Alexander Schmorell

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Gedächtnis: 13. Juli

Alexander Schmorell bzw. heiliger Alexander von München (* 16. September 1917 in Orenburg (Russland), † 13. Juli 1943 in München) war in der Zeit des Dritten Reichs einer der Mitbegründer der Widerstandsgruppe Weiße Rose und gehört heute zu den ''Neumärtyrern der orthodoxen Kirche.

OrthodoxWiki: Alexander Schmorell

Der Hl. Märtyrer Alexander Schmorell (nun auch Alexander von München) war während des Zweiten Weltkriegs Medizinstudent und Mitbegründer der Weißen Rose, einer Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern versuchte er die Deutschen zum Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime aufzurütteln. Im Februar 1943 wurde er verhaftet und am 13. Juli d. J. im Münchner Gefängnis Stadelheim hingerichtet. Am 5. Februar 2012 erfolgte seine Heiligsprechung in der Kathedrale der Hll. Neumärtyrer und Bekenner Russlands in München.

Frühe Lebensjahre

Alexander Schmorell wurde am 3. bzw. 16. September 1917 im russischen Orenburg geboren und russisch-orthodox getauft. Sein Vater, der Arzt Hugo Schmorell, war Deutscher, allerdings in Russland zur Welt gekommen und hatte dort auch – mit Ausnahme einer Zeit des Medizinstudiums in Deutschland – den Großteil seines Lebens verbracht. Seine Mutter Natalia Vvedenskaja war Russin und Tochter eines orthodoxen Priesters. Als Alexander Schmorell ungefähr ein Jahr alt war, starb sie (während des Russischen Bürgerkriegs) an Typhus. 1920 heiratete sein Vater Elisabeth Hoffmann, die ebenfalls Deutsche und in Russland aufgewachsen war. 1921 floh Hugo Schmorell mit seiner Familie vor den Bolschewiki aus Russland. Begleitet wurden sie von Alexanders Amme, Feodosija Lapschina, die sich dazu als Witwe von Hugo Schmorells Bruder ausgab (und unter dem Namen „Franziska Schmorell“ begraben wurde). Die Familie ließ sich in München nieder, wo bald zwei weitere Kinder – Erich und Natascha – geboren wurden. Auch in der neuen Heimat wurde zuhause weiterhin russisch gesprochen, so dass Feodosija Lapschina trotz ihres langen Aufenthalts in Deutschland nie sehr gut deutsch lernte. Wesentlich dank ihres Einflusses blieb Alexander Schmorell orthodox und konnte mithilfe seiner Stiefmutter den entsprechenden Religionsunterricht in München besuchen, obwohl Elisabeth Schmorell und ihre beiden leiblichen Kinder der römisch-katholischen Kirche angehörten. So konnte Alexander Schmorell auch niemals die NS-Ideologie vom „slawischen Untermenschen“ akzeptieren. Als zeitweises Mitglied der Scharnhorst-Jugend stellte er seine Teilnahme an den Aktivitäten dieser Organisation ein, als sie in der HJ aufging. Angesichts der bevorstehenden Ablegung des Fahneneides erlitt er fast einen Zusammenbruch und bat seinen kommandierenden Offizier, vom Militärdienst befreit zu werden, da er Adolf Hitler nicht absolute Treue geloben könnte. Zwar wurde er nicht entlassen, hatte aber trotz seiner Verweigerung der Eidesleistung auch keine Konsequenzen zu erdulden. Im Rahmen seines Wehrdienstes nahm er am Anschluss Österreichs und am Einmarsch in die Tschechoslowakei teil. 1939 begann er in Hamburg ein Medizinstudium, das er – unterbrochen durch die Teilnahme am Frankreichfeldzug – ab Herbst 1940 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München fortsetzte. Dort lernte er Hans Scholl kennen, mit dem er die Weiße Rose gründen sollte.

Die Weiße Rose

1942 kontrollierte die NSDAP Deutschland nahezu vollständig. Die Wehrmacht hatte den Großteil Europas besetzt, stand tief in Russland und sogar in Nordafrika. Jeder (vermeintliche) Gegner Hitlers stand bekanntermaßen in Gefahr, verhaftet und in ein Konzentrationslager geschickt zu werden. Weit verbreitet war auch die Praxis der Sippenhaft, wonach die Familie und Freunde eines Verdächtigen ebenfalls in Haft genommen werden konnten. Die Weiße Rose stellte einen der seltenen Fälle dar, in denen Menschen im Dritten Reich die Gelegenheit ergriffen, sich gegen Hitlers Vorgehensweise auszusprechen. Im Sommer 1942 erwarben Hans Scholl und Alexander Schmorell eine Vervielfältigungsmaschine und erstellten unter dem Namen Die Weiße Rose vier Flugblätter, in denen die Deutschen zum Widerstand gegen Hitler aufgerufen wurden. Die Verteilung geschah in einem sehr begrenzten Rahmen und konzentrierte sich auf München. Bereits zuvor war Flugblätter – beispielsweise mit Niederschriften von Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens Graf von Galen, in denen er Hitlers Euthanasieprogramm angeprangert hatte – in Deutschland verbreitet worden. Die Flugschriften der Weißen Rose gingen allerdings weiter, indem sie die Bevölkerung dazu aufriefen, sich auf jede erdenkliche Weise zu widersetzen. Das zweite Flugblatt enthielt in einem von Alexander Schmorell verfassten Abschnitt den einzigen bekannten öffentlichen Aufschrei einer deutschen Widerstandsgruppe gegen den Holocaust. Im Sommer 1942 wurden Scholl, Schmorell und Willi Graf als Sanitäter nach Russland geschickt. Für Alexander Schmorell war es eine Art Heimkehr – es war das erste Mal in seinem Leben, dass er Russland bewusst selbst erlebte. Er sprach anderen gegenüber davon, auf keinen Fall einen Russen erschießen zu können (aber gleichfalls auch keinen Deutschen). Er stellte dort das Bindeglied zwischen seinen Freunden und dem russischen Volk dar, suchte Kontakt zu den einfachen Leuten, Ärzten und orthodoxen Priestern. Gemeinsam mit Hans Scholl und Willi Graf nahm Schmorell (in Wehrmachtsuniform!) an orthodoxen Liturgien teil. Nach der Rückkehr nach München im Oktober 1942 wurden die Aktivitäten der Weißen Rose ausgeweitet und mehr Personen direkt involviert – so Hans Scholls Schwester Sophie, Professor Kurt Huber und Traute Lafrenz. Durch Schmorells Freundin, Lilo Ramdohr, wurde Kontakt zu Falk Harnack, dem jüngeren Bruder des in Verbindung mit der Roten Kapelle verhafteten Arvid Harnack, geknüpft. Im Januar 1943, nach der Fertigstellung des fünften Flugblatts, verteilten die Mitglieder der Weißen Rose tausende Exemplare – diesmal in ganz Deutschland. Alexander Schmorell reiste dazu nach Linz, Wien und Salzburg.

Das Ende der Weißen Rose

Nach dem Fall Stalingrads wurde ein sechstes Flugblatt produziert, bei dessen Verteilung an der Münchner Universität am 18. Februar 1943 Hans und Sophie Scholl entdeckt wurden. Sie wurden verhaftet, und eine Fahndung nach Alexander Schmorell begann. Mit Hilfe Lilo Ramdohrs und seines bulgarischen Freundes Nikolai Hamazaspian versuchte er mit einem gefälschten Pass in die Schweiz zu entkommen, aber die Route erwies sich als zu schwierig, und so kehrte er nach München zurück. Am 24. Februar 1943 wurde er verhaftet, nachdem ihn ein Freund in einem Luftschutzkeller erkannt und denunziert hatte. Schmorell wurde am 19. April 1943 zum Tode verurteilt und am 13. Juli d. J. durch das Fallbeil hingerichtet.

Religion in der Weißen Rose

Obwohl es sich nicht um eine religiöse Gruppe an sich handelte, war der Glaube an Gott unzweifelhaft einer der Hauptgründe für den Mut, mit dem diese jungen Leute handelten. Alexander Schmorell war das einzige orthodoxe Mitglied. Obwohl seine Beziehung zur Orthodoxie in diversen Büchern zu einem bloßen Mittel, seinem russischen Erbe stärker verbunden zu bleiben, oder einer Faszination mehr für das Ritual als für den echten Glauben herabgespielt wurde, besuchte er regelmäßig orthodoxe Gottesdienste. Seine Freundin Lilo Ramdohr gab an, dass er immer eine Bibel bei sich trug und eine lebenslange Liebe zur Orthodoxie zeigte. In seinen Briefen aus dem Gefängnis an seine Familie schrieb er über die Vertiefung seines Glaubens, dass er trotz des Todesurteils Frieden gefunden hätte – in der Kenntnis, der Wahrheit zu dienen. In seinem letzten Schreiben unmittelbar vor der Hinrichtung ermahnte er seine Familie, Gott niemals zu vergessen.

Nachwort

Alexander Schmorell wurde auf dem Friedhof im Perlacher Forst – hinter dem Gefängnis Stadelheim – begraben. Nach dem Zweiten Weltkrieg legten die US-Streitkräfte dort eine Militärbasis an. Bei ihrem Abzug Mitte der 1990er Jahre mussten sie das Areal und die Gebäude verkaufen, zu denen auch eine Kirche zählte. Zur gleichen Zeit suchte die Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland (ROKA) ein Kirchengebäude und konnte so die amerikanische Kirche erwerben. Auf diese Weise befindet sich Schmorells Heimatgemeinde gegenüber seiner letzten Ruhestätte. In Erwartung einer möglichen Heiligsprechung wurde er – ohne Nimbus – auf der Ikonostase unter den Neumärtyrern Russland dargestellt, als die Ikonen Mitte der 1990er geschrieben wurden.

Verherrlichung

Mit der Verherrlichung des Hl. Alexander als Neumärtyrer durch die ROKA wurde der Prozess der Heiligsprechung am 5. Februar 2012 in München abgeschlossen.

Quelle

  • OrthodoxWiki: Alexander Schmorell (Stand: 23. Oktober 2014). Dieser Absatz ist eine wörtliche, leicht gekürzte und teilweise anders gegliederte Übersetzung des gleichnamigen Lemmas in OrthodoxWiki. Die Übersetzung und Berarbeitung besorgte Georgios.

Hymnen

Troparion (4. Ton)
Es leuchtet herrlich heute uns‘re Stadt, die in sich deine heiligen Gebeine birgt, heiliger Märtyrer Alexander; so bete nun zu Christus Gott, dass Er erlöse uns von allem Übel, damit versammelt wir in Liebe dein Gedächtnis feiern und deines Mutes Beispiel folgen und gottlosen Mächten und Feinden trotzen.

Kondakion (1. Ton)
Liebe zu Christus empfingst du von deiner Mutter, in Gottesfurcht erzogen wurdest du von der dich Liebenden an deiner Mutter statt, und zu Ihm eiltest du vollkommen, herrlicher und wunderbarer Alexander, und innig betest du nun mit den Engeln. Erflehe allen, die deiner feierlich gedenken, der Sünden Vergebung.

Literatur

  • Fernbach, Gregor (Hrsg.): „Vergesst Gott nicht!“. Leben und Werk des heiligen Alexander (Schmorell) von München, Edition Hagia Sophia, Wachtendonk 2013.

Weblinks