Nikon (Worobjow), Hegumen

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Hegumen Nikon (Worobjow)
Hegumen Nikon (Worobjow)
Hegumen Nikon (Worobjow)
Grab des Hegumens Nikon (Worobjow)

Hegumen Nikon (Worobjow) wurde 1894 im Dorf Mikschino (Gouvernement Twer) in eine große Bauernfamilie hineingeboren. Schon als Kind kennzeichnete er sich aus durch Ernsthaftigkeit, besondere Ehrlichkeit, Warmherzigkeit, großes Mitleid und die unstillbare Sehnsucht nach der höchsten Wahrheit, nach Gerechtigkeit und Erkenntnis des Sinnes des menschlichen Daseins.

So wie die meisten Menschen seiner Zeit wurde er lediglich im Geiste einer äußerlichen, traditionellen Religiosität erzogen, die weder besonnene Spiritualität noch ein klares Verständnis des Wesens des Christentums besaß. Diese Art der Religiosität war bestenfalls fähig, zu einer guten Sittlichkeit zu erziehen, und bewirkte, dass viele junge Menschen auf sie verzichteten und ihre geistige Nahrung woanders suchten. Dies geschah auch diesem zukünftigen Vorkämpfer, dem sein kindlicher Glauben bald abhanden kam. Zunächst widmete er sich, intensiv und inbrünstig, dem Studium der Naturwissenschaften, dann der Philosophie. Er wurde durch den naiven Glauben bewegt, dass sich dort die Wahrheit verberge. Doch kam er bald zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall ist. Später gestand er: „Ich habe begriffen, dass die Wissenschaft nichts über Gott und das zukünftige Leben vermittelt, und auch die Philosophie dies nicht vermag. Und mir wurde bald schon klar, dass man sich der Religion zuwenden sollte“.

Auch sein Studium im Psychoneurologischen Institut zu Petrograd (jetzt St. Petersburg) enttäuschte ihn nur: „Ich sah, dass die Psychologie gar nicht den Menschen studiert, sondern nur die „äußere Hülle“ - Geschwindigkeit der Apperzeption, Gedächtnis… Das war so ein Unsinn, dass es mich auch nur abstieß.“

Nach einer quälenden Suche, während er sich schon auswegslos verloren wähnte, erinnerte sich der 20jährige plötzlich an den Glauben seiner frühen Kindheit und begann aus tiefstem Inneren, fast in Verzweiflung, Gott anzuflehen: „Herr, wenn es Dich gibt, dann öffne Dich mir! Ich suche Dich nicht für irgendwelche irdischen, eigennützigen Zwecke. Ich will nur eines: wissen, ob es Dich gibt oder ob es Dich nicht gibt.“ Und Gott öffnete sich ihm.

„Es ist unmöglich", sagte Vater Nikon, "die Wirkung der Gnade Gottes zu vermitteln, die mit Kraft und Offensichtlichkeit von der Existenz Gottes überzeugt und im Menschen nicht mehr den geringsten Zweifel hinterließe. Der Herr öffnet sich etwa so, wie die Sonne, die nach einer finsteren Wolke plötzlich erscheint: so, dass du nicht mehr zweifelst, ob es die Sonne ist oder ob jemand mit der Laterne leuchtet. Der Herr öffnete sich mir so, dass ich auf die Erde fiel mit den Worten : “Sei gelobt, o Herr, ich danke Dir! Gebe mir, dass ich Dir mein ganzes Leben lang diene! Mögen alle Kümmernisse, alle Leiden, die es auf Erden nur gibt, auf mich herniederkommen - gebe mir, alles zu erdulden, nur von Dir nicht weg abzufallen.

Von diesem Augenblick an änderte sich das Leben Nikolajs radikal. Es begannen die Jahre unablässiger Übungen in den Tugendtaten (Podwig) und der wahren Askese. In seinem spirituellen Leben widmete er sich fleißig, aber auch vorsichtig, den patristischen Schriften. Diese wurden ihm zugleich eine Quelle wahrer Freude und tiefen Trostes.

Als Nikolaj schon 36 war und seine Kräfte ernsthaft geprüft hatte, erhielt er die Mönchsweihe auf den Namen Nikon. Ein Jahr später wurde er erst zum Mönchsdiakon und bald danach zum Priestermönch geweiht. 1933 wurde er am Jahrestag seiner Mönchsweihe (23. März) verhaftet und für fünf Jahre in den sibirischen Gulag verbannt. Nach seiner Entlassung hatte er keine Möglichkeit, seine priesterlichen Dienste auszuüben, und arbeitete einige Jahre lang als Arzt-Gehilfe in Wyschni Wolotschok.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden der Russischen Orthodoxen Kirchen mehrere Gotteshäuser zurückgegeben. Damit bekam Vater Nikolaj die Möglichkeit, zum priesterlichen Dienst zurückzukehren. 1944 wurde er von Bischof Wassili von Kaluga zum Vorsteher der Verkündigkung-Kirche in der Stadt Koselsk (in der Nähe vom Optina-Pustyn-Kloster ordiniert, wo er bis 1948 diente. Danach wurde er in die Stadt Belew ordiniert, noch später nach Jephremow, dann nach Smolensk, und schließlich in die damals heruntergekommene Gemeinde zu Gschatsk, die er als Verbannung empfand.

Am Anfang musste Vater Nikon an seiner neuen Stelle schwerste Lebensbedingungen und finanzielle Schwierigkeiten erdulden. Geld hatte er generell nie, da er es fast sofort nach Erhalt an Bedürftige ausgab. All sein Eigentum, außer den notwendigsten Sachen, bestand nur als Büchern, meist Schriftwerke der Heiligen Väter der Orthodoxen Kirche.

Im letzten Abschnitt seines Lebens hatte Vater Nikon (damals bereits Hegumen) viele verschiedene Leiden und Strapazen zu ertragen. „Diese Strapazen“, sagte er vor seinem Tod, „haben es mir ermöglicht zu sehen, dass wir selbst nichts Gutes tun können.“ Nach eigenem Eingeständnis verstand und erlebte er einen Zustand des Beginns der christlichen Demut, die uns klarmacht, dass „wir selbst nichts sind, nur Geschöpfe Gottes, nur Kreaturen Gottes. Deshalb – was gäbe es denn, worauf wir stolz sein könnten?“

Brandaktuell wirken auch die prophetischen Worte des Hegumen Nikon über die spirituelle Wege - oder, genauer gesagt, die Unwege - des gegenwärtigen Russlands: „Es ist gut, dass bei uns die Grenze verschlossen ist. Dies ist die größte Gnade Gottes gegenüber unserem Volk. Ansonsten wären wir (vor allem von Amerika) von der teuflischen, satanischen, sektiererischen Literatur verdorben worden, denn die russischen Leute sind auf alles Ausländische sehr begierig, und so wären wir endgültig untergegangen.“ Nicht weniger zeitkritisch klingt das folgende schmerzvolle Geständnis: „In seiner überwiegenden Mehrheit kennt das Volk das Christentum ganz und gar nicht, und sucht nicht den Weg zu Rettung, nicht das ewige Leben, sondern jemanden, der ihm verhelfen würde, etwas zu ‚tun’, um von überschüssigem Kummer befreit zu werden.“

Vor seinem Dahinscheiden ertrug Hegumen Nikon noch eine harte Prüfung - eine schwere Krankheit. Vor seinem Tod konnte er über drei Monate lang kein Essen außer Milch zu sich nehmen. Dabei beschwerte er sich nie, war immer ruhig, konzentriert und meist heiter. Bis zu seinem Tod war er im vollen Bewusstsein und gab seinen Nächsten die letzten Belehrungen zur Erlangung der Rettung. Er gebot, durch die größtmöglichste Erfüllung der Gebote und die Buße den Glauben aufzubewahren, sich mit allen Mitteln an die Lehre des Bischofs Ignatij Brjantschaninow zu halten und insbesondere die irdischen Begierden zu vermeiden, die die Seele total entleeren und sie von Gott wegbringen.

Am 7. September 1963 ging Vater Nikon im Frieden heim. Er ist in der Stadt Gschatsk (jetzt Gagarin) bestattet. Für die modernen orthodoxen Christen, die aufrichtig Errettung suchen, wurde Hegumen Nikon zu Recht einer der größten Lehrer der Buße und der Umkehr der jüngeren Zeiten. „Hier ist das Gebot von mir, dem Sterbenden: tue Buße, kehre um, halte dich für einen Sünder, wie es der Zöllner tat, flehe um die Gnade Gottes und bemitleide die Anderen“. Hegumen Nikon war der geistliche Lehrer von Prof. Dr. Alexei Osipov, einem der führenden orthodoxen Theologen unserer Zeit.

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