Armenische Apostolische Kirche

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Herkunft und Selbstverständnis

Hl. Hieromärtyrer Gregor, der Erleuchter Groß-Armeniens

Die Armenisch-Apostolische Kirche zählt zu den Altorientalischen Kirchen und nennt sich bewusst nicht „orthodox“. Aufgrund ihrer Geschichte ist die enge Verbindung von religiösem Bekenntnis und nationalem Zusammengehörigkeitsgefühl besonders ausgeprägt. 301 erhob König Tiridates III. (261 – 307) nach der Bekehrung durch Gregor den Erleuchter das Christentum zur Staatsreligion. Armenien war somit das erste Staatswesen der Geschichte, in dem das Christentum zur Staatsreligion erklärt wurde.

Bereits 387 wurde Armenien jedoch zwischen dem Römischen Reich und dem Perserreich aufgeteilt. Wegen kriegerischer Ereignisse konnten die Armenier nicht am Konzil von Chalzedon (451) teilnehmen und lehnten seine Ergebnisse ab.

Die Kathedrale von Edschmiadzin

Bei der Missionierung Armeniens stießen bereits zwei Kulturkreise aufeinander, der griechische, ausgehend von Kappadokien und der syrische von Mesopotamien. Da es sich außerdem um zwei politische Einflusssphären handelte, entstand ein Spannungsverhältnis, das über Jahrhunderte hinweg nachwirkte. Die Stadt Edschmiadzin wurde schon unter dem Oberbischof Gregor geistliches Zentrum. Seit dem 5. Jahrhundert nannten sich die Oberbischöfe „Katholikos“. Seit 1441 ist Edschmiadzin ununterbrochen die Residenz des obersten armenischen Kirchenführers.

Im Laufe der Geschichte bildeten sich vier Zentren innerhalb der armenischen Kirche heraus: In Edschmiadzin in der heutigen Republik Armenien hat Katholikos Karekin II., dem auch das Bistum in Deutschland untersteht, seinen Sitz. Daneben bestehen ein Katholikat in Antelias/Beirut im Libanon und zwei Patriarchate in Jerusalem und Istanbul. Von besonderer Bedeutung war die Schaffung eines eigenen armenischen Alphabetes durch den Mönch Mesrop Maschtoz im 5. Jahrhundert. Die Übersetzung der Bibel und der [[Liturgie des heiligen Basilius}} sowie der griechischen und syrischen Kirchenväter ins Armenische schuf die Grundlage einer Nationalkirche, die sie bis heute geblieben ist – auch in ihrer weltweiten Zerstreuung.

Die arabische Einwanderung im 7. Jahrhundert stärkte zunächst die armenische Kirche, weil sie die byzantinische Vormacht schwächte. Kirchengeschichte und Nationalgeschichte verliefen bei den Armeniern parallel. Die politische Aufsplitterung hatte die Errichtung weiterer Kirchenzentren zur Folge. Während der Kreuzzüge gründeten die Armenier in Kilikien ein eigenes Königreich „Klein-Armenien“, das bis zur Vernichtung 1375 durch die Mamelucken bestand. Das klein-armenische Katholikat von Sis. das seit 1921 seinen Sitz in Antelias bei Beirut hat, überdauerte den Zusammenbruch des Königreiches. Unter den Seldschuken wurde 1113 das Katholikat Aghtamar errichtet, das 1895 unterging. In Jerusalem errichteten die Mamelucken 1311 ein armenisches Patriarchat, während die Osmanen nach dem Fall von Byzanz 1453 den Bischof von Konstantinopel zum Patriarchen erhoben, der lange wichtigster armenischer Kirchenführer war. Heute unterstehen die Patriarchate von Jerusalem und Istanbul dem Katholikos von Edschmiadzin.

Nachdem die Armenier im 16. Jahrhundert ins Spannungsfeld der Perser und Türken geraten waren, wurden sie im 19. Jahrhundert und während des ersten Weltkrieges Opfer des englischen Intrigenspiels im Osmanischen Reich. Die Folge waren die türkischen Armeniermassaker, in denen 1895/96 80.000, 1915/16 und 1922 über 1,2 Millionen Armenier ermordet wurden. Zwischen 1920 und 1922 wurde die kleinarmenische Bevölkerung Kilikiens vertrieben. Literarisches Zeugnis dieses Genozids ist vor allem Franz Werfels Roman „Die 40 Tage des Musa Dagh“. Nur in Istanbul konnte sich eine größere armenische Gemeinde halten und das armenische Patriarchat bewahrt werden. Die Errichtung der Armenischen Sowjetrepublik Ende 1920 hat zwar zur Bewahrung der armenischen Sprache und Kultur beigetragen, dafür aber hatte die armenische Kirche besonders während der Stalinzeit starke Verfolgung zu erleiden. Ein Großteil des Klerus, der Klöster und 94% der Kirchengebäude fielen der Stalinistischen Kirchenverfolgung zum Opfer. Nach dem Zweiten Weltkrieg stabilisierte sich die Lage.

Die Armenische Apostolische Kirche hat heute etwa vier Millionen Gläubige. Kirchenoberhaupt ist der Katholikos. Er war bis Anfang der 70er Jahre armenischer Gemeindepfarrer in Köln. Ihm unterstehen die armenischen Patriarchate in Istanbul und Jerusalem, während das Katholikat von Sis in Kilikien mit Sitz in Antelias/Beirut autonom ist. Seit 1962 ist die armenische Kirche Mitglied im ÖRK. Die Liturgie wird in Alt-Armenisch gehalten. Große Diasporagemeinden bestehen in Lateinamerika, Frankreich, Großbritannien, Griechenland und den USA.

Die Kirchenleitung in Deutschland

Die Mitglieder der Armenischen Apostolischen Orthodoxen Kirche in Deutschland kamen überwiegend als Arbeitsmigranten und -migrantinnen aus der Türkei, vor allem aus Istanbul, wohin die Überlebenden der Armeniermassaker von 1915/16 zum größten Teil gegangen waren. Aufgrund der politischen Situation im Vorderen Orient steigt die Zahl der in Deutschland lebenden Armenier aus dem Iran, dem Libanon und aus Syrien. Etwa ab 1970 organisierten sie sich in einer Reihe von Kirchengemeinden und Kulturvereinen. 1992 wurde für die damals rund 20.000 Armenier und Armenierinnen in Deutschland ein Bistum errichtet, um den armenischen Gemeinden eine den Verhältnissen der Bundesrepublik angepasste Struktur zu geben. Mit der Leitung wurde Bischof Karekin Bekdijan betraut. Die Diözese hat ihren Sitz in Köln, wo ihr zusammen mit der armenischen Gemeinde Köln Kirchen- und Gemeinderäume von der Katholischen Kirche übertragen wurden. Ein Umbau im armenischen Stil ist inzwischen abgeschlossen. Ein zweites eigenes Gemeindezentrum besitzt die armenische Kirche in Göppingen. Die übrigen 15 Gemeinden - z.B. in Berlin, Bremen, Hamburg, Duisburg, Neuwied, Mainz, Kehl, Nürnberg und München - sind zu Gast bei der evangelischen oder katholischen Kirche.

In Hessen existieren derzeit vier armenisch-apostolische Gemeinden: in Butzbach, Gießen, Frankfurt und Hanau. Insgesamt zählen sie etwa 35.000 Gemeindeglieder.

Außer dem Bischof betreuen lediglich zwei weitere Priester diese Gemeinden. In Köln wird deshalb nur an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat Gottesdienst gefeiert, in den übrigen Gemeinden nur einmal im Monat oder gar nur zweimonatlich. Die sonntäglichen Zusammenkünfte der auch in der Bundesrepublik verstreut lebenden Armenier sind wichtig zur Wahrung der eigenen Identität. Im Anschluss an die Gottesdienste finden gemeinsame Essen statt, dem sich eventuell ein kulturelles Programm 45 mit Vorträgen, Konzerten, Tanz- oder Theateraufführungen anschließt. Einige Gemeinden geben muttersprachlichen Unterricht in West- und Ostarmenisch für Kinder und Erwachsene. Für die Lehrerinnen organisiert die Kirche jährlich ein mehrtägiges Fortbildungsseminar. In der Kölner Gemeinde treffen sich wöchentlich eine Jugendgruppe, eine Tanzgruppe, ein vierstimmiger Chor, der an kirchlichen Festtagen im Gottesdienst auftritt und ein Frauenausschuss.Auf der Ebene der Diözese hat sich ein Jugendausschuss gebildet, der zusammen mit dem Bischof eine Seminarreihe zu biblisch/religiösen Themen veranstaltet.

Außer in den Kirchengemeinden versammeln sich auch viele armenische Christen in armenischen Kulturvereinen, z.B. in Frankfurt/Main. Auch dort werden Gottesdienste gefeiert, muttersprachlicher Unterricht angeboten und kirchliche Feste miteinander begangen. Diese Kulturvereine arbeiten in engem Kontakt mit der Diözese, sind aber älter als die kirchliche Arbeit der Armenier in Deutschland.

Kontaktadresse
Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland
Erzbischof Karekin Bekdjian
Allensteiner Str. 5
50735 Köln
Tel. 0221 – 7126223 o. 711285 Fax 0221 - 7126267

Armenische Gemeinde in Hessen e.V.
Postfach 2252 63412 Hanau

Die Gemeinde in Frankfurt
Diakon Bedros
Adrian Konrad-Adenauer-Str. 28a
63303 Dreieich Gottesdienst: 3. Sonntag im Monat in der Ev. Markuskirche, Bockenheim

Nach © "Orthodoxe Gemeinden im Bereich der EKHN", Frankfurt/Main, September 2002.