Emmeram von Regensburg

Aus Orthpedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.
Der Hl. Emmeram (links)

Gedächtnis: 22. September

Der hl. Emmeram (auch: Emmeran, Emeran, Haimeran, Heimeran, Heimrammi) (* Poitiers; † um 652 bei Feldkirchen-Westerham) war Bischof und Märtyrer.

Vita

Die Lebensbeschreibung des hl. Emmeram wurde von Bischof Arbeo von Freising auf Anregung des hl. Virgil, des Bischofs von Salzburg, um das Jahr 770, aus mündlichen Überlieferungen zusammengetragen. Demnach stammte der hl. Emmeram, aus Poitiers in Aquitanien. Seinem Namen nach, welcher “heimischer Rabe” bedeutet, war er germanischer Herkunft. Das Leben des hl. Emmeram gestaltete sich zum Ende wie eine lebendige Darstellung des Nachtraben in Psalm 101, Vers 7, der von allen verlassen auf dem Dach sitzt, und ein Bild des von seinen Jüngern verlassenen Christus darstellt. Emmeram war von hohem Wuchs und anziehendem Äußeren. Wegen seiner großen Frömmigkeit, Beredsamkeit und Bewährtheit in allen christlichen Tugenden, war er zum Bischof von Poitiers geweiht worden. Er zelebrierte täglich die Göttliche Liturgie, betete jeden Tag den ganzen Psalter, den er auswendig wusste, aus dem Gedächtnis, und durchwanderte unablässig seine Diözese, um das Evangelium zu predigen und seine geistlichen Kinder zur Annahme des Heils zu ermuntern. Alles was er lehrte bekräftigte er durch sein eigenes Beispiel. Er besaß große Freiheit im Umgang mit allen, hatte einen offenen Blick und war immer bedacht die Herzen seiner geistlichen Kinder zu erbauen. Verstockte Sünder suchte er in ihren Häusern auf, und führte sie durch seine flammende Beredsamkeit zur Buße zurück. Sowohl Reiche wie auch Arme, Weise und Einfältige strömte zu ihm, um von ihm geistlichen Rat und materielle Unterstützung zu erhalten. Besonders zeichnete sich Emmeram durch Mildtätigkeit aus. Bei seinen Wanderungen gab er alles was er bei sich trug oder geschenkt bekam an Bedürftige weiter, so dass er oft nur noch mit seinem Mönchsgewand bekleidet nach Hause zurück kam.

In Bayern

Da geschah es, dass er von dem Volk der Avaren hörte, dass in Pannonien, welches an der Ostgrenze des damaligen Frankenreichs (Karpatenebene) lag, erschienen war und noch im Heidentum hauste. Von dem Wunsch beseelt dort das Evangelium zu verkünden und wenn es Gottes Wille sei sein Leben für Christus hinzugeben, erforschte er im Gebet Gottes Einverständnis und nachdem er es erlangt hatte, bestimmte er einen Nachfolger für sich, verließ seinen Besitz und begab sich mit wenigen Begleitern auf die Reise. Auf dem Weg kam er, um das Jahr 649, nach Regensburg, wo Herzog Theodo regierte. Dieser nahm ihn freundlich bei sich auf. Als er aber hörte, das Emmeram zu den Avaren unterwegs war, wollte er ihn nicht weiter ziehen lassen, da er mit diesen verfeindet war. Der Herzog erwog vielmehr den Nutzen den Bischof Emmeram durch sein Beispiel und seine Unterweisungen seinem eigenen Volk, zu geben in der Lage war, denn obwohl das Christentum in Bayern bereits offiziell eingeführt worden war, waren Götzendienst und Aberglaube noch nicht überwunden; so pflegten die Bewohner aus einem Kelch, aus welchem sie sich bisher auf den Segen der Götter zugetrunken hatten, sich nun auch auf den Segen Christi und seiner Heiligen zuzutrinken. Als Bischof Emmeram erkannte, dass der Herzog ihn nicht zu den Avaren weiterziehen lassen würde, entschloss er sich, durch göttliche Eingebung bestimmt, in Bayern zu bleiben und gründlich an der Ausrottung des verbliebenen Götzendienst zu arbeiten. Augenscheinlich fand er auch Gefallen am Land und seinen Leuten, denn drei Jahren wirkte er unermüdlich in Städten, Flecken und Dörfern, beharrlich das Evangelium verkündend. Nur im Winter hielt er sich in Regensburg auf, wo die Kirche des hl. Georg, damals noch außerhalb der Stadt gelegen, seine Kathedrale war, in welcher er predigte, taufte und die göttliche Liturgie zelebrierte. Wenn die Frühlingssonne sich zeigte und die Wege gangbar machte, nahm er seinen Stab und wanderte in die Gegend der Altmühl, Laber und Naab, zog von Dorf zu Dorf, von Hütte zu Hütte, durch die dichtesten Wälder, und verkündete die Heilsbotschaft, warf Götzenbilder nieder und pflanzte das Zeichen der Erlösung auf. Selten ging einer an ihm vorüber, ohne dass er das Wort an ihn richtete. Unzählige Bekehrungen waren die Frucht seiner apostolischen Mühen. Nach Verlauf von drei Jahren empfing er von Gott, die Kunde von seinem baldigen Ableben. So bat er den Herzog um seine Entlassung, um nach Rom zu pilgern und an den Gräbern der Apostel und Märtyrer beten und sich auf den Tod vorbereiten zu können. Dies sagte er aber nur aus Demut, denn er wusste bereits, dass Gott ihn würdigen würde, das Martyrium, für Ihn zu erleiden. Hiervon sprach er, vor seiner Abreise offen mit seinem Priester Wolflete; dass, wenn er ihn einen grausamen Tod sterben sehen wird, niemand von ihm denken dürfe, er habe die Untat wirklich begangen, wegen der er das erleiden zu müssen scheint, denn neben einem reinen eigenen Gewissen, ist es, zum Nutzen des Nächsten, auch notwendig selbst den Anschein einer schlechte Handlungsweise zu meiden.

Martyrium und Tod

Vor seiner Abreise geschah es, dass Uta, die Tochter Herzog Theodos und ihr Verführer Sigibald, der Sohn eines Richters, zu den Füßen des Bischofs fielen und ihm gestanden außerehelichen Umgang miteinander gehabt zu haben, wovon Uta schwanger geworden sei. In großer Angst um ihr Leben baten sie ihn um Rat, wie sie dem Zorn des Herzogs ausweichen könnten, von welchem sie nur den Tod erwarteten. Bischof Emmeram tadelte beide heftig, dass sie die irdischen Strafen, welche vergänglich sind, so fürchteten, die ewigen Strafen aber anscheinend missachteten. Er legte beiden eine angemessene Buße auf, und erlaubte dann der Prinzessin die Untat auf ihn, den Abwesenden, zu werfen, um so leichter dem Zorn des Herzogs, welcher sehr ehrsüchtig war, zu entgehen. Bald danach wurde der Bischof, unter der Teilnahme des gesamten Hofes, mit aller Ehrerbietung verabschiedet. Aber als er erst drei Tage unterwegs war, kam Utas Zustand bereits an den Tag. Auf die Frage des entrüsteten Herzogs, wer der Vater des zu erwartenden Kindes sei, antwortete Uta gemäß den Anweisungen des hl. Emmeram, das der Bischof der Verführer gewesen sei. Nur mit Mühe gelang es den Mitanwesenden den erzürnten Herzog davon abzuhalten seine Tochter auf der Stelle mit dem Schwert zu töten. Statt dessen enterbte er sie und verbannte sie nach Italien, wo sie in Trauer und Buße ihr Leben beschloss. Sigibald soll sich bald geflüchtet und ein trauriges Ende genommen haben. Aber Utas Bruder Lambert schwor Rache, dem heiligen Bischof, dem vermeintlichen Verführer seiner Schwester. Er eilte ihm mit einer Schar Bewaffneter nach, und traf ihn, bei Helfendorf, nicht weit vom heutigen München, wo er, mit seinen zwei schon aus Frankreich mitgenommenen Begleitern, den Priestern Vitalis und Wolflete, rastete. Emmeram stand gerade im Gebet in einem Haus, vor, auf einem, an der Mauer, befestigen Schild, auf welchem Reliquien standen, und vor denen Lichter angezündet waren, und las die kirchlichen Tageszeiten. Auf den sich nähernden Hufschlag, wandte sich Emmeram an die besorgten Anwesenden mit den Worten, dass die Angekommenen ohne Schuld sind; sondern sie müssten von ihnen den Lohn für ihre Arbeit empfangen. Beim Anblick des Bischofs geriet Lambert sogleich in Wut. Vom Pferd herunter begrüßte er den Heiligen mit den Worten: “Sei gegrüßt Bischof und Schwager!“ Auf die männliche und ruhige Verteidigung Emmerams, der ihm vorschlug mit einem erfahrenen Mann die Sache vor den Bischof von Rom zu bringen und dort zu klären, hörte er nicht mehr, sondern stieß ihm mit seinem Stab vor die Brust und gab den Befehl, ihm die bischöflichen Gewänder abzunehmen. Als die Begleiter des Bischofs und die Bewohner des Ortes sahen, was vor sich ging, erschraken sie, und versteckten sich aus Furcht um ihr eigenes Leben. Bischof Emmeram aber wurde entkleidet, auf eine Leiter gebunden und auf einen großen Feldstein gelegt, der früher vielleicht einmal als Opferstein gedient hatte, worauf ihm nach altem germanischen Ritual Stück für Stück alle Glieder vom Leibe abgeschnitten wurden, mit denen er nach der Meinung seiner Richter gefrevelt hatte. Dann und wann, wie er es konnte, richtete Bischof Emmeram ein inbrünstiges Gebet an Christus, wie: “Herr Jesus Christus, Du hast mich mit Deinem Blut erlöst, Dir sage ich den höchsten Dank, dass Du mich von all den vielen Ländern zu diesem Ort hast führen wollen und in Deiner Liebe das Blut vergießen lässt, das unschuldig ist an dieser Sünde.“ Zwei der fünf Knechte, die den Befehl Lamberts ausführen mussten, gerieten in Furcht und beteten mit bleichem Antlitz aus tiefstem Herzen zu Christus um Verzeihung, für das was ihnen an diesem Unschuldigen zu tun befohlen war. Bischof Emmeram bat Christus, das ihnen nach ihrem Herzen gegeben werde. Die drei anderen Knechte aber zeigten die Bösartigkeit ihrer Herzen und waren ganz bei der Sache. Zuerst schnitten sie dem Heiligen die Zehen ab, dann die Finger, darauf beide Füße und beide Hände. Emmeram aber jauchzte im Gebet auf, dass Gott ihn würdigte den Sieg über alle Martern zu erlangen. Dann schnitten sie ihm auch die Nase und die Ohren ab, stachen ihm die Augen aus, und entmannten den Heiligen. Emmeram aber dankte unablässig Gott im Gebet. Als Letztes lies Lampert dem Heiligen auch noch die Zunge ausreißen. So verstümmelt ließen sie den hl. Bischof in seinem Blut liegen. Als sich die Gefährten des Heiligen wieder hervorwagten und ihren Bischof betrauerten, bat Emmeram um etwas Wasser. Vitalis aber erwiderte ihm, wozu er sich noch erquicken wolle, da er ohne allen Schmuck der Glieder verblieben sei, so dass er eher den Tod herbeisehnen müsse, als danach zu trachten noch weiter zu leben. Emmeram antwortete darauf, dass man das Lebensende hinausziehen müsse, um Buße zu tun und Gott gnädig zu stimmen, für die Schwachen. Zur Strafe für seine unbesonnenen Worte verhieß er Vitali, dass er in Zukunft, wenn er ein Getränk an den Mund setzen werde, den Verstand verlieren würde, ohne aber jemandem ein Leid zu tun, zum warnenden Beispiel für alle. In der Zukunft erfüllte sich diese Prophezeiung an Vitalis, der danach weiter in Regensburg arbeitete. Fast jeden Tag feierte er die göttliche Liturgie, las die Psalmen, war mildtätig und gutwillig gegen alle Bedürftigen und gastfreundlich, so dass er ohne Zweifel auf dem schmalen Pfad der zum ewigen Leben führt, die Höhe des Himmels erlangte. Wenn er fastete, gab er ein erbauliches Beispiel für alle. Wenn er aber nach beendetem Fasten aß oder trank, verlor er den Verstand und rannte alsbald mit verzerrtem Gesicht laut schreiend umher, über Plätze und Felder, Klüfte und Gräber, ohne aber jemandem ein Leid zu tun. Auch auf hohe Türme stieg er, ohne aber jemals abzustürzen. Die Gefährten des hl. Emmeram riefen nun Landleute herbei, die den grässlich Verwundeten verbanden und auf einen mit Ochsen bespannten Wagen legten, um ihn 3 bis 4 Stunden zurück, auf dem Weg woher er gekommen war, nach Aschheim zu führen, wo sich ein herzoglicher Hof befand. Bevor sich der Wagen des Heiligen in Bewegung setzte, erschienen plötzlich zwei Reiter, von wunderbarem Aussehen, wie man sie hier noch nie gesehen hatte. Sie fragten nach dem Verbleib der Glieder des Gemarterten. Man zeigte ihnen einen Weißdornbaum, unter welchen man die abgeschnittenen Glieder gelegt hatte. Nach damaliger Vorstellung, blieb nämlich derjenige, der seine Glieder verliert, ohne Schaden für seine Gesundheit, wenn diese mit Erde bedeckt würden. Sobald die beiden Reiter die Glieder aufgehoben hatten, verschwanden sie plötzlich. Da gingen dem Volk die Augen auf, dass die Hinrichtung des Bischofs das Martyrium eines Unschuldigen gewesen war. Deshalb gaben nun viele Bewohner des Ortes dem verstümmelten Bischof das Geleit. Auch Frauen begleiteten den Zug. Unterwegs, als man an einer Stelle ganz nahe bei der Isar war, erhob Emmeram plötzlich ein Geschrei und gab zu verstehen, dass der Augenblick seines Hinscheidens gekommen sei und dass man ihm vom Wagen herunter heben solle. Da hob man ihn vom Wagen und legte ihn ins frische Gras. Kurz darauf gab er unter Gebet und Segnung seiner Wunden, sowie derer, die sie ihm geschlagen, seinen Geist auf.

Gedächtnis an den Hl. Emmeram und Folgen seines Todes

Im Augenblick des Hinscheidens aber ging ein Licht aus seinem Mund hervor, wie eine gewaltige Fackel, die in hohem Flug in den Himmel einging. Die Luft wich zur Seite und der Glanz des Himmels erhellte, während ihres Hineingehens in den Himmel, die Gesichter aller Anwesenden wie ein Blitz. Alle befiel Furcht und Schrecken und kaum wagte man es den Leichnam eines solchen Mannes zu berühren und wieder auf den Wagen zu heben. An dem Platz, wo er starb, bewahrte sich, der Überlieferung nach, ein besonderes Klima, auf Grund dessen dieser Ort nicht mehr von Schnee bedeckt wurde, sondern das ganze Jahr über, sogar im Winter, wenn ganz Deutschland unter einer dicken Schneedecke liegt, Frühlingspracht und Lieblichkeit bewahrte. So blieb das Gedächtnis Emmerams bei den Anwohnern erhalten, denen noch nicht lange vorher bestimmte Haine und Bäume als verehrungswürdig gegolten hatten. Sie errichteten dort eine kleine Kirche, in welcher viele Gebete für Kranke erhört wurden. Heute befindet sich dort eine Feldkapelle mit Reliquien des Heiligen. Der Ort heißt Sankt Emmeram. In Helfendorf blieb das Gedächtnis an Emmeram dadurch erhalten, dass der Feldstein auf welchem der Heilige hingerichtet worden war, durch viele Wunder an Kranken berühmt wurde. Der Ort Helfendorf aber verwaiste auf lange Jahre und wurde zur Einöde, und seine Bewohner zerstreut, da sie dem hl. Bischof gegen seine Mörder nicht beigestanden hatten. Später wurde über dem Ort des Martyriums des hl. Emmeram eine Kirche errichtet, die im Jahre 1752 erneuert wurde. Den Schlüssel für die Kirche kann man bei der Küsterin erhalten. Direkt neben der Kirche fließt ein Bach vorbei, dessen Quelle nur einen Steinwurf weit entfernt liegt. Aus dieser Quelle wurde dem gemarterten Emmeram das letzte Mal Wasser gereicht. Der Leichnam Bischof Emmerams wurde zuerst in in der nächstgelegenen Kirche in Aschheim in der Kirche des hl. Petrus beigesetzt. Als die Wahrheit über die Schwangerschaft Utas an den Tag kam, wurde Lambert wegen seiner Grausamkeit in den Krieg gegen die Avaren geschickt, wo er bald umkam. Uta wurde nach Italien in ein Kloster gesteckt, Sigibald war geflüchtet, und die drei Knechte, die mit Wohlgefallen an der Hinrichtung Emmerams beteiligt gewesen waren, litten im Sterben große Schmerzen, während die beiden anderen Knechte, die sich selbst verurteilt hatten eines friedlichen Todes starben. Gleichzeitig mit dem Hinscheiden Emmerams brach ein 40-tägiges Unwetter los. Durch verschiedene Gesichte erkannten allmählich einige Leute in Regensburg, dass der Grund hierfür der unschuldige Tod des Bischofs war. So wurde beschlossen, Emmeram nach Regensburg zu überführen und ihn vor aller Welt zu ehren. Der Leichnam des Märtyrers wurde zu Aschheim erhoben und zu Wasser nach Regensburg gebracht. Das Schiff ist dabei ohne den Gebrauch von Rudern, wie von Engeln getrieben die Isar hinab bis Deggendorf und dann die Donau hinauf bis nach Regensburg gezogen, wo es von selbst vor der Stadt angehalten hat. Die auf ihm entzündeten Kerzen brannten trotz des um das Schiff herum fortdauernden Unwetters senkrecht nach oben, wie in der stillsten Kammer. Der Herzog, die Großen des Reiches, die Priesterschaft und andere empfingen den heiligen Leichnam mit großer Feierlichkeit. Priester trugen ihn in die Georgskirche, jetzt Sankt Emmeram, wo er zur Erde bestattet wurde. Im Augenblick der Beisetzung des Heiligen schlug das Wetter um und es wurde wieder klar. Unter Bischof Gawibald wurden die Gebeine Emmerams erneut erhoben um in die größere, angebaute Klosterkirche überführt zu werden, wo sie heute noch ruhen. Als der Grabstein mit viel Mühe, von mehreren Männern aufgehoben wurde, erschraken alle bis auf einen, als sie die Gebeine des Heiligen erblickten, und fielen rücklings zu Boden. Nur der auf der rechten Seite Haltende blieb, ganz allein den Grabstein haltend, stehen, wobei das andere Ende des Grabsteins in der Luft schweben blieb. Nachdem sich die Männer wieder gefasst hatten und aufgestanden waren, hielten sie den Grabstein wieder fest und legten ihn dann an der Seite nieder. Durch dieses Wunder wurden die Gebeine des Heiligen vor der Zerstörung durch den sonst herabgefallenen Grabstein bewahrt. Gleichzeitig scheint dieses Wunder blitzartig den geistlichen Zustand der links stehenden Männer zu offenbaren, indem es an die Festnahme Christi im Garten Gethsemane erinnert, als die Knechte des Hohepriesters auf die Antwort Christi, dass ER es sei, den sie suchen, ebenfalls erschraken und rücklings zu Boden fielen, weil sie, die ausgezogen wareneinen Menschen zu suchen, ohne es zu ahnen, auf Gott gestoßen waren. Weiter wird man an die Worte Christi gemahnt, mit denen ER jene Pharisäer tadelt, welche den Propheten die Gräber schmücken, und sagen, `wenn wir zur Zeit der Propheten gelebt hätten, würden wir uns am Blut dieser Heiligen nicht schuldiggemacht haben`, wodurch sie sich nach den Worten Christi selbst das Zeugnis geben, Söhne der Prophetenmörder zu sein. Die Inschrift auf dem jetzigen Grab Emmerams lautet: “Emmeramus, Bischof von Poitiers; kam, das Wort Gottes predigend, in das Land der Bayern, wo er zu Helfendorf um Christi willen gelitten hat anno 652 den 22. Sept., und ward hier in Regensburg begraben.” – Das Kloster St. Emmeram zu Regensburg wurde im Jahre 1803 aufgehoben und dem Fürsten von Thurn und Taxis überwiesen. Dieser ließ es zu einem Palast umbauen und erwählte es zu seiner Residenz. Die Klosterkirche wurde Pfarrkirche. Bei einer Öffnung des Grabes des hl. Emmeram im 17. Jahrhundert fand man die Gebeine des Heiligen so sie nach der Überlieferung von seinem Martyrium beschaffen sein mussten.

Wunder des Hl. Emmeram

An Wundern berichtet die Überlieferung von einer Frau, die als Beischläferin bei einem verheirateten Mann lebte, dessen Frau krank war. Als diese sich einer Wallfahrt zum hl. Emmeram anschloss und nur noch 200 Schritte von der Kirche entfernt war, begann sie plötzlich an allen Gliedern zu zittern, unfähig weder vorwärts noch rückwärts zu gehen. In großer Furcht rief sie um Hilfe. Als zufällig ein Priester vorbeikam, führte dieser sie beiseite, und fragte sie nach dem Grund für ihren Zustand. Sie beichtete ihr Vergehen und wurde daraufhin von ihrer Qual befreit, so dass sie nun ungehindertdie Kirche betreten und die Reliquien verehren konnte. Ein anderes Mal wurde eine Magd verhext, und begann unüberwindliche Abneigung gegen jede Speise zu empfinden. Wenn man ihr etwas mit Gewalt eingab, spuckte sie es mit Blut vermischt sogleich wieder aus. Ein Jahr lang lebte sie so, tat dabei ihre Arbeit wie gewohnt und nur die Blässe ihres Gesichtes deutete auf ihren Zustand. Dann empfahl einer mit ihr zum hl. Emmeram zu pilgern. Als sie sich erst in der Nähe der Kirche befanden, wo die Reliquien des Heiligen ruhen, spürte die Magd bereits starken Hunger, und verlangte nach Brot. Nachdem sie die Reliquien verehrt hatte, kehrte sie wieder gesund nach Hause zurück. Weiter berichtet die Überlieferung von einem gottesfürchtigen Mann, der zur Erlangung der Verzeihung seiner Sünden zum hl. Emmeram pilgerte. Auf dem Weg fiel er unter die Räuber, bekam einen Knebel in den Mund gestopft, so dass er keinen Laut mehr von sich geben konnte, und wurde nach Frankreich gebracht, wo er als Sklave verkauft wurde. Während dieser Zeit fastete der Mann oft und betete inständig zu Gott und zum hl. Emmeram, das er wieder in seine Heimat zurück dürfe. Nach Verlauf eines Jahres verkaufte man ihn weiter nach Norddeutschland, an die Weser, an einen noch heidnischen Volkstamm. Hier erwarb er sich die Achtung des örtlichen Fürsten, durch seine Geschicklichkeit im Häuserbauen und anderen handwerklichen Fähigkeiten. Als an dem Ort wohin er verkauft war ein verheirateter Mann starb, wurde ihm vom Fürsten befohlen dessen Witwe zur Frau zu nehmen. Er aber weigerte sich mit dem Hinweis darauf, dass er Christ sei, und bereits verheiratet, und dass seine Frau noch lebe und er deshalb nicht nochmal heiraten dürfe. Dies legte man ihm aber als geheimen Fluchtplan aus, und drohte ihm, ihn an die noch wilderen Sachsen weiter zu verkaufen, damit sie seinen Kaufpreis nicht verlieren. So gab der Mann schließlich nach und heiratete die Witwe. In der Hochzeitsnacht aber versuchte er seine neue Frau dazu zu überreden nur zum Schein ein normales Eheleben zu führen, da er, wie bereits erwähnt, schon verheiratet sei. Seine neue Frau war aber überhaupt nicht damit einverstanden. Da erklärte er ihr, dass sie nach christlichen Brauch wenigstens drei Tage warten müssten, bevor sie zusammen kommen dürfen. Während dieser Zeit vermehrte der Mann noch seine Gebeten und fastete dazu. In der darauffolgenden Nacht erschien ihm im Traum der hl. Emmeram und befahl ihm, das im oberen Stockwerk liegende Brot zu nehmen und gleich nach Bayern zurückzukehren. Zu seiner Verwunderung fand der Mann tatsächlich ein Brot, wo es ihm im Traum angezeigt worden war, und verließ noch in derselben Nacht das Haus. Mit Hilfe dieses Brotes wanderte er in 14 Tagen bis nach Bayern und kam gerade zu Beginn des Gottesdienstes in Regensburg und bei der Kirche des hl. Emmeram an. Nach der Teilnahme am Gottesdienst, erzählte er vor der Kirche, allen von seiner Odyssee und verteilte den Rest seines Brotes, von welchem noch ein Drittel übrig geblieben war, an die Zuhörer.

Quelle

Dieser Text stammt aus: "Orthodoxe Heiligenleben", Vorabdruck im Internet, S.257ff. Scan des Kapitels über den Hl. Emmeram. Mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber.