Euphemia die Vielgelobte

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Gedächtnis: 16. September und 11. Juli (Wunder der hl. Euphemia)

Die heilige und hochgepriesene Großmärtyrerin Euphemia war die Tochter christlicher Eltern, des Senators Philophronos und der Theodosia. Sie erlitt ihr Martyrium für Christus im Jahre 304 in der Stadt Chalcedon, gelegen gegenüber von Konstantinopel am Bosporus.

Die hl. Jungfrau Euphemia erlitt das Martyrium zur Zeit der diokletianischen Verfolgung der Kirche am 16. September des Jahres 303 zu Chalkedon. Dieses Ereignisses wird alljährlich am 16. September gedacht, am 11. Juli aber des Wunders, das die Heilige während des Konzils von Chalkedon im Jahr 451 gewirkt hat.

Der Governeur von Chalkedon, Priscus, befahl allen Einwohnern, an einem heidnischen Festtag dem Bildnis des Ares zu huldigen und zu opfern, er bedrohte alle mit Folter, die dies versäumen würden. Während dieses unfrommen Schauspiels verbargen sich aber 49 Christen in einem Haus und feierten heimlich den Gottesdienst für den wahren Gott.

Unter ihnen war auch die Jungfrau Euphemia. Bald wurde das Versteck der Christen entdeckt, und sie wurden vor Priscus gebracht, um sich zu rechtfertigen. 19 Tage lang wurden sie verschiedenen Foltern und Qualen unterworfen, aber keiner von ihnen wurde schwankend im Glauben und wollte dem Bildnis opfern. Der Governeur, der außer sich war vor Wut und keinen anderen Weg mehr wusste, die Christen zur Aufgabe ihres Glaubens zu zwingen, ließ sie zu Kaiser Diokletian bringen und behielt nur die Jungfrau Euphemia zurück, weil er hoffte, alleine würde sie schwach werden.

Als die Hl. Euphemia von ihren Brüdern im Glauben getrennt war, betete sie inbrüstig zum Herrn Jesus Christus, er möge ihr für die bevorstehende Prüfung Kraft geben. Priscus forderte sie auf, zu widerrufen, und versprach ihr allerlei irdische Gnaden; dann aber gab er Befehl, sie zu foltern.

Die Märtyrerin wurde an ein Rad mit scharfen Klingen geflochten, die in ihren Leib schnitten. Die Heilige betete laut, und da blieb das Rad stehen und ließ sich trotz aller Anstrengungen der Folterknechte nicht mehr bewegen. Ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, nahm Euphemia vom Rad und heilte ihre Wunden. Glücklich dankte die Heilige dem Herrn. Ohne das geschehene Wunder bemerkt zu haben, befahl der Folterer den Soldaten Victor und Sosthenes, die Heilige in einen rotglühenden Ofen zu stecken. Die Soldaten aber, da sie zwei furchteinflößende Engel inmitten der Flammen erblickten, weigerten sich, den Befehl des Governeurs auszuführen und begannen ebenfalls an den Gott zu glauben, dem auch Euphemia huldigte; und da sie dies mutig sofort bekannten, sahen Victor und Sosthenes ebenfalls ihrem Martyrium entgegen. Sie wurden wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen. Während der Hinrichtung riefen sie Gott um Gnade an und baten darum, sie im Himmlischen Königreich aufzunehmen. Eine himmlische Stimme antwortete ihnen, und sie gingen ins ewige Leben ein. Die wilden Tiere aber rührten ihre Körper nicht an.

Die hl. Euphemia, von anderen Soldaten ins Feuer geworfen, blieb unverletzt. Mit Gottes Hilfe überstand sie auch viele weitere Stunden der Folter und Qual unbeschadet. Der Gouverneur hielt dies für Hexenwerk und befahl, eine neue Grube auszuheben und mit Klingen zu füllen und diese dann wieder mit Erde und Gras zuzudecken, so dass die Märtyrerin ihre bevorstehende Hinrichtung nicht bemerken würde.

Aber auch hier wurde die hl. Euphemia errettet und schritt einfach über die Grube hinweg. Schließlich wurde sie verurteilt, den wilden Tieren im Circus zum Fraß vorgeworfen zu werden. Vor der Hinrichtung flehte die Heilige zum Herrn, er möge sie eines gewaltsamen Todes für würdig erachten. Aber keines der Tiere in der Arena rührte sie an. Endlich fügte ihr eine Bärin eine kleine blutende Wunde am Bein zu, und sofort starb die hl. Großmärtyrerin. Da gab es ein großes Erdbeben, und Zuschauer und Wachen rannten erschreckt davon, so dass die Eltern der Heiligen ihren Körper nehmen und nicht weit von Chalcedon würdig begraben konnten.

Noch im 4. Jahrhundert wurde über dem Grab der Martyrerin zu Chalkedon eine große und prächtige Kirche errichtet, die der Kirchenhistoriker Evagrios (536- ca. 600) genau beschrieben hat (PG 86/2,2492-2496). Sie war weit und breit berühmt und das Ziel von Wallfahrern aus nah und fern. Asterios von Amasea (380-410) berichtet darüber, wie das Fest der Heiligen an der Wende zum 5. Jahrhundert begangen wurde (PG 40,333-337). Besonders zog die Gläubigen die Tatsache an, dass aus einer Spalte am Grabmal der hl. Euphemia ständig flüssiges Blut quoll, das mit einem Schwamm entnommen in kleine Ampullen gefüllt wurde. Diese Ampullen gelangten auch nach Italien, wo sie u.a. von den heiligen Bischöfen Ambrosius von Mailand (339-397) und Paulinus von Nola (353-431) zur Einweihung neuer Kirchen verwendet wurden.

Die Kirche der hl. Euphemia zu Chalkedon erfreute sich so großer Anziehungskraft und Berühmtheit, dass sie im Jahr 451 zum Versammlungsort der 630 Väter des Vierten Ökumenischen Konzils ausersehen wurde. Diesem Konzil verdankt die Kirche die Definition der Lehre von den zwei vollkommenen Naturen, der göttlichen und der menschlichen, in der einen Person und Hypostase unseres Herrn Jesus Christus. Es wird berichtet, dass sowohl die Orthodoxen als auch die Häretischen Eutychianer, die lehrten, dass die menschliche Natur Christi von seiner göttlichen aufgesogen worden sei, ihr Glaubensbekenntnis aufschrieben, es der Heiligen auf die Brust legten und ihr verschlossenes Grabmal versiegelten. Als es nach acht Tagen wieder geöffnet wurde, umfing die Heilige das Bekenntnis der Orthodoxen mit ihren Armen, das der Eutychianer aber lag unter ihren Füßen, was den Rechtgläubigen zu großer Freude, den Häretikern aber zur Schande gereichte (dieses Wunders wird am 11. Juli gedacht).

Reliquien

Als die Perser im Jahre 617, zur Zeit des Kaisers Heraklios (610-641), Chalcedon einnahmen, wurden die Reliquien der Großmärtyrerin Euphemia nach Konstantinopel überführt, um sie vor feindlichem Zugriff zu schützen (etwa um 620). Sie wurden in einer Basilika in der Nähe des Hippodroms niedergelegt, die fortan den Namen der Heiligen trug.

Etwa ein Jahrhundert später, als der Bilderstreit wütete, ließ Kaiser Konstantinos V. (741- 775), der die Reliquien der Heiligen nicht weniger hasste als deren Bilder, die Basilika der hl. Euphemia in ein Militär-Magazin umwandeln und die Reliquien der Martyrerin ins Meer werfen. Bischof Konstantinos von Tion (9. Jhd.) berichtet, sie seien auf der Insel Lemnos an Land getrieben und von gläubigen Menschen ehrfürchtig geborgen und aufbewahrt worden, bis sie unter der bilder- und reliquienfreundlichen Kaiserin Irene wieder feierlich an ihren alten Platz in der Basilika am Hippodrom der Hauptstadt zurückgebracht worden seien (ASS Sept. V, 274-283; vgl. auch das Enkomion des Metropoliten Makarios Makres [1392-1435] ‚ VVrem 4 [1897J 352-354)

Nach der Einnahme Konstantinopels durch die Türken 1453 wurden alle verbliebenen Reliquien der Stadt in die altehrwürdige Apostelkirche gebracht, die in der ersten Zeit nach dem Untergang des römischen Reiches dem Ökumenischen Patriarchen als Kathedrale diente. So gelangten auch die Reliquien der hl. Evphemia dorthin. Als das Patriarchat 1455 in das Pammakaristos-Kloster verlegt werden musste, beherbergte die dortige Kirche auch die Reliquien der Märtyrerin. Desgleichen wanderten sie mit, als 1612 die Georgios-Kirche im Phanar zur Patriarchats-Kathedrale erhoben wurde. Anlässlich der Umbauten im Jahr 1797/98 ließ der hl. Märtyrer-Patriarch Gregorios V. (+1821) in der Georgios-Kirche eine eigene Kapelle errichten, in der die Reliquien seither ruhen und verehrt werden. In diesem Zusammenhang dichtete der damalige Protopsaltes des Patriarchats Iakovos Peloponnesios (+ 1800) neue gottesdienstliche Gesänge auf die Heilige, die in die Minäen zum 11. Juli eingegangen sind.

Die ursprüngliche Grabeskirche der hl. Euphemia in Chalkedon, in der das berühmte große Konzil des Jahres 451 tagte, ist restlos verschwunden. Ebenso war die Evphemia-Basilika beim Hippodrom zu Konstantinopel zerstört und verschollen, bis im Jahr 1939 bei Bauarbeiten Mauerwerk zutage trat, das der deutsche Gelehrte Alfons Maria Schneider als die Reste der Basilika der hl. Evphemia identifizierte. Er entdeckte dort auch einen Zyklus von 14 Fresken, die das Leben und Sterben der Heiligen darstellen. 1951 fielen die wiederentdeckten Reste der Kirche dem Bau des türkischen Justizpalastes zum Opfer.

Gebete

Troparion (3. Ton)

O Euphemia, du erfreutest die Rechtgläubigen und beschämtest die Irrgläubigen, und die Lehre der Väter bekräftigtest du beim vierten Konzil. O glorreiche Märtyrerin, bitte Christus, unseren Gott, uns sein großes Erbarmen zu gewähren.

Kondakion (4. Ton)

In deinem Leiden hast du gut gekämpft und nach dem Tode weihest du uns durch Quellen der wunderbaren Heilungen, Allgerühmte! Deshalb verehren wir deine heilige Entschlafung, gläubig hintretend zu deinen ehrwürdigen Reliquien, auf dass wir befreit werden von den Krankheiten der Seele, um so die Gnade der Wunder entgegenzunehmen.

Literatur:

  • G. Lucchesi, Eufemia di Calcedonia, Bibliotheca Sanctorum V, Rom 1964, 154—160;
  • A. M. Schneider, Grabungen im Bereich des Euphemia-Martyrions zu Konstantinopel, Archäologischer Anzeiger 58 (1943) 256-290;
  • Ders., Das Martyrium der hl. Euphemia beim Hippodrom zu Konstantinopel, ByzZ 42 (1943—49) 178—185;
  • Ders., Sankt Euphemia und das Konzil von Chalkedon, in: A. Grillmeier - H. Bacht (Hrsg.), Das Konzil von Chalkedon, Bd. 1, Würzburg 1951, 291-302;
  • H. Belting - R. Naumann, Die Euphemiakirche am Hippodrom zu Istambul und ihre Fresken (= Istambuler Forschungen 25), 1965;
  • R. Janin, La géographie ecclésiastique de l'empire byzantin I/III, 2. Aufl. Paris 1969, 154—160;
  • F. Halkin, Euphémie de Chalcédoine, Paris 1965 (Subsidia Hagiographica 41);
  • A. Berger, Die Reliquien der heiligen Euphemia und ihre erste Translation nach Konstantinopel, Hellenica 39 (1988) 311-322.