Grigorij (Tschukow), Metropolit von Leningrad und Nowgorod

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Metropolit Grigorij (Tschukow) von Leningrad und Nowgorod
Der zukünftige Metropolit Grigorij während seines Dienstes in Olonez

Metropolit Grigorij (1870-1955; bürgerlich Nikolai Kirillowitsch Tschukow; Dr. theol.) war ein Bischof der Russischen Orthodoxen Kirche und seit dem 7. September 1945 Metropolit von Leningrad und Nowgorod und ständiges Mitglied des Heiligen Synods. Er wurde am 1. Februar. 1870 in die Familie des vormaligen Bauern Kyrill Tschukow, der in Petrosawodsk eine Gaststätte betrieb, hineingeboren. Als Kind studierte er im Gymnasium und half während der Gottesdienste im Kirchenaltar. Nachdem er 1889 das Geistliche Seminar zu Olonez absolviert hatte, diente er als Inspektor der geistlichen Schulen der Diözese Olonez. Dank seiner Tätigkeit hatte sich im Zeitraum 1889-1891 die Anzahl der Schulen mehr als verdoppelt, und die Subsidien für die geisltiche Bildung waren etwa auf das Sechsfache angewachsen. 308 Bibliotheken (mit über 55.000 Bänden) waren neu eröffnet worden. Für Erwachsene hatte er Sonntagslesungen bei den Schulen eingeführt.

1895 hatte er die Theologische Akademie in St. Petersburg absolviert, 1897 wurde er Priester an der Kathedrale in Petrosawodsk und 1907 zum Erzpriester ernannt. Er nahm an verschiedenen Wohlfahrts- und Ausbildungseinrichtugen teil. 17 Jahre lang war er Mitglied des dortigen Semstwo (Landschaftsvertretung). Von 1910 war er Vorsitzender der Frauenschule bei der Diözese Olonez, und 1911 bis 1918 Rektor des Theologischen Seminars in Olonez.

1918 wurde er von den Bolschewiki zweimal verhaftet und beim zweiten Mal aus dem Bezirk Olonez verbannt. Er ging nach Petrograd und diente ab 1919 als Prior der Peter-und-Pauls-Kirche der Petrograder Universität und ab 1921 als Prior der Kasaner Kathedrale. Von 1920 bis 1923 war er Präsident des Theologischen Instituts Petrograd und Vize-Vorsitzender des Verwaltungsrates der Vereinigung der Orthodoxen Gemeinden in Stadt und Bezirk Petrograd. 1922 verurteilte ihn das Revolutionstribunal des Bezirks Petrograd im Zusammenhang mit der Konfiskation des Kirchenbesitzes zum Tode durch Erschießen, aber das Allrussische Zentralkomitee begnadigte ihn, und Tschukow verbrachte stattdessen eineinhalb Jahre in Gefangenschaft.

1925 gründete er die Fortgeschrittenen Theologie-Kurse in Leningrad. Von 1924 bis 1935 diente er als Prior der Hl.-Nikolaus-Marine-Kathedrale. 1930 wurde er wegen des Verdachtas auf kontrarevolutionäre Tätigkeit erneut verhaftet, aber bald aus Mangel an Beweisen freigelassen. 1935 wurde er nach Saratow ins Exil geschickt. Seine Frau und drei seiner Kinder starben während der Belagerung von Leningrad durch die Hitlertruppen. 1942 legte er das Mönchsgelübde auf den Namen Grigorij ab und wurde Erzbischof von Saratow.

Seit 1944 diente er als Erzbischof von Pskow und zeitweiliger Verwalter der Eparchien Leningrad und Nowgorod. Von 1945 bis 1955 hatte er die Stelle als Metropolit von Leningrad und Nowgorod inne. 1945 wurde er auch zum Verwalter der Russischen Orthodoxen Gemeinden und Klöster in Finnland ernannt. Zu den Verdiensten Seiner Eminenz Grigorij gehört u.A. sein Beitrag zur geistlichen Ausbildung. 1943 bereitete er im Auftrag von Metropolit Sergij (Stragodorodskij) einen Entwurf zur Wiederherstellung der geistlichen Mittel- und Hochschulausbildung vor. Die Wiedererrichtung des durch die Bolschewiki zerstörten Systems der geistlichen Ausbildung wurde ermöglicht durch die Abmilderung der antireligioösen Politik durch Stalin, der die religiösen Gefühle des Volkes im Krieg nutzen wollte. Seit 1946 diente Metropolit Grigorij als Vorsitzender des Ausbildungsskomitees des Heiligen Synods. Ihm gelang es, in das wiedereröffnete Seminar Theologen der vorrevolutionären geistlichen Schulen heranzuziehen und damit die Ausbildungskontinuität der Russischen Orthodoxen Kirche zu bewahren. Das durch ihn erarbeitete System der tehologischen Ausbildung blieb über Jahre hinweg gültig und ermöglichte es, viele Priester heranzuziehen. In der Sowjetunion, wo im Zeitraum von 1917 bnis 1937 über 100.000 Kleriker ums Leben kamen und nach der Schließung der geistlichen Hochschulen eine zentrale Ausbildung neuer Priester kaum möglich war, war dies besonders wichtig. Seine Eminenz Metropolit Grigorij leistete auch viel kirchliche Diplomatie, indem er im Zeitraum von 1945 bis 1950 mehrere Delegationen zu den Kirchen anderer sozialistischer und kapitalistischer Länder leitete.

Er starb in Moskau und wurde in der Kirche der Erhöhung des Heiligen Kreuzes der Alexander-Newski-Lawra bestattet. 1961 wurden seine Überreste in die Krypta der Heiligen-Dreifaltigkeits-Kathedrale der Lawra überführt.