Kirche

Aus Orthpedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Artikel: Unsichtbarkeit der Kirche?

Mit der Reformation tauchte in der Kirchengeschichte ein ganz neues Verständnis der Auslegung der Heiligen Schrift auf. In den anderthalb Jahrtausenden vorher war die Kirche die autoritative Interpretin der Schrift. Die Reformatoren dagegen gaben diese sozusagen in die Hände der Gläubigen und vertrauten ihnen natürlich mit dem Wunsch der Erleuchtung durch den Heiligen Geist die rechte Auslegung des Wortes Gottes an.

Was war der Grund für diesen Umbruch?

Alle Umbrüche haben ihren Grund in einem Versagen der Menschen, das nicht länger ertragen werden konnte. Die Ursache für diese tiefgreifende Veränderung war die Enttäuschung über die Praxis und das Leben der offiziellen Vertreter der Kirche. Es war die Enttäuschung über die weltlichen Herrschaftsansprüche der Päpste, die Inquisition, den Ämterkauf in der Kirche, das anstößige Leben vieler ihrer höchsten Würdenträger u.a.m.

Die Volksfrömmigkeit reagierte darauf mit einer Verinnerlichung des geistlichen Lebens, einer individualistischen Mystik, die den Gläubigen von der offiziellen Kirche unabhängig machen wollte. Es war eine Art innere Emigration von Kirche und Theologie. In der Theologie fand eine Abwendung von der Hierarchie statt. Die Kirche sei nicht die Hierarchie, sondern die Gesamtheit der Christen, die nur durch ein Konzil repräsentiert werde (Marsilius von Padua, 1290-1343). Noch grundsätzlicher bestritt der Franziskaner Wilhelm Ockham den Anspruch der Kirche auf Unfehlbarkeit. Die eigentliche unfehlbare Kirche sei unsichtbar.

Wenn aber die Kirche der wahren Gläubigen unsichtbar geworden ist, dann sind auch ihre bevollmächtigten Vertreter, die lehren sollen, zu halten alles, was Christus befohlen hat’ (Mt 28,20), verschwunden. Wer übt dann das offizielle Amt der Unterscheidung von Wahrheit und Irrtum aus? Das kann ja nicht von jedermann ausgeführt werden. Denn schon Jesus hatte zur Verkündigung des Evangeliums und zum Heilen von Krankheiten offiziell die zwölf Jünger berufen, bevollmächtigt und gesendet.

Diese Frage, wie vertritt die Kirche die Wahrheit des Evangeliums in der Öffentlichkeit, war es, die Luther 1519 in Leipzig bei einer theologischen Disputation gestellt wurde. Sein Gegner der Ingoldstädter Theologieprofessor Johann Eck stellte der Unsichtbarkeit der Kirche ihre Konzilien gegenüber, mit denen sie öffentlich die Wahrheit des christlichen Glaubens verteidigt hatte. Da sagte Luther dann die entscheidenden Worte: „Auch Konzilien können irren“. Mit diesem revolutionären Satz war die Autorität der Kirche als Hüterin der Inhalte des christlichen Glaubens in Frage gestellt.

Waren es nicht die Konzilien des 1. Jahrtausends, die den Kanon der Heiligen Schrift festlegten und in den wichtigsten Glaubensfragen um den dreieinen Gott, die zwei Naturen Jesu Christi, um die Ikonenverehrung die Christenheit vor dem Irrtum bewahrt haben?

Wer kann dann noch über die Glaubensinhalte verbindliche Aussagen machen?

Mit der Auffassung von der Unsichtbarkeit der Kirche und der Einebnung des Lehramtes der Kirche unter die Gläubigen hatte Luther den Bruch nicht nur mit der abendländischen Tradition, sondern mit der der Christenheit von den Tagen der Apostel an vollzogen.

Tatsächlich gibt es heute viele Theologen im Protestantismus, die ein dogmenfreies Christentum vertreten. Das konfessionelle Luthertum lehnt eine solche Haltung ab und lehrt, das Predigtamt als von Gott eingesetzt). Das Problem des Lehrpluralismus ist damit jedoch nicht gelöst. Jeder Geistliche übt das Lehramt aus. Wenn sich aber in Glaubensfragen zwei Hirten widersprechen, gibt es keine kirchliche Instanz, die den Konflikt verbindlich lösen könnte, wie es die Konzilien oder Synoden der alten Kirche taten.

Es wird deutlich, Die Unsichtbarkeit der Kirche löst das Lehramt der Kirche und hebt damit auch die Verbindlichkeit der christlichen Glaubenswahrheit auf. Wenn diese aus der Verantwortung der Kirche an das fromme Individuum übereignet wird, stehen sich bald widersprechende Glaubensaussagen gegenüber. Der Glaube ist so dem menschlichen Irrtum preisgegeben. Die Aufspaltung der reformatorischen Kirchen in die Vielzahl von Denominationen bestätigt dies.

Diese Verindividualisierung der Auslegung der Schrift ist der verhängnisvollste Traditionsbruch der Kirchengeschichte.

Schritte zur Einheit aus orthodoxer Sicht:

1. Verurteilung der Lehre von der Unsichtbarkeit der Kirche.

Die von Christus eingesetzte Ordnung der berufenen, bevollmächtigten und gesandten Diener (Mt 10,1 ff) und die Entfaltung der bischöflichen Verfassung ermöglicht den Glauben vom Irrtum zu unterscheiden. Nur so hat die Kirche die Möglichkeit, sich öffentlich und verbindlich zu äußern. Ein Christentum ohne verbindliche Glaubensinhalte widerspricht ja auch ganz der reformatorischen Verwerfung der Werkgerechtigkeit. Nur dass hier an die Stelle der Werke die menschlichen Ideen treten. Mit dieser Auffassung hat sich der Protestantismus noch weiter vom altchristlichen Erbe entfernt als die Reformation. Denn noch Luther schrieb in seiner Schrift „Vom unfreien Willen“:

„Hebe die verbindlichen Glaubenssätze auf, und du hast das Christentum aufgehoben – Tolle assertiones, et tulisti Christianismum“ – (WA 18,603).

2. Anerkennung der Kirche als berufener Interpretin der Heiligen Schrift.

Das Neue Testament wurde in einem Ausscheidungsverfahren der Kirche geschaffen. Wenn die Kirche den Kanon festgelegt hat, kann die Schrift nicht über die Kirche gestellt werden. Schließlich hat Gott der Kirche seinen Geist gegeben, der sie in alle Wahrheit (Joh 16,13) führt. Daher ist das geschriebene Wort Gottes Norm – im Prinzip ist es immer so gewesen – aber man darf es nicht von den anderen Elementen, die ebenfalls von Gott stammen, trennen.


Der Artikel als Faltblatt: Datei:Kirche oder Heilige Schrift.doc

Autor und Copyright

Priester Johannes R. Nothhaas
Orthodoxe Gemeinde des Hl. Christophorus, Mainz Bei Fragen an den Autor zum Artikel und dem orthodoxen Glauben: nothhaas@googlemail.com

Orthodoxes Glaubensbuch - Die Kirche

Wenn Sie eine Kirche betreten, so treten Sie ein in das Haus Gottes, erfahren vom christlichen orthodoxen Glauben, von der Geschichte der Kirche und lernen die Kirche von Angesicht zu Angesicht kennen. Heute sind alle kirchlichen Gebäude für jeden zugänglich, die Kirche steht jedem offen, der mit ihr in Berührung kommen will. Es gibt dafür keine Hindernisse. Es gibt nur eine Hürde – den Unglauben. Wenn der Mensch nur einen Funken Glaubens an Gott und die Kirche hat, so kann und soll er sie kennen lernen und ihr Kind werden.

Natürlich gilt nicht jeder Mensch als Mitglied der Kirche, sondern nur jener, der mit Glauben das Sakrament der Taufe “im Namen der Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes” empfangen hat. Nur er kann voll am kirchlichen Leben und an allen Sakramenten teilnehmen.

Unter uns gibt es zurzeit jedoch viele, welche sich nach dem Empfang des Taufsakramentes im Kindesalter praktisch außerhalb der Kirche befinden, d. h. – wie wir sagen – nicht in die Kirche “gehen” und nicht wissen, was in der Kirche geschieht. Es gibt auch solche, welche das Sakrament der Taufe nicht empfangen haben und sich aus unterschiedlichen Gründen doch für gläubig und sogar orthodox halten: etwa weil sie dem großen russischen Volk angehören, welches einst als ganzes orthodox war; oder weil sie auf dem Gebiet Russlands leben und einen gemeinsamen Glauben mit den orthodoxen Russen haben möchten; oder weil sie inmitten eines anderen orthodoxen Volkes – wie zum Beispiel Georgier oder Ukrainer, Moldawier oder Weißrussen, vielleicht sogar Griechen, Rumänen oder Amerikaner – leben, aber sich aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Glaubens als orthodox fühlen und zur Heiligen Orthodoxen Kirche gehören möchten. Dann gibt auch solche, die sich wie Kinder fühlen, wenn sie in die Kirche kommen, die nicht wissen, wie man richtig an den kirchlichen Sakramenten teilnimmt, und sich schämen, ihre Fragen einem Priester zu stellen. Diesen Menschen ist der Weg in die Kirche nicht verschlossen und das Kennenlernen der Kirche nicht verboten. Für eben solche Gläubige ist unser Buch bestimmt. In diesem Kapitel erzählen wir, was wir Orthodoxe unter diesem großen Namen “Kirche” verstehen. Wir möchten, dass jeder Mensch, der dieses Buch gelesen hat, begreift, weshalb wir der Kirche mit so großer Ehrfurcht begegnen, warum wir sie als heilig bezeichnen, warum wir an sie glauben.

ALLGEMEINE BEGRIFFE

Was ist die Kirche? Wie können wir sie definieren?

Wenn wir sagen, dass die Kirche das Haus Gottes ist, so ist dies richtig. Erstens hat unser Herr und Gott Jesus Christus selbst die Kirche gegründet, zweitens lebt Er in ihr immerfort durch den Heiligen Geist, und Er erfüllt und heiligt sie stets durch Seine Gegenwart.

Wir können sagen, dass die Kirche eine Leiter zum Himmel ist, und auch das ist richtig. Wir steigen auf dieser Leiter in den Himmel zu Gott empor, und von dort kommen auf ihr die Engel zu uns hernieder, die uns helfen und die Ratschlüsse Gottes an der Welt und den Menschen, seinen Geschöpfen, erfüllen. Wir nennen die Kirche noch die Braut Christi, weil wir in ihr in einen Bund mit Christus, dem himmlischen Bräutigam unserer Seelen, eintreten.

Wo der Erlöser der Welt, der Herr und Allherrscher ist, dort ist das Himmelreich. Das ist die himmlische Kirche, in der der Herr, alle Heiligen und die Seelen der Gerechten sind.

Schließlich nennen wir die Kirche den Leib Christi, weil uns das die Heilige Schrift verkündet. Wenn wir durch das Sakrament der Taufe in die Kirche eintreten, verbinden wir uns mit Christus im Sakrament der Kommunion. Wenn wir im Sakrament der Kommunion Seinen Göttlichen Leib und Sein Blut unter den Gestalten von Brot und Wein empfangen, so werden wir zu Seinem Leib – zur Kirche – und zu Geschwistern in Christus.

DAS HAUPT DER KIRCHE IST CHRISTUS, DER ERLÖSER!

Kirche bedeutet auch das Kirchengebäude, wo wir uns zum Gebet und zur Teilnahme am Gottesdienst versammeln.

Unter Kirche verstehen wir auch eine Gemeinschaft von Menschen, die verbunden sind durch den orthodoxen Glauben und durch die Sakramente. Solch eine Gemeinschaft wird in der Orthodoxie Gemeinde genannt. Der Gemeinde steht immer der Pfarrer (Vorsteher) vor, das heißt ein vom Bischof ernannter Priester, auf dem die ganze Verantwortung für die Gemeinde liegt. Als Kirche im strengen Sinn des Wortes kann man nach den orthodoxen Kanones eine Gemeinde bezeichnen, die kanonisch bestellte Bischöfe, Priester und Diakone hat. Die Rechtmäßigkeit eines Klerikers wird durch die apostolische Sukzession, die Kanones, die Regeln der Konzilien und die kirchliche Disziplin festgelegt.

Abgesehen davon, dass wir über die Kirche als Leib Christi, als einen lebendigen Organismus, sprechen, wird auch die irdische Organisation als Kirche bezeichnet. Diese vereinigt alle orthodoxen Gemeinden, Diözesen (Eparchien) und Klöster zu einer einzigen kirchlichen Gemeinschaft und wird “Russische Orthodoxe Kirche” und “Universale Orthodoxie” genannt.

Wir, die wir in Russland leben, gehören der Russischen Orthodoxen Kirche an oder – was dasselbe ist – dem Moskauer Patriarchat.

Wir sagen, dass die irdische Kirche auch eine irdische administrative Struktur hat. Ohne sie könnte die Kirche in der Welt nicht existieren, könnte ihre Mission unter den Völkern nicht erfüllen. Die Kirche lebt und wirkt in der Gesellschaft und im Staat.

Jede orthodoxe Gemeinde hat ihre administrative Struktur. In unserer Kirche sieht sie folgendermaßen aus: Dem Pfarrer zur Seite stehen die Gemeindeversammlung, die über administrative und wirtschaftliche Belange entscheidet, weiterhin der Gemeinderat, welchem außer dem Pfarrer noch der “Starosta” (Kirchenältester), sein Stellvertreter (Helfer) und der Kassier angehören. Jede Gemeinde ist zwar selbstständig, untersteht aber auch dem Dekan (Dechant) und Bischof.

Der Dekan ist ein Priester, der den Auftrag hat, die kirchlichen Gemeinden eines Bezirkes zu leiten. Außer den Gemeinden (Pfarren) gibt es noch Klöster. Das sind monastische Gemeinschaften von Männern oder Frauen. Ein Mönch ist ein Christ, der strenge Gelübde abgelegt (siehe “Die Mönchsweihe”) und sich in allem der Kirche unterworfen hat. Ein Kloster wird meistens von einem Abt oder Archimandriten geleitet. Das Bischofsamt ist die höchste Weihestufe der Kirche, der Leitung eines Bischofs unterstehen alle Gemeinden und Klöster einer Eparchie. Alle Bischöfe sind administrativ dem Patriarchen unterstellt. Auch der Patriarch ist Bischof.

Das Landeskonzil der Russischen Orthodoxen Kirche wählt den Patriarchen auf Lebenszeit. Er trägt den Titel “HOCHheiliger Patriarch von Moskau und der ganzen Rus’”. Er ist der Ersthierarch und Vorsteher der Russischen Orthodoxie. Als Bischof leitet der Patriarch die Eparchie von Moskau.

Die irdische Struktur der Kirche entspricht der jeweiligen Zeit, der Epoche und den historischen und nationalen Besonderheiten. Sie ist in Vielem anderen menschlichen Organisationen ähnlich. Aber in ihr erschöpft sich keinesfalls das volle Leben der Kirche, sondern sie ist demgegenüber zweitrangig.

Die kirchliche Disziplin regelt die Beziehungen zwischen den Mitgliedern der Kirche im administrativen, kanonischen und wirtschaftlichen Bereich. Es gibt in der Kirche Regeln und Gesetze, das kanonische Recht, in dem das Verhalten eines Christen geregelt ist. Das Wichtigste in seinem Leben wird aber durch den Glauben an Gott, an die Heilige Schrift und an die heilige Überlieferung und durch das Wirken des Heiligen Geistes bestimmt.

Die irdische Kirche hat nicht nur eine administrative Struktur, sondern auch eine materielle: Kirchengebäude, Ikonen, eine Vielzahl von kirchlichen Geräten und finanzielle Güter. Kirchliche Angestellte helfen den Bischöfen und dem Patriarchen, die kirchliche Organisation zu leiten und das kirchliche Vermögen zu verwalten. Dies ist jedoch nur für die irdische Organisation unumgänglich, bleibt zweitrangig und ist nicht das Wichtigste. Jeder Mensch sollte beim Eintritt in die Kirche wissen: das, was er in der Kirche an Irdischem sieht und was staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen ähnelt, ist nur äußerlich gesellschaftlichen und staatlichen Organisationen ähnlich. Es ist ein Unglück, wenn ein Mensch in der Kirche die gleiche Unordnung, die gleichen Sünden wie in den anderen menschlichen Gemeinschaften zu finden sucht. Wir sprechen davon, dass die irdische Kirche infolge der Besonderheiten des menschlichen Verhaltens, infolge des menschlichen Charakters in dem Maße “krank” ist, wie es auch die Menschen sind, die zur Kirche gehören. Das gilt jedoch in keiner Weise für die himmlische Kirche, für die Kirche als solche, wie sie der Herr geschaffen hat.

Die Kirche ist heilig und makellos. Obwohl wir Christen, die wir die Kirche bilden, sündigen und die kirchlichen Regeln übertreten, wird die Kirche dadurch nicht herabgesetzt und verliert ihre Heiligkeit nicht. Denn die Kirche ist der Leib Christi. Wir können in der Kirche sein, wenn wir die Gebote Gottes befolgen, wenn der Geist Gottes in uns wohnt. Wir können die Kirche verlassen, aus ihr herausfallen, wenn wir eine Sünde begehen, wenn wir ihre Einheit zerstören, wenn wir an ihrem Leben nicht teilnehmen.

Nur der Mensch, der ständig das kirchliche Leben lebt, an allen ihren Sakramenten teilnimmt, kann sich als kirchlich bezeichnen, als wirklich orthodox, als echten Christen.

DER URSPRUNG DER KIRCHE

Im Laufe der Jahrhunderte hat der Herr durch Menschen, die Er auserwählt hat – nämlich Propheten – die Kirche geschaffen. (In diesem Zusammenhang ist es in der Orthodoxie üblich, von der “alttestamentlichen Kirche” zu sprechen. Dieser Terminus, der die [gottesdienstliche] Gemeinde des Alten Bundes bezeichnet, wird auch in diesem Buch wiederholt verwendet. – Anmerkung der Übersetzer.) Im Alten Testament hat Er die Menschen gelehrt, zu Ihm zu beten, wodurch Er sie weise zum Heil führte. Gott der Herr schloss mit der Menschheit einen Bund, den Bund am Berg Sinai. Er erschien dem Führer des auserwählten Volkes, dem Propheten Mose, und gab ihm die Zehn Gebote – ein Gesetz, welches das Volk Gottes befolgen sollte. Der Herr befahl Mose, das Bundeszelt (das erste Gotteshaus) zu errichten, in dem Seine Herrlichkeit weilte. Das Bundeszelt war das Urbild der künftigen Kirche, die Menschen kamen zum Gottesdienst und Gebet dorthin. Unter Salomo wurde in Jerusalem der Tempel errichtet. In ihm wurden Gottesdienste gefeiert und Gott Opfer dargebracht, bis der Erlöser, der Sohn Gottes, in die Welt kam.

Die neutestamentliche Kirche schuf der Erlöser selbst. Er wurde in der Welt als Mensch geboren, verkündete das Reich Gottes und lehrte das Volk. Er litt und starb am Kreuz. Er ist am dritten Tag auferstanden und fuhr schließlich in den Himmel auf. Er sandte seinen Jüngern und Aposteln den Heiligen Geist. Die Apostel festigten und bauten die Kirche unter Mitwirkung des Heiligen Geistes durch ihre Bemühungen und ihr Martyrium für Christus aus.

Unser Herr Jesus Christus brachte sich freiwillig als Opfer dar. Seither wurden andere Opfer unnötig. Auch der Jerusalemer Tempel wurde zerstört, und die Christen begannen ihre Gotteshäuser überall dort zu errichten, wo Gemeinden entstanden.

Die Kirche breitete sich aus, wuchs und erstarkte durch die Mühen der Apostel, aber ihr Fundament und einziges Haupt bleibt für alle Zeiten unser Herr Jesus Christus.

Viele Jahrhunderte sind seit der Zeit der Gründung der Kirche vergangen, viele Heilige erstrahlten in ihr. Die Kirche ist ein großes Welthaus, dessen Haupt Christus ist und in dem die Mutter Gottes, die Engel Gottes und die Heiligen wohnen, in dem auch wir wohnen, solange wir nicht selbst dieses Haus verlassen, wenn wir ihm Reichtum und Ruhm, stürmische irdische Leidenschaften und Sünden vorziehen.

In diesem Haus sind auch die Namen jener Menschen aufgeschrieben, die in dieses Haus erst eintreten werden, und sogar die Namen derer, die noch nicht geboren sind. Dieses Haus ist die Kirche Gottes, der Herr ist ständig in ihr gegenwärtig und der Heilige Geist erfüllt sie mit seiner Gnade und heiligt die Herzen der Menschen, welche die Kirche bilden.

In der Kirche sind die Gebete und Gesänge, die Sakramente und heiligen Handlungen, die Ikonen und liturgischen Geräte heilig. Hier heiligen wir die wichtigsten Momente unseres Lebens, wenn wir nach der Geburt im Sakrament der Taufe in sie eintreten, wenn wir beichten, den Leib und das Blut unseres Herrn empfangen, wenn wir heiraten und um Erleichterung für unsere Krankheiten im Sakrament der Krankensalbung beten. “In” der Kirche werden wir in die Ewigkeit übergehen, wenn uns unser Herr dorthin abberuft. Die Kirche umspannt unser gesamtes Leben von der Geburt bis zum Tod und verlässt uns auch nach dem Tod nicht. Die Entschlafenen, d. h. die Verstorbenen, sind mit uns Mitglieder der Kirche, aber der himmlischen Kirche.

Deshalb ist es für jeden unumgänglich, sich mit der Kirche zu befassen, ihre Struktur und den Sinn und Zweck ihrer Elemente zu kennen. Dieses Buch soll Ihnen helfen und Sie leiten, wenn Sie beschlossen haben, in dieses Haus einzutreten – in die eine, heilige, allumfassende und apostolische Kirche.

Weblinks

  • Die Entkirchlichung Artikel von Andrey Desnitsky über die heutigen Probleme der Integration ins kirchliche Leben, 9. Oktober 2009
Orthodoxes Glaubensbuch

Vorheriges Kapitel ( Vorwort der Übersetzer )

Inhaltsverzeichnis & Copyright

Nächstes Kapitel ( Das Kirchengebäude )