warf dem Bischof, dass dieser sich ohne Sinn um einen Feind des Staates kümmere. Der heilige Bischof antwortete dem Gouverneur ruhig, dass er auch ihm, wenn er sich irgendwann einmal in der Lage eines Gefangenen befinden sollte, eine solche Mahlzeit schicken würde. Der aufgebrachte und verwirrte Gouverneur erbat von ihm eine Erklärung des Gesagten. Da überführte ihn der heilige Bischof vieler ungesetzlicher Handlungen und ermahnte ihn, sich zu bessern. Der Gouverneur flehte um Vergebung und versprach, seine Vergehen zu bereinigen.
 
Die Barmherzigkeit war dem hl. Ioasaph in besonders hohem Maße zu eigen. Alle seine Einkünfte aus der reichen Diözese verteilte er an die Armen, die immer freien Zutritt zu ihm hatten. Vor großen Feiertagen sandte er den Armen mit seinem vertrauten Zellendiener Almosen: Geld und Kleider. Der Zellendiener sollte, nachdem er alles am Fenster oder an der Schwelle des Hauses hingelegt hatte, an die Wand klopfen, um die Aufmerksamkeit der Eigentümer zu wecken und dann schnell unerkannt verschwinden. Als der Zellendiener krank war, da schlich sich der heilige Bischof selbst, indem er die Minute, als der Türwächter des bischöflichen Hauses nicht am Tor stand, in der Kleidung eines einfachen Mannes auf die Straße und ging mit geheimen Almosen in die Stadt. Als er einmal vor dem Fest der Geburt Christi in solcher Gestalt nach Hause zurückkehrte, rief ihn der Türhüter am Tor an. Der heilige Bischof wünschte nicht erkannt zu werden und wollte an ihm vorbeischlüpfen. Aber der Türwächter konnte ihn fassen und begann, ihn auszufragen. Der Vladyka (Gebieter) versuchte, sich zu entwinden, und erhielt einige starke Schläge in den Rücken, nach denen er kaum noch nach Hause gehen konnte. Danach wurde er krank. Der Pförtner aber wurde von ihm belohnt.
 
Als er fühlte dass seine Zeit nicht mehr lang währen würde, beeilte sich der heilige Bischof Ioasaph, Gutes zu tun und sein Leben mit christlichen Werken der [[Askese]] ([[Podwig]]en) anzufüllen. Er gedachte beständig der unausweichlichen Stunde des Todes und bereitete sich auf sie vor. Während der Darbringung des unblutigen Opfers vergoss er Tränen. Der Zellendiener, der zu ihm mit dem Vortrag über die morgendlichen und abendlichen Gebete kam, traf ihn betend an. Bei jedem Schlag der Stunden sprach der heilige Bischof ein Gebet, zu dem sich zu flüchten er auch anderen empfahl. Das Gebet heißt allstündliches Gebet des hl. Ioasaph, und viele üben es. Hier sind seine Worte: „Gepriesen sei der Tag und die Stunde, in der mein Herr, Jesus Christus, um meinetwillen geboren wurde, die Kreuzigung erduldete und den Tod erlitt. O, Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, in der Stunde meines Todes nimm den Geist Deines Dieners, der auf Wanderung ist, auf – durch die Gebete Deiner Allreinen Mutter und aller Deiner Heiligen, denn gepriesen bist Du in Ewigkeit. Amen.“
 
In seinem letzten Lebensjahr beschloss er, in der Heimat zu bleiben und sagte mehrmals. dass er nicht nach Belgorod zurückkehren werde. Er befahl, bei der Dreiheitskathedrale ein steinernes Grabgewölbe zu bauen, und ordnete an, es bis zum Herbst fertigzustellen. Im Mai 1754 zelebrierte der heilige Bischof in der Kathedrale die letzte Liturgie und verabschiedete sich von seiner Herde, indem er bat, seine Versündigungen zu vergeben, und vergab allen, die ihm Unrecht getan hatten. Die Einwohner der Stadt begleiteten ihn bis zu jenem Berg, an dessen Fuß die Stadt liegt. Aus der Kutsche aussteigend segnete der hl. Ioasaph die Stadt. An dieser selben Stelle trugen sie ein halbes Jahr später seinen Sarg.
 
Der Greis Andrej Gorlenko, der sein Vermögen unter den Söhnen aufgeteilt hatte, lebte in einer kleinen Zelle, die er sich im Wald unweit von Pryluky erbaut hatte. Zur Familie reiste er an großen Feiertagen, um gemeinsam in der Kirche zu weilen. Seinen Sohn erwartend reiste er nach Pryluky.
 
Um das bischöfliche Amt zu ehren, wollte er dem Sohn mit den Zeichen höchster Achtung begegnen, aber er wollte auch nicht seine väterliche Würde erniedrigen. Als die Kutsche heranfuhr, verlor der Vater herantretend irgendwie unerwartet den Stock und verneigte sich, um ihn aufzuheben, vor dem Sohn zum Boden. Der heilige Bischof verstand die Absicht des Vaters, und nachdem er sich mit Tränen zu ihm niedergeworfen hatte, hob er selbst den Stock auf. Sie sprachen beide zusammen lange in einem abgeschiedenen Zimmer, wo sich der Vater immer aufhielt, und der hl. Ioasaph ging mehrmals in seine Waldeinsiedelei.
 
Bei diesem letzten Wiedersehen mit seinen Verwandten zeigte der heilige Bischof noch einmal seinen beständigen Eifer für die Kirche. Auf einem der Landgüter seiner Eltern war eine Hauskirche eingerichtet worden, aber die Seitenkapelle dieser Kirche, die schon geweiht war, blieb unfertig und ohne Dach. Als er davon erfuhr, bemerkte der heilige Bischof streng zu seinen Verwandten, dass sie sich wohl um die Annehmlichkeit ihrer Wohnung kümmern, aber nicht an das Gotteshaus denken. Er erhielt von ihnen das Versprechen, die Kapelle bald fertig zu bauen. Ein anderes Mal bemerkte er, als er zur Zeit der Proskomidie in die Kirche kam, wohin die Prosphoren aus dem Haus seiner Eltern gebracht wurden, dass sie zwar aus Weizenmehl, aber nicht aus weißem – wie es sich gehört – sondern aus dunklem Mehl gebacken waren. Er untersagte dem Priester, die Liturgie fortzuführen, nahm eine Prosphora mit sich und zeigte sie der Mutter und der Frau des Bruders, indem er diese Nachlässigkeit streng tadelte.
 
Auf dem umgekehrten Weg verweilte der hl. Ioasaph im Kloster von Mgar und erfreute sich im Herzen an den Früchten seiner Mühen. Die Kathedralkirche war vollendet und am 22. April diesen Jahres vom Kiewer Metropoliten geweiht worden. Es war ein Schrein für die ehrwürdigen Gebeine des heiligen Patriarchen Athanasios errichtet worden, vor dem er jetzt heiß betete, um seinen in diesem Leben letzten Segen zu erbitten.
 
Auf dem Weg nach Belgorod machte der heilige Bischof bereits im Gebiet seiner Diözese wegen einer Krankheit in dem Ort Graiworon (später Kreisstadt des Kursker Gouvernement) Halt, der dem bischöflichen Haus gehörte. Hier war vom hl. Bischof ein kleines Kloster mit Wohnräumen für den Bischof ausgebaut worden. Die Krankheit verstärkte sich. Weil sie darüber Nachricht erhalten hatten, trafen die Mutter des Gebieters sein Bruder Andrej und seine Schwester Praskowja Andrejewna Kwitko ein. Den hl. Ioasaph  verließen merklich die Kräfte, und zu seiner Schwester gewandt sprach er Worte, die die niemandem bekannten Askesemühen (Podwig) des Anfangs seines mönchischen Lebens offenbarten: „Die harten Askesemühen des Anfangs lassen mich nicht ein hohes Lebensalter erreichen.“
 
Als die Schwester ihn später bat, für sie und ihre Kinder zu beten, wenn er Gottes Erbarmen beim Herr finde, da antwortete der heilige Bischof mit Tränen, dass er selbst mehr als andere jetzt des Gebetes bedürfe, denn er bereite sich auf einen mühevollen Weg.
 
Seinen Zellendienern sagte der heilige Bischof in knappen Worten voraus, was ihnen im Leben bevorstehe. Nachdem er sich durch Krankensalbung, Beichte und Empfang der heiligen Sakramente des Herrn auf den Übergang in das ewige Leben vorbereitet hatte, verschied der hl. Ioasaph am 10. Dezember 1754 um vier Uhr 20 nachmittags. In der Stunde seines Endes sah der Abt des unweit von Graiworon gelegenen Klosters von Chotmyschsk, Jesajas, im Schlaf, dass er mit dem heiligen Bischof in Belgorod  am Fenster stünde und der hl. Ioasaph auf die aufgehende hell leuchtende  Sonne zeigend sagte: „So leuchtend wie diese Sonne ist, so stehe ich in dieser Stunde vor dem Thron Gottes.“ Der Hegumen (Abt) erwachte und sandte sogleich einen Eilboten nach Graiworon, um Nachricht über die Gesundheit des schwerkranken Gebieters (Vladyka) zu erhalten. Der Gesandte kehrte mit der Nachricht zurück, dass der hl. Ioasaph eben in jener Stunde verschieden war, die der Abt genannt hatte. Als die Verwandten zum greisen Vater des heiligen Bischofs eilten, um ihn auf die bittere Kunde vorzubereiten, da sprach dieser, ohne auf ihre Worte zu warten: „Ich wusste, dass ihr mit der Nachricht vom Tod meines Sohnes Ioasaph gekommen seid. Denn das habe ich vor euch erfahren. Am 10. Dezember abends wurde mir eine Stimme zuteil: „Dein Sohn, der heilige Bischof, ist gestorben.“ Und plötzlich kam ihm die geheimnisvolle Erscheinung der Gottesmutter und des Engels in Erinnerung , der dem betenden Sohn die bischöfliche Mantia anlegte. Hierüber berichtete er als Erster der Familie.
 
Als der Sarg mit seinen sterblichen Überresten an die Stelle kam, von wo der hl. Ioasaph Belgorod  gesegnet hatte, überdeckte das Klagegeschrei der Armen, denen er heimlich geholfen hatte, den kirchlichen Gesang. Die Hinterlassenschaft des Bischofs bestand in 70 Kopeken Kupfergeld, und das Konsistorium fragte beim Synod an, womit man ihn beerdigen solle. Es wurde angeordnet, 300 Rubel aus dem Reservevermögen des bischöflichen Hauses zu nehmen. Der Leib des hl. Ioasaph, der nicht der Verwesung unterworfen war, blieb bis Mitte Februar in der Kathedrale und unbeerdigt in der Erwartung der Ankunft eines Bischofs zum Begräbnis. Noch wusste niemand in der Stadt, wer den Begräbnisgottesdienst feiern werde, denn der hl. Ioasaph war drei Personen im Traum erschienen und hatte gesagt: „Der Koslowitsch wartet sehr lange mit dem Begräbnis.“ Es zeigte sich, dass später Vladyka Ioann (Koslowitsch) geschickt wurde, der Bischof von Pereslavl und Borispol, der durch das Flusshochwasser (nach der Schneeschmelze) aufgehalten wurde.
 
Der heilige Bischof wurde in der Gruft der Dreiheitskathedrale begraben, die später zum Kloster von Belgorod  gehörte. Gemäß seinem Vermächtnis wurde dort mit den Mitteln seines Bruders ein Altar errichtet und es wurden Liturgien mit Totengedenken für den heiligen Bischof gefeiert.
 
Die Unvergänglichkeit der Gebeine des heiligen Bischofs Ioasaph wurde schon zwei Jahre nach seinem Ableben entdeckt. Seit jenen Jahren begaben sich Kranke zu seinem Grab und erhielten Heilung. Während der Regentschaft des Kaisers Nikolaus II. fand am 4. September 1911 entsprechend dem Beschluss des hl. Synods die feierliche Verherrlichung der unverwesten Gebeine des heiligen Bischofs Ioasaph  statt, die von einer übergroßen Zahl von Wundern begleitet wurde, als sich gemäß dem Zeugnis eines am Fest teilnehmenden Bischofs „vor den Augen das Bild des Evangeliums wiederholte: die Blinden sahen, die Tauben begannen zu hören und die Lahmen standen auf.“
 
'''Tropar, Ton 3.'''<br>
 
Geliebter Bischof Christi Gottes, ein Maß des Glaubens und ein Vorbild der Barmherzigkeit warst du den Menschen, durch Wachen, Fasten und Gebet, strahltest du wie ein überheller Leuchter auf und wurdest von Gott als herrlich erwiesen. Im Körper in Unverweslichkeit ruhend und im Geiste vor Gottes Thron stehend strömst Du überherrliche Wunder aus; bitte Christus Gott, auf dass Er unser Vaterland in Orthodoxie und Frömmigkeit stärke und unsere Seelen rette.
 
'''Kondak, Ton 8.'''<br>
 
Wer erkundet die vielartigen christlichen Mühen deines Lebens; wer zählt die vielgestaltigen Gnadenwerke Gottes, die du zeigtest. Da wir um Deinen Freimut bei der Allreinen Gottesgebärerin und Dem Allgütigen Gott gut wissen, rufen wir in Rührung des Herzens zu Dir: Entziehe uns nicht deine Hilfe und Fürsprache, heiliger Bischof Christi und Wundertäter Ioasaph.
<br>
Quelle: Dieser Text stammt aus: "Orthodoxe Heiligenleben", Vorabdruck im Internet]. Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.
Übersetzt aus: "Zitija Svjatych", russ.,
Kloster d. hl. Hiob v. Pocaev, München 1953.
© Stefan v. Wachter, München 2001
 
 
[[Kategorie:Heilige]][[Kategorie:Heilige aus Russland]] [[Kategorie:Heiliger (18. Jahrhundert)]] [[Kategorie:Bischöfe]] [[Kategorie: Kleriker]] [[Kategorie:Personen]]

Aktuelle Version vom 22. März 2023, 21:46 Uhr

Hl. IOSAPH, Bischof von Belgorod.jpg

Gedenktag: 10. Dezember und 4. September (Auffindung der Gebeine)

„Gott gebe euch Weisheit und Tapferkeit. Weisheit, um zu sehen, wie vorzugehen ist – und Tapferkeit, um ohne sich selbst und andere zu bedauern so zu handeln, wie es sich gebührt.“
Bischof Theophan der Klausner von Wyscha (1815-1894).

Leuchtend an Weisheit und Tapferkeit und streng zu sich selbst und zu anderen, nimmt der heilige Bischof Ioasaph von Belgorod in der Schar der heiligen Hierarchen, die in der Russischen Kirche im 19. Jahrhundert aufstrahlten, einen besonders sichtbaren Platz ein.

Weisheit und Tapferkeit waren dem heiligen Bischof Ioasaph in hohem Maße zu eigen. Höchste Weisheit und ein Herz, das immer wusste, wie vorzugehen sei, verband der heilige Bischof mit unveränderlicher Tapferkeit in der Erfüllung seiner Pflicht und in der entschiedenen Bereitschaft, auch andere dazu anzuleiten, so zu handeln, wie es sich gebührt.

Indem wir das Gedächtnis des an Geist großen heiligen Bischofs Ioasaph ehren, wollen wir ihm nach Kräften folgen und uns der trefflichen Worte des Bischofs Theophan, dem Klausner von Wyscha, dieses geistlichen Führers des Russischen Volkes der neuen Zeit, erinnern.

Der heilige Bischof Ioasaph gehörte zum bekannten Geschlecht Gorlenko. Sein Urgroßvater, Lasar Gorlenko, war ein Auswanderer vom rechten Dnjepr-Ufer in der Ukraine (Sadneprowje). Er flüchtete vor dem Druck der polnischen Union. Nachdem er sich in Pryluky angesiedelt hatte, hatte er lange Zeit das wichtige Amt des Heerführers des Kosakenheers von Pryluky inne und schwor als einer der Ersten im Jahre 1654 dem Zaren Alexej Michailowitsch die Treue. Sein Sohn Dimitrij erbte seinen Beruf. Der Enkel, Andrej Dimitriewitsch, war mit Maria Daniilovna Apostol, der Tochter eines Hauptmanns (russ.: Hetman), verheiratet.

Andrej Gorlenko zeichnete sich durch Frömmigkeit aus, die seiner Familie überhaupt zu eigen war. Sein Bruder Pachomij und seine Schwester Anastasia gingen beide ins Kloster.

In Pryluky wurde am Fest der Geburt der Gottesgebärerin – am 8. September 1705 – während der Zeit, als die Liturgie gefeiert wurde, bei Andreas und Maria ein Sohn geboren. Der Knabe wurde zu Ehren des Heiligen, der am folgenden Tag gefeiert wurde, Joachim genannt.

Akademie der Kiewer Bruderschaft von Petro Mohyla

Dem heranwachsenden Joachim eröffnete sich im Voraus ein breiter Weg. Seine Abstammung, der Dienst der Vorfahren und der bedeutende Stand versprachen eine ruhmreiche Aufgabe. Aber die kirchliche und religiöse Ausrichtung der Familie, die Gemeinschaft mit dem Onkel und der Tante und das Beispiel des Vaters, der sich dem Gebet hingab – am Ende seines Lebens sogar vollkommen in der Abgeschiedenheit des Waldes – all dies prägte die Seele des Kindes. Als er acht Jahre alt war, wurde er nach Kiew geschickt, um in der Akademie der Kiewer Bruderschaft von Petro Mohyla zu lernen, in der vorher auch schon sein Vater und sein Onkel erzogen worden waren.

Nach der Abreise des Sohnes saß Andrej Gorlenko einmal am Abend auf der Vortreppe. Die Sonne ging bereits unter. Als er nach Westen schaute, erblickte er die Gottesmutter, die in der Luft stand, und seinen Sohn, der im Gebet zu ihren Füßen niedergefallen war. Die Gebieterin sagte zu Joachim: „Dein Gebet genügt mir.“ Da flog ein Engel herab und legte dem Knaben die bischöfliche Mantia um. Als Andrej die Bedeutung der Erscheinung begriff, rief er aus: „Was aber, oh Allreine Gottesmutter, lässt du uns Eltern?“ – Aber es erfolgte keine Antwort. Der erschrockene Vater ging, um das Geschehene der Gattin zu berichten; aber er gelangte nicht zu ihr und vergaß alles und erinnerte sich erst mit vollständiger Klarheit nach vielen Jahren bei der Kunde vom Ableben des Sohnes daran.

Kiewer Meschigorje-Kloster. Fjodor Solntsew, 1843

Kiew gewährte dem frommen Joachim viele Tröstungen. Er liebte die Gespräche mit den Mönchen des Höhlenklosters. Mit 16 Jahren reifte in ihm der Entschluss, sich selbst Gott zu weihen. Aber er misstraute sich selbst, und erst im 18. Lebensjahr bat er seine Eltern, ihn für den Eintritt ins Kloster zu segnen. Die Eltern wurden von dieser Bitte erschüttert. Bei all ihrer Frömmigkeit konnten sie sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass ihr geliebter Sohn für die Welt stürbe. Joachim kehrte in die Akademie zurück. Viel musste er an Herz und Verstand durchleben, da sich ihm die Frage stellte, ob er dem Willen der Eltern nachgeben oder vollkommen Gott treu bleiben sollte. Schließlich verließ er die Akademie, nachdem er in Kiew seinen treuen Diener, dessen Aufgabe in der Vermittlung der Verbindung mit den Eltern bestehen sollte, zurückgelassen hatte, und entfernte sich in das Kiewer Meschigorje-Kloster. Zwei Jahre verbrachte er in Verborgenheit vor den Eltern in diesem Kloster, das sich am hohen Ufer des Dnjepr dahinstreckt, wobei er ein streng asketisches Leben führte. Am 27. Oktober 1725 empfing Joachim die Mönchsweihe zum Rjasophor (ein das schwarze, lange Gewand tragender Mönch) in der Höhlenkirche der Heiligen Onuphrios und Peter vom Athos und wurde von da an mit dem Mönchsnamen Hilarion genannt. Er unterrichtete darüber sogleich seine Eltern, indem er um Vergebung für den Ungehorsam bat und sie um den Segen für den klösterlichen Weg bat. Mit Tränen und Trauerschmerz empfingen die Eltern diese Nachricht, die von dem Diener überbracht wurde, aber sie vergaben dem Sohn und sandten ihm ihren Segen.

Kiewer Bruderschafts-Kloster

Im Jahre 1727 wurde Hilarion in das Kiewer Bruderschafts-Kloster berufen, in dessen Mauern auch seine anfängliche Entscheidung zum Mönchstum herangereift war. Am 21. November diesen Jahres wurde er in die Mantia (das lange Gewand mit Falten) gekleidet und geschoren auf den Namen Ioasaph . Diesen Namen hatten der indische Königssohn getragen, der, nachdem er das Licht Christi erkannt hatte, das Königreich verlassen und ein Leben in der Askese eines Einsiedlers geführt hatte, und der junge russische Fürst Saoserski, der sich in die Gefilde von Wologda gerettet hatte. Am 6. Januar 1728 wurde Ioasaph mit Handauflegung vom Erzbischof Varlaam (Vonatowitsch) zum Mönchsdiakon geweiht und zum Lehrer der niederen Klasse der heimischen Akademie ernannt. Von 1733 an war er gleichzeitig Ekklesiarch des Bruderschaftsklosters. Der Kiewer Erzbischof Raphael (Saborovski), der das asketische Leben des Mönchdiakons Ioasaph kannte und in ihm administrative Fähigkeiten erblickte, schickte ihn zuerst zur Sammlung von Mitteln, die für das weitere Wachstum der Akademie nötig waren. Dieser Auftrag des Metropoliten wurde von ihm erfolgreich ausgeführt. Nach seiner Rückkehr nach Kiew wurde Ioasaph zum Prüfer (Examinator) beim Bischofsstuhl ernannt. Am 8. November dieses Jahres 1734 wurde er (durch Handauflegung) zum Mönchspriester geweiht und an die Sophienkathedrale versetzt. Am 10. Januar 1735 wurde er zum Mitglied des Kiewer Geistlichen Konsistoriums ernannt. Diese Art von Tätigkeiten verringerte nicht seine geistliche Askese.

Als Ausdruck der in ihm herrschenden Ausrichtung auf das Gebet dienen seine literarischen Werke, insbesondere „Der Kampf der 7 Tugenden mit den 7 Sünden“. Es gibt die Überlieferung, dass er bei einer seiner Reisen in das elterliche Haus nicht am allgemeinen Tisch gesessen habe, wo herausgeputzte Haiduken den Gästen üppige Speisen auftrugen, sondern in der Ecke des Esszimmers, wo er sich nur an Rinden schwarzen Brotes labte.

Kloster der Verklärung des Herrn von Mgar

„Am 24. Juni 1737“ – so steht in den Aufzeichnungen des hl. Ioasaph – „wurde ich, entgegen meinem Wunsch, doch in Hingabe in die Vorsehung Gottes und in Unterwerfung unter den Willen des Ersthirten (Bischofs), als Hegumen (Abt) eingesetzt, im Kloster der Verklärung des Herrn von Mgar, welches sich bei Lubna befindet.“ Während der Ausübung der ihm auferlegten Gehorsamspflicht widmete sich Abt Ioasaph vor allem um die Hebung des mönchischen Lebens in dem von ihm geleiteten Kloster. Hier sehen wir zuerst jene Strenge, die dem hl. Ioasaph in den Mühen der Frömmigkeit und des wahren Hirtentums auch weiterhin eigen war. Er zeichnete sich auch als kirchlicher Bauherr aus. Obwohl bereits vor seiner Ankunft die Kuppel der Kathedralkirche eingestürzt war, ein Feuer die hölzernen Zellengebäude zerstört hatte und anfangs keine Geldmittel vorhanden waren, brachte der neue Abt alles in Ordnung und in einen guten Zustand. Bei all diesen Bemühungen nährte er sich an der gnadenhaften Hilfe des im Kloster entschlafenen heiligen Patriarchen Athanasios II. Patellarios, der in der Heimat viel erlitten hatte und am 5. April 1654 im Kloster auf dem Weg von Moskau, wo er für Unterstützung hingereist war, verschieden war. Seine unverwesten Gebeine wurden durch Wunder verherrlicht. Der hl. Ioasaph nahm auch während seiner Zeit als Abt seine Zuflucht zur gebethaften Hilfe des heiligen Bischofs und achtete ihn während seines ganzen Lebens als seinen himmlischen Beschützer.

„Am 16. August d. J. 1737“ – so heißt es in den Aufzeichnungen des Bischofs – „erkrankte ich schwer und kämpfte mit dieser Krankheit bis zum Februar d. J. 1738. Ich befand mich bereits nahe des Todes, aber durch Gottes Erbarmen wurde mir noch einmal Gesundheit geschenkt. Allerdings verharre ich seit dieser Zeit in Schwäche und ziehe den Weg meines notvollen Lebens bis zum Ausgang.“ Durch Gottes Erbarmen geheilt, unternahm Hegumen Ioasaph eine Reise in beide Hauptstädte, um Geldmittel zur Verbesserung des Gotteshauses zu sammeln. In Petersburg gelang es ihm, eine Bittschrift bei Kaiserin Jelisaweta Petrowna vorzustellen, welche dann 2000 Rubel spendete. In ihrer Gegenwart vollzog er am 28. November 1742 einen Gottesdienst in der Hofkirche und hielt eine wunderbare Predigt über die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Die fromme Herrscherin verhielt sich seit dieser Zeit besonders wohlwollend zum hl. Ioasaph.

Sergius-Dreiheitslavra

Als er mit nicht geringen Mitteln wieder nach Lubna zurückgekehrt war, machte sich der hl. Ioasaph an die Ausbesserung der Kirche. Aber bald erfolgte sein Ruf nach Kiew, wo sich zu dieser Zeit die Kaiserin befand. Hier wurde er am 14. Sept. 1744 gemäß dem Willen der Herrscherin in den Stand eines Archimandriten erhoben. Am 15. Jan. 1745 erfolgte seine Ernennung zum Statthalter des Sergius-Dreiheitslavras unter Beibehaltung der Verwaltung des Klosters von Mgar.

Mit Eifer ging der hl. Ioasaph an die Arbeit der Leitung der Lavra (großes Kloster), das seine großen geistlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse hatte. Im Bereich des Klosters befand sich auch das Dreiheitsseminar. Für dieses war der Archimandrit des Klosters Arsenij (Mogiljanskij) zuständig. Aber Letzterer befand sich, da er Mitglied des hl. Synods und Hofprediger war, fast die ganze Zeit in Petersburg. Die ganze Last der Arbeit fiel so dem hl. Ioasaph zu. Am 17. Mai 1748 zerstörte eine Feuersbrunst einen beträchtlichen Teil des Klosters, wobei seine Heiligtümer verschont blieben. Und wiederum, wie im Kloster von Mgar, fiel dem hl. Ioasaph die Aufgabe zu, sich um Bauarbeiten zu kümmern. Durch all dieses bereitete ihn Gottes Fügung zu einem noch höheren Dienst – dem bischöflichen – vor.

Die Kathedra von Belgorod wurde frei. Der Kaiserin wurden vier Kandidaten vorgeschlagen, von denen Archimandrit Ioasaph der Vierte war. Die Kaiserin wählte ihn aus. An Allerheiligen am 2. Juni 1748 wurde Archimandrit Ioasaph in Petersburg in der Kathedrale von Petrus u. Paulus unter Anwesenheit der Herrscherin zum Bischof von Belgorod und Obojan geweiht. Am 6. August traf er in Belgorod ein und vollzog die erste Liturgie in der Stadt seiner Kathedrale.

Die Diözese von Belgorod gehörte zu den ausgedehntesten Diözesen Russlands. Zu ihrem Bereich zählten die später eigenständigen Diözesen von Kursk, von Charkov und ein Teil jener von Tschernigov. Es gab in ihr 1060 Kirchen. Vladyka Ioasaph, der von schwacher Gesundheit war, zeigte eine außerordentliche Festigkeit und Beharrlichkeit in seinem bischöflichen Wirken. Die Diözese war vom Moskauer Konzil im Jahre 1667 eröffnet worden. Die ursprünglichen Bewohner, die aber die Minderheit darstellten, siedelten in den nördlichen Gebieten. Die südlichen Gebiete dagegen wurden vom 16. Jahrhundert an von Wehrbauern (Kosaken) besiedelt, die die südlichen Grenzen des Reiches vor den Tataren beschützten. Später wurde dieses Gebiet, auch Sloboda-Ukraine (dt. „an der Grenze“) genannt, von sogenannten Tscherkessen besiedelt, die aus Weißrussland vor der polnischen Bedrückung geflohen waren. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an siedelten sich dort auch Serben, Wallachen und andere Auswanderer aus den Balkanländern an. Die kirchliche und staatliche Ordnung, die dort am Ende des 17. Jh. entstand, hatte es schwer, sich in einem solch weiten, bewegten und verschiedenartigen Gebiet zu festigen.

Die Diözese von Belgorod bot bis zur Zeit der Führung durch Bischof Ioasaph ein betrübliches Bild. Es hielten sich grobe Gebräuche. Das Volk versank im Schlamm der Unwissenheit. Sinnloser Aberglaube, Zauberei und Magie waren verbreitet. Der Klerus war zum Großteil ungebildet. Die einzige Quelle der Erleuchtung (Bildung) für das ganze Land war das Kollegium von Charkov, das 1727 nach dem Vorbild des Kiewer Akademie von Vladyka Epiphanij (Tichorski), dem Bischof von Belgorod und Obojan, gegründet worden war. Doch die Mittel zum Unterhalt des Kollegiums waren klein, und so brachte es nur eine unbedeutende Zahl an würdigen Kandidaten für das Priestertum hervor. Die Langsamkeit und Schwierigkeit der Nachrichtenübermittlung und Kommunikation beeinträchtigten die nötige Verbindung mit dem Diözesanbischof. Vladyka Ioasaph, der von schwacher Gesundheit, doch starken Geistes war, überzeugte sich bald von all diesem. Die Reinheit seiner Seele war verbunden mit dem Bewusstsein seiner Pflicht. Er wusste, welche Antwort er vor Gott, dem Herrn, für seine ganze Herde und insbesondere für die Hirten als oberster Hirte geben musste. Mit Beharrlichkeit begann er, die Schwierigkeiten zu überwinden und in Allem Ordnung herzustellen. Bei all seiner persönlichen Güte schreckte er auch nicht vor strengen Strafen zurück, wenn diese für die Einpflanzung der echten Frömmigkeit in der Diözese unumgänglich waren.

Jedes Jahr, aber manchmal auch mehrere Male im Laufe des Jahres machte der heilige Bischof eine Rundreise durch die Diözese, um die würdigen Priester zu stärken, die Schwachen auf den richtigen Weg zu bringen und die Leichtsinnigen und Gefallenen zurechtzuweisen. Bald nach seiner Ankunft in Belgorod bestellte er aus Moskau ein Buch über die kirchlichen Sakramente und traf Anordnungen über seine Aneignung durch die Priester. Während seiner Rundreisen prüfte er die Priester über ihr Wissen. Die Unwissenden schickte er zur Ausbildung nach Belgorod, die vollkommen Unwissenden und Aussichtslosen enthob er ihres Amtes. In seiner Weisung vom Jahr 1750 spricht der heilige Bischof von den von ihm bemerkten Missständen und verweist auf Maßnahmen zu ihrer Beseitigung.

Gottesmutterikone Pestschanskaja („von Peski)

Der hl. Ioasaph bemerkte, dass einige Priester die für Notfälle aufzubewahrenden Heiligen Gaben bei sich im Hause aufbewahrten und keine Behältnisse hatten, um sie in würdiger Form zu den Kranken und Sterbenden zu tragen. Einmal blieb er während der Besichtigung der Diözese im Haus eines Priesters, der verreist war. Nachdem er seinen Zellendiener für die Nacht entlassen hatte, verspürte der heilige Bischof einen ungewöhnlichen Schrecken. Er konnte auf keine Weise einschlafen. Als er begann, die Gegenstände im Zimmer zu betrachten, fand er auf einem Regal zwischen häuslichem Geschirr ein Papier, in dem die Heiligen Gaben lagen. Nachdem er das Heiligtum vor sich gelegt hatte, verbrachte er die ganze Nacht in heißem Gebet, um die Strafe Gottes von dem unachtsamen Priester abzuwenden. Er selbst aber hielt es für seine Pflicht, ihn des Priesteramtes zu entheben. Den Priestern wurde mit Drohung der Amtsenthebung vorgeschrieben, die Heiligen Gaben auf dem Altar aufzubewahren und sie in Kelchen zu den Kranken zu bringen, wobei der Priester in Gewänder gekleidet sein sollte und Kerzen und Glocken vorausgehen sollten. Er verbot Neuerungen in den Gottesdiensten. Der heilige Bischof sorgte sich darum, dass die Ikonen in den Kirchen richtig gezeichnet waren, denn einige von ihnen könnten „ein lästerliches Lachen bei den Unwissenden erregen“. Zur Aufbewahrung des Myrons sandte der hl. Ioasaph für alle Gotteshäuser 3000 Glasgefäße mit Kästchen. Der heilige Bischof erhielt im Schlaf eine Weisung über ein nachlässiges Verhalten gegenüber einer Ikone der Mutter Gottes, welches in einer Kirche seiner Diözese stattfand. Er sah das Bild der Gebieterin, welches sich in einem Haufen Unrat befand, der in eine Ecke der Vorhalle geworfen worden war. Er hörte eine Stimme: „Sieh, was die Diener dieses Gotteshauses mit meiner Ikone machten. Dieses Bild von mir ist dazu vorbestimmt, eine Quelle der Gnade für dieses Dorf und das ganze Land zu sein, aber sie warfen es zum Unrat.“ Danach untersuchte der hl. Ioasaph bei Besuch der Gemeinden genau die Kirchen sowohl von außen als auch von innen, um das von ihm im Schlaf gesehene Gotteshaus ausfindig zu machen. Als er in die Stadt Isjum kam und die Himmelfahrtskirche in dem Vorort Samost besuchte, erkannte er das gesuchte Gotteshaus. Als er in die Vorhalle kam, sah er in ihr eine große Ikone der Gottesmutter, die gleichsam als Trennwand diente, hinter die man die Kohle für den Weihrauch streute. Lange und heiß betete der Vladyka. In Tränen fiel er vor der Ikone nieder und sagte laut: „Himmlische Gebieterin, vergib die Nachlässigkeit Deiner Diener; sie wissen ja nicht, was sie tun!“ Nachdem er dann dem Dekan eine strenge Ermahnung erteilt hatte, befahl der heilige Bischof, die Ikone unverzüglich an dem ihr gebührenden Platze aufzustellen, und sagte: „In diesem heiligen Bild ist eine besondere Gnade Gottes in Fülle vorhanden, in ihm zeigt die Allheilige Gebieterin ein besonderes Zeichen ihres Eintretens (Fürsprache, Schutz) für diesen Ort und das ganze Land.“ Der hl. Ioasaph verbrachte drei Tage in Isjum und kam an jedem Tag morgens und abends, um vor dieser Ikone, die Pestschanskaja („von Peski“) genannt wird, zu beten.

Bald nach seiner Erhebung auf den Bischofsstuhl von Belgorod versammelte der heilige Bischof die Priester der Stadt und des Umlandes um sich. In der vor ihm stehenden Menge bemerkte er einen gebrechlichen, alten Priester, auf den sich sein forschender Blick richtete. Nachdem er die sich versammelt Habenden mit seinem Segen entließ, hielt er den alten Priester zurück. Er erfuhr, dass der Priester schon 130 Jahre alt war, und sagte zu ihm: „Du siehst vor dir den Hirten gleich wie einen Vater, der vor seinem Sohn steht. Sage mir an, ob nicht dein Gewissen mit irgendeiner schweren Sünde befleckt ist, die dich fesselt und nicht sterben lässt. Die Länge deiner Lebenszeit drängt mich, als den Ersthirten, dazu, deine Seele durch die Reue und Umkehr zu reinigen, dich mit denen, denen du Unrecht getan hast, zu versöhnen und die Sünde selbst durch die mir gegebene Macht zu vergeben und zu lösen, gemäß dem Wort: „Was ihr auf Erden löset, das wird auch im Himmel gelöst sein.“

Der erstaunte Alte, der sich keinerlei Vergehen bewusst war und sein hohes Alter für ein besonderes Erbarmen Gottes hielt, wiederholte nur: „Ich weiß es nicht und erinnere mich nicht.“ Aber der aufmerksame Blick des Vladyka, die väterliche Freundlichkeit und Liebe, die in seinen Augen leuchteten, brachten den Alten zum Erbeben. Und plötzlich erwachte in ihm ein längst vergessenes Geschehen, das er auch dem heiligen Bischof kundtat, nachdem er weinend zu seinen Füßen niedergefallen war. Einmal hatte er, als er Gemeindepriester war, die Göttliche Liturgie vollzogen und schickte sich an, nach Hause zu gehen. In diesem Moment erschien bei ihm ein Bote des örtlichen Gutsbesitzers mit dem Anliegen, für ihn die Liturgie ein zweites Mal zu vollziehen. Das war unmöglich auch deswegen, weil nach den kirchlichen Kanones ein Priester nicht zweimal am Tag die hl. Liturgie vollziehen kann, und auch deswegen, weil das Gotteshaus nur einen Altar hatte. Der Gutsbesitzer wünschte keinen Widerspruch zu hören und ging zu Drohungen über. Der Priester schritt zum Vollzug der Liturgie auf eben dem selben Altar, auf dem er sie gerade erst beendet hatte. Plötzlich ertönte eine geheimnisvolle und drohende Stimme: „Lässt du das, was du tust?“ Er erschauderte, aber die Furcht vor dem Gutsbesitzer erwies sich als stärker als die Furcht vor Gott. Sich vor Verwirrung aufrichtend rief er aus: „Gesegnet ist das Reich“ (der Anfang der Göttlichen Liturgie), als er zum zweiten Mal eine noch drohendere Warnung hörte: „Wage es nicht! Du wirst verflucht sein.“ In einem Anfall von Wahnsinn stieß er aus: „Sei selber verflucht!“ und fuhr fort, die Liturgie zu vollziehen.

„Du Unglücklicher, was tatest du!“ sagte mit Entsetzen der heilige Bischof. „Du verfluchtest den Engel Gottes, den Beschützer dieses heiligen Ortes. Durch den Fluch seid ihr beide bis heute gefesselt. Das ist die Ursache deines so hohen Alters.“

Danach befahl der hl. Ioasaph, eine Feldkirche an eben demselben Platz zu errichten, wo die frühere Kirche gestanden hatte. In seiner Gegenwart vollzog der Alte dort die Göttliche Liturgie. Nach Ende der Letzteren rief der heilige Bischof den Alten zu sich und befahl zu lesen: „Nun entlässt Du Deinen Diener, Gebieter...“ Dann segnete er ihn und sagte: „Ich vergebe und löse dich von allen deinen Sünden.“ Vor dem heiligen Bischof auf den Knien von einem Diakon gestützt, blickte er schweigend mit Augen voll Tränen auf den gütigen Bischof, nachdem er mit dem Engel, der den heiligen Altar beschützte, und mit seinem Gewissen ausgesöhnt war, und streckte ihm seine vom Alter ausgezehrten Hände entgegen.

Sanft und liebevoll sah der hl. Ioasaph auf ihn. Sich zu dem vom Verderben geretteten Priester hinunterbeugend, umarmte er ihn. Das Haupt des Alten legte sich auf die Schulter des heiligen Bischofs und in Frieden mit sich und in Vergebung von Gott hauchte er seinen letzten Atem aus. Hier am Ort der ehemaligen Kirche wurde der entschlafene Greis vom Vladyka ausgesegnet und beerdigt.

Viele Mühe verwandte der hl. Ioasaph auf die Besserung seiner Herde. Im einfachen Volk hatte sich der Aberglaube gehalten. Der heilige Bischof schrieb, dass das Volk in den Städten und Dörfern Reste des Heidentums bewahrte: „Am Sonntag von Pfingsten feiert das Volk das heidnische Fest einer bestimmten Birke, und am Tag der Geburt des Vorläufers den Iwan-Kupala-Tag, so wie auch Wetscherniza (gesellige Abende) mit schändlichen Liedern und Sprüngen über das Feuer.“ Der heilige Bischof wies die Geistlichkeit an, solches zu bekämpfen, und ordnete an, dass die Priester an Sonntagen nach der späten Liturgie (russ.: Obednja) das Volk unterrichteten, sich richtig zu bekreuzigen und Gebete auswendig zu lernen: das Trisagion, das Gebet des Herrn, Gottesgebärerin Jungfrau..., den Bußpsalm (50.) und das Glaubensbekenntnis, „angefangen bei den kleinen Kindern bis zu den älteren Leuten soll man es ihnen auswendig vorsprechen, damit sie mit dem Priester mitsprechen, bis die Worte sich in ihr Gedächtnis vertiefen.“

Die Sorge des heiligen Bischofs um das einfache Volk zeigt sich auch in folgender Anordnung: Er schrieb den Kirchendienern vor, darauf zu achten, dass „die umherwandernden Zigeuner die christliche Pflicht der Beichte und der heiligen Kommunion erfüllen und ihre Kinder taufen“.

Indem der heilige Bischof an seine Geistlichen strenge, aber stets gerechte Forderungen stellte, kümmerte er sich gleichzeitig um ihre Bedürfnisse und setzte sich für die Unrecht Leidenden ein. Als ein Gutsverwalter des Fürsten Jusupov eigenmächtig den Kirchendiener des Dorfes verjagte, befahl ihm der heilige Bischof, auf seinen Platz zurückzukehren; dem Gutsverwalter drohte er, anderenfalls die Kirche zu versiegeln, und dem Gutsbesitzer schrieb er nach Petersburg eine dringliche Bitte um eine Entschädigung des Opfers.

Während er die höheren Schichten des Volkes beständig an die Unumgänglichkeit des Einhaltens der Fasten erinnerte, sah der hl. Ioasaph in den Missernten, die zu jener Zeit in seiner Diözese geschahen, eine Strafe Gottes für die Verletzung der kirchlichen Gesetze, und er erinnerte die Geistlichen daran, dass sie für den Leichtsinn ihrer geistlichen Kinder Gott Rechenschaft ablegen müssten.

Der Kommandant der Division, Graf Peter Saltykow, veranstaltete bei sich in der Großen Fastenzeit Mahlzeiten mit Fleisch. Als der heilige Bischof den Grafen sah, bat er ihn eindringlich, dieses Ärgernis einzustellen. Saltykow antwortete scharf, dass er, obwohl er in der Diözese von Belgorod lebe, sich trotzdem nicht zur Herde des Gebieters (Vladyka) zuzähle und ihm deswegen nicht zu Gehorsam verpflichtet sei. Der heilige Bischof fuhr fort, ihn zu überzeugen, und der Graf kehrte mit Tränen um. Dieser Eifer zur Ehre Gottes verschaffte dem hl. Ioasaph nicht wenig Feindschaft. Man verurteilte und bedrängte ihn und legte über ihn Klage ein. Aber er ließ nicht ab in seinem Bestreben.

In Belgorod wurde im Gefängnis ein geächteter ehemaliger Heerführer namens Bogdan Passek gefangen gehalten. Der hl. Ioasaph, der allgemein den Gefangenen Wohltaten erwies, sandte auch diesem Mahlzeiten von seinem Tisch. Davon erfuhr der Gouverneur und warf dem Bischof, dass dieser sich ohne Sinn um einen Feind des Staates kümmere. Der heilige Bischof antwortete dem Gouverneur ruhig, dass er auch ihm, wenn er sich irgendwann einmal in der Lage eines Gefangenen befinden sollte, eine solche Mahlzeit schicken würde. Der aufgebrachte und verwirrte Gouverneur erbat von ihm eine Erklärung des Gesagten. Da überführte ihn der heilige Bischof vieler ungesetzlicher Handlungen und ermahnte ihn, sich zu bessern. Der Gouverneur flehte um Vergebung und versprach, seine Vergehen zu bereinigen.

Die Barmherzigkeit war dem hl. Ioasaph in besonders hohem Maße zu eigen. Alle seine Einkünfte aus der reichen Diözese verteilte er an die Armen, die immer freien Zutritt zu ihm hatten. Vor großen Feiertagen sandte er den Armen mit seinem vertrauten Zellendiener Almosen: Geld und Kleider. Der Zellendiener sollte, nachdem er alles am Fenster oder an der Schwelle des Hauses hingelegt hatte, an die Wand klopfen, um die Aufmerksamkeit der Eigentümer zu wecken und dann schnell unerkannt verschwinden. Als der Zellendiener krank war, da schlich sich der heilige Bischof selbst, indem er die Minute, als der Türwächter des bischöflichen Hauses nicht am Tor stand, in der Kleidung eines einfachen Mannes auf die Straße und ging mit geheimen Almosen in die Stadt. Als er einmal vor dem Fest der Geburt Christi in solcher Gestalt nach Hause zurückkehrte, rief ihn der Türhüter am Tor an. Der heilige Bischof wünschte nicht erkannt zu werden und wollte an ihm vorbeischlüpfen. Aber der Türwächter konnte ihn fassen und begann, ihn auszufragen. Der Vladyka (Gebieter) versuchte, sich zu entwinden, und erhielt einige starke Schläge in den Rücken, nach denen er kaum noch nach Hause gehen konnte. Danach wurde er krank. Der Pförtner aber wurde von ihm belohnt.

Als er fühlte dass seine Zeit nicht mehr lang währen würde, beeilte sich der heilige Bischof Ioasaph, Gutes zu tun und sein Leben mit christlichen Werken der Askese (Podwigen) anzufüllen. Er gedachte beständig der unausweichlichen Stunde des Todes und bereitete sich auf sie vor. Während der Darbringung des unblutigen Opfers vergoss er Tränen. Der Zellendiener, der zu ihm mit dem Vortrag über die morgendlichen und abendlichen Gebete kam, traf ihn betend an. Bei jedem Schlag der Stunden sprach der heilige Bischof ein Gebet, zu dem sich zu flüchten er auch anderen empfahl. Das Gebet heißt allstündliches Gebet des hl. Ioasaph, und viele üben es. Hier sind seine Worte: „Gepriesen sei der Tag und die Stunde, in der mein Herr, Jesus Christus, um meinetwillen geboren wurde, die Kreuzigung erduldete und den Tod erlitt. O, Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, in der Stunde meines Todes nimm den Geist Deines Dieners, der auf Wanderung ist, auf – durch die Gebete Deiner Allreinen Mutter und aller Deiner Heiligen, denn gepriesen bist Du in Ewigkeit. Amen.“

In seinem letzten Lebensjahr beschloss er, in der Heimat zu bleiben und sagte mehrmals. dass er nicht nach Belgorod zurückkehren werde. Er befahl, bei der Dreiheitskathedrale ein steinernes Grabgewölbe zu bauen, und ordnete an, es bis zum Herbst fertigzustellen. Im Mai 1754 zelebrierte der heilige Bischof in der Kathedrale die letzte Liturgie und verabschiedete sich von seiner Herde, indem er bat, seine Versündigungen zu vergeben, und vergab allen, die ihm Unrecht getan hatten. Die Einwohner der Stadt begleiteten ihn bis zu jenem Berg, an dessen Fuß die Stadt liegt. Aus der Kutsche aussteigend segnete der hl. Ioasaph die Stadt. An dieser selben Stelle trugen sie ein halbes Jahr später seinen Sarg.

Der Greis Andrej Gorlenko, der sein Vermögen unter den Söhnen aufgeteilt hatte, lebte in einer kleinen Zelle, die er sich im Wald unweit von Pryluky erbaut hatte. Zur Familie reiste er an großen Feiertagen, um gemeinsam in der Kirche zu weilen. Seinen Sohn erwartend reiste er nach Pryluky.

Um das bischöfliche Amt zu ehren, wollte er dem Sohn mit den Zeichen höchster Achtung begegnen, aber er wollte auch nicht seine väterliche Würde erniedrigen. Als die Kutsche heranfuhr, verlor der Vater herantretend irgendwie unerwartet den Stock und verneigte sich, um ihn aufzuheben, vor dem Sohn zum Boden. Der heilige Bischof verstand die Absicht des Vaters, und nachdem er sich mit Tränen zu ihm niedergeworfen hatte, hob er selbst den Stock auf. Sie sprachen beide zusammen lange in einem abgeschiedenen Zimmer, wo sich der Vater immer aufhielt, und der hl. Ioasaph ging mehrmals in seine Waldeinsiedelei.

Bei diesem letzten Wiedersehen mit seinen Verwandten zeigte der heilige Bischof noch einmal seinen beständigen Eifer für die Kirche. Auf einem der Landgüter seiner Eltern war eine Hauskirche eingerichtet worden, aber die Seitenkapelle dieser Kirche, die schon geweiht war, blieb unfertig und ohne Dach. Als er davon erfuhr, bemerkte der heilige Bischof streng zu seinen Verwandten, dass sie sich wohl um die Annehmlichkeit ihrer Wohnung kümmern, aber nicht an das Gotteshaus denken. Er erhielt von ihnen das Versprechen, die Kapelle bald fertig zu bauen. Ein anderes Mal bemerkte er, als er zur Zeit der Proskomidie in die Kirche kam, wohin die Prosphoren aus dem Haus seiner Eltern gebracht wurden, dass sie zwar aus Weizenmehl, aber nicht aus weißem – wie es sich gehört – sondern aus dunklem Mehl gebacken waren. Er untersagte dem Priester, die Liturgie fortzuführen, nahm eine Prosphora mit sich und zeigte sie der Mutter und der Frau des Bruders, indem er diese Nachlässigkeit streng tadelte.

Auf dem umgekehrten Weg verweilte der hl. Ioasaph im Kloster von Mgar und erfreute sich im Herzen an den Früchten seiner Mühen. Die Kathedralkirche war vollendet und am 22. April diesen Jahres vom Kiewer Metropoliten geweiht worden. Es war ein Schrein für die ehrwürdigen Gebeine des heiligen Patriarchen Athanasios errichtet worden, vor dem er jetzt heiß betete, um seinen in diesem Leben letzten Segen zu erbitten.

Auf dem Weg nach Belgorod machte der heilige Bischof bereits im Gebiet seiner Diözese wegen einer Krankheit in dem Ort Graiworon (später Kreisstadt des Kursker Gouvernement) Halt, der dem bischöflichen Haus gehörte. Hier war vom hl. Bischof ein kleines Kloster mit Wohnräumen für den Bischof ausgebaut worden. Die Krankheit verstärkte sich. Weil sie darüber Nachricht erhalten hatten, trafen die Mutter des Gebieters sein Bruder Andrej und seine Schwester Praskowja Andrejewna Kwitko ein. Den hl. Ioasaph verließen merklich die Kräfte, und zu seiner Schwester gewandt sprach er Worte, die die niemandem bekannten Askesemühen (Podwig) des Anfangs seines mönchischen Lebens offenbarten: „Die harten Askesemühen des Anfangs lassen mich nicht ein hohes Lebensalter erreichen.“

Als die Schwester ihn später bat, für sie und ihre Kinder zu beten, wenn er Gottes Erbarmen beim Herr finde, da antwortete der heilige Bischof mit Tränen, dass er selbst mehr als andere jetzt des Gebetes bedürfe, denn er bereite sich auf einen mühevollen Weg.

Seinen Zellendienern sagte der heilige Bischof in knappen Worten voraus, was ihnen im Leben bevorstehe. Nachdem er sich durch Krankensalbung, Beichte und Empfang der heiligen Sakramente des Herrn auf den Übergang in das ewige Leben vorbereitet hatte, verschied der hl. Ioasaph am 10. Dezember 1754 um vier Uhr 20 nachmittags. In der Stunde seines Endes sah der Abt des unweit von Graiworon gelegenen Klosters von Chotmyschsk, Jesajas, im Schlaf, dass er mit dem heiligen Bischof in Belgorod am Fenster stünde und der hl. Ioasaph auf die aufgehende hell leuchtende Sonne zeigend sagte: „So leuchtend wie diese Sonne ist, so stehe ich in dieser Stunde vor dem Thron Gottes.“ Der Hegumen (Abt) erwachte und sandte sogleich einen Eilboten nach Graiworon, um Nachricht über die Gesundheit des schwerkranken Gebieters (Vladyka) zu erhalten. Der Gesandte kehrte mit der Nachricht zurück, dass der hl. Ioasaph eben in jener Stunde verschieden war, die der Abt genannt hatte. Als die Verwandten zum greisen Vater des heiligen Bischofs eilten, um ihn auf die bittere Kunde vorzubereiten, da sprach dieser, ohne auf ihre Worte zu warten: „Ich wusste, dass ihr mit der Nachricht vom Tod meines Sohnes Ioasaph gekommen seid. Denn das habe ich vor euch erfahren. Am 10. Dezember abends wurde mir eine Stimme zuteil: „Dein Sohn, der heilige Bischof, ist gestorben.“ Und plötzlich kam ihm die geheimnisvolle Erscheinung der Gottesmutter und des Engels in Erinnerung , der dem betenden Sohn die bischöfliche Mantia anlegte. Hierüber berichtete er als Erster der Familie.

Als der Sarg mit seinen sterblichen Überresten an die Stelle kam, von wo der hl. Ioasaph Belgorod gesegnet hatte, überdeckte das Klagegeschrei der Armen, denen er heimlich geholfen hatte, den kirchlichen Gesang. Die Hinterlassenschaft des Bischofs bestand in 70 Kopeken Kupfergeld, und das Konsistorium fragte beim Synod an, womit man ihn beerdigen solle. Es wurde angeordnet, 300 Rubel aus dem Reservevermögen des bischöflichen Hauses zu nehmen. Der Leib des hl. Ioasaph, der nicht der Verwesung unterworfen war, blieb bis Mitte Februar in der Kathedrale und unbeerdigt in der Erwartung der Ankunft eines Bischofs zum Begräbnis. Noch wusste niemand in der Stadt, wer den Begräbnisgottesdienst feiern werde, denn der hl. Ioasaph war drei Personen im Traum erschienen und hatte gesagt: „Der Koslowitsch wartet sehr lange mit dem Begräbnis.“ Es zeigte sich, dass später Vladyka Ioann (Koslowitsch) geschickt wurde, der Bischof von Pereslavl und Borispol, der durch das Flusshochwasser (nach der Schneeschmelze) aufgehalten wurde.

Der heilige Bischof wurde in der Gruft der Dreiheitskathedrale begraben, die später zum Kloster von Belgorod gehörte. Gemäß seinem Vermächtnis wurde dort mit den Mitteln seines Bruders ein Altar errichtet und es wurden Liturgien mit Totengedenken für den heiligen Bischof gefeiert.

Die Unvergänglichkeit der Gebeine des heiligen Bischofs Ioasaph wurde schon zwei Jahre nach seinem Ableben entdeckt. Seit jenen Jahren begaben sich Kranke zu seinem Grab und erhielten Heilung. Während der Regentschaft des Kaisers Nikolaus II. fand am 4. September 1911 entsprechend dem Beschluss des hl. Synods die feierliche Verherrlichung der unverwesten Gebeine des heiligen Bischofs Ioasaph statt, die von einer übergroßen Zahl von Wundern begleitet wurde, als sich gemäß dem Zeugnis eines am Fest teilnehmenden Bischofs „vor den Augen das Bild des Evangeliums wiederholte: die Blinden sahen, die Tauben begannen zu hören und die Lahmen standen auf.“

Tropar, Ton 3.

Geliebter Bischof Christi Gottes, ein Maß des Glaubens und ein Vorbild der Barmherzigkeit warst du den Menschen, durch Wachen, Fasten und Gebet, strahltest du wie ein überheller Leuchter auf und wurdest von Gott als herrlich erwiesen. Im Körper in Unverweslichkeit ruhend und im Geiste vor Gottes Thron stehend strömst Du überherrliche Wunder aus; bitte Christus Gott, auf dass Er unser Vaterland in Orthodoxie und Frömmigkeit stärke und unsere Seelen rette.

Kondak, Ton 8.

Wer erkundet die vielartigen christlichen Mühen deines Lebens; wer zählt die vielgestaltigen Gnadenwerke Gottes, die du zeigtest. Da wir um Deinen Freimut bei der Allreinen Gottesgebärerin und Dem Allgütigen Gott gut wissen, rufen wir in Rührung des Herzens zu Dir: Entziehe uns nicht deine Hilfe und Fürsprache, heiliger Bischof Christi und Wundertäter Ioasaph.
Quelle: Dieser Text stammt aus: "Orthodoxe Heiligenleben", Vorabdruck im Internet]. Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Übersetzt aus: "Zitija Svjatych", russ., Kloster d. hl. Hiob v. Pocaev, München 1953. © Stefan v. Wachter, München 2001