Benutzer:Christian/Orthodoxe Kapelle Wetzlar

Aus Orthpedia
Zur Navigation springenZur Suche springen

Erinnerungen an kirchliches Kleinod 13.07.2017

Von Dr. Irene Jung

GESCHICHTE Nachlass des Ehepaares von Taube im Historischen Archiv der Stadt Wetzlar

WETZLAR - Im Oktober 2010 starb Georg Baron von Taube und im Oktober 2015 seine Witwe Brigitte Elisabeth. Deren Erben übereigneten große Teile des schriftlichen Nachlasses dem Historischen Archiv der Stadt Wetzlar. Warum ist dies für die Geschichte der Stadt von Bedeutung?

Georg Taube war 1924 in Rostock als Spross der polnisch-russischen Linie des Geschlechtes der Tuves geboren worden. In Folge der dritten polnischen Teilung geriet die Familie unter russische Herrschaft. Schließlich gelangte sie nach Mecklenburg, musste 1945 flüchten und fand Wohnsitz in Schleswig-Holstein. 1961 heiratete Taube die Wetzlarer Ärztin Brigitte Elisabeth Schulze. Sie wurde 1923 in Ehringshausen als Tochter des Orientalisten Dr. Bernhard Schulze und Enkelin des Gründers der Lungenheilanstalt Waldhof Elgershausen, Dr. Georg Liebe, geboren. 1969 kaufte das Ehepaar von Taube das Haus Goethestraße 3 in Wetzlar, wo es bis zuletzt lebte. Auf dem Grundstück richtete der Hausherr zudem eine orthodoxe Hauskapelle ein.

Nach dem Tod von Georg und Brigitte Elisabeth von Taube, deren Familiengrabstätte auf dem russischen Friedhof in Nizza ist, wurde das Haus Goethestraße 3 kürzlich verkauft. Die kirchliche Ausstattung der Hauskapelle ging an die Stiftung "Deutsches orthodoxes Dreifaltigkeitskloster" in Buchhagen. Der schriftliche Nachlass des Ehepaares gelangte großenteils ins Historische Archiv. Er behandelt die Wetzlarer orthodoxe Kirche in der Goethestraße 3 und die Familiengeschichte von Taube. So ist gewährleistet, dass die Erinnerung an dieses kirchliche Kleinod und die Geschichte seiner Besitzer nicht verloren geht.

Georg von Taube knüpfte Beziehungen zu orthodoxen Gläubigen in aller Welt, von Wiesbaden, Bad Ems oder anderen Gemeinden in Deutschland bis zu Orthodoxen in England, Frankreich, Griechenland, Italien, Österreich, Polen, Rumänien und den USA. Es sind Briefe in Russisch erhalten, die Georg von Taube und der Ikonenschreiber Leonid Ouspensky wechselten.

Der zweite Teil des Nachlasses enthält Dokumente zur Familiengeschichte. Das Ehepaar hatte sich mit genealogischen Forschungen beschäftigt und sich nicht nur den Taubes, sondern auch der Familie der Ehefrau gewidmet. Von Seiten der Familie Schulze hat sich beispielsweise ein Gästebuch des Waldhofs Elgershausen erhalten, in dem sich der Maler Wilhelm Thielmann aus dem Willingshäuser Künstlerkreis mit einer Zeichnung nach seinem Besuch im Jahre 1917 bedankt. Von der großen Familie von Taube sind Stammbäume, Briefe und andere Dokumente, Fotoalben und eine "Ahnengalerie von Taube" mit Bildern und Stichen vorhanden. Aus einem Zweig der Familie von Taube stammte Graf Ernst Dietrich (1661 bis 1694), kursächsischer Kammerherr und Reichspfennigmeister des obersächsischen Kreises.

Unter den zahlreichen Dokumenten zur Familienforschung findet sich eine Auflistung "Unsere Taube'schen Familienschätze" ebenso wie ein Ordner "Entschädigung für das in Lettland zurückgelassene Restgut Fehren". Korrespondenzen mit staatlichen Behörden und Verwaltungen sowie Telegramme von Kaiser Wilhelm und verschiedenen russischen Großfürsten machen die politischen Zustände vor allem des frühen 20. Jahrhunderts deutlich. Der Nachlass steht im Historischen Archiv der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung.

http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/kultur/erinnerungen-an-kirchliches-kleinod_18036047.htm

In dieser Autobiografie spielt auch jene Zeit von 1920 bis 1922 eine Rolle, die Stenbock-Fermor in Reddelich verbrachte. Es handelt sich um die Kapitel „Das Haus des Hauptmanns von Messer“ und „Winterschlaf“. Bis 1920 war Alexander Stenbock-Fermor Freiwilliger bei der „Baltischen Landeswehr“ in Livland, welche dort die baltendeutschen Privilegien gegen die Rote Armee und Streitkräfte der entstehenden bürgerlichen Demokratien Estlands und Lettlands verteidigte.

...

Zu den glücklichen Fügungen dabei gehört, dass ich vor einigen Jahren Gelegenheit hatte, einen langen Tag die Gastfreundschaft von Baron Georg Taube und seiner Frau genießen zu können. Es war gewissermaßen ein tiefer Einblick in eine versunkene Welt. Georg Taube galt zurecht als „der Geschichtsprofessor der baltischen Familien“. Sein enormer Wissensschatz enthielt auch Einiges zu den Hintergründen des Buches „Das Haus des Hauptmanns von Messer“. Vielleicht ist die Veröffentlichung derselben in der RADUCLE am besten aufgehoben. Georg Taube war nicht nur ein versierter Kenner baltischer Geschichte, sondern auch der Sohn von Georg Taube senior, welcher in den Büchern Stenbock-Fermors jeweils als „Onkel Goga“, „Baron Geyer“ bzw. „Pontus Brage“ eine herausragende Rolle spielt.

Hintergrund zu den Personen in „Das Haus des Hauptmanns von Messer“

Im Exil unterhielten viele baltische Familien ihren altgewohnten Kontakt weiter aufrecht. Unter anderem gehörten in Stenbock-Fermors Umfeld die Familien Taube, Koskull und Bistram dazu. Zu den beiden ersteren bestand ein sehr inniges Verhältnis.

Onkel Goga / Baron Geyer / Pontus Brage

Baron Georg Taubei war der ehemalige Hafenkommandant von Wladiwostok, welcher im Russischen Bürgerkrieg zeitweise die Baltische Landeswehr kommandierte – und damit nicht nur Alexander Stenbock-Fermors älterer Cousin (wegen diesem Altersunterschied wurde er von diesem „Onkel“ genannt), sondern auch sein Vorgesetzter war. Im Exil übernahm er die Rostocker Wohnung seiner nach Wiesbaden verzogenen Schwester – einer Fürstin von Lieven. In dieser Wohnung blieb Stenbock-Fermor mit dem Sohn seiner Reddelicher Gastgeber oft nach dem Unterricht zum Mittagessen.

Tante Sophie / Tante Ingelill

Die Mutter von Georg von Taube sen. „Tante Sophie“ wird von Stenbock-Fermor als „Angehörige einer strengen kirchlichen Sekte“ dargestellt. Sie war tatsächlich streng gläubig – allerdings nur „für sich allein“, sie gehörte keiner religiösen Gruppierung an.