Askese: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Leidenschaft''' (gr. πάθος; russ. страсть) ist ein naturwidriger Trieb (Regung) der menschlichen  [[Seele]], die sich von etwas Anderes statt [[Gott]] mitreißen lässt.
'''Askese''' ist das Streben des menschlichen Willens zur Erlangung der Göttlichen [[Gnade]] mittels Übungen ([[Podwig]]en), also der Göttlichen Energie, die die menschliche Natur, die dem [[Sündenfall]] unterworfen wurde, rettet, heilt, verklärt und erneuert. Askese ist die Anstrengung des Menschen zur Erlangung des Heiligen Geistes als Sicherung der [[Rettung]] und des [[Himmelreiches]].  
Inder Übersetzung aus dem kirchenslawischen bedeutet dieses Wort „Leiden“. Diese Bedeutung verwenden wir auch für die [[Stationen des Kreuzweges Jesu]] (auch Passion Christi genannt). Im Kirchenslawischen/Russischen wird also für die Passion Christi und die menschliche Leidenschaft das selbe Wort benutzt. Im seiner zweiten Bedeutung bedeutet es aber die [[Sünde|sündigen]] Triebe und Gewohnheiten des Menschen, die ihn zur Verletzung der [[Gebote Gottes]] verleiten – häufig sogar gegen seinen [[Wille]]n und sein Bewusstsein – eine Sünde zu begehen.


«Leidenschaft ist des Tadels wert als eine naturwidrige Regung der Seele“, lehrt der Hl. [[Maximus der Bekenner]]. Nach den Worten des Hl. [[Clemens von Alexandrien]] ist Leidenschaft ein Verbrechen gegen die Natur. Der Hl. [[Isaak der Syrer]] nennt die Leidenschaft ein „Gebrechen der Seele“, und der Hl. [[Jesaja der Einsiedler]] nennt sie einen krankhaften Zustand der seelischen Kräfte. Der Hl. [[Johannes von Damaskus]] nennt Leidenschaft eine Energie gegen die Natur.  
Das Wort „Askese“ kam aus der antiken Kultur ins Christentum. Es kommt von griech. ''Askeo'', was in der antiken Kultur die kunstfertige und strebsame Behandlung eines groben Materiales, die Ausschmückung oder Ausstattung einer Wohnung oder auch eine Übung, die körperliche und seelische Kräfte entwickelt, bezeichnete. Das Christentum übernahm dieses Wort in der Bedeutung Anstrengung, Tun, Mühe und Übung. Zugleich hat es diesem Wort einen neuen Sinn verliehen, den die heidnische Welt vorher nicht kannte.  


Die Naturwidrigkeit der Leidenschaft besteht darin, dass der Mensch in ihr auf die für seine Natur natürliche Einigung mit dem Schöpfer verzichtet, DER dem Menschen die höchste spirituelle Seligkeit gibt. Anstatt der Wonne der Gemeinschaft mit dem ewigem Gott sucht der Mensch die Wonne in seinem vorübergehenden irdischen Dasein, unter der verweslichen und vergänglichen Welt. Solche Wonnen können Geld (Habsucht) oder übermäßiges Essen (Völlerei) sein, gesetzwidrige geschlechtliche Berauschung (Unzucht), Erniedrigung anderer Menschen, Behauptung der eigenen Überlegenheit über sie (Zorn, Stolz, Eitelkeit), übermäßiger Verdruss anlässlich des Mangels oder des Entnehmens der materiellen Güter oder der Nicht-Verwirklichung leidenschaftlicher Wünsche (Schwermut, Trauer).  
Die christliche Askese wurde zur Anstrengung im Erwerb der Tugenden, die sich in den Geboten der Liebe zu Gott und den Nächsten äußert und der heidnischen Welt unbekannt waren. Die christliche Askese begann, eine besondere Willenshandlung zu bezeichnen, nämlich die Willenshandlung eines Menschen, der durch die Wirkung Gottes unterstützt wird, welcher die innere Verklärung und Umwandlung des Menschen wünscht und ihm auf dem Wege der Erfüllung der [[Gebote]] durch Seine [[Gnade]] hilft. Dieser [[Synergismus]] (= Zusammenarbeit, Übereinstimmung) der zwei Willen - dem Göttlichen und dem menschlichen - ist das grundlegende Prinzip der christlichen Askese.


Indem die christlichen Asketen den acht Hauptleidenschaften ([[Stolz]], [[Eitelkeit]], [[Habsucht]], [[Zorn]], [[Unzucht]], [[Völlerei]], [[Schwermut]] und [[Trauer]]) abschwören, verdeutlichen sie, dass die Leidenschaften tatsächlich seelische Zustände und nicht Bedürfnisse des Körpers sind. Obwohl sie körperlichen (Völlerei, Unzucht) und seelische Leidenschaften unterscheiden, sehen sie die Ursache jeder Leidenschaft nicht im Leben des Körpers, sondern in der Entfernung der menschlichen Seele von Gott.  
Laut der Lehre der heiligen Väter führen asketische Anstrengungen ([[Podwig]]en) an sich noch nicht zur Vollkommenheit. Indem sie die [[Podwig]]en in körperliche und seelische unterteilen (das körperliche und das seelische bzw. [[inneres Tun|innere Tun]]), postulieren die heiligen Väter ihre Notwendigkeit zur Bestätigung des Eifers und des Wunsches des Menschen im Werk der [[Rettung]], weisen aber auch darauf hin, dass asketische Anstrengungen keinen Eigenwert haben, sondern nur die Göttliche [[Gnade]] die menschliche Natur retten, verklären, heilen und erneuern kann. Nur durch ihre Erscheinung und Wirkung ergeben die menschlichen [[Podwig]]en Sinn.
Der Hl. [[Theophan der Klausner]] betont, dass alle menschlichen Übungen - Fasten, Arbeit, Wachen, Einsamkeit, Einkehr, Entfernung von der Welt, Bewahrung der Gefühle, Lektüre der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] u.a.  - immer nur vergebliche Bemühung bleiben, wenn die Göttliche [[Gnade]] nicht durch sie geht. „Wenn du in den [[Podwig]] eintrittst, richte deine Aufmerksamkeit und dein Herz nicht darauf“, lehrte der Hl. [[Theophan der Klausner]], „sondern gehe an ihm vorbei als etwas Seitlichem; öffne dich für die [[Gnade]], indem du dich als bereitwilliges Gefäß Gott anheimgibst“. Die Answesenheit der [[Gnade]] in der menschlichen [[Seele]] kennzeichnet sich durch die Freude an allem Geistlichen, an der Liebe zu Gott und den Nächsten und durch die Fülle der spirituellen Kräfte zur Erfüllung der evangelischen Gebote. Die Erlangung der [[Gnade]] ist die lebendige Gemeinschaft mit Gott. Sie ist die Einwohnung Gottes in den Menschen, - das letzte Ziel der Suche des menschlichen Geistes“ (Hl. [[Johannes Klimakos]]).


Grundlage der Leidenschaften ist die Selbstliebe, die der Liebe zu Gott und zu den Nächsten entgegensteht. Im Grunde genommen entstammen alle Leidenschaften der verzerrten und übermäßigen Liebe zu sich selbst. Die Hauptleidenschaften, die auch am gefährlichsten sind, sind Stolz und Eitelkeit. Diese Leidenschaften haben einen Teil der [[Engel]] in [[gefallene Geister]] verwandelt; deshalb verwandeln deren Verführungen die Menschen in Feinde Gottes; sie öffnen den Weg für alle anderen Leidenschaften in den [[Verstand]] und das [[Herz]]. Durch die Leidenschaften wirken die gefallenen Geister auf das Verhalten der Menschen ein, indem sie sich bemühen, sie zu Sklaven ihrer sündigen Gewohnheiten zu machen. Dadurch, dass der Mensch sich den sündigen Leidenschaften unterordnet, verähnlicht er sich den gefallenen Geistern und macht sich zum Feind Gottes.
Askese ist nicht „Leben in einer Höhle und ständiges Fasten“, sondern die Fähigkeit, die eigenen Instinkte zu regulieren. (Seine Heiligkeit [[Kyrill (Gundjaew), Patriarch|Patriarch Kyrill]]).  
 
Der Entstehung einer Leidenschaft geht die Verführung des Menschen durch den Gedanken voraus, der das sündige Bild beinhaltet. Wenn der Mensch während der Verführung beginnt, das sündige Bild zu genießen, dann ist das das erste Anzeichen für die Entstehung der Leidenschaft. Die Erpichtheit zur Leidenschaft, die sich in die Seele einnistet, wandelt sich in eine innere sündige Gewohnheit um, die zu den äußeren sündigen Taten führt.  
 
Um eine Leidenschaft auszurotten, soll der Mensch Hilfe bei Gott suchen, DER dem Menschen die Kraft gibt, die Leidenschaft zu überwinden. Die Göttliche Hilfe kommt zu uns als [[Gnade]] des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]], welche die spirituelle Wonne bringt und so die Wirkungen der Leidenschaften auslöscht. Um diese Gnade zu erhalten, muss der Mensch den durch Gebete verstärkten Kampf ([[Podwig]]) aufnehmen und den Widerstand gegen die sündigen Gedanken einüben. Als Antwort auf die Gebetsübungen und Kampfbemühungen kommt die Gnade auf den Menschen, die ihm die persönliche Erfahrung und Erkenntnis der Liebe Gottes beschert.  


Siehe auch: [[Podwig]]


[[Kategorie:Geistliches Leben]]
[[Kategorie:Geistliches Leben]]
[[Kategorie:Theologie]]
[[Kategorie:Theologie]]
[[Kategorie:Asketik]]
[[Kategorie:Asketik]]

Version vom 12. Januar 2011, 21:32 Uhr

Askese ist das Streben des menschlichen Willens zur Erlangung der Göttlichen Gnade mittels Übungen (Podwigen), also der Göttlichen Energie, die die menschliche Natur, die dem Sündenfall unterworfen wurde, rettet, heilt, verklärt und erneuert. Askese ist die Anstrengung des Menschen zur Erlangung des Heiligen Geistes als Sicherung der Rettung und des Himmelreiches.

Das Wort „Askese“ kam aus der antiken Kultur ins Christentum. Es kommt von griech. Askeo, was in der antiken Kultur die kunstfertige und strebsame Behandlung eines groben Materiales, die Ausschmückung oder Ausstattung einer Wohnung oder auch eine Übung, die körperliche und seelische Kräfte entwickelt, bezeichnete. Das Christentum übernahm dieses Wort in der Bedeutung Anstrengung, Tun, Mühe und Übung. Zugleich hat es diesem Wort einen neuen Sinn verliehen, den die heidnische Welt vorher nicht kannte.

Die christliche Askese wurde zur Anstrengung im Erwerb der Tugenden, die sich in den Geboten der Liebe zu Gott und den Nächsten äußert und der heidnischen Welt unbekannt waren. Die christliche Askese begann, eine besondere Willenshandlung zu bezeichnen, nämlich die Willenshandlung eines Menschen, der durch die Wirkung Gottes unterstützt wird, welcher die innere Verklärung und Umwandlung des Menschen wünscht und ihm auf dem Wege der Erfüllung der Gebote durch Seine Gnade hilft. Dieser Synergismus (= Zusammenarbeit, Übereinstimmung) der zwei Willen - dem Göttlichen und dem menschlichen - ist das grundlegende Prinzip der christlichen Askese.

Laut der Lehre der heiligen Väter führen asketische Anstrengungen (Podwigen) an sich noch nicht zur Vollkommenheit. Indem sie die Podwigen in körperliche und seelische unterteilen (das körperliche und das seelische bzw. innere Tun), postulieren die heiligen Väter ihre Notwendigkeit zur Bestätigung des Eifers und des Wunsches des Menschen im Werk der Rettung, weisen aber auch darauf hin, dass asketische Anstrengungen keinen Eigenwert haben, sondern nur die Göttliche Gnade die menschliche Natur retten, verklären, heilen und erneuern kann. Nur durch ihre Erscheinung und Wirkung ergeben die menschlichen Podwigen Sinn. Der Hl. Theophan der Klausner betont, dass alle menschlichen Übungen - Fasten, Arbeit, Wachen, Einsamkeit, Einkehr, Entfernung von der Welt, Bewahrung der Gefühle, Lektüre der Heiligen Schrift u.a. - immer nur vergebliche Bemühung bleiben, wenn die Göttliche Gnade nicht durch sie geht. „Wenn du in den Podwig eintrittst, richte deine Aufmerksamkeit und dein Herz nicht darauf“, lehrte der Hl. Theophan der Klausner, „sondern gehe an ihm vorbei als etwas Seitlichem; öffne dich für die Gnade, indem du dich als bereitwilliges Gefäß Gott anheimgibst“. Die Answesenheit der Gnade in der menschlichen Seele kennzeichnet sich durch die Freude an allem Geistlichen, an der Liebe zu Gott und den Nächsten und durch die Fülle der spirituellen Kräfte zur Erfüllung der evangelischen Gebote. Die Erlangung der Gnade ist die lebendige Gemeinschaft mit Gott. Sie ist die Einwohnung Gottes in den Menschen, - das letzte Ziel der Suche des menschlichen Geistes“ (Hl. Johannes Klimakos).

Askese ist nicht „Leben in einer Höhle und ständiges Fasten“, sondern die Fähigkeit, die eigenen Instinkte zu regulieren. (Seine Heiligkeit Patriarch Kyrill).

Siehe auch: Podwig